Epilog Teil 2

Neujahr

Nach Mitternacht

Das neue Jahr hat begonnen und ich frage mich, was es wohl bringen mag ...

Neujahr

Knapp zwölf Uhr mittags

Ich habe schon jemanden gefunden,

den ich nicht leiden kann

Kaum bin ich das erste Mal aus dem Haus gegangen, um etwas wegzuschmeißen, renne ich schon dem nächsten Idioten über den Weg. Gerade erst bin ich Beatrice losgeworden und nun habe ich schon Julian an der Backe. Na vielen Dank. Diese Nervensäge hat mir gerade noch gefehlt.

Er redet und redet und redet und sonst nichts! Ich habe ihn nur aus Versehen angerannt und schon glaubt er, dass ich mit ihm befreundet sein möchte. So ein Volltrottel ...

Er hat sich schon meiner Mutter vorgestellt und sie findet, dass er gut zu mir passt. Wieso gerate immer ich an wahnsinnige Menschen? Was habe ich nur verbrochen, dass ich nicht meine Ruhe haben kann?

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Irgendwann im März

Ich konnte mein Tagebuch einfach nicht finden

Tja, nun ist es März und die Sonne scheint. Ich mag keinen Sonnenschein, da sind zu viele blöde Menschen draußen. Bei einem Tornado bin ich draußen wenigstens eine der einzigen, die draußen herumrennen.

Julian ist mein Sitznachbar, aber ansonsten ist die neue Schule ganz in Ordnung. Henriette und ich sind neue beste Freundinnen. Wir haben uns bei einem Nachsitzen im Büro des Direktors kennengelernt, weil ich einer Zicke die Fresse poliert hatte und sie einem dummen Lehrer das Bein gestellt hat. Die Lehrerschaft ist über unsere Freundschaft nicht sehr glücklich, da die Rate der Massenprügeleien um mehr als siebzig Prozent gestiegen ist, aber keiner wagt es, etwas gegen uns zu sagen. Sogar der Direktor hält uns immer zwei Plätze fürs Nachsitzen am Donnerstag frei und wir enttäuschen ihn nie mit fehlender Anwesenheit. Irgendetwas stellen wir immer an, schließlich muss ich meinen guten Ruf hier wahren.

Niemand weiß, was für eine Verwandtschaft ich habe, und das ist auch gut so. Wenn sie mich schon so für verrückt halten, wer weiß, was sie gedacht hätten, wenn sie von Beatrice erfahren hätten ...

Julian ist aber schlichtweg schrecklich. Immer nervt er mich nach der Schule, weil er zufällig eine Tafel Schokolade zu viel gekauft hat und sie natürlich seiner allerbesten Freundin schenken muss. Auch leiht er mir andauernd seine Schulmaterialien, bevor ich überhaupt danach fragen kann, weil ich meinen Ranzen immer zuhause lasse. Weshalb sollte ich auch alles mitschleppen, wenn dieser Kerl mir unbedingt seine Sachen leihen will? Dieser Verrückte hat sogar einen zweiten Satz Schulbücher gekauft! Oh je ...

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September

Es gab eben nichts Interessantes

Alles hat sich etwas eingerenkt. Die meisten haben sich mit meinem trotzigen Benehmen abgefunden und es ist eigentlich ganz cool, sich nicht nur mit Leuten abgeben zu müssen, die mich nicht leiden können. Vielleicht höre ich jetzt sogar mit meinem Tagebuch auf, da es nichts mehr gibt, über das ich nicht mit Menschen sprechen könnte. Ich bin nun ein ganz normales, wenn auch etwas stures Mädchen.

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Zwei Tage vor meinem achtzehnten Geburtstag

Julian hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will! Ich kann es nicht glauben!

Er ist einfach so wunderbar, so romantisch ... Allein die vielen Tafeln Schokolade und die Rosen, die ich bekomme, sind schon zauberhaft ... Und was den Ring betrifft, hat er auch einen fabelhaften Geschmack bewiesen! Ich glaube, ich liebe ihn wirklich ...

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Weihnachten

Es ist das erste große Weihnachtsfest seit Jahren. Ich und Mami sind bei Julians Familie eingeladen. Die Wohnung ist voller Leute, der alte Tannenbaum musste an den Schrank gebunden werden und so gut wie jeder versucht heimlich ein Geschenk zu finden. Henriette ist auch hier zu Besuch, weil sie sich und ihre Familie einfach selbst eingeladen hat. Vermutlich wollte sie wie die Jahre zuvor einfach nur keinen Tannenbaum aussuchen müssen und nimmt hier irgendwelche gebrauchten Sachen als Weihnachtsgeschenke. Typisch.

Meine Hochzeit steht für den 27.ten Februar fest. Ein großes Fest wird es zwar nicht geben, aber ich freue mich trotzdem wie wahnsinnig. Es ist einfach nur wunderbar ...

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???


Heute kam ein Brief von Vater an. Ein Tag vor meinem Hochzeitstag schreibt er mir. Ich hasse ihn!

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Mein Hochzeitstag

Ich weine, und dabei sollte es der glücklichste Tag in meinem Leben werden. Vater hat alles ruiniert. So wie immer! Ich hasse ihn! Ich hasse Beatrice! Ich hasse diese gesamte verdammte Welt!

Wieso tut er mir das nur an? Wieso hasst er mich so sehr? Kann er mir nicht einmal ein glückliches Leben gönnen? Was habe ich ihm nur getan? 

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Immer noch mein Hochzeitstag

Zwei Stunden vor meiner Hochzeit

Was soll ich nur tun? Erst jahrelang kein einziges Wort von ihm, und jetzt reißt er alte Wunden auf. Kaum habe ich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen, will er wieder Kontakt aufnehmen. Wieso nur? Wieso ich?

„Liebe Lissy,

ich weiß, was du von mir hältst, aber ich vermisse dich.

Du bist meine Tochter und solltest mich lieben, so wie ich dich geliebt habe. Ich habe mich jahrelang um dich gekümmert, für dein Wohlergehen gesorgt, und du? Du brichst einfach jeglichen Kontakt ab. Und das nur, weil ich im Gefängnis bin und deshalb nicht gut genug bin.

Aber ich verzeihe dir. Du bist meine Tochter und du solltest deinen Vater lieben. Wie wäre es, wenn du mich besuchen kommst? Ich würde mich freuen. Blut ist schließlich dicker als Wasser.

Dein Vater"

Wieso nur? Wieso nach all den Jahren? Wieso nach all dem Schmerz, den er mir zugefügt hat? Er hat mein Leben ruiniert! Ich hasse ihn! Ich will, dass er stirbt! Er soll sterben!

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Eine Stunde vor meiner Hochzeit

Ich habe Angst. Angst, was er noch alles tun könnte, um mein Leben zu ruinieren. Angst, dass Julian mich nicht mehr liebt, wenn er von meiner Familie erfährt. Angst, dass auch noch Beatrice zurückkommt. Die Angst hat mich übernommen. Wieso fürchte ich mich nur so sehr vor ihm? 

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Eine halbe Stunde vor der Hochzeit

Julian hat den Brief gelesen. Er ist fort. Ich glaube, er hat begriffen, wer ich wirklich bin. Nicht Betti Deren, ein unauffälliges Mädchen, das sich gerne prügelt und andauernd ihre Schulsachen vergisst. Nein, die Schwester einer wahnsinnigen Mörderin und die Tochter eines Verbrechers. Man muss nur Eins und Eins zusammenzählen. Der Absender, der Inhalt des Briefes, und der große Skandal in den Medien vor etwas mehr als drei Jahren. Alles zusammen ergibt, wer ich wirklich bin. Lissy Deren, das Mädchen aus der verrückten Familie. Das Problemkind des Jahrhunderts. Ein Niemand und doch ein Monster.

Wieso? Wieso nur? Wieso ich? 

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