7 Komplott

IVANKA

„Du magst meine Tochter gewesen sein, doch mit deinem schändlichen Verrat und der vergifteten Ehe mit deinem Juden hast du dich gegen unsere Christlichen Werte gestellt. Ich bringe wieder mehr Religion in unser Volk; richtige Religion. Also stellst du dich entweder zu mir oder ich habe eine Tochter weniger."

Ivanka kann nicht fassen, was sie soeben von ihrem eigenen Vater gehört hat; ihr Puls geht hoch, sie spürt ihn deutlich im Hals. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, dreht sie sich um und eilt dem Ausgang zu, die Tür knallt ins Schloss. Vor wenigen Tagen hat sie von einem treuen Gefolgsmann ihres Vaters schockiert den Hitlergruß gesehen und die darauf folgenden Ausreden gehört. Nun wird sie direkt von ihrem Vater auf ihre friedliche Lebensform angesprochen und aufs Schändlichste beleidigt. Einige Tränen kollern über ihre Wangen, als sie nach Luft schnappend aus dem Gebäude rennt.

Falls sie auf der rasanten Heimfahrt ein Ticket erhalten sollte, wäre es ihr egal. Ihre Wut drückt das Gaspedal, der Wagen schießt durch die Straßen Washingtons. Mit quietschenden Reifen schwenkt sie in die Auffahrt, stoppt den Wagen nur wenige Zentimeter vor der Schranke, welche sich in ihren Augen viel zu langsam hebt. Als der Wagen im Parkfeld steht, rennt sie zum Aufzug. Erst in der Wohnung, die sie mit zittrigen Händen aufgeschlossen hat, bricht das Erlebnis über ihr zusammen. Ivanka lässt sich auf die Couch fallen und weint hemmungslos.

SEBASTIAN

Ich höre, viel zu früh, die Tür aufspringen und jemanden in die Wohnung rennen. Keine Worte der Begrüßung, doch jemand weint, als wäre soeben die Welt zusammengebrochen und sämtliche geliebten Menschen verschwunden. Sofort lasse ich alles stehen und liegen; hier braucht jemand Beistand und ich bin da.

Im Wohnzimmer treffe ich auf Ivanka, die zusammengekrümmt auf der Couch sitzt, den Mantel hat sie nicht ausgezogen. Ihr Gesicht wird von Kissen bedeckt, der Körper zittert. Sofort setze ich mich neben sie und lege meinen Arm um ihre Schulter. Sie lässt es reaktionslos geschehen, worauf wir einige Minuten so verharren.

Da stimmt was nicht mit mir: Ich sitze Arm in Arm mit dieser attraktiven Frau auf dem Sofa und spüre nichts außer ihrem Schmerz.

Genau in diesem Moment öffnet sich die Tür, Melania tritt herein. Als sie uns erblickt, bleibt sie versteinert stehen, ihre Gesichtszüge verhärten sich, die Augen hat sie weit aufgerissen.

Super Timing – ehrlich aber auch. Es ist nicht so, wie du nun denkst.

Mit einer Hand deute ich ihr an, zu schweigen, zeige auf Ivanka, die noch immer weint. Melania begreift schnell, ihr Ausdruck wird sanft, die Schultern sinken entspannt und sie atmet hörbar aus. Nachdem sie Mantel und Schuhe abgelegt hat, schleicht sie zu uns, setzt sich auf den Polsterstuhl neben der Couch. Sie blickt mich fragend an, doch ich schüttle nur den Kopf. Wir warten.

Ivanka beruhigt sich, löst sich aus meinen Armen und wischt sich mit einem Taschentuch die Augen trocken. Ihre Augen verraten Dankbarkeit. „Das da, der Typ im Weißen Haus, das ist definitiv nicht mein Vater und nicht dein Ex-Mann, Melania. Das ist ein Monster."

Wir begreifen nicht, tragen tausend Fragezeichen in den Augen und auf der Stirn, Ivanka betrachtet uns und lächelt. „Entschuldigt, ihr wisst ja gar nicht, worum es geht." Dann erzählt sie mit zittriger Stimme,  in jedem Detail, was im Oval Office vorgefallen ist. Sie lässt auch die Sprecherin nicht aus, vermutet, dass die ‚Schlange', wie sie Karoline nennt, mit dem Typen im Präsidentenkörper kooperiert. Selten habe ich solch üble Worte gehört, wie sie Ivanka hat entgegennehmen müssen und begreife nun, dass ihr das zu viel geworden ist.

Melania ist als erste wieder sachlich gefasst. „Es hat also eine außerordentlich üble Seele von Donalds Körper Besitz ergriffen. Während meiner Nachforschungen habe ich erfahren, wie Seelenwanderung funktionieren kann. Es ist durchaus möglich, dass sich eine Seele in ihm befindet, deren Körper schon lange verstorben ist. Seelen existieren deutlich länger als die biologischen Körper. Eine Seele kann sich überall aufhalten, in Tieren, in Menschen sogar in Pflanzen. Alles, was lebt, enthält eine."

„Das Monster im Oval Office hat sich wie Adolf Hitler angehört", erwähnt Ivanka emotionslos.

„Möglich wäre es, aber wir können uns noch nicht sicher sein. Einer der Professoren, mit welchen ich gesprochen habe, bestätigte unsere Befürchtungen. Er zeigte mir verschiedene Diktatoren der Vergangenheit, die vermutlich mit derselben Seele bestückt waren. Zumindest fanden sich deutliche Parallelen in ihren Handlungen. Aber bewiesen ist nichts davon."

„Wer kommt sonst noch in Frage? Ich meine, neben Hitler." Meine Hirnzellen versuchen sich an alles zu erinnern, was ich in meinem Geschichtsunterricht gelernt hatte. Sie sind schnell damit fertig und ich gucke Hilfe suchend zu den Frauen.

„Puh", stöhnt Melania, „das gibt eine richtig lange Liste. Schreckliche Herrscher gibt es mehr als genug, wenn man die Geschichte der Menschheit liest. Wir sollten uns auf jene konzentrieren, die Völkermord begangen haben und allenfalls, deinen Aussagen folgend, Ivanka, fanatisch religiös waren."

Ivanka fragt sich, was das bringen soll. Sie findet es weniger wichtig zu wissen, mit wem wir es zu tun haben, als danach zu forschen, wie die Seele wieder ausgewechselt werden könnte. Mir wird die Diskussion zu anstrengend, mein Kopf beginnt zu hämmern. Ich stehe auf und gehe in die offene Küche, um uns etwas Wasser zu holen. Glücklicherweise kann uns Melania auch für die letzte Frage einen Lösungsvorschlag bieten. Ihre Nachforschungen scheinen sehr erfolgreich gewesen zu sein. „Das Wichtigste an unseren Plänen ist folgendes: Wir werden vermutlich den Präsidenten umbringen müssen, um ihn zu retten."

Diese Worte höre ich aus der Küche und lasse beinah das Tablett mit den Gläsern fallen. Auch Ivanka hat sich kerzengerade hingesetzt. Wir starren beide auf Melania, die sich in ihrem Sessel entspannt zurücklehnt. „Wenn man den Reinkarnationsforschungen Glauben schenken will, so geschieht das fast ausnahmslos im Zusammenhang mit dem gewaltvollen Tod eines Körpers. Zumindest gilt das für jene Fälle, die eingehend erforscht worden sind." Melania dreht den Kopf in meine Richtung. „Bringst du nun das Wasser oder nicht?"

„Das kannst du unmöglich ernst meinen! Was, wenn wir uns irren und er bloß durchgedreht ist?",  fragt Ivanka, ihre Augen sind weiterhin aufgerissen, sie gibt sich kämpferisch. Ich trage das Wasser zum Couchtisch.

„Danke, Sebastian." Melania leert ihr Glas in einem Zug. „Dann, meine liebe Ivanka, wird es einen Irren weniger geben auf der Welt."

Diese Seite an ihr kenne ich nicht. Sie macht mir Angst.

„Du willst den Präsidenten der USA ermorden? Viel Erfolg – ich buche uns schon drei Zimmer in Guantanamo."

„Wer außer uns hat vergleichbare Möglichkeiten? Wir, also du nicht, Sebastian, kommen ungehindert und ohne Sicherheitskontrollen an ihn heran. Alles, was wir brauchen, ist eine erfolgversprechende Planung."

Mir läuft der Schauer über den Rücken. Diese kalten Worte aus ihrem Mund lassen mich zusammenfahren. „Wie bitte?", ereifere ich mich. „Wir fliegen extra her, um ihm zu helfen und nun willst du ihn umbringen? Seine Seele wird sich einfach nur einen neuen Körper suchen."

„Genau darum geht es doch, Sebastian. Bei dir damals hat sich deine Seele entschieden, den Körper beim Tauchunfall wieder zu switchen – aber Donald war in der Nähe, ganz bestimmt. In diesem Fall hier, wollen wir die verfluchte Seele aus dem Körper treiben, in der Hoffnung, damit Donald die Möglichkeit für eine Rückkehr zu bieten. Der ‚Mord', wie du es nennst, stellt demnach unsere Hilfe dar, für die wir hergeflogen sind. Es gefällt mir auch nicht, aber es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, auch wenn ein kleines Restrisiko bleibt."

In was für eine Scheiße bin ich denn hier wieder geraten? Ich verfluche den Teufel, der die Fäden meines Lebens zieht. Er ist ein hinterlistiger Scharlatan.

„Mal angenommen, du hast recht mit dem, was du sagst, ..."

„Habe ich, Sebastian." Wieder trinkt sie ein Glas Wasser und lächelt.

„Lass mich bitte ausreden." Sie zuckt bloß mit der Schulter und Ivanka lächelt.

Weiber.

„Also, angenommen, das stimmt. Wie willst du das anstellen, ohne erwischt zu werden?" Ich rolle mit den Augen und neige den Kopf zur Seite.

„Das, mein Lieber, lass unsere Sorge sein. Aber dich werden wir bestimmt als Fahrer oder so einsetzen."

Ich hasse weibliche Arroganz.

***

Während der folgenden Tage wähne ich mich in einem Agententhriller. Ich verkörpere dabei die Figur des Butlers und hoffe, am Ende nicht der Mörder zu sein.

Schauspieler sein ist wie Hobby-Seelenwanderung. Als Profi sollte ich mich vielleicht in Hollywood melden.

Die beiden Villainesses, die bösen Mädchen, blühen auf wie mit Stacheln bewaffnete Rosen. Betörend im Duft, verführerisch im Bild und tödlich in der Handlung. Meine Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, die Frauen zu bekochen, die Wohnung sauber zu halten und einen Bring- und Holdienst zu den umliegenden Bibliotheken aufrecht zu halten. Mir soll's recht sein. Solange ich nicht direkt am Mordkomplott beteiligt bin, kann ich danach immer noch behaupten, zu meinen Handlungen gezwungen worden zu sein.

Das würde ich nie tun. Ich bin loyal bis ins Verderben.

Melania sorgt sich immer stärker um ihren Sohn Barron. Sie bittet Ivanka um Hilfe, den politisch aufstrebenden Studenten aus der Schusslinie zu nehmen. Sie verspricht, ihr Möglichstes zu tun. Als erstes muss sie allerdings zurück ins Weiße Haus, sich bei ihrem Vater entschuldigen. „Das ist der schwierigste Teil unseres Plans. Jede einzelne Zelle meines Körpers wehrt sich dagegen." Ivanka sitzt gekrümmt mit hängenden Schultern auf einem Stuhl an der Bar. Melania steht neben ihr.

„Ja, das wird nicht einfach. Aber es muss sein. Du bist noch problemloser an ihn herankommen als ich. Ich bin die Frau, die ihn verlassen hat. In mir vermutet man bereits einen Verrat, also wird man mich entsprechend genau beobachten. Du hingegen bist die Tochter, die seine Beraterin war. Dir stehen die Türen offen."

„Ich weiß. Aber dieser Typ macht mir Angst. Es ist, als ob er durch dich hindurchsieht. Er liest deine Gedanken, bevor du sie formuliert hast."

„Wir müssen es versuchen. Bitte springe über deinen Schatten, Ivanka. Es geht um die Zukunft unseres Landes."

Wow, wie pathetisch! Ich bekomme feuchte Augen.

„Ladies, ich habe eine Mahlzeit bereitgestellt und bitte euch zu Tisch", scherze ich, um die Stimmung aufzuheitern. Ich mime den Buttler und verneige mich.

„Vorzüglich, Johann. Würdest du den Damen Sekt kredenzen?" Melanias Arm kreist in der Luft, das Kinn hält sie hoch und die Augen blicken vornehm gelangweilt zu mir.

Biest.

Nach dem Essen fahre ich Ivanka zum Weißen Haus. Wir haben uns dafür die Limousine genommen, mit welcher sie und ihr Mann gewöhnlich zu offiziellen Anlässen fahren. Die Chauffeur-Uniform steht mir gut, passt wie angegossen.

Ich sehe in allen Uniformen gut aus.

Mit dem noblen Wagen rollen wir zur Einfahrt des Weißen Hauses, wo die übliche Sicherheitskontrolle durchgeführt wird. Suche nach Sprengstoff, Ausweiskontrollen, Zutrittsberechtigung und so weiter. Der Beamte salutiert, als er Ivanka erkennt. Danach gibt er mir genaue Anweisungen, wo ich den Wagen parken darf, wenn Mylady ausgestiegen ist und wie ich mich zu verhalten habe. Er überreicht mir eine „Driver's Admittance", eine Zutrittsberechtigung für Chauffeure.

Ich bin eine verdammte Marionette in diesem tödlichen Spiel.

Ich fahre sie zum Haupteingang, dann ziehe ich mich mit dem Wagen auf den angewiesenen Parkplatz zurück. „Viel Glück. Du schaffst das", habe ich ihr noch zugerufen, doch sie hat sich nicht mehr umgedreht.

IVANKA

Ivanka atmet tief ein, stößt die Luft danach geräuschvoll aus, bevor sie das Gebäude betritt. Sie darf zum Büro schreiten und muss sich erneut auf einen Stuhl setzen, bis der POTUS Zeit für sie habe. Sie erinnert sich an das Zusammentreffen mit der Sprecherin und hofft, es möge diesmal eine andere Person aus dem Büro treten.

Wenig später verlässt Elon Musk das Oval Office. Er schenkt ihr keine Aufmerksamkeit, obwohl er sie kennen müsste. Stur geradeaus blickend marschiert er an ihr vorüber. Ein vager Duft eines zu süßen Aftershaves dringt in Ivankas Nase. Sie schmunzelt, erhebt sich, atmet noch einmal tief durch und tritt aufrecht ins Büro.

„Was willst du denn schon wieder? Mich wieder anschreien?" Donald Trump sitzt hinter seinem Schreibtisch wie ein Raubtier, das kurz vor dem Sprung auf seine Beute kauert.

„Nein, Vater, ich will mich entschuldigen. Mein Auftreten letztes Mal war ungerechtfertigt und unangemessen."

Damit hat er wohl nicht gerechnet. Er fixiert sie einige Sekunden ohne zu blinzeln, dann lehnt er sich zurück und legt die Hände auf den Schreibtisch. „Ich höre."

Erneut verwirrt sie diese unerwartete Antwort aus seinem Mund. Sie setzt sich auf einen der Gästestühle und lehnt sich bewusst zurück. „Ich möchte wieder in deiner Regierung mitwirken. Während der letzten Amtsperiode war ich dir eine treue und gewissenhafte Beraterin. Lass mich das wieder sein."

„Nein, das geht nicht mehr. Du wolltest dich aus der Politik zurückziehen und dich vermehrt um deine Familie kümmern, schon vergessen? Ich gewährte dir diesen Wunsch. Mein Berater ist Elon und er verrichtet einen hervorragenden Job. Ich werde ihn keinesfalls ersetzen." Er drückt den Cola-Button, den er auf seinem Schreibtisch wieder hat installieren lassen. Wenig später tritt eine sehr junge und attraktive Küchenhilfe ins Büro und bringt ihm seine Cola Light. Wie dekadent, denkt sich Ivanka dabei.

Als das Mädchen den Raum wieder verlassen hat, zieht Ivanka ihre Lippen zu einem Strich zusammen, während Donald genüsslich seine Cola trinkt.

„Okay, damit kann ich leben. Dann lass mich wenigstens mit Barron arbeiten. Mein hochgewachsener Stiefbruder braucht etwas politische Beratung und Bildung im öffentlichen Auftreten. Ich habe ihn bei der Amtseinführung beobachtet. Seine Gesten und sein Gesichtsausdruck kamen auf Social-Media nicht gut an."

Donald nickt. „Barron hat eine große Zukunft in meiner Regierung; wer weiß, vielleicht wird er mich dereinst beerben. Aber ich gebe zu, er ist noch ungeschliffen, weiß nicht recht, was er tun soll. Du könntest tatsächlich etwas tun, wenn du meinen Ideen gegenüber loyal bleibst."

Ivanka verdreht die Augen, schwenkt den Kopf kurz weg. Dann blickt sie ihn wieder siegessicher an. „Ja, selbstverständlich. So wie Karoline, meinst du? Deine Beraterinnen, Sprecherinnen und Mitarbeiterinnen werden zusehends hübscher und jünger, wenn ich das mal bemerken darf."

„Und mit dir wäre das dann eine mehr." Er lächelt und nippt an seiner Cola.

Erneut verdreht sie die Augen, zieht die Brauen hoch. Das hat er nicht wirklich gesagt, denkt sie sich dabei. Ihr Puls erhöht sich, der Rücken streckt sich durch. „Ich werde eng mit Barron zusammenarbeiten und ihm alles beibringen, was man in der politischen Öffentlichkeit wissen muss. Du kannst dich auf mich verlassen; wie immer." Diesen Seitenhieb konnte sie sich nicht verkneifen.

Er zieht bloß die Augenbrauen hoch. „Wie auch immer. Es freut mich, dich wieder an Bord zu haben. Wir werden viele gemeinsame Sitzungen haben, wir zwei." Seine Augen funkeln, die Mundwinkel wandern nach oben, der Mund zieht sich zu einem hämischen Grinsen zusammen.

Ivanka beeilt sich, den Raum zu verlassen, nachdem sie sich kurzangebunden verabschiedet hat. Im Flur lehnt sie sich kurz an die Wand und atmet aus. Wieder gefasst, schreitet sie zum Ausgang und gibt dem Sicherheitsmann ein Zeichen, er soll ihren Wagen vorfahren lassen.

SEBASTIAN

Ein Mann winkt mir zu. Ich darf vorfahren. Offensichtlich ist Ivanka fertig und steht am Eingang. Bereits an ihrer steifen Haltung erkenne ich, dass es nicht so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben. Der Wachmann öffnet die Tür, Ivanka lässt sich auf das Polster fallen. „Fahr los!"

Erst als wir uns wieder auf der Straße außerhalb des Areals befinden, stößt sie entspannt Luft aus. Über den Innenspiegel sieht sie mir direkt in die Augen. „Ist das zu fassen? Der Kerl hat mich angemacht!"

Der Wagen macht einen Schlenker und ich entschuldige mich sofort dafür. „Wie meinst du das, angemacht?"

„Erinnerst du dich, als du auf mich gestanden hast?" Sie lächelt schelmisch.

Mir wird heiß und kalt gleichzeitig. Sie weiß es! Wie kann sie es wissen?

Und wie ich auf dich gestanden habe! Da stand Vieles!

Ich konzentriere mich wieder auf die Straße und warte auf eine Antwort zu ihrer rhetorischen Frage, die nicht lange auf sich warten lässt.

„Eine Frau spürt sowas, mein Guter. Ich war froh, dass du dich dann in Melania verliebt hast. Erstens hätte ich dir eine Abfuhr erteilen müssen, von der du dich wahrscheinlich nie erholt hättest und zweitens wären die Journalisten der Boulevard-Presse über uns gekommen wie die Fliegen über Ahornsirup. Die Schlagzeilen wären viral gegangen, sage ich dir. ‚Präsident verliebt sich in seine Tochter' – das wäre, außer in Italien vielleicht, allen Menschen gegen ihren Verstand gelaufen."

Ich spüre, wie mein Gesicht rot anläuft, mein Puls geht schneller. „Und der da drin hat dich in dieser Richtung angemacht?"

„Jap!" Sie schaut aus dem Fenster. „Ich muss Melania helfen, ihren Sohn aus den Fängen dieses Monsters zu befreien."

Ich betrachte sie über den Innenspiegel. Sie wirkt abwesend, in Gedanken versunken. „Ihr werdet ihn töten", sage ich leise.

Sie lacht abschätzig. „Und ich werde das Messer halten, das sein Herz durchstößt!" Dann blickt sie mich an und mir stellen sich die Nackenhaare auf.

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