broken (epilog)


Ich setzte mich an den Randstein. Ich hatte gerade alles verbockt, ich weiß, ich wollte es so, wollte weg von hier, wollte nur nach Hause, ein normales Leben führen, falls dies noch möglich war. Langsam entsperrte ich das Display, ich hatte alle zeit der Welt. Ich war allein, hatte keine Freundinnen.... Ich denke nicht, dass Perrie mir nochmal verzeihen würde. Und Gemma? Wir hatten in letzter Zeit fast nichts mehr voneinander gehört, bei einer Freundschaft wäre das anders. Außerdem hatte Louis ja einen miesen Verdacht, der mich nicht gerade berauschend fühlen ließ.

Als ich die Nachricht las, weiteten sich meine Augen. Ich presste die Lippen zusammen, nein, das konnte nicht wahr sein..... Eine Träne klatschte auf mein Handy, dann ließ ich es deprimiert sinken. Den Kopf vergrub ich in meinen Knien. Ein eiskalter Windstoß machte die jetzt schon beschissene Situation noch schlimmer. Shit Happens. Bei mir eben öfters als bei den übrigen Menschen, die ich kannte.

Ich wischte mir nochmal die tränen aus den Augenwinkeln, um nochmal einen Blick auf die Nachricht zu werfen. Vielleicht hatte mir mein Gehirn einen Streich gespielt? Mir das nur eingebildet? Ich seufzte, als es nicht so war. Da stand schwarz auf Weiß geschrieben:


Hey Gracey!
- Gracey, sie hatte mich die ganze Zeit wie ein Kleinkind gennant, Und mir hast nichts ausgemacht! - Ich muss dir was beichten, ich denke, dir kommt die ganze Sache überhaupt schon ein wenig seltsam vor..... Ich bereue es jetzt schon, es getan zu haben, aber ich hasse es zu lügen, ich kann nicht länger mit diesem Schuldbewusstsein leben. Ich sag's einfach kurz: ich habe dich beinhart angelogen. El ist nie weg gewesen. Sie war bei mir zu Hause, sie hatte sich schon lange Freiheit gewünscht. Und dann hab ich eben dich kennengelernt. Hast du echt gedacht, dass ich schon nach so kurzer zeit feststellen konnte, ob du nett warst? Ich wollte nur El einen gefallen machen. Jetzt hast du den Scherben auf. Oder ich. Keine Ahnung. Auf jeden Fall bereue ich es, ein unschuldiges Mädchen in die scheisse gezogen zu haben. Du wirst mir nie verzeihen. Aber eigentlich wärs ja ganz nett oder? Gemma 

"Eigentlich wärs ja ganz nett", spotte ich schniefend und verdrehte die Augen. Bitch. Meine Illusion hatte sich bewahrheitet. Früher unerdenklich gewesen, jetzt die pure Wahrheit. War wirklich das einzig nette Mädchen im Umfeld von One Direction Perrie? Da fiel mir ein, dass sie mich vor Gemma gewarnt hätte. Als ich noch El war und wir beide auf dem Skaterplatz. Als ich ihr erzählt habe, wie nett sie doch war. Von Anfang an hatte sie mir klar gemacht, dass eine Freundschaft mit Gemma nicht gut gehen würde. Ich war so blöd gewesen. Naja damals hatte ich Perrie nicht so ausstehen können, hatte sie ja kaum gekannt....

Ich musste weg, wollte weg. Ich tippte Kates Nummer ein. Sie war die letzte Person, zu der ich noch im geringen Kontakt haben mochte, sie war ja auch meine Schwester. Nur hoffe ich, dass sie auch rangehen würde. Bitte, bitte, bitte.... Ich will nach Hause. Hab keine der Ausreden, ich brauche dich. Doch es war, wie es kommen musste. Mailbox.

"Kate, komm. Ich brauch dich, ich kann nicht mehr. Hol mich ab und ich erklär dir alles. Ich sitz bei der Weststreet 42, am Gehsteig. Drüben sind deine Jungs drin....", schluchzte ich in den Hörer und legte auf. Die konnte mich jetzt nicht hängen lassen.

Während ich so dahockte, die Passanten mich kosmisch ansahen, sich alte Omas davor bewahrten, sich zu mir zu beugen und fragen, ob Mama mich vergessen hatte. Ich fand wieder mal Zeit zum Überlegen. Diesmal dachte ich über mein ganzes Leben nach, nicht nur über einen bestimmten Abschnitt. Ich starrte auf den Asphalt. Kindheitsbilder schlichen sich in meine Gedanken. Als noch alles friedlich und gut war. Es noch kein One Direction und Little Mix existierte, Eleanor Calder ein Nobody war. Als meine Schwester und ich nich ein Herz und eine Seele waren, unzertrennlich. Ich erinnerte mich an meinen ersten Tag im Gymnasium. Ich kannte niemanden, doch Kate, die drei Stufen höher war als ich, half mir, Freundschaften zu schließen. Ich hatte beste Freundinnen gefunden. Meine allerbeste hieß Sasa, sie war einfach perfekt und wunderbar, waren nicht voneinander zu trennen. Doch wir haben und aus den Augen verloren. Ihre handynummer stimmt nicht mehr. Ihre Adresse, keine Ahnung. Ich wünschte, sie wäre hier, neben mir, um mich zu beruhigen. Sie war das einzige Mädchen in meinen Leben gewesen, das es geschafft hatte, mich aufzuheitern... "Sasa", hauchte ich leise, "Ich brauche dich."

Schniefend sah ich auf. Ein Gewitter kündigte sich an. Herrlich. Bitte, Kate. Verzweifelnd sah ich aufs Display. Keine neue Nachricht, kein verpasster Anruf. Seit drei Tagen war sie nicht mehr auf WhatsApp gewesen! Ich erhob mich und strich das Kleid glatt. Jetzt musste ich wohl auf eigene Faust nach Hause. Den Wegweisern folgen, egal, wie viele Stunden es in Anspruch nehmen würde. Sonst würde ich hier noch verrecken!

In diesem Moment, begann es auch schon zu prasseln, wenige Tropfen, aber die würden schon noch mehr werden. Kaum eine Menschenseele war hier unterwegs, außer Herrchen mit ihren Hunden. Bobby und ich. Nie wieder würden wir raus gehen können. Und ich hatte ihm damals versprochen, bald wieder da zu sein. Er hatte gewartet. Aber ich war nie gekommen. Noch ein Grund, warum meine Seele zerbrochen war.

Mir war eiskalt. England, Winter, Regen, teilweise Schnee. Und ich in einem kurzen Kleid und Ballerinas. Keine Mütze, keine Jacke, kein schal, keine Strümpfe. Ich kam mir wie eine stehen gelassene Braut vor. Da würde ich mir noch eine schöne Erkältung einfangen. Na Bravo.jetzt auch noch eine Woche ans Bett gefesselt. Wenigstens fiel im Regen nicht auf, wenn ich weinte.
Meine Beine schmerzten, scheinen vor Kälte auch noch bald am Boden festzuwachsen. Mein Hals wurde schon rau, meine Nase tropfte ein wenig. Ich war müde. Körperlich am Ende. Meine Haare lagen in nassen Strähnen leicht über meine Schultern und mein Kleid war schon ziemlich durchgenässt. Doch ich durfte jetzt nicht eine Pause einlegen, die Stadt stand schon auf einem Schild. Nur noch ein Kilometer! Ein Kilometer nahm eine viertel Stunde in Anspruch. In diesem Moment vibrierte mein Handy, das ich noch immer in meiner rechten Hand fest umklammert hatte. Es fühlte sich an, als wäre ich daran festgefroren.

Ich drückte mehrmals auf den Knopf, doch es blieb schwarz. Beim einschalten passierte nichts, Shit. Jetzt hatte mein Handy wegen Kälte versagt! Oder wegen des Regens! Wut brauste in mir auf, die ich irgendwo auslassen musste. In diesem Moment schleuderte ich das Samsung Galaxy S3 mit voller Wucht auf den Asphalt, es zersprang in tausend Teile. Und es fühlte sich doch so gut an.

Ich bückte mich, um die SIM-Karte aus den Trümmern zu entfernen und schnitt mich dabei an einer der Scherben. "Verdammt nochmal!", fluchte ich, als Blut aus der Fingerkuppe meines Zeigefingers tropfte.

"Grace?", kam plötzlich die Stimme hinter mir. Ich antwortete nicht, es wäre bestimmt nur irgendjemand, der mich wieder zurück zu Perrie und Zayn bringen wollte. Doch mein Entschluss stand fest. "Nein."

"Was ist los...ich bin sofort her....." Ich drehte mich um und blickte in Türkise Augen mit dunklen Rändern. Weiße Sprenkel , die die Pupille umrandeten. Augen, wie sie nur eine auf dieser Welt hatte. "Kate", sagte ich mit einem kühlen Gesichtsausdruck. Ihre Augen verloren abrupt an wärme. "Grace." Ich nickte, ging an ihr vorbei zu ihrem Auto, dass sie am Straßenrand geparkt hatte. Wortlos und klitschnass setzte ich mich. Wärme umströmte mich. Allerdings nicht die Wärme, die normalerweise zwischen Geschwistern herrschte. Nein, einfach nur die Wärme der Autoheizung.


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