Sozial rückständig


Jimin

Meine Mutter seufzt leise. Mein Vater auch. Und ich auch.
Denn wir führen die selbe Diskussion, die wir fast jeden Abend führen.

Mal wieder steht folgende Frage zur Debatte: Ist Park Jimin sozial nicht eingebunden?

Meine Eltern unterstützen diese These hartnäckig und ich kann nur immer wieder den Kopf darüber schütteln.
"Wo bin ich denn nicht integriert?," frage ich jetzt verzweifelt und nehme noch einen Löffel Milchreis.

"Wir sagen ja nicht, dass du nicht integriert bist, Schatz," meint meine Mutter und sieht mich über den Tisch hinweg an.
"Du bist halt nur in einigen Dingen vielleicht etwas...," sie wirft einen Blick zu meinem Vater.

"Wie soll ich sagen? Rückständig."
"Rückständig? Im Sinne von 'zurückgeblieben?," frage ich entgeistert und meine Mutter nickt langsam. Auch mein Vater schaut ernst zu mir.

"Sieh mal Jimin...du bist jetzt siebzehn Jahre alt. Eigentlich würden wir ja gut finden, wenn du dich auf die Schule konzentrierst und keine Ablenkungen durch einen Freund oder so hättest. Aber du...du hast noch nie Anzeichen gemacht, dich für jemanden oder etwas sexuell zu interessieren."

Ich atme einmal tief ein und aus.
"Ich habe Freunde, ich bin beliebt und ich bin überall willkommen. Wozu brauche ich dann noch was festes?"

Meine Eltern sehen sich wieder bedeutungsvoll an.
"Wir haben halt Angst, dass du beziehungsunfähig bist oder das falsche Verständnis von Liebe entwickelst."

Ich sage dazu nichts und esse weiter. Was wollen denn meine Eltern von mir hören? Das ich seid Jahren in meine beiden besten Freunde verliebt bin? Wohl kaum.

"Ich bin schon nicht rückständig, keine Sorge," murre ich und meine Mutter schaut alarmiert auf.
"Du würdest es uns aber sagen, wenn du einen festen Freund hast, oder?," fragt sie misstrauisch und ich rolle genervt mit den Augen.

"Jahaaa! Ich habe aufgegessen, kann ich jetzt gehen? Ich wollte noch zu einem Fechttunier von Kookie." Ohne eine Antwort abzuwarten stehe ich auf und verlasse die Küche. Im Flur ziehe ich meine Schuhe an und lausche meinen Eltern, während sie den Tisch abräumen.

"Er verbringt so viel Zeit mit Jungkook und Yoongi. Vielleicht liegt es daran, dass er niemanden Festes hat? Wenn man immer an seine besten Freunde gebunden ist, bleibt keine Zeit für etwas anderes," mutmaßt meine Mutter.

"Oder aber sie sind zu dritt glücklich und brauchen niemanden mehr," hält mein Vater dagegen. "Wir sollten dankbar sein, dass unser Jimin nicht so eine Schlampe ist, wie dieser Junge Aus seiner Schule...wie hießen die nochmal?"

"Du meinst Hoseok."
Ich höre wie meine Mutter das Geschirr in die Spülmaschine räumt.
"Wahrscheinlich hast du recht, aber ich mache mir trotzdem Sorgen," meint sie und ich bin mir sicher, das mein Vater sie jetzt mit diesem einen Blick anschaut.

Dieser Blick der sagt 'Entspann dich und warte ab'. Diesen Blick kann mein Vater nämlich am besten. Er ist generell eine Person, die hervorragend zu Yoongi passen würde, denn wenn mein Vater nicht gerade arbeiten muss, dann liegt er fast nur rum und schläft.

"Ich bin dann mal weg!," rufe ich Richtung Küche und schnappe mir mein Handy und mein Haustürschlüssel. Etwas Geld habe ich glaube ich noch in der Jackentasche, ebenso wie meine Busfahrkarte.

Generell sind die Taschen meiner Jacke ein einziges Fundbüro. Dort findet sich alles, von Kaugummie, über Deo, bin hin zu alten Einkaufszetteln und längst vergessene Notizen. Ich glaube das Seltsamste was ich je darin gefunden habe, war ein Würfel und einer dieser winzig kleinen Blumentöpfe, in denen gerade so die Fingerkuppe passt.

"Viel Spaß, mein Schatz!," ruft meine Mutter aus der Küche und mein Vater brummt irgendetwas von wegen 'Treibt es in der Kabine nicht zu wild!'
Was will er damit andeuten?!
Ich ignoriere beide, dass ist besser für meine Psyche.

Schnell schlüpfe ich aus dem Haus und schlage die Tür extra laut hinter mir zu.
Im Eiltempo laufe ich den Bürgersteig runter bis zum Ende unserer Straße, wo ich nur noch zwei Minuten auf den Bus warten muss. Yoongi hat mir geschrieben und gemeint, er kommt ebenfalls zum Turnier unseres kleinen Bunnys.

Naja, so klein ist Jungkook eigentlich nicht, oberflächlich gesehen ist er sogar der Grösste. Nur ist er eben auch der Jüngste, und hat die Arschkarte gezogen.

Kurz schweifen meine Gedanken ab und beschäftigen sich mit ganz anderen Größen, aber dann kommt der Bus und reißt mich aus meinen nicht jugendfreien Gedanken.

Ich steige ein und freue mich schon auf Jungkooks Turnier, denn wenn er seine Fechtkleidung nach seinen Kämpfen auszieht, sieht er jedesmal aus wie ein verschwitzter Pornostar.

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