Kapitel 3

Verschlafen wachte ich auf. Ich streckte mich einmal, ehe ich zu meinem Wecker hinüber guckte und feststellte, dass ich recht gut in der Zeit lag.
Es war 6:50, somit hatte ich noch genug Zeit mich zu duschen, bevor ich in den Tag ging.

Ich kramte ein gemütliches Outfit aus meinem Schrank, welches aus einem weitem Top und einer Jogginghose bestand und machte mich auf den Weg ins anliegende Bad.
Im Spiegel erblickte ich meine leicht zerzausten Haare, die noch in einem Zopf hochgesteckt waren, da ich gestern vergessen hatte diesen zu lösen.
Ich kämmte meine nun offenen Haare einmal durch, wobei sie mir jetzt bis zur Hüfte gingen.
Ich hatte langes naturblondes Haar mit einigen Strähnchen und blaue Augen. Schnell zog ich mich ganz aus und duschte mich.

Ca. 10 Minuten später kam ich dann fertig geduscht und angezogen aus dem Bad und machte mir einen hohen Zopf. Na dann mal los.
Ich schloss meine Tür wieder hinter mir ehe ich den langen Gang entlang zu Brahms Zimmer ging.
Einige mögen es vielleicht komisch finden, aber ich war irgendwie froh, dass ich hier jemanden hatte, mit dem ich reden konnte und der mir auch zuhörte. Leise öffnete ich die Tür und erblickte Brahms in der noch gleichen Position im Bett, wie gestern.

"Guten Morgen Brahms. Ich hoffe du hast gut geschlafen", sagte ich fröhlich und nahm ihn auf den Arm.
"Wir werden heute sicherlich viel Spaß haben!"
Und damit ging ich auch nach unten in die Küche, um uns Essen zu machen. Ich entschied mich für Pfannkuchen mit verschiedenen Marmeladensorten und deckte den Tisch für Brahms und mich. "So hier das ist für dich, ich hoffe es schmeckt dir auch", entgegnete ich und begann zu essen.

Nachdem wir fertig waren, oder besser gesagt ich, stellte ich Brahms Essen in den Kühlschrank und räumte die Küche auf.
"So was hältst du von einer Geschichte zwischendurch? Ja, ich denke da hast du nichts dagegen", antwortete ich schließlich für ihn, da er mich nur stumm anstarrte, wie konnte es auch anders sein und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer.
Ich angelte noch einige Zettel von einer Kommode, die ich gestern beim Aufräumen gefunden hatte und nahm sie mit.

Es war ein Anmeldeformular von einem Lebensmittelgeschäft, das den Auftrag bekommen sollte Lebensmittel einmal die Woche zu liefern.
Ich fand diese Idee einfach super, denn dann musste ich nicht ständig los um was zu kaufen.
Im Wohnzimmer angekommen legte ich die Zettel auf den Tisch und nahm eines der Kinderbücher aus dem Regal.
Es war einfach geschrieben und enthielt mehrere Geschichten.

"Ok, ich denke diese Geschichte könnte ganz schön sein:

NATSUMI - Die falsche U-Bahn?

Der Himmel war blau. So schön blau. Er sah beinahe aus, wie das Meer. Das Gras unter ihren Füßen war so weich, dass sie es fast nicht merkte. Die Luft war so klar, als hätte man sie gewaschen. Die Tannen verströmten einen aromatischen Duft. Wohin lief sie bloß? Sie kannte diesen Ort nicht.
Aber sie fühlte sich wunderbar frei. Sie lenkte ihre Schritte über den Waldboden. Immer weiter, nur nicht stehen bleiben. Die Tannen wurden plötzlich dichter und der Wald immer dunkler. Einen Ausgang konnte sie ietzt nicht mehr erkennen. Mit jedem Schritt, den sie vorwärts kam, wurde es sogar kälter.
Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie weiterlaufen musste. Sie lief ein wenig schneller und nach ein paar Schritten fing sie sogar an zu rennen. Sie flog beinahe über den Boden.
Langsam stieg die Panik in ihr hoch. Es wurde verdammt kalt und mit ihren Sandalen fand sie auf dem jetzt rutschigen Boden kaum Halt.

Sie rannte so schnell, dass sie nicht mehr bremsen konnte, rutschte aus und genau vor ihr endete der Weg und gab die Sicht auf eine tiefe Schlucht frei. Sie versuchte sich irgendwo fest zu klammern, griff nach Baumwurzeln, Gras, dickeren Ästen, aber nichts half ihr.

"Hilfe! Ich falle!"
Doch niemand war da, um sie auffangen zu können. Ob sie wollte oder nicht, hilflos musste sie mit ansehen, wie die Bäume immer kleiner wurden.
Der Wind dröhnte in ihren Ohren und ihr Fall schien kein Ende zu nehmen. Sie wollte gar nicht wissen, was da unten auf sie wartete. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, in der Hoffnung, dass sie lebend davon kam.

Sie fiel und fiel. Doch plötzlich sah sie unter sich einen kleinen See.
Sie versuchte sich in eine gute Position zu drehen, damit sie leicht ins Wasser eintauchen könnte. Sie streckte die Arme und Beine, wie sie mal im Fernsehen gesehen hatte.
Sie tauchte sanft ins Wasser.
Dann hörte sie Geräusch und alles wurde schwarz. War sie etwa gestorben?

"Nein. Das kann nicht sein" stellte sie fest. Sie versuchte langsam ihre Augen zu öffnen. Erst sah sie überhaupt nichts, da sie von der Sonne geblendet wurde. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, bemerkte sie, dass sie auf dem Boden in ihrem Zimmer lag. Ihre Hand tastete nach dem Wecker.

Unbewusst fasste sie auf einmal in etwas nasses.
"lihh! Igitt!"
Doch sie stellte fest, dass ihre Blumenvase vom Nachttisch gefallen war und sie in das Wasser gegriffen hatte. "Puh, ein Glück! Ich lebe noch. Das war wirklich ein seltsamer Traum."
Benommen starrte sie ein paar Sekunden auf den Boden. Dann schüttelte sie sich und ihr wurde klar, dass sie erst einen Blick auf den Wecker werfen musste, danach die Blumen retten würde und sie sich zum Schluss in Windeseile anziehen musste.

Als sie das erledigt hatte, nahm sie ihre Schultasche, stellte das Fenster auf und ging aus ihrem Zimmer. Sie lauschte. Ihre Eltern waren anscheinend schon zur Arbeit gefahren. Langsam lief sie die Treppe runter zur Küche.
Unbewusst warf sie einen Blick auf den Tisch. Sie fand einen Brief von ihrer Mutter.

Guten Morgen, liebe Natsumi. Ich hoffe, dass du gut geschlafen hast und dass du rechtzeitig aufgestanden bist. Papa muss bis heute Abend arbeiten und ich fahre nach der Arbeit noch zu einer Freundin. Habe viel Spaß in der Schule.
Es drückt dich deine Mom.

Natsumi musste lächeln. Irgendwie freute sie sich immer noch über die netten Briefe, die ihre Mom ihr morgens schrieb. Sie legte ihn zur Seite und nahm einen tiefen Teller aus dem Schrank.
Dann kramte sie in einer Schublade nach den Cornflakes und angelte sich die frische Milch aus dem Kühlschrank.

Nachdem sie ihr schnelles Frühstück genossen hatte, tat sie das Geschirr in die Spülmaschine und verstaute die Milch und die Cornflakes wieder. Natsumi fiel ein, dass sie ihre Schuhe in ihrem Zimmer vergessen hatte. Sie rannte nochmal nach oben, schwang sich in die Schuhe und prüfte in ihrem Spiegel, ob sie so aus dem Haus gehen konnte.
Sie nickte sich zur Selbstermunterung zu.

"So! Endlich bin ich fertig! Ich hoffe, dass ich es noch rechtzeitig bis zur U-Bahn schaffe."
Ein Blick auf die Uhr..
Oh Gott! Es ist schon halb acht!
Natsumi rannte zur Haustür, knallte sie zu, dass die Scheiben beinahe zerbarsten, schloss ab und rannte den steinigen Weg bis zur Straße.

Plötzlich fiel ihr auf, dass sie sich gar nichts zu Essen mitgenommen hatte für die Schule.
"Nicht schlimm. Dann kauf ich mir unterwegs irgendwo etwas."
Endlich war sie an der alten Treppe angelangt, die hinunter zur nächsten Straße führte. Natsumi nahm zwei Stufen auf einmal. Sie durfte die U-Bahn nicht verpassen. Nicht heute.

Es war einer der wenigen wichtigen Tage, die Natsumi nicht verpassen durfte. Heute wurde nämlich bekanntgegeben, wer zur Abschlussprüfung zugelassen wurde. Sie hatte in letzter Zeit so viel gelernt, dass sie sich in Grund und Boden schämen würde, wenn sie nicht auf der Liste stand.

Als sie die Straße überquert hatte, blieb sie kurz auf der anderen Seite stehen und atmete tief durch. Dann lief sie zu einem Kiesweg und bog um die Ecke.
Von hier aus konnte man den Bahnhof schon sehen. Aber etwas war merkwürdig.
"Seltsam. Um diese Uhrzeit müssten doch viel mehr Leute unterwegs sein."

Hatte sie sich etwa im Tag geirrt? Nein. Natsumi war sich sicher, dass ihr Wecker Montag angezeigt hatte. Sie zuckte mit den Schultern und setzte ihren Weg fort. Doch ihr fiel auf, dass es ungewöhnlich still war. Sie lauschte und schüttelte anschließend mit dem Kopf.
Als sie das kleine Gebäude dann erreicht hatte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Ein paar Leute tummelten sich im Inneren des Bahnhofs. Einige standen beim Bäcker an, andere waren im Zeitschriftenladen.

Natsumi fiel gerade ein, dass sie sich noch etwas zu essen kaufen musste. Sie kramte ihr Portemonnaie aus ihrer Tasche und stellte sich an die kleine Schlange, die vor dem Bäcker stand. Schnell warf sie noch einen Blick auf die Uhr.

"Gut. Ich habe noch knapp zehn Minuten Zeit, bis meine U-Bahn kommt."
Endlich war sie an der Reihe.
"Guten Morgen. Was darf es sein?"
"Hallo, ich hätte gerne zwei belegte Brötchen und einen Muffin."
Die Verkäuferin packte alles gut ein und legte es auf die Theke..
"Das macht dann sieben Euro zwanzig bitte."

Natsumi verstaute ihre Sachen in der Tasche und warf erneut einen Blick auf die Bahnhofsuhr. Jetzt hatte sie noch fünf Minuten zeit.
Sie ging in Richtung der U-Bahn. Sie schaute sich um, aber alle Sitzbänke waren schon besetzt. Sie seufzte.
"Geht denn heute alles schief?"

Ja und was ihr noch alles so passiert, oder auch nicht, das ist deiner Fantasie überlassen", beendete ich mein Vorlesen und legte das Buch weg.

Heiliger, ich wusste nicht, dass das soo anstrengend sein kann.
Waren die Kapitel nicht mal kürzer gewesen? Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es Mittagszeit war, was auch bedeutete, dass es einen kleinen Snack zwischendurch gab.
"So, ich mache dir jetzt deine Musik an, dann kannst du dich ein bisschen entspannen. Ich esse noch schnell was und packe dann meine restlichen Sachen aus und reinige die Fallen draußen, Ich werde mich auch beeilen versprochen!"

Ich hatte nach einiger Zeit den dreh des Plattenspielers raus und laute Klaviermusik war zu hören. Na immerhin hatte ich das weniger schlimme Übel aus den Platten gezogen und Klavier erwischt.
Ich setzte Brahms ordentlich auf die Couch und ging dann in die Küche.

Kurze Zeit später kam ich mit einem Käsesandwich in der Hand wieder und steuerte auf die restlichen Umzugskisten zu. Eine war umgefallen, obwohl ich sie sogar extra nicht gestapelt hatte.
Naja ist halt so, da war sowieso nur extra Bettwäsche drin.
Ich stopfte die extra Sachen in Schubladen, die bei mir im Zimmer noch frei waren und stellte mein eigenes Geschirr zu dem, das schon vorhanden war.
Jetzt sind dann wohl die Fallen dran.

Ich zog mir meine Jacke und Schuhe an und wanderte nach draußen. Mit Handschuhen und einem Müllsack bewaffnet wanderte ich im Garten umher, auf der Suche nach den Fallen. "Ist ja wie Ostereier suchen..", meinte ich belustigt, ehe ich die erste fand und eine echt leckere, fette, braune Ratte herauszog und sie in den Beutel fallen ließ.

Mhh da kommt einem glatt das Essen wieder hoch.
Ich fand noch drei weitere Fallen, aber zum Glück nur noch eine kleinere Ratte. Ich ging noch einmal den Garten ab, um sicher zu sein keine Falle ausgelassen zu haben, ehe ich das Gefühl hatte stark beobachtet zu werden. Ich richtete mich auf und sah mich um.
Niemand.

Komisch und ich war mir so sicher. Ich machte mich wieder auf dem Weg zum Eingang, doch ehe ich die Tür öffnen konnte raschalte es im Gebüsch.
Schnell blickte ich in die Richtung und machte einen Schritt auf den Busch zu. "Hallo? Ist da wer?", fragte ich hoffnungsvoll, doch niemand antwortete.

Etwas wütend ging ich auf den Busch zu. "Wer auch immer da ist, komm sofort raus! Ich kann es überhaupt nicht leiden beobach...", doch weiter kam ich nicht, da sich in diesem Moment der Busch stark bewegte und raschelte.
Geschockte taumelte ich nach hinten und schrie vor Schock kurz auf. Der Busch wackelte noch mehr, ehe eine kleine Katze zum Vorschein kam.

Sie miaute mich empört an und rannte weiter. Immer noch geschockte saß ich da, doch dann musste ich lachen.
"Oh mann. Du hast mir echt Angst eingejagt und ich dachte schon ich werde beobachtet!", erklärte ich der Katze. die stehen geblieben war und machte mich wieder auf den Weg zum Haus.

Drinnen angekommen wusch ich meine Hände und beschloss die Musik abzustellen, um bei dem Laden anzurufen, ob diese noch solche Lieferungen machten.
In Gedanken vertieft wanderte ich ins Wohnzimmer und stellte die Musik aus.
"Ich habe jetzt alles erledigt, ich muss nur noch bei dem Laden anrufen, um wegen den Lieferungen zu fragen, kannst du vielleicht ein bisschen länger warten? Ich verspreche auch mit dir später noch zu spielen", wandte ich mich Brahms zu und sah nun auf.

Doch was ich sah ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Vor Schock riss ich meine Augen weit auf.

"D-das kann doch nicht sein..."

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