Kapitel 7 - Aus dem Weg gehen
Eine Woche war bereits vergangen und alles schien soweit äußerlich beim Alten. Die Verletzungen der beiden Pro Helden waren gut verheilt, und Recovery Girl war endlich dafür, dass Shota den Arm nicht mehr allzu sehr schonen musste. Dem angekündigten Training stand also gar nichts mehr im Weg. Doch wann auch immer Eraser versuchte ein Gespräch mit Mic zu beginnen, hatte dieser etwas anderes vor und verließ fluchtartig den Raum. Manchmal wandte er sich sogar schon um, wenn er den dunklen Haarschopf nur aus der Ferne entdeckte, was es unmöglich machte, mit ihm zu sprechen oder einen Trainingstermin abzumachen.
Jahrelang hatte sich Aizawa gewünscht, dass man ihn nicht immer in einem Atemzug mit Hizashi erwähnen würde, oder der Voicehero nicht immer an seiner Backe klebte. Schließlich waren sie zwei eigenständige Menschen und nicht verwachsen. Dass der Wunsch nun plötzlich in Erfüllung gegangen schien, tat ihm aber tatsächlich mehr weh, als dass er Freude darüber verspürte. Ob das nur an den Umständen lag und es anders wäre, wenn Yamada auf anderem Wege zur Einsicht gekommen wäre? Laut Nemuri sollten sie ihm einfach Zeit geben um sich wieder einzukriegen, aber Shota hielt das für eine bescheuerte Idee. Gerade so jemand wie Yamada, der eigentlich immer entweder mit Midnight oder ihm im Schlepptau unterwegs gewesen war und wie ein Wasserfall reden konnte, wollte eigentlich nicht allein und stumm sein und dennoch ging er ihnen dieser Tage aus dem Weg und wollte nicht einmal belanglos plaudern.
Selbst nach dem Lehrermeeting war der Blonde der erste, der aufsprang und sich entschuldigte, dass er noch zu einem seiner anderen Jobs müsste, vermutlich hatte er bemerkt, dass Shota ihm ständig Blicke zuwarf, obwohl er sich absichtlich weiter weg von den beiden Freunden gesetzt hatte. „Mic, warte!", brüllte Shota ihm hinterher, doch die Tür war hinter dem Mann längst ins Schloss gefallen. „Scheiße, nochmal." Fluchend schlug Aizawa mit der Faust auf den Tisch.
Die anderen Lehrer waren erstaunt über den Wutausbruch des sonst so zurückhaltenden Kollegen. Dem war es jedoch egal, was die anderen von ihm hielten, und wollte Yamada hinterhereilen, doch Nemuri hielt ihn zurück, in dem sie sich vor die Tür stellte. „Lass es, Eraser. Er braucht einfach Zeit", erinnerte sie ihn und versuchte so nett wie möglich zu klingen. Obwohl sie nur ein Jahr älter war als die beiden Männer fühlte sie sich oft wie eine Aufpasserin für die beiden. Wie eine große Schwester, die auf ihre jüngeren Brüder ständig achtgeben musste.
„Bullshit. Er schotet sich ab, merkst du das nicht?", fuhr er sie an und schüttelte ihre Hand ab. Er wusste schließlich, wovon er sprach, immerhin hatte er das damals auch gemacht. Aber damals hatte Yamada nicht lockergelassen und war ständig bei ihm geblieben, was zumindest dafür gesorgt hatte, dass sie sich nicht aus den Augen verloren. Natürlich war Shota nicht der Typ Mensch dafür, ebenso zu einer Klette zu werden, aber er würde schon einen anderen Weg finden, wie er für Hizashi da sein konnte. Ihn jedoch allein zu lassen, schien keine Lösung zu sein, doch ihm fiel auch nicht wirklich eine andere Lösung ein.
„Wollt ihr uns vielleicht erklären, was vor sich geht? Es ist ja nicht zu übersehen, dass Mic euch beiden aus dem Weg geht", merkte Cementoss an, „und das schon seit Tagen. Hattet ihr Streit?" Und dabei waren die drei Kollegen oft als Trio anzutreffen, auch wenn man Eraserhead oft ansah, wie wenig ihm das in den Kram passte, doch er wehrte sich auch kaum dagegen. Doch der momentane Umstand machte das Kollegium und auch die Schüler doch recht stutzig.
„Er hat seit der schiefgelaufenen Mission bedenken, ob er als Held eine Daseinsberechtigung hat. Er braucht einfach Zeit, darüber nachzudenken und wieder zur Vernunft zu kommen", erklärte Midnight, was Shota nur mit einem Kopfschütteln kommentierte. Wenn man Yamada zu viel Zeit zum Nachdenken gab, dann endete es meist nie wirklich gut. Schließlich konnte er sich vorstellen, was ihn im vor ging und nicht darüber zu reden, war keine gute Idee. Wer, wenn nicht Eraser, wüsste das am allerbesten.
„Das erklärt zumindest, wieso er es vorhin so eilig hatte, als ich ihn gefragt habe, ob er mir bei der Heldenübung zur Seite steht", dachte Toshinori laut nach und kratzte sich am Kinn, „vielleicht sollte jemand Außenstehender mit ihm reden." Vorsichtig sah er die beiden jüngeren Kollegen an.
„Lasst ihn doch einfach alle in Ruhe. Er braucht einfach etwas Zeit, bis sich das wieder einrenkt. Er kommt schon zur Vernunft!", wiederholte Midnight eindringlich, sah streng in die Runde und verließ dann den Raum, da sie keine weitere Diskussion duldete. Hizashi brauchte einfach nur Ruhe, zumindest war das ihre Meinung dazu. Jeder hatte mal Zweifel, und nervende Kollegen halfen nie wirklich weiter.
Shota folgte ihr kurz darauf, konnte aber nicht leugnen, dass All Might vielleicht recht hatte. Aber das würde er gewiss nicht laut zugeben, obwohl er sich kurz umwandte und dem Blonden kurz in die Augen sah, ehe er durch die Tür trat. Irgendetwas sagte ihm, dass er Nemuri ebenso nicht allein lassen sollte und die Freundschaft der drei momentan auf eine harte Probe gestellt wurde.
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