shopping
Ich wurde durch einen elendigen Lärm geweckt. Ich hob aus aus schlug mit der Handfläche fest auf das Nachtkästchen. Au ! Ich hatte schon ganz vergessen nicht mehr zu Hause zu sein. Und hier keinen Wecker hatte, Seufzend stellte ich fest, dass dieses nerventötende Geräusch aus meinem Handy kam. Aus dem iPhone. Mit noch halb geschlossenen Augen hob ich ab. "Gr.... Eleanor Calder?", stellte ich mich vor. Beinahe hätte ich mich verplappert. "Ich bins, Gemma." "Achso, Hey. Was gibts?" "Ich wollte dich fragen, ob du mit Perrie und mir shoppen gehen möchtest." "Perrie", fragte ich nachdenklich, stand auf und ging ins Wohnzimmer, um dort weiter zu telefonieren und um den immer noch schlafenden Louis nicht zu wecken. "Die Verlobte von Zayn", erklärte mir Gemma.
Zayn. Ich war noch immer ein bisschen sauer auf ihn, aber nur ein kleines bisschen. Von wo hätte er denn auch schon wissen sollen, dass Eleanor nicht Eleanor war? "Aha, okey. Weiß sie über mich bescheid?" "Nein, ja. Keine Ahnung." "Was bedeutet das?" "Dass ich es nicht weiß." "Hast du es ihr denn gesagt?" "Nee." "Gut." Manchmal war sie schon ziemlich chaotisch. Aber das machte sie eben aus. "Wann kommst du dann?" "In einer Stunde... Naja kommt darauf an. Wohin denn überhaupt?" "Naja, halt durch die Shops in den Londoner Straßen. Die sind direkt vor deiner Nase." "In 45 Minuten?" "Okay, bis dann, Eleanor." "Ähhh ja. Bis dann." Ich legte auf. Es war ein komisches Gefühl, mit einem anderen Namen angesprochen zu werde, doch daran musste ich mich gewöhnen. Eleanor würde bestimmt bald wieder da sein. Und damit meine ich die wahre Eleanor. Und jetzt war shoppen angesagt!
Doch - woher sollte ich das Geld nehmen? Als ich das iPhone wieder in die Tasche fallen ließ, nahm ich unbewusst das kleine schwarze Portmonee mit raus. Ich strich sorgfältig mit den Händen darüber und betrachtete die kleinen Strasssteinchen, die an der Seite angebracht waren. Zögernd öffnete ich es. Kreditkarten, Geld. Nicht gerade wenig. Sollte ich? Sollte ich das Geld zum Shoppen mit Gemma und Perrie ausgeben? Einerseits war es jetzt mein Geld. Aber andererseits.... Wenn die wahre Eleanor dann da sein würde - Zoff und Stress .... Und selbst hatte ich keinen einzigen Cent von zu Hause mitgenommen. Also konnte ich nur hoffen, dass Louis "seiner über alles geliebten" Freundin ein bisschen Geld geben würde. Denn ohne wäre es ja auch ziemlich doof. Doch da mein "Freund" noch schlief, machte ich mich mal daran, mich zu duschen. Die Perücke verstaute ich dabei irgendwo im Wäschekorb. Nur um sicher zu gehen.
Ich war gerade dabei mir einen Kaffee zu machen, als er schließlich aus dem Schlafzimmer getrottet kam. Er schien nicht ziemlich überrascht darüber zu sein, dass ich schon wach war.
"Guten Morgen", begrüßte ich ihn und setzte meine Tasse ab, "Kaffee?" Er nickte und so begann ich, noch ein zweites Heissgetränk zu bereiten. Wir saßen uns gegenüber, meine Tasse beinhaltete nur noch ein kleines Tröpfchen, als mir die Sache wegen dem Geld einfiel. "Ähm...Louis?", fragte ich und kratzte mir am Kopf. "Hm?" "Kannst....du mir.. Etwas Geld leihen?" Insgeheim kreuzte ich meine Finger und drückte meine Daumen, dass er ja nicht so war wie Zayn und immer alles nachhakte und hinterfragte. Oder Liam. Oder Harry. Oder Niall.
"Wieso denn?" "Gemma und Perrie gehen heute mit mir shoppen." "Hast du nichts mehr?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab meine Geldtasche irgendwo verlegt. Ich schwöre, ich zahl es dir zurück", bettelte ich, wobei ich mich fragte, wie ich das zurückzahlen konnte. Mit Eleanors Geld? Wohl kaum. Ich war kein Mädchen, dass andere beklaute und diese Gelegenheit noch dazu so richtig ausnutzte. "Hm....ja warte", murmelte er schließlich und schob einen 50 Pfund schein zu mir hinüber. "Danke. Du bekommst es morgen zurück." "Nein, musst du nicht", weigerte sich Louis. "Doch, doch." "Nein. Du weißt, dass ich genug habe..." Bei diesem Satz kam ein länger Seufzer von ihm und ich fragte mich ob er vielleicht doch nicht so glücklich mit seiner Band war, als er vorgab. Naja,vielleicht sollte ich das eigentlich schon wissen. Egal. Jedenfalls war ich erleichtert darüber, dass ihr mir das Geld gab. Und ich hatte ihn nicht dazu gezwungen. Er hatte es freiwillig getan.
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Rasch stand ich auf und sah aus dem Fenster und öffnete es. Gemma und ein anderes Mädchen. Das musste also Perrie sein. "Komme gleich!", schrie ich hinab und bekam als Antwort "Jaja, schon in Ordnung", wusste aber nicht von wem, den ich war schon wieder vom Fenster weggelaufen und zog mir rasch den Wintermantel und dann - das schuhregal. Mein Gehirn steuerte meine Hände zu Converse. Converse mit der amerikanischen Flagge. Zur Info, ich bevorzugte flache Schuhe mehr als hohe.
Ich wollte mich gerade zum gehen wenden, als Louis mich unterbrach. "Deine Tasche!" Ich lief rot an. Auf die hätte ich beinahe vergessen. Schnell lief ich wieder hinauf und nahm diese, sie lag auf einem Stuhl an die Sessellehne angelehnt. "Danke, tschüss!", verabschiedete ich mich. "Viel Spaß", kam es von Louis, das klang aber nicht gerade motivierend. "Keine Angst, ich komme schon wieder", antwortete ich lachend, dann riss ich die Wohnungstür auf, ohne sie wieder zu schließen und flitzte die Treppen ins Erdgeschoss hinunter.
"Hey", begrüsste ich die beiden und reichte einer nach der anderen die Hand. "Hast uns vergessen?", fragte Perrie leicht grinsend, worauf ich sie sofort musterte. Die Haare hatten einen beinah Platinblonden ton, aber sie hatte ein nettes Lächeln und ihr Style war echt cool, er hatte einen rockigen und flippigen Touch. Alles in einem wirkte sie sehr sympathisch und freundlich auf mich und hoffte, dass sich das auf bewahrheiten würde.
Zusammen schlenderten wir durch die Strassen und ehrlich gesagt war ich ziemlich verwundert gewesen, dass niemand uns erkannt hatte. Kein einziger Mensch. In dieser Großstadt. Das war verrückt. Aber gut. Wir gingen in viele verschiedene Läden und ich musste darauf achten, bei den Klamotten sowohl meinen auch als Eleanors Geschmack zu treffen. So kam es, dass, wenn etwas nur Grace's Stil entsprach, Gemma immer den kopf schüttelte. Und wenn etwas auf Eleanor zutraf, nickte sie. Und wenn es ihr noch dazu gefiel, nickte sie zweimal. Und durch diese Methode schöpfte Perrie keinen verdacht, Eleanor könnte jemand anders sein.
"Nein ich weiss nicht", murmelte ich und strich über den feinen Stoff der fuchsiafarbenen Bluse mit den vereinzelnden Glitzersteinen. Ja, ich liebte Glitzersternchen und so zeugs. "Wenn du meinst", antwortete mir Gemma, der schon zwei Tüten voller Klamotten vom Ellenbogen baumelten. Genauso wie Perrie. Nur ich hatte noch keinen einzigen Penny ausgegeben. "Nimm's wenns dir gefällt, El. Wenn nicht, schauen wir einfach weiter", ergänzte auch Perrie. Und so legte ich die Bluse wieder sorgfältig zusammen und gab sie zurück ins Regal, wo ich sie zuvor entnommen hatte.
Allmählich sanken die Hoffnungen, noch irgendetwas Schönes für mich zu finden. Alles wäre ja nicht so schwierig- hätte Eleanor Calder nur einen poppigeren Style. Naja. Ich hatte mir eingebildet, die Sache weiterzumachen, jetzt musste ich sie auch zu Ende bringen. Wir wollten gerade einen Zebrastreifen überqueren, als mir ein Geschäft auffiel. "Stop!", rief ich. In derselben Sekunde drehte sich meine Begleitung zu mir um. "Was ist denn?", fragte Perrie und sah sich verwundert um. "Da drüben", erklärte ich kurz und zeigte auf den Laden, der an der nächsten Strassenecke stand. "Tattoos und Piercings?" Gemma warf mir einen warnenden Blick zu, doch ich konnte nur lachen. "Nein, links daneben!" "Waveboards und co?", kam es diesmal von Perrie. Ich nickte. "Ich glaube, da finde ich was ich will."
"49 Pfund, bitte." Ich schob das Geld über den Tresen und bekam 1 Pfund retour. Stolz betrachtete ich das Waveboard, das ich soeben gekauft hatte. Mein altes stand zu Hause, in einer ecke und wartete darauf, wieder gefahren zu werden. Doch für eine zeit lang, auch wenn sie wahrscheinlich nur kurz sein würde, hatte ich einen wundervollen Ersatz gefunden : Es war blau. Mit Türkisen spuren. Und schwarzen Rädern. Und war auch noch in sonderaktion und so hatte ich es um den halben Preis bekommen.
"Seit wann fährst du denn waveboard?" Ich blickte auf die Seite zu Perrie, die mich neugierig begutachtete. "Ich..ähm...wollte einfach nur mal was neues ausprobieren", sagte ich und nickte dazu eifrig. Gerade noch die kurve gekriegt! Von meiner jahrelangen Erfahrung konnte ich als Eleanor ja schlecht prahlen. "Dann kannst du ja nächstes Mal mit zum Skaterplatz kommen", freute sich Zayn's Freundin. "Ja würde ich echt gerne!" Auch Gemma wirkte zufrieden.
Ich hatte mich eingelebt. Hatte Freundinnen gefunden. Verstand mich mit Louis. Doch es gab da nur ein kleines Problem: Ich war Grace und nicht Eleanor. Und früher oder später würde alles Rauskommen. Dann würde ich alles verlieren, was ich bereits aufgebaut hatte. Und irgendwie- auch wenn es jetzt komisch klingen mag - wollte ich gar nicht dass Eleanor zurückkam. Ich wollte Eleanor sein.
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