vii. vier
„Fick dich. Und du. Fick dich auch. Am besten ihr fickt euch gegenseitig."
-Jackson Whittemore
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Stöhnend rieb Julie sich die Schläfen. Die Sonnenstrahlen krochen durch die dunkelroten Vorhänge und warfen lange Schatten auf den Parkettfußboden. Der gestrige Abend war lang geworden, vielleicht etwas zu lang. Obwohl ihr eigentlich gar nicht nach Feiern zumute gewesen war, hatte Julie sich schließlich doch dazu überreden lassen ein Glas Feuerwiskey zu trinken und war dabei so in Fahrt gekommen, dass sie letztlich die ganze Flasche geleert hatte. Wenn Julie nicht alles täuschte, was in ihrem momentanen Zustand durchaus sein konnte, war sie als eine der letzten in den Schlafsaal gezogen.
Sie hatte auch die fünfte Zimmerbewohnerin, Lily, näher kennen gelernt, doch Anbetracht ihres Alkoholkonsums war sie sich nicht sicher, ob das Mädchen wirklich eine pinke Klapperschlange namens Herbert besaß. Das einzige was Julie mit Sicherheit wusste war, dass James, ein Junge aus ihrem Jahrgang, anscheinend total auf sie abfuhr, jedoch schon seit Jahren abserviert wurde.
Sie warf einen kurzen Blick auf den versilberten Wecker auf ihrem Nachttisch. Sie hatte ihn an ihrem 12. Geburtstag von ihrer damaligen Mitbewohnerin Cecilia geschenkt bekommen, weil Julie immer zu den unmöglichsten Zeiten aufgewacht war, es jedoch nicht gewagt hatte allein durch den dunklen Korridor zu schleichen um einen Blick auf die eiserne Standuhr, die irgendein Vollidiot am letzten Ende des Ganges platziert hatte, zu erhaschen. Irgendwann war Cecilia es Leid gewesen, immer in ihrem Schönheitsschlaf gestört zu werden, sodass sie Julie kurzer Hand die versilberte Uhr gekauft hatte.
Der aus einem Löffel bestehende Zeiger deuteten auf 7 Uhr, also schob Julie die schwere Daunendecke zur Seite und sprang aus dem Bett, wobei sie sofort polternd auf den Boden fiel. Sie hatte wohl den Abstand zwischen Bett und Teppich gewaltig unterschätzt.
Fluchend und humpelnd hüpfte sie zu ihrem Koffer, der mit einem Zauber magisch vergrößert worden war und zog ein weißes Hemd heraus. Sie hatte bis jetzt noch nicht die Zeit gehabt, ihre Habseligkeiten in einem der Schränke zu verstauen, einzig und allein der Wecker hatte es gestern aus dem Chaos heraus auf die Anrichte geschafft.
Es folgten ein altmodischer Faltenrock, ein dicker Wollpullover mit V-Ausschnitt und der typische schwarze Umhang. Zusammen mit der rot-gold gestreiften Krawatte und den schwarzen Lederschuhen bildeten sie die Schuluniform, die Julie allerdings ausgesprochen hässlich fand. In Luxemburg hatte man ein vollkommen schwarzes Seidenoutfit mit weißem Kragen getragen.
Mary hatte ihr gestern noch erklärt, dass das Frühstück um halb 8 und der Unterricht um 9 begann. Also bändigte Julie mit einem kurzem Zauber ihre wilde Lockenmähne und schlüpfte in ihre Kleider. Sie versuchte gute fünf Minuten lang den Schlips zu binden, bis sie frustriert aufgab und einfach darauf hoffte, dass es niemandem auffallen würde. Später würde sie einen Zauber nachschlagen, um sich die Sache etwas zu vereinfachen.
Dann kniete sie sich erneut auf den Boden um ihren Koffer zu durchwühlen. Sie hatte kurzer Hand den Entschluss gefasst, vor dem Frühstück der Eulerei einen Besuch abzustatten, eine Art Ritual, dass sie sich zusammen mit Cecilia ausgedacht hatte. Da die meisten Zauberer ihre Eulen lediglich als Briefboten sahen, hatten sich die beiden Mädchen im zarten Alter von zehn Jahren dazu entschlossen, die Federtiere zumindestens einmal am Tag zu besuchen. Als Julie endlich gefunden hatte, was sie suchte, stand sie auf und schlich auf leisen Sohlen aus dem Schlafsaal. Ein unabdingbares Talent für jeden Frühaufsteher, sie wollte schließlich nicht ihre Mitbewohnerinnen aufwecken.
Kaum hatte sie die Tür, die zum Glück gut geölt zu sein schien, hinter sich geschlossen atmete Julie erleichtert aus und entfernte sich, immer noch rückwärts schleichend.
Bis sie ins Leere trat. Bevor sie überhaupt realisieren konnte, was gerade passierte, fiel sie auch schon laut polternd die Holzstufen in den Gemeinschaftsraum herunter. Julie fasste sich an den dröhnend Schädel bevor sie sich stöhnend und ächzend aufrappelte und angeekelt Mehlwürmer aus ihren Haaren zupfte. Das Marmeladenglas, in dem sich das Eulenfutter befand, war auf dem Weg nach unten zerbrochen und hatte seinen Inhalt über den Dielenboden bis hin zum Teppich verteilt. Julie klopfte sich die Hände am Faltenrock ab und entfernte die Wurmmatsche auf dem Boden mit einem kurzen Zauberstabschnippen. Das mit dem Eulen füttern konnte sie jetzt wohl vergessen. Da sie sowieso keine Ahnung hatte wo sich die Eulerei befand, beschloss Julie sich einfach schonmal auf den Weg zur großen Halle zu machen. Mary hatte ihr den Weg zwar gestern beschrieben, allerdings hatte Julie den Orientierungssinn eines blinden Huhns und die Tatsache, dass sie gestern nicht ganz bei der Sache gewesen war, machte die Angelegenheit nicht unbedingt besser.
Fest entschlossen machte sie sich auf den Weg zum Portrait, das den Eingang zum Gryffindorturm versteckte. Anscheinend war die Lage der jeweiligen Aufenthaltsräume ein Geheimnis, das jedes Hausmitglied zu hüten hatte. Kaum hatte sie die Schwelle übertreten, schwang die Leinwand schon wieder zu und Julie stand auf dem verlassenen Gang. Mit Würmern im Haar und ohne eine Ahnung in welcher Richtung sich der Speisesaal befand.
Nach kurzem Überlegen wählte sie die rechte Treppe.
Und als wäre an diesem kurzen Tag noch nicht genug passiert, trat Julie prompt statt auf eine der Stufen geradewegs durch diese hindurch. Taumelnd versuchte sie das Gleichgewicht zu halten und klammerte sich am Treppengeländer fest, doch durch die hektische Bewegung verlor Julie den Halt und fiel zum zweiten Mal innerhalb einer Zeitspanne von gerademal fünf Minuten die Treppe hinunter. Angesichts der Tatsache, das das Rosenhayn Anwesen praktisch nur aus Treppen bestand eine ziemliche schwache Leistung. Unten angekommen blieb sie mit einem vor Schmerz pochendem Ellbogen und etlichen blauen Flecken liegen.
"Bei Merlin's Bart, diese Schule ist ja lebensgefährlich!", fluchte sie, bevor sie sich erneut aufrappelte.
***
Ziemlich angeschlagen kam Julie schließlich in der Großen Halle an. Die Tische waren bereits gut mit den Schülern des jeweiligen Hauses gefüllt, denn Julie hatte sich nach ihrem Treppensturz noch 5 Mal verlaufen, bis sich schließlich ein Ravenclaw erbarmt hatte ihr den Weg zu zeigen.
Allerdings konnte sie weder Alice, noch Marlene oder Mary entdecken, also steuerte Julie kurzerhand auf James, den sie am gestrigen Abend flüchtig kennengelernt hatte, zu.
Bei ihm angekommen ließ sie sich ächzend auf die Bank sinken. Der Junge sah erstaunt auf und blickte sie mit besorgt gerunzelter Stirn an. "Was ist denn mit dir passiert?"
"Diese Schule will mich umbringen, das schwöre ich bei Merlin!" schnaubte die Gryffindor nur und griff nach einem Toast.
James zuckte mit den Schultern und wollte sich gerade wieder wegdrehen, als er die zermatschten Wurmüberreste auf Julies Rock bemerkte und mehr oder weniger offensichtlich einen Würgreiz unterdrücken musste. "Mal ehrlich Rosenhayn, was zur Hölle ist mit dir passiert?"
Julie rümpfte die Nase. "Würde es dir als Erklärung reichen, wenn ich sagen würde, dass manche Menschen eben tollpatschiger sind als andere?" Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als ihr auch schon das Marmeladebrot in den Schoß fiel. James lachte leise auf, doch als Julie ihn gespielt beleidigt mit vorgeschobener Unterlippe ansah, versuchte er es schnell hinter einem Husten zu verstecken.
»Ich bin nicht immer so schlimm, weißt du? Das liegt nur an der neuen Schule.« versuchte sie ihn zu überzeugen, während sie krampfhaft damit beschäftigt war Marmelade von ihrem Rock zu kratzen.
James schüttelte nur mitleidig den Kopf. "Du gefällst mir, Rosenhayn."
Bevor Julie noch einmal versuchen konnte ihn davon zu überzeugen, dass sie eigentlich gar nicht so tollpatschig war, stießen Mary, Alice und ein Junge, den Julie gestern ebenfalls im Gemeinschaftsraum kennengelernt hatte, zu ihnen.
Und als Alice ein beiläufiges "Was ist denn mit dir passiert?" fallen ließ, bevor sie sich setzte, war Julie kurz davor in den Zustand eines einsetzenden Nervenzusammenbruchs zu verfallen. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als James sich zu Wort meldete. "Rosenhayn ist leider zu unfähig, Aufgaben des alltäglichen Lebens allein zu bewältigen, wir müssen sie bedauerlicherweise in ein Pflegeheim einweisen." Dabei schaute er so tief betroffen, als hätte Lilys Klapperschlange gerade das zeitliche gesegnet, sodass Julie ihn nur leicht in die Seite knuffte, anstatt ihm (wie sie es ursprünglich geplant hatte) ihren Kürbissaft über den Kopf zu gießen.
Der andere Junge zog die Augenbraue hoch und Mary und Alice schüttelten nur den Kopf über den unglaublichen Mangel an Intelligenz, der an diesem Tisch gerade herrschte.
Nach und nach trudelten auch die anderen ein, so zum Beispiel Lily, die die Nase in ein Buch gesteckt hatte, ein ihr wage bekannt vorkommender Junge, der sich, ohne die anderen auch nur mit einem Blick zu würdigen, neben James quetschte und schließlich Marlene , die zwischen Remus (Julie hatte sich doch noch an seinen Namen erinnert) und Mary Platz nahmen.
Julie und Alice waren gerade in ein Gespräch über Kürbispasteten vertieft, als ihre Stimmen von den Flügelschlägen der Eulen, die täglich die Post brachten, übertönt wurden.
Die Hälfte der Gryffindortischs schrie empört auf, als eine riesige Schneeeule über den Tischläufer schlitterte und vor Julies Teller zum Stillstand kam. Vorsichtig entfernte sie den Brief aus den Klauen der Eule und klopfte ihr auf die Federn, woraufhin der prächtige Vogel die Flügel ausbreitete und eine Extrarunde durch die Halle drehte, bevor er endgültig verschwand.
Julie griff nach einem Buttermesser und schlitzte den Brief auf, statt ihn am Siegel aufzubrechen.Das Pergament war weich und hatte einen dunkelblauen Farbton, der fast schon schwarz war. Allein daran erkannte sie, dass der Brief von ihren Großeltern stammte, denn keiner der noch alle Quaffel in der Kiste hatte, benutzte sowas. Sie entfaltete das mit silbrig glänzender Tinte beschriebene Papier und begann zu lesen. Schon nach den ersten Zeilen klappte sie den Brief wieder zu und begann ihn in feine Streifen zu zerreißen.
»Von wem kam der Brief?« fragte Alice neugierig.
Julie presste die Lippen aufeinander. »Niemand von Bedeutung.« murmelte sie dann Augen verdrehend. Am liebsten hätte sie die große Halle sofort verlassen, doch Mary hatte erwähnt, dass sie beim Frühstück ihre Stundenpläne erhalten würden, also blieb Julie wohl nichts anderes übrig als zu warten.
Sie war gerade dabei ihr drittes Marmeladenbrot zu vertilgen, als Julie bemerkte wie ein etwas älterer rundlicher Mann durch die Bankreihen auf der gegenüberliegenden Seite der Halle ging und dabei irgendetwas zu verteilen schien. Sie sah suchend nach rechts und links, wobei sie sofort Professor McGonagall entdeckte, die sich ebenfalls ihren Weg durch die Schüler bahnte. Julie spülte das Brot mit einem Schluck Kürbissaft herunter, als ihre Hauslehrerin sie auch schon erreicht hatte. Diese bedachte Julies schmutzigen Rock mit einem missbilligendem Blick, bevor sie zu sprechen begann. "Da Sie in Luxemburg anscheinend keine ZAG Prüfungen zu absolvieren hatten, hat es sich ein wenig kompliziert gestaltet, ihren Stundenplan zu erstellen. Sie werden deswegen alle grundlegenden Hauptfächern belegen, bis sie ihre Prüfungen nachgeholt haben. Außerdem haben Sie die Möglichkeit zwischen den Wahlfächern Pflege magischer Geschöpfe, Mugglekunde, Wahrsagen, Arithmantik und alte Runen zu wählen."
Julie versuchte ein wenig überfordert, das so eben gehörte zu verarbeiten. Pflege magischer Geschöpfe war ihr aus Luxemburg bekannt und auch Alte Runen hatte sie mit Erfolg belegt gehabt. Als sie Professor McGonagall ihre Entscheidung mitteilte, schrieb diese einige Worte auf das Pergament bevor sie es Julie reichte und sich dem nächsten Schüler zuwendete.
Als sie einen Blick auf das Papier warf, schnappte Julie entsetzt nach Luft. Ihr Stundenplan war bis auf das letzte Feld hin mit allen möglichen Fächern gefüllt, von denen sie zum Teil noch nie gehört hatte. Astronomie war ihr neu und die Tatsache, dass sie den Zaubertränke Unterricht der Sechstklässler besuchen sollte, obwohl sie das Fach erst seit zwei Jahren hatte machte ihr jetzt schon Sorgen.
Das britische Schulsystem unterschied sich immens vom luxemburgschen, was man allein schon anhand der Tatsache, dass die Luxemburger ein Jahr früher eingeschult wurden, auffiel. Außerdem wurden am Institut bis zur fünften Klasse zusätzlich Mugglefächer wie zum Beispiel Fremdsprachen und Musik unterrichtet und nach der sechsten konnte man zwischen verschiedenen Zweigen wählen, die genaustens auf die spätere Berufslaufbahn abgestimmt waren. Damit wollte man eine möglichst vielfältige Schulbildung ermöglichen, die hohe Erfolge im Berufsleben garantierte.
Na das konnte ja was werden.
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Ok, ich habe mir echt die Arbeit gemacht, Julies Stundenplan zu schreiben. Er ist zwar nicht so schön geworden wie der von @TrustYourEnemy aber naja XD Der ändert sich ja eh bald wieder wegen den ZAGs aber ich bin halt hobbylos und so lel
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