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Ich wusste nicht so genau wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Verlegen fuhr ich mir durchs Haar, was wäre die beste Antwort? Also, erst mal: ich stehe nicht auf Louis, ich bin eigentlich selten verknallt, aber wenn, dann so richtig. Aber das war zum letzten Mal vor zwei Jahren gewesen. Im Winter. Wir hatten uns auf dem Weihnachtsmarkt kennengelernt, hielten kurz Kontakt und haben uns dann aus den Augen verloren. In Sachen Liebe war ich kein Glückskind. Zurück zum jetzigen Zeitpunkt.
"Nein...nein...es tut mir leid, aber....", weiter kam ich nicht, ich wollte ihn ja nicht verletzen. Dabei war es ja logisch gewesen, dass ich die zweite Wahl wäre. Immerhin war ich die nächstbeste, die El ähnlich sah. Die perfekte Doppelgängerin. "...ich...Steh...nicht...auf dich." Verlegen sah ich zu Boden und fuhr mit meinen Ballerinas zwischen den Kieseln herum, das alles war mir ein wenig unangenehm.
"Ist schon okey, hatt ich mir schon gedacht....naja." Dann wandte er sich von mir ab. "Und wie soll ich jetzt nach Hause?!", rief ich ihm hinterher. Das konnte wohl nicht wahr sein, dass er jetzt sauer auf mich war, nur weil ich ihm einen Korb gegeben hatte. Außerdem hatte er grade mal vor fünf Minuten mit El Schluss gemacht. Hielt er es etwa ohne Freundin nicht aus?
"Also ICH geh wieder rein, ich möchte dabei sein, wenn Zayn aus dem Club tritt." Club.
"Ich hab ja nicht mal Geld für den Bus mit dabei", seufzte ich. "Dann komm doch einfach mit." "Ich bin aber nicht scharf drauf, bei diesen Fremdlingen, die mich nicht ausstehen zu können, zu sitzen, ganz zu schweigen von Eleanor...." "Du hast ihnen die Wahrheit erzählt. Wir stehen zu dir. Glaub mir, El hat dich nur benutzt." Meine Augen weiteten sich. "Die wollte nur ihren Spaß, ihre Mitmenschen waren nicht wichtig. Und ich wette, sie hat Gemma angestiftet, dass sie dich anruft!", nörgelte er, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Gemma und ich haben uns auf einem Konzert kennengelernt, da konnte sie schlecht wissen, dass ich komme. Und wir haben Nummern getauscht, weil wie uns nett fanden. Wer kommt auf so eine hirnlose Idee, mich zu der beschissensten Boyband, die es gibt zu schicken?", verteidigte ich mich und Gemma. Ich achtete nicht auf meine Wortwahl.
"Die beschissene Boyband, hm?" "Sorry, war aber so." "Na, wenigstens bist DU ehrlich." Ich seufzte, "Jetzt hören wir mal den small Talk auf. Wo soll ich hin?" "Wie gesagt, du könntest mit rein, ich denke, es würde Perrie freuen, wenn du ihren großen Tag noch erlebst, wie du weißt empfindet sie eine sehr innige Freundschaft für dich", schlug Louis mir vor, fast bettelnd. "Also gut", entschied ich mich schließlich, man frage mich nicht, ob das die richtige Wahl gewesen sei!
Ich betrat neben ihm die Kirche, alles war so wie zuvor, nur war es mucksmäuschenstill, selbst als ich eintrat, gab es keine dummen Blicke, auch kein feindseliges Wort. Nichts. Danke, dass sich alle des besseren belehrt hatten. Ich rückte an Jade, Leigh-Ann und Jesy vorbei und bemerkte, dass El meinen Platz eingenommen hatte und ich sah sie herausfordernd an, doch sie rührte sich nicht vom Platz. Selbstsüchtiges etwas. Dann aber flüsterte ihr Jesy etwas, El lächelte verschämt und rückte ein bisschen hinüber und ich quetschte mich zwischen die beiden. Es war alles andere als komfortabel. Beschweren wollte ich mich allerdings nicht.
"So frage ich dich, Perrie Edwards, wirst du deinen Mann ehren und lieben in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit: Ja, ich will", wurde dieser besondere Satz wiederholt und ich war etwas schockiert, als Perrie zögerte. Sie würde doch nicht nein sagen oder? Ich meine, sie hatte schon so auf diesen Tag hingefiebert. Sie durfte nicht wegen mir alles platzen lassen. Oder wegen El. Wie Mans halt sah. Hauptsache, sie würde die drei Worte sagen.
"Ja, ich will", tönten schließlich ihre leisen Worte durch den Raum und mir fiel ein Stein von Herzen. Danach folgte der Hochzeitskuss. Perrie war jetzt eine Ehefrau. Und während der Pfarrer noch ein paar Worte laberte, fand ich zeit zum nachdenken. Hatte Louis recht? Hatte Gemma einfach mein äußeres benutzt, um El einen Vorteil zu verschaffen? Dass sie die Polizei kontaktiert hatte, glaube ich wohl selbst nicht mehr. Ich musste sie anrufen. Später. Jetzt Gabs noch eine andere Sache, über die ich nachdenken musste. Irgendwie hatte ich das elende Gefühl, alles wieder gut zu machen, weil ich ja mehr oder weniger die Hochzeit ruiniert hatte. Eigentlich ja El, aber die würde das bestimmt nur wieder abstreiten, diese Lügnerin.
Ich brauchte eine Überraschung, etwas, das Perrie Freude bereitete, etwas, das von Herzen kam. Und das wäre auch zeitgleich ein Abschlussgeschenk, weil ich doch irgendwie abreisen wollte. Ich meine, Gerüchte Würden sofort
herumgehen. Eleanor Calder und ihr Double? Heimliche Zwillingsschwester? Teilen sie sich einander Louis? Wir bleiben dran. . Das typische Zitat einer klatschsendung. Oder eines Magazins. Presse war überall.
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich von außen kein Wort mehr vernahm. Ich starrte gerade aus, während ich die Ordner in meinem Gehirn durchsuchte, wollte die perfekte Idee finden. Also, Geld hatte ich ja mal keines. Kleidung hatte ich auch keine (Zumindest keine, die mir gehörte). Ich hatte so gut wie gar nichts. Und von nichts kam nichts. Scheisse, hm?
Wir alle verließen die Kirche, auf dem weg in ein Restaurant, das ausschließlich für uns Gäste reserviert war. Dort würden wir eine Torte anschneiden. Ich fragte mich, welche? Schokolade- oder vanillearoma? Oder doch was ganz anderes? Irgendwie verlor ich den Gedanken, Perrie eine Überraschung zu bereiten.
"Grace!", hörte ich ihre Stimme auf einmal hinter mir. "Perrie, es tut mir so leid, ich wollte das nicht", entschuldigte ich mich. "Du kannst nichts dafür, es ist Els schuld. Sie hat gelogen. Es war so klar...." "Versteht ihr euch nicht mehr?" "Also, ich möchte mit ihr nichts mehr zu tun haben, aber sie schon. Wahrscheinlich ahmt sie dann wieder dieses unschuldige Mädchen nach, obwohl sie ganz weiß, dass jetzt, nachdem du alles erzählt hast, niemand mehr an ihrer Seite steht. Alle stehen zu dir. Die wahre beste Freundin in meinem Leben", erzählte mir Perrie mit ruhiger Stimme. "Ich würde am liebsten die zeit zurückdrehen und abhauen. Dann wäre alles in Ordnung. Sie wäre da,mich weg. Die Medien wären nicht aufmerksam geworden, mein Leben würde wieder als gewöhnliches Mädchen verlaufen." "HAST DU GERADE MEDIEN GESAGT????" "Ähm...ja...warum?", murmelte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Als Star müsste sie sich da eigentlich schon auskennen. "Du bist verloren." "Ich weiß", seufzte ich nur und ging weiter neben ihr her. Neben meiner besten Freundin, die ich bald verlassen würde. Für immer.
Jade fuhr abermals das Auto, Leigh-Ann neben ihr, Jesy und ich auf der Rückbank. Die ganze Zeit wurde nur ein Satz zu mir geäußert. "Also, Grace, wir werden dich zwar akzeptieren, aber wir finden es besser, wenn du verschwindest, soll nicht gemein klingen oder so...", hatte unsere Fahrerin erwähnt, als sie wegfuhr und ich nickte nur deprimiert. Da waren diese Mädchen. Die Mädchen, die mich wegwünschten. Und seitdem wurde ich völlig ignoriert.
"Ich hab schon einen Song für das Album geschrieben!", verkündete Leigh-Ann hibbelig und ich sah sie nur Stirnrunzelnd an. Wie toll. "Wie heißt er denn?", fragte Jesy neben mir. "Perfektion, ich widme ihn Perrie, ich werde ihn ihr heute vortragen, oh Gott, ich hoffe er gefällt ihr!" In diesem Moment kam der Blitzgedanke. Ein Song! Ich hatte alles, was ich dazu brauchte! Es wäre außerdem ein persönliches Geschenk, dass dann vielleicht aufs Album kommen würde und die ganze Welt zu hören bekam. Aber da ich jetzt kein Papier und Kuli beseite hatte, zückte ich schnell mein Handy und erstellte ein neues Memo. Dann dachte ich über die letzten Tage nach.
Für mich könnte die Autofahrt lange genug dauern, bis ich die richtigen Worte endlich mal zusammengefunden hatte. Und die Melodie. Zuerst widmete ich mich den Lyrics. Die Handlung war mir bewusst. Das Gefühl, das mich die letzten Tage begleitet hatte. Überflüssig zu sein. Bis ein Mädchen kam und mich unterstützte, mich aufbaute. Perrie eben. Und kaum hatte ich den ersten Satz, ging's ganz schnell. Die erste Strophe mit zwölf Zeilen hatte ich im Handumdrehen. Und der Refrain? Der war der wichtigste Teil in einem Song, wurde durch Wiederholungen herausgehoben.
"Hey Leute, wir sind da!", ertönte die laute Stimme von Jade und riss mich vollkommen aus den Gedanken. Ich war noch nicht fertig mit dem Text! Verflucht nochmal. Jetzt würden wir zu Mittag und dann die Torte essen. Und ich musste früh genug mein Lied vortragen, vor Leigh-Ann.
Ich zog ziemlich verständnislose Blicke auf mich, als ich auf dem Handy tippend das Gebäude betrat. Bestimmt dachten die, ich chatte. Dabei vervollständigte ich nur mein Lied! Mein erstes Lied. Ich hoffe es war gut.
Ich setzte mich neben little Mix und One Direction, ansonsten kannte ich niemanden. In diesem Moment legte ich mein Handy weg und sah auf die Speisekarte. Oh Gott, wo waren wir hier denn gelandet? Das meiste Essen kannte ich ja gar nicht?! Schließlich entschied ich mich für Spaghetti Bolognese, eines der wenigen bekannten Gerichte. Das Essen verlief alles andere als wortlos, alles mögliche wurde besprochen, nur ich hielt mich zurück. Und Eleanor, die glotzte mich die ganze zeit nur dumm am. Warum checkte die nicht, dass sie unerwünscht war? Naja, ich war ja auch nicht der Traumgast....
Nachdem die Torte gegessen war, entschuldigte ich mich kurz auf Toilette. Denn als nächstes würden wir in das gegenüberliegende Gebäude gehen, wo es alles mögliche gab. Bowlingbahnen, Bars und natürlich die Tanzfläche. Und dort würde ich darum bitten, selbst einen Song vorzutragen, ohne instrumentale Begleitung, würde ja nicht so schwer sein oder?
Schnell ging ich den Text durch, prägte ihn mir ein und schrieb Gemma ne SMS: "Hast du mich benutzt? War El je verschwunden? Sag's mir, ich bin nicht böse auf dich, solange du ehrlich handelst."
Dann widmete ich mich wieder meinem Lied, das noch einen Titel brauchte, dich der war schnell gefunden, ebenso, wie sie Melodie. Dann schloss ich die Tür auf und gesellte mich zu den anderen.
Wir alle hatten uns versammelt, der Hochzeitstanz wurde gerade von Perrie und Zayn abgehalten. Wir anderen standen hier am Rand und beobachteten das Geschehen, irgendwie fühlte ich mich einsam, ich fühlte zum ersten Mal in meinem Leben Heimweh, die Sehnsucht nach dem alten Leben.
"Woohooo!", rief ich und fiel dem Applaus beim der Tanz war echt schön gewesen, jetzt durfte jeder mit jedem tanzen. Aber wer wollte schon mit mir? Außerdem würde ich jetzt meinen Song vortragen, denn mir fiel auf, dass Leigh-Ann immer nervöser werdende Blicke durch den Raum schweifen ließ. Mein Moment. Mein Herz schlug wie verrückt, ich war doch ziemlich aufgeregt.
"Tanzen?", fragte mich plötzlich jemand. Ruckartig drehte ich mich um. Louis, wer denn sonst? "Tut mir leid, aber ich kann jetzt nicht....ich...du wirst schon sehen", lehnte ich ab und er seufzte. Er dachte wirklich, dass ich ihn nicht mochte. Schon nach kurzer zeit waren Tanzpaare zusammengetrommelt, sogar El hatte jemanden gefundenen. Nur ich stand da rum. Zu wem sollte ich sprechen? Zu Perrie nicht, wäre ihre Überraschung. Also wandte ich mich an Zayn und ging schnurstracks auf ihn zu.
"Hey Zayn. Wäre es möglich wenn ich etwas singe?", flüsterte ich ihm leise zu. "Also, wenn du möchtest, ich denke schon." Ich nickte dankend, bewegte mich auf die Stereoanlage zu und schaltete auf den roten Knopf. Als das aktuelle Lied stoppte, wandten sich alle Blicke zu mir.
"Ich bin's wieder, Grace. Ich würde gerne etwas singen, wenn es möglich ist. Es ist mein eigener Song. Ich hab ihn für Perrie geschrieben. Er geht darum, wie die letzten Tage für mich waren und wir froh ich war, sie bei mir zu haben....", hob ich an und heftete meinen Blick auf die Braut, die wie überrascht wirkte, "Wenn er dir gefällt, kannst du ihn für ein neues Album benutzen. Ich bitte euch darum, ihn anzuhören. Ich weiß, ich bin nicht die grösste Sängerin, aber dieser Song kommt von Herzen. Er heißt.... 'Shadows'. Ich war unbrauchbar, wie der Schatten meiner selbst. Ich warf noch einen Blick über die Menge, alle waren überrascht und schienen sich zu freuen. Vor allem Perrie konnte sich nicht halten. Auch One Direction grinste zufrieden. El benahm sich so, als würde sie bald loslachen. Jesy und Jade blieben ausdruckslos. Leigh-Ann hatte ihre Augen zu Schlitzen verengt. Tja, Pech.
Mein Herzschlag verdoppelte dich innerhalb einer Sekunde, oh Gott, so aufgeregt war ich lang nicht mehr gewesen. Aber ich durfte jetzt nicht absagen. Ich hatte es versprochen, mein letztes Versprechen an Perrie. Beginns bebte meine Stimme, danach verfestigte sie sich und beim Refrain war sie dann glasklar.
Ich sang besser, als ich es mir je von mir erwartet hätte und als ich fertig war, sandte ich innerlich ein kleines dankesgebet und Perrie lief direkt auf mich zu. "Danke, das war wundervoll! Wäre dich gar nicht nötig gewesen...." "Doch, doch", entgegnete ich nur knapp. "Nein, für mich reichts, wenn du den restlichen Tag mit mir feierst!" Ich blickte mich kurz um. Ich hatte ein paar Freunde, dennoch so viele feinde dazugekommen. Jade, Jesy, Leigh-Ann und El, das waren die, die ich wenigstens beim Namen konnte. Ich hielt es nicht mehr aus. Leigh-Ann würde sofort Standpauke schlagen, das würde nicht gut gehen. Außerdem, wie ich mich kannte, würde mir bestimmt irgendein Missgeschick passieren und Perrie enttäuschen. Es war besser zu gehen, als ihr all die Hoffnung zu nehmen. Ich wurde hin und her gerissen. Ich hatte das getan, was mir am Herzen lag. Würde gern bleiben, war aber nicht in der Lage dazu. "Tut mir leid Perrie", Sagte ich in diesem Moment, "Ich kann nicht mehr. Ich will nur weg. Nach Hause. Ich schaff das einfach nicht, länger hier zu bleiben. Tut mir leid." Mit diesem Worten rannte ich raus, in irgendeine Richtung und Empfang in dieser Sekunde eine SMS. Nicht von Perrie. Von Gemma, nach dieser Aktion wahrscheinlich meine letzte Freundin.
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