25. Employed

Hallo an alle und willkommen zurück! Das letzte Kapitel ist lang her, aber dennoch habe ich es endlich geschafft, ein wenig weiterzuschreiben.
Zu eurer Erinnerung hier eine kurze Zusammenfassung des letzten Kapitels: Lena hat angefangen, im Tonstudio mit zwei Musikerinnen namens Jean und Jane zu arbeiten. Lukas hat ihr eine weitere Nachricht geschickt und Lena hat kurzfristig beschlossen, darauf zu antworten. Außerdem hat ihre Unizeit begonnen und ihre erste Bekanntschaft dort ist Olivia.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen dieses Kapitels!

Ich hatte beschlossen, Niall nicht von meiner Antwort an Lukas zu erzählen. Das hatte den einfachen Grund, dass er mir vorher mehrmals davon abgeraten hatte, ihm zu schreiben, und ich ihn nicht weiter beunruhigen wollte.

Ich wusste nicht, was genau daran so schlimm war, dass ich ihm endlich mal meine Meinung mitgeteilt hatte, aber ich wollte es auch nicht an die große Glocke hängen. Vermutlich würde er meine Antwort sowieso ignorieren und bisher hatte ich auch keine neue E-Mail von ihm bekommen.

Statt mich um Lukas zu kümmern, konzentrierte ich mich jetzt also vollkommen auf mein Studium, das auch meinen vorher eher stressfreien Zeitplan ziemlich in Anspruch nahm. Vor allem, weil Mr. Brown mich im Tonstudio sehr einspannte. Jean und Jane hatten jetzt beschlossen, ein ganzes Album aufnehmen zu wollen, auf dem sie auch sangen, was einen Haufen Arbeit bedeutete, und Mr. Brown war der Meinung, dass ich das fast allein regeln konnte. Leider konnten beide eher mäßig gut die Töne treffen, sodass alles hinterher intensiv bearbeitet werden musste. Damit verbrachte ich fast meine komplette Freizeit im Studio, zu dem Mr. Brown mir netterweise einen Schlüssel gegeben hatte. Meine Arbeitszeiten schrieb ich fein säuberlich in ein Heftchen, das ich Mr. Brown regelmäßig auf den Schreibtisch legte, damit er diese in mein Monatsgehalt umrechnen konnte.

Niall befand sich gerade mal wieder in L.A., weshalb ich auch kein schlechtes Gewissen haben musste, keine Zeit zu haben, mich mit ihm zu treffen.

Allerdings vermisste ich ihn sehr, vor allem wenn ich abends im Bett lag und Zeit hatte, an ihn zu denken. Wir hatten so viel Zeit miteinander verbracht, dass es jetzt umso merkwürdiger war, ihn länger als eine Woche überhaupt nicht zu sehen und kaum mit ihm zu kommunizieren. Dazu kam ja auch noch die Zeitverschiebung, denn sonst hätten wir die ganze Zeit miteinander chatten können.

„Ich treffe mich noch mit Aoife, wartet nicht mit dem Abendessen auf mich", rief ich in die Wohnung hinein, bevor ich sie verließ und mich auf den Weg zur nächstgelegenen U-Bahn-Station machte.

Meine Freundin hatte ich auch schon seit einigen Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen, da ich die meiste Zeit im Tonstudio verbracht hatte, aber jetzt wollten wir uns bei ihr in der Wohnung treffen, um gemeinsam zu kochen und zu essen. Dylan war mal wieder unterwegs, weshalb wir die drei Zimmer für uns hatten. Die beiden wohnten im Stadtteil Camden, weshalb ich wie so oft mit der Northern Line fuhr.

Aoife erwartete mich bereits und begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung.

„Na Lena, wie geht's dir so als Studentin?", erkundigte sie sich mit einem Grinsen und hängte meine Jacke auf, während ich meine Schuhe auszog.

„Als Studentin geht's mir super, nur mein Nebenjob ist ein bisschen anstrengend", musste ich zugeben.

„Oh, na dann pass bloß mal auf, dass die dich da nicht hauptberuflich einstellen, schließlich geht das Studentenleben vor", antwortete sie halb im Scherz und halb ernsthaft.

„Keine Angst, das kriege ich schon mit", grinste ich sie an. „Also, was wollen wir heute essen?"

„Das können wir gleich zusammen entscheiden, ich habe auf jeden Fall reichlich eingekauft", antwortete sie mir.

„Super, dann schauen wir mal." Ich machte mich auf den Weg in die kleine gemütliche Küche, die mit einem winzigen Tresen vom Wohnraum getrennt war. „Ich hätte irgendwie Lust auf etwas mit Kartoffeln", bemerkte ich, als ich schon nach kurzer Zeit fündig wurde. „Wie sieht das bei dir aus?"

„Da bin ich dabei", gab sie mir zur Antwort und holte die Kartoffeln aus dem untersten Fach des Regals. „Wie sieht es mit selbstgemachten Kartoffelpuffern aus? Ich müsste hier noch irgendwo ein Rezept dafür herumliegen haben." Schon kramte sie in einem der Schränke und hob triumphierend einen dicken Ordner im DIN A5 Format heraus, den sie aufschlug.

„Da musst du aber den Teig machen, ich habe nämlich überhaupt keine Ahnung, wie das zubereitet wird, wenn man die Puffer nicht in der Tiefkühlpackung kauft", zuckte ich mit den Schultern.

„Das kriegen wir schon hin, außerdem haben wir super viele Kartoffeln und ziemlich viel Zeit, wenn etwas schiefgehen sollte." Aoife lachte bloß.

So machten wir uns also ans Werk, wobei Aoife den Großteil der Arbeit übernahm, ich schälte lediglich die Kartoffeln und zerkleinerte sie anschließend mit einer Reibe. Zu viel mehr reichte mein spärliches Wissen rund um die Küche auch nicht wirklich.

Während die Irin die Kartoffelpuffer briet machte ich mich an die Arbeit, den Tisch zu decken. Somit waren wir ziemlich gleichzeitig fertig und konnten mit dem Essen beginnen.

Als ich uns beiden Apfelmus in großer Menge auf die Teller klatschte, begann Aoife wieder zu reden. „Jetzt erzähl doch mal, hast du in der Uni schon einen Lieblingskurs?", wollte sie wissen.

„Nicht unbedingt", musste ich zugeben. „Ich komme aber mit den meisten meiner Kurse sehr gut zurecht und sie machen auch Spaß. Vor allem mag ich, dass wir in meinem Bereich auch eine praktische musikalische Grundbildung bekommen, um die Musiker später fachgerecht unterstützen zu können."

„Ich wusste gar nicht, dass Tontechnik so umfassend ist", wunderte sie sich. „Ich dachte bisher man arbeitet eben mit einem Programm und organisiert irgendwie die verschiedenen Spuren, sodass sie miteinander harmonieren."

„Das ist das Grundprinzip", stimmte ich zu, nachdem ich den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte. „Aber wenn wir jetzt live in der Tontechnik arbeiten, also bei einem Konzert, dann müssen wir alle Sachen richtig einstellen und dazu gehört auch Grundwissen über ein paar Instrumente. Unsere Aufgabe ist es zum Beispiel, die Gitarren zu stimmen oder dem Musiker immer das richtige Instrument zu reichen."

„Arbeitet ihr denn jetzt auch schon mit Musikern zusammen, also ich meine vom Studium aus und nicht von deinem Job her?" Sie nahm sich noch einen Puffer.

„Ja klar, wir haben ziemlich viele praktische Seminare", erklärte ich. „Eins davon liegt sogar schon in der nächsten Woche, da freue ich mich richtig drauf. Es ist ein Konzert und ein paar von uns dürfen die zuständigen Tontechniker den ganzen Tag lang begleiten und beim Soundcheck mitmachen."

„Das scheint echt genau das richtige für dich zu sein", freute Aoife sich für mich. „Da wirst du bestimmt viel lernen und Spaß haben."

Es wurde schließlich ziemlich spät, sodass meine Freundin darauf bestand, mich noch zur Wohnung zu begleiten.

„Du weißt ja gar nicht, was hier abends in London alles rumläuft, dem du nicht begegnen willst", begründete sie das. „Vor allem auf dem Weg von der U-Bahn-Station zu eurer Wohnung gibt es die ein oder andere dunkle Ecke, in der ich niemanden um die Uhrzeit sehen wollen würde."

„Und wie kommst du dann nach Hause?", wollte ich verwundert wissen.

„Ich komme schon klar, schließlich lebe ich schon ein bisschen länger in London", gab sie mir zu verstehen. Ich hatte keine andere Wahl, als das so hinzunehmen.

„Du meldest dich aber, wenn du zuhause angekommen bist, in Ordnung?", versicherte ich mich, als sie mich an der Haustür absetzte und wir uns verabschiedeten.

„Na klar", versicherte sie mir mit einem Lächeln und warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss morgen früh pünktlich im Stall sein, es wird also wirklich Zeit für mich. Gute Nacht, Lena." Sie umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht. Und wenn du dich nicht meldest, veranstalte ich einen Telefonterror!", versicherte ich ihr glaubwürdig, um mich dann umzudrehen und in den Hausflur zu treten. Ich stiefelte die Treppe hoch, schloss leise die Tür auf und wollte immer noch leise meine Schuhe ausziehen und die Jacke aufhängen. Das erledigte sich allerdings, als ich leise Stimmen und den Fernseher aus dem Wohnraum hörte. Lilly und Peter waren wohl noch wach.

„Ich bin wieder da", teilte ich ihnen mit, als ich einen Blick ins Wohnzimmer warf. Sie saßen aneinander gelehnt auf der Couch und schienen den laufenden Fernseher nicht wirklich zu beachten.

„Super, Lena." Lilly lächelte mir leicht zu. „Wir gehen auch gleich schlafen, du kannst aber schon mal ins Bad." Ich nickte ihr lächelnd zu. Mit den beiden zusammenzuleben war so unkompliziert, da hatte ich wirklich Glück gehabt, das fiel mir mal wieder auf. Jeder konnte sein eigenes Ding machen, aber wenn ich doch mal Gesellschaft wollte, konnte ich mich auf meine zwei Mitbewohner verlassen. Auch die Hausarbeit war ganz entspannt. Bei meinen Eltern hatte es schon mal Stress gegeben, wie das normalerweise auch war, aber mit Lilly und Peter lief alles reibungslos. Dass ich hier in London immer einen sicheren Hafen hatte, an den ich mich zurückziehen konnte wenn mir die Arbeit zu stressig war, gab mir ein gutes Gefühl. Es war eben inzwischen meine Heimat geworden.

Als ich mich ins Bett legte, warf ich nochmal einen Blick auf mein Handy, um sicherzustellen, dass Aoife gut in ihrer Wohnung angekommen war. Sie hatte mir tatsächlich eine kurze Nachricht geschickt, in der sie mir versicherte, dass sie inzwischen wohlbehalten in ihrem Bett lag.

Ein paar Tage später setzte Niall mich netterweise beim Koko Club ab, in dem das heutige praktische Seminar stattfinden würde. Ich hatte in der vorherigen Nacht bei ihm geschlafen, weil wir uns in der letzten Woche so wenig gesehen hatten.

„Ich habe übrigens nochmal mit meinem Anwalt gesprochen", brachte er zur Sprache. „Er braucht natürlich die E-Mails, meint aber, dass es noch schwierig sei, darauf eine Klage aufzubauen, weil außer den Mails noch nichts passiert ist." Ich wusste sofort, wovon er redete.

„Meinst du damit, dass wir warten wollen, bis er eine seiner Drohungen wahr macht? Das kann doch nicht sein!", empörte ich mich und musste daran denken, dass ich seit meiner Antwort auf Lukas E-Mail noch keine neue Drohung erhalten hatte. Vielleicht hatte er es ja wirklich aufgegeben und eingesehen, dass es falsch war, was er getan hatte.

„Ich bin davon auch nicht gerade begeistert", gab Niall zu. „Aber er hat Recht, wenn wir keine Grundlage haben, bringt das leider überhaupt nichts. Wir müssen genau gucken, ob der Inhalt der E-Mails Grund genug für eine Anklage ist. Du hast die doch noch alle, oder?" Ich nickte. „Super, dann kannst du sie ja am besten weiterleiten oder ausdrucken, und ich bringe ihm die bei nächster Gelegenheit."

Niall ließ mich in einer Querstraße beim Koko Club aus dem Auto steigen, denn die Hauptstraße war aktuell wegen einer Baustelle gesperrt.

„Danke." Ich lehnte mich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss. Die Tatsache, dass mir das möglich war, ließ mich immer noch wie blöd grinsen.

„Kein Problem", lächelte er mich an. „Ich melde mich nachher bei dir." Ich stieg aus dem Wagen, grinste ihm noch einmal zu und schlug dann die Tür zu, sodass er weiterfahren konnte.

Mit dem Pass, den wir von der Uni bekommen hatten, kam ich ganz einfach in den Club und blickte mich um. Im hinteren Bereich befanden sich Stühle, Treppen zur oberen Etage und eine kleine Bar. Dieser Bereich war mit einem Geländer von der Tanzfläche abgegrenzt, auf der ich schon ein Mischpult und mehrere Bildschirme ausmachen konnte. Vorne konnte ich die Bühne sehen, die für einen solchen Club ziemlich groß ausgebaut war.

Ein Mann machte sich am Mischpult zu schaffen, sodass ich beschloss, einfach auf gut Glück auf ihn zuzugehen.

„Hallo, Entschuldigung. Sind Sie der Tontechniker?", sprach ich ihn an.

Er schaute auf. „Kommt drauf an, wer fragt." Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht.

„Ich bin Lena Smith vom College, hier soll heute ein Praxisseminar stattfinden", stellte ich mich ein bisschen schüchtern vor.

„Dann bin ich das, George mein Name", erklärte er. „Hinter der Bühne hüpft auch schon eine von euch rum, der kannst du erstmal gern zur Hilfe gehen." Er erklärte mir kurz den Weg hinter die Bühne. Zum Glück fand ich den ziemlich schnell und nachdem ich durch die letzte Lärmschutztür getreten war, entdeckte ich gleich schon Olivias graue Haare und ihren unverkennbaren Teppich, mit dem sie sich immer noch kleidete.

„Hey!", sprach ich sie an.

Mit einem etwas gezwungenen Lächeln drehte sie sich zu mir um: „Gut, dass du da bist. Du kennst dich nicht zufällig mit diesen blöden Funkmikros aus?"

„Zeig mal her." Ich trat näher und besah mir das Dilemma. Olivia stand vor einer Kiste, die geradezu vollgestopft war mit Funkmikros aller Art. Wer auch immer hier für Ordnung sorgte, derjenige hatte wohl nach dem letzten Konzert nicht viel Zeit gehabt, alles zu sortieren, also blieb das jetzt an uns hängen. Wichtig war dabei, dass wir die Mikrofone nicht beschädigten, denn diese konnten sehr empfindlich sein. „Einen Vorteil hat das hier: Wir müssen uns nicht mit einem Kabelsalat abkämpfen, es hätte also auch viel schlimmer kommen können", sagte ich schulterzuckend, und begann damit, die ersten Mikros aus der Kiste zu nehmen. Hätte ich gewusst, was uns an dem Abend noch erwarten sollte, hätte ich das nicht so leichtfertig gesagt.


Wie es wohl weitergeht erfahrt ihr im nächsten Kapitel! 

Was haltet ihr von der Freundschaft zwischen Aoife und Lena? Wie gefallen euch die Details aus der Tontechnik?

Über eure Meinungen würde ich mich sehr freuen!

Ganz viele Grüße
Catrifa xx

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