Kapitel 6

Ich tastete quasi die komplette linke Ecke des Tisches ab, doch keine Spur von meinem Handy.
Mit Erschrecken stellte ich fest, dass es weg war und mein Herz rutschte mir fast in die Hose.
Hatte der Schatten mein Handy genommen? Sachen können nicht einfach so verschwinden!

Ängstlich blickte ich erneut zum Tührrahmen, doch so sehr ich meine Augen auch zusammenkniff, um besser zu sehen; der Schatten war weg.
Schwer schluckend ging ich meine Optionen durch.
Nach einigen Minuten machte ich mich mit dem Gedanken vertraut, dass ich so oder so den Lichtschalter bedienen musste.

Ich konnte ja nicht für immer auf der Couch im Wohnzimmer hocken. Ich hatte den Bereich hinter der Puppe kein einziges mal aus den Augen genommen, seitdem mir klar wurde, dass mein Handy verschwunden war.
Ich konnte nur einheitliche Dunkelheit erkennen.

Ich nahm also meinen Mut zusammen und erhob mich langsam von der Couch. Ich hob schnell das Buch vom Boden auf, dass mir beim Erwachen runtergefallen war und bewaffnete mich damit.
Wenn der Schatten jetzt zurück kam, dann konnte ich ihm wenigstens ein Buch rein brettern, auch wenn ich nicht wusste, ob das überhaupt ging, da es sich ja um einen Schatten handelte.

Schnell ging ich weiter nach links, um den Lichtschalter zu erreichen. Zitternd setzte ich einen Fuß vor den anderen und erreichte letztendlich den ersehnten Lichtschalter.
Mit einem Klick ging das Licht sofort an und der Eingang zum Wohnzimmer würde erhellt.

Ich sprang einen Schritt nach hinten, um Abstand zu gewinnen.
Niemand.
Es war niemand zu sehen und nur Luft zeigte sich mir. Ich rieb mir die Stirn und atmete erleichtert aus.

Ich sah in den Eingangsbereich und auch dort konnte ich niemanden finden. Etwas wütend, dass ich mir selbst solche Angst machte, stapfte ich zum Lichtschalter an der Eingangstür und erhellte auch diesen Bereich komplett.
"Man wie kann ich immer solche Sachen sehen...", meinte ich genervt zu mir selber und ging zurück ins Wohnzimmer.

Brahms Porzellangesicht starrte mich emotionslose an, als würde er mich verspotten wollen.
"Emotionslos sein hm?", sagte ich in seine Richtung und kippte meinen Kopf nachdenklich zur Seite.
"Tut mir leid Brahms, ich bin wohl eingeschlafen, aber du kannst deine Musik hören, während ich das Abendessen mache ja?", erklärte ich ihm und strich ihm über den Kopf.

Ich kramte eine andere Platte aus dem Regal und legte sie auf den Plattenspieler. Diesmal klappte der Vorgang viel schneller und ein sanftes Stück eines Orchesters fing an zu spielen.
Zufrieden mit meiner Wahl ließ ich Brahms im Wohnzimmer sitzen und machte mich auf zur Küche, um etwas zu kochen.

Grübelnd sah ich meine restlichen Zutaten an und entschied mich für eine herkömmliche und einfache Nudelpfanne.
Ich begann zu kochen und die angenehme Musik beruhigte mich sichtlich.

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"Das Essen ist fertig Brahms!", rief ich ihm zu, als ich mich auf den Weg zu ihm machte und stoppte den Plattenspieler, indem ich den Tonarm anhob und die Platte entnahm.
Ich stellte die Platte zurück ins Regal und ging wieder zu Brahms.
Als ich ihm auf den Arm hatte glitt mein Blick erneut zu dem kleinen Couchtisch.

Er war leer.
Ich starrte auf die Stelle, an der ich mir sicher war, dass ich dort mein Handy liegen gelassen hatte.
Ich musste auf jeden Fall noch danach suchen!

Mit schnellen Schritten ging ich in die Küche und setzte Brahms schon vor seine fertige Mahlzeit.
Ich setzte mich ebenfalls an den Tisch und begann zu essen.
Meine Gedanken schwirrten jedoch die ganze Zeit um das heutige Geschehniss.

Hatte ich mir das alles nur eingebildet?

Bei dem Gedanken an einen "Schatten" der durch das Anwesen schweift musste ich fast schon lachen und schüttelte den Kopf. Das muss ich mir einfach eingebildet haben.
Und was ist mit deinem Handy?, ertönte da eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf.

Ja... was war mit meinem Handy?

Gegenstände können nicht einfach so verschwinden und doch ist genau das passiert! Doch für alle unerklärlichen Dinge muss es eine Erklärung geben und ich nahm mir fest vor eine angemessene Erklärung für all das zu finden.

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Nach dem Essen ging ich der täglichen Routine nach und stellte am Ende Brahms Essen wieder in den Kühlschrank.
Manchmal fragte ich mich wirklich, wieso ich das alles tat. Doch irgendwo in meinem Hinterkopf wusste ich bereits die Antwort auf meine Frage.

Nach erneutem Suchen in Wohnzimmer und ohne Erfolg, ging ich also mit Brahms nach oben und machte ihn bettfertig.

"Soo und jetzt ist es Zeit für eine Gutenachtgeschichte", meinte ich, während ich schon nach einer passenden Geschichte suchte und kurze Zeit später auch eine fand.
"Alsoo..."

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"Sieht du Brahms, am Ende ist alles gut gelaufen!"
Erschöpft legte ich das Buch zur Seite, musste aber gestehen, dass ich die Geschichte auch besonders gut und lehrreich fand.

Ich musste einmal gähnen und stand dann aus dem Sessel auf. Ich streckte mich und deckte Brahms nun zu.
Ich gab ihm seinen Kuss und wünschte ihm eine gute Nacht.
Leise schloss ich die Tür seines Zimmers hinter mir und ging in mein Zimmer.

Da ich mein Handy nicht gefunden hatte, gab es heute wohl keinen Austausch mit Liah mehr. Etwas enttäuscht zog ich mich um und putzte mir die Zähne. Meine Haare kämmte ich durch, sodass sie glatt nach unten fielen.
Ich pflanzte mich schnell in mein Bett und machte es mir gemütlich.

Ich nahm mir vor der ganzen Sache morgen auf den Grund zu gehen und jetzt nochmal ordentlich Schlaf zu bekommen. Schließlich durfte ich nicht erneut einfach so einschlafen!
Fest entschlossen schaltete ich also mein Licht aus und driftete langsam ins Reich der Träume ab.

Mir unbekannt, dass ich aus den Schatten heraus beobachtete wurde und niemals alleine war.

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