Nathen van Hellsing

„Der Bericht der Rosenhündin ist angekommen." Ehrfürchtig verbeugte sich die junge Frau vor dem Schreibtisch. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem strengen Dutt gebunden, welcher durch ein schwarzes Band zusammengehalten wurde. Sie trug einen dunklen Frack und eine Brille zierte ihr blasses Gesicht. Ein dicker Briefumschlag lag auf dem alten Schreibtisch aus dunklem Eichenholz, er war zum größten Teil unbedruckt, lediglich das Siegel der Cross-Akademie zierte die rechte untere Ecke. Langsam nahm der Mann den Brief an sich, seine Hand zierte ein goldener Ring mit mehreren Edelsteinen geschmückt. Lange Zeit begutachtete er das Schreiben, bevor er der braunäugigen Frau zu nickte „Vielen Dank, du kannst gehen.". Ohne ein weiteres Wort verlies die Blondhaarige den dunklen Raum. Angewidert öffnete der Ältere den Umschlag. Wie er diese Schule verabscheute, er tolerierte sie nur, weil Kaname Kuran, einer der ältesten und stärksten Reinblüter in der Vampirgesellschaft, die Akademie besuchte und unterstützte. Schnell überflogen seinen grünen Augen das beschriebene Papier, die Spionin des Senats hielt sich kurz, daher waren ihre Berichten meistens nur eine Seite lang.

„Es ist uns gelungen die geglaubt, letzte Überleben der Rosecliff-Familie zu töten. Jedoch ereilte den Direktor kurze Zeit später die Nachricht, dass das erstgeborene Kind den Platz von Rebecca einnehmen würde und so war es auch. Mir ist bewusst, dass Luciel Rosecliff, Erstgeborene der Protector-Familie, schon vor Jahren von dem Senat gefangen genommen wurde und nun im Zentrum der Vampirgesellschaft bewacht wird. Jedoch kam eine Woche später wirklich eine neue Schülerin, die auf den Namen Luciel hörte- ob es sich hier bei nur um eine Betrügerin handelt, konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Aber eines ist klar, sie zweifelt an dem „Selbstmord" von Rebecca und stellt Nachforschungen an, ebenso wie das Oberhaupt des Kuran-Clans. Auch wenn es unmöglich ist, dass es sich bei dem Mädchen um das Original handelt, ist ihre Ähnlichkeit zu der „Rose der Kuran" verblüffend. Sie hat dieselben braunen, lockigen und taillelangen Haare, ebenso eisblaue Augen und dieselbe kühle Art an sich. Zu meinem Vorteil besucht sie meinen Geschichtskurs für Begabte. Ich plante einen Ausflug mit den Schülern zu unternehmen, in der Stadt werde ich mich dann um sie kümmern. Der nächste Punkt in meinem Bericht wird der Reinblüter sein. Kaname-Sama lässt die Ermittlungen gegen den Schüler Nathen van Hellsing nicht einstellen. Aus sicheren Quellen, weiß ich dass er daran zweifelt, dass der Adlige frei von jeder Schuld ist. Zudem hat er weiter eine sehr innige Beziehung zu der Adoptivtochter des Direktors. Warum ist mir noch unklar. Zusätzlich zu ihr, ist er aber auch mit der neuen Schülerin in Kontakt getreten. Dazu kann ich nur berichten, dass er wesentlich wärmer und anfälliger für Sorgen ihr gegenüber ist." Laut las er den Abschnitt des Schreibens vor, wobei seine Stimme zum Ende hin immer wütender klang. „Das könnte ein Problem darstellen." Es würde für großen Tumult sorgen, wenn die Vampire mitbekommen, dass eine Luciel Rosecliff aufgetaucht ist, obwohl man sie im Zwangsschlaf im Keller des Senatgebäudes glaubte. Kaname Kuran hatte sie damals persönlich ausgeliefert, ob er die Vampire hintergangen hatte? Vielleicht handelte es sich damals um einen Trick, oder jetzt um ein riesiges Missverständnis. „Wie dem auch sei, ob Original oder Betrügerin- wir dürfen kein Risiko eingehen. Frau Aihara!" noch während der nun erzürnte Mann sich aufrichtete, kam erneut die blonde Frau hineingestürmt. „Schicken sie sofort zwei Männer in den Keller. Ich will wissen ob die Gefangenen alle da sind... Bevor ich es vergesse: Sie sollen besonders ein Auge auf die Rose haben."

Ein lauter Schrei kam aus der Nachbarkabine, gefolgt von einem Gurgeln. Genervt lehnte meine Wenigkeit an der gefliesten Wand, zwischen Waschbecken und Tür. Schon seit zehn Minuten hielten Kara und ihre Freunde ein Mädchen aus den unteren Klassen dort fest und ergötzten sich an ihrem Leid. Ein lautes Husten ertönte. Es machte den Mädchen anscheinend Spaß andere mit dem Gesicht in das dreckige Toilettenwasser zu drücken. „Los komm! Du musst uns doch nur die Hausaufgaben machen! Mehr ist das nicht!" ertönte eine hohe Stimme. Hier im ersten Stock befanden sich nur die kleinen Toiletten, dass hieß dass hier nur zwei Kabinen nebeneinander standen. Ansonsten hingen nur zwei Waschbecken, ein Spiegel, sowie ein Handtuchspender an der Wand. Wütend schloss ich meine Augen und versuchte die Gurgelgeräusche zu ignorieren, mein Ziel war es nur mit Kara zu reden und nicht den Held in glänzender Rüstung zu spielen. Immer wieder drückten sie ihr Gesicht in die Toilettenschüssel und mit jedem Mal wurde es schwerer nicht einzugreifen. Ab und zu schaffte das Mädchen ein „Hilfe!" zu schreien. Die Wut überkam mich allmählich. So- genau so musste es damals für Becci gewesen sein, vielleicht stand bei ihr auch jemand einfach nur daneben, schaute zu oder dachte es wäre nicht seine Angelegenheit. Luciel Rosecliff wollte Kara und ihren Komplizen eine Lehre erteilen und ihnen sagen was sie mit dem Mobbing angerichtete haben und schaute selbst auch nur weg? Das ergibt kein Sinn. Wütend stieß ich mich von der Wand ab und trat so kräftig wie es ging gegen die Kabinentür, welche daraufhin mit einem lauten Krachen gegen die innere Kabinenwand flog. Leicht überrascht über die Kraft meines Trittes trat meine Wenigkeit näher an die Tyrannen ran „Jetzt reicht es aber?! Wie erbärmlich seid ihr denn bitte? Steht zu dritt um eine einzelne Person herum und fühlt euch stark, weil ihr sie unterdrücken könnt! ". Schockiert lagen ihre Blicke auf mir, während die Weißhaarige, welche den Kopf des Mädchens runtergedrückt hatte, sich nun aufrichtete und spöttisch zu mir schaute. „Das ist nicht deine Angelegenheit- also halt dich da raus!" eins der Weiber versuchte mich weg zustoßen, doch ich taumelte nur ein paar Schritte zurück, damit mir mehr Bewegungsfreiraum blieb, ergriff einen ihrer Arme und zog sie an meinem Körper vorbei aus der Kabine. Mit einem kurzen Aufschrei fiel sie auf die kalten Fliesen „Versuch noch einmal mich anzufassen und du hast zwei gebrochene Hände." Wütend hefteten sich meine Blicke an das nun rückwärts krabbelnde Mädchen, ihre Knie waren beide aufgeschürft und sie zitterte ängstlich. Ein lautes Husten kam von der Rothaarigen, welche sich endlich von dem Brillenrand entfernen konnte, ihr Gesicht war nass und ihre Tränen vermischten sich mit dem Spülwasser. Ein beruhigendes Lächeln schlich sich auf meine Lippen „Es ist vorbei, ich kümmere mich um die Mädchen. Tu mir einen Gefallen und such einen Lehrer." Unbeholfen rappelte sie sich auf, eine der restlichen Personen, wollte sie zwar aufhalten, wich aber zurück als sie meinen kalten Blick bemerkte. Schnell rannte die Rothaarige an mir vorbei, nickte noch einmal dankend zu und verschwand aus der Toilette. „Was denkst du wer du bist?!" wütend schrie das weißhaarige Mädchen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Das musste Kara sein, da gab es kein Zweifel. Sie hatte von allen am wenigsten Angst, hat das Mädchen festgehalten und am meisten geredet- daraus schloss ich, dass sie die Anführerin war oder zumindest die Gewalttätigste von den dreien. „Los, haut ab." Mit einem drohenden Ton wand ich mich an die zwei Mitläufer, welche auch kurze Zeit später das Weite suchten. „Mein Name ist Luciel Rosecliff, Schwester von Rebecca und ich glaube wir haben noch ein Gespräch zu führen." Schnell trat meine Wenigkeit in die Kabine und schloss die kaputte Tür hinter uns. Leicht zitternd wich sie etwas weiter an die Wand, auch wenn sie versuchte das zu überspielen, sah man ihr die Angst an. Ihre schneeweißen Haare hatte sie zu zwei hohen Zöpfen gebunden und ihre Lippen glänzten leicht, durch den Glitzerlipgloss den sie trug. „Und was willst du?" ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich ihre nun kleinlaute Stimme vernahm.

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