Jimin

Eigentlich mag ich Osterfeuer. Es sei denn, Jungkook und ich verlieren Yoongi beim Bratwurststand und finden ihn schließlich als Mittelpunkt einer kleinen Menschentraube wieder.

"Und ichso su ihm: Nee, besser nich' aber der wollte unbedingt, und er so: Mir egal und dann bin ich einfach weggerannt, weil ich echt nich' gefickt werden wollte," erzählt Yoongi gerade und die Menge um ihn herum raunt.

"Alter, krass von dem Typen das dem echt egal war, dass du nicht wolltest," mein irgendein Blonder und sein Kumpel neben ihm nickt heftig wie ein Wackeldackel.

Ich sehe nur genervt zu Jungkook, der ebenfalls nicht sehr begeistert scheint. Yoongi ist total hacke und gibt gerade eine seiner intimsten Geschichten preis.

"Lass ihn mitnehmen und dann verschwinden," meine ich zu dem Jüngeren neben mir und Jungkook nickt zustimmend. Ich hickse einmal - vielleicht hätte ich das letze Bier weglassen sollen - und quetsche mich dann durch die Menge.
Kookie und ich gehen auf Yoongi zu und packen ihn am Arm, während wir ihn durch die grölende Menge schleifen.

"Hey, lasst das! Ich kann noch so viel erzählen!," protestiert er.
"Das ist ja das Problem. Wir schützen dich vor einem gesellschaftlichen Ausstoß," murre ich und zerre ihn zusammen mit Jungkook weiter über das Feld.

"Jetzt stell dich nicht so an und komm!," meint Kookie genervt, aber Yoongi denkt gar nicht daran. Er stemmt bloß die Füße in den Boden und lehnt sich gegen unsere Griffe.
"Na super, so dauert das ewig bis wir zuhause sind," seufze ich.

Kurzerhand lässt Jungkook Yoongis Hand los und hebt den Kleineren wie einen nassen Sack über seine Schulter.
"Hey, du Dödel, lass mich runter!," lallt Yoongi, aber sein Träger denkt gar nicht daran.

"Warum trägst du mich nie so durch die Gegend?," maule ich gespielt beleidigt, als ich sehe wie Yoongi die Augen schließt und einfach mit Jungkooks Bewegungen mitschwingt. Er sieht aus wie einer dieser kiffenden Hippies.

"Wenn, dann würde ich dich im Brautstyle tragen," kichert Jungkook und wird ein bisschen rot. Ich kichere auch und frage mich, warum zum Teufel ich das gefragt habe. Vielleicht hab ich auch einfach schon zu viel getrunken?

Wir laufen zu zweit die Stille Straße entlang, während Yoongi beginnt zu Summen und gelegentlich erwähnt, dass ihm verflucht schlecht sei.

Jungkook und ich ignorieren ihn und gehen einfach schweigend weiter. Ich weiß nicht genau wie spät es ist, aber die Straßen unserer kleinen Stadt sind unbelebt und wirken mit der spärlichen Beleuchtung etwas gruselig.

Mein Blick huscht immer mal wieder unruhig hin und her und ich rege mich schon wieder über mich selber auf. Hier ist doch nichts, warum habe ich trotzdem Schiss? Ich bin doch kein Kleinkind mehr! Das ist bloß die Dunkelheit.

"Alles okay?," fragt mich Jungkook mit einem undefinierbaren Blick und ich schüttele den Kopf. "Mir ist nur auch ein bisschen übel," Lüge ich und Jungkook runzelt die Stirn.
"Du bist doch sonst so trinkfest und hast nur ein paar Bier gehabten."

Okay, ertappt. Ich werde rot und Kookie rollt mit den Augen.
"Du hast immer noch Angst im Dunkeln, oder? Genau wie damals auf der Klassenfahrt."

Damals auf der Klassenfahrt. Das war vor vier Jahren und ich weiß noch genau, wie sehr Yoongi, Jungkook und ich uns gefreut haben. Wir haben immer bis spät in die Nacht einfach scheisse gebaut und am letzen Abend vor unserer Abreise haben wir dann Wahrheit oder Pflicht gespielt.

Keine Dirty Version, oder so, immerhin waren wir da erst dreizehn, aber wir haben so einige intime Details übereinander erfahren.
Unter anderem auch, dass ich Angst im Dunkeln habe und das wir drei schwul
sind.

Ich glaube, erst seid dem Abend mache ich mir wirklich Hoffnungen, dass ich jemals mit Yoongi oder Jungkook zusammen kommen würde. Nur ich könnte mich niemals zwischen den beiden entscheiden.

"Komm her," meint Jungkook jetzt auf einmal liebevoller und reist mich so aus meinen Gedanken. Ich sehe verwirrt zu ihm und dann Streckt er mir seine Rechte Hand entgegen.

Ich hoffe nur das er nicht meinen Herzschlag hört, als ich seine warme Hand nervös ergreife und somit an der Seite von ihm die dunklen Straßen entlangspaziere.
"Besser?," fragt er und ich nicke beinahe schon zu hektisch.

Jungkook grinst nur und so laufen wir Händchenhaltend, mit einem lallenden Yoongi über der Schulter durch unsere Stadt.
Bitte lieber Gott, mach das dieser Augenblick nie vorbeigeht.