02. Hello again
„Ziel Nummer zwei muss ich jetzt suchen gehen", antwortete ich ihr.
„Oh nein, ich kann es mir denken." Sie lachte. „Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei!"
Ich ging also nun allein auf die Suche und kam dabei am Buffet vorbei, wo ich mich wie Fee vorhin ebenfalls bediente. Mein Plan war nun, One Direction zu treffen und mich mit ihnen zu unterhalten. Mir war klar, dass sie der Mittelpunkt des Abends waren, aber das würde mich hoffentlich trotzdem nicht daran hindern, ein Gespräch mit wenigstens einem der vier Jungs zu führen. Ich war gespannt, was in der Zwischenzeit aus ihnen geworden war, denn im Internet konnte man so etwas schwer verfolgen. Und auch auf der Bühne hatten sie eben eine Show abzuspielen, das hatte ich in den vergangenen zwei Jahren dreimal erlebt.
Liam war derjenige, der mir als Erstes über den Weg lief, und ich begrüßte ihn mit einem „Hi!".
„Hi!", gab er zurück. „Sorry, kennen wir uns?", kratzte er sich dann am Kopf. Da ich nichts anderes erwartet hatte, war ich nicht wirklich enttäuscht. Innerhalb von den zweieinhalb Jahren hatten alle von ihnen sicherlich viele neue Menschen getroffen, die mein Gesicht verdrängt hatten. Außerdem hatte ich mich auch verändert.
„Naja, kennen nicht wirklich", gab ich deshalb zu. „Ich bin Lena, wir haben uns im Sommer 2013 mal getroffen, ich habe ein Praktikum bei Syco gemacht." Er runzelte die Stirn.
„Oh. Da hat Niall ziemlich viel mit dir unternommen, richtig?" Überrascht nickte ich.
„Genau, kaum zu glauben, dass du dich daran noch erinnerst!"
„Naja, so alt und vergesslich bin ich dann doch nicht", machte er einen Scherz und ich lachte. „Bist du etwa auf der Suche nach Niall? Der könnte gerade auf der Toilette verschwunden sein."
„Ja, eigentlich wollte ich ihn mal wiedersehen", gab ich zu.
„Da freut er sich sicher", lächelte Liam nett.
„Ich war übrigens auf einem eurer Konzerte in London", berichtete ich dem Brünetten. „Es war wirklich spitze, ich finde, dass ihr euch musikalisch toll weiterentwickelt habt!"
„Danke, das freut mich zu hören."
„Außerdem habt ihr euch die Pause absolut verdient, egal was irgendwelche anderen Leute sagen. Und ihr braucht die auch", gab ich noch meinen Senf zu einem der größten aktuellen Gesprächsthemen der Fans.
„Das sehe ich auch so", sagte Liam. „Ich bin wirklich froh, bald einfach mal abschalten zu können von dem ganzen Stress. Vielleicht verfolgen uns dann auch nicht mehr so viele Fans."
„Das ist sicher auch ein großer Stressfaktor", nickte ich verständnisvoll. „Vor allem weil ihr immer freundlich sein müsst, aber andererseits kein Privatleben mehr habt. Ich könnte mir das nie vorstellen."
„Es hat alles gute und schlechte Seiten, so ist das Leben", zuckte der Sänger mit den Schultern. „Darüber habe ich schon so oft nachgedacht, dass es bestimmt nicht mehr gesund ist."
„Hi Liam, hast du Niall gesehen?", mischte jemand in unser Gespräch ein. Jemand mit langen Haaren.
„Der müsste immer noch auf dem Klo sein", zuckte Liam mit den Schultern. „Was willst du denn von ihm, Harry?"
„Eigentlich wollte ich ihn nur fragen, ob er die Süße da vorne kennt. Die ist heiß, aber mir fällt gerade kein passender Spruch ein", jammerte der Superstar. „Oh, wer bist du denn?", wandte er sich dann an mich, als er bemerkte, dass ich neben Liam stand.
„Ich bin Lena. Ich habe im Sommer 2013 ein Praktikum bei Syco gemacht, da haben wir uns mal getroffen und wir sind nach Amerika geflogen", gab ich meine Standardantwort.
„Oha." Er schien angestrengt nachzudenken. „Ich komme gerade nicht drauf", musste er dann zugeben.
„Sie ist auch groß geworden", gab Liam einen Tipp.
„Ich bin auf dem Flugplatz gestolpert und habe den Boden abgeknutscht", grinste ich ihn breit an, woraufhin er einen heftigen Lachanfall bekam.
„Ach, daran kann ich mich noch erinnern!", brachte Harry hervor. „So etwas habe ich danach niemanden mehr machen sehen. Cool, dass du wieder da bist! Ich verabschiede mich dann aber auch wieder, vielleicht kriege ich die auch ohne einen guten Spruch rum. Viel Spaß noch!"
Damit zischte er ab.
„Du hast was getan?", wollte Liam sich versichern.
„Ich bin hingefallen und Harry fand es witzig, mich auszulachen. Damals genauso wie heute", grinste ich. „Aber immerhin erinnert er sich an mich, genau wie du. Darüber bin ich immer noch nicht hinweg."
„Na hör mal, nur weil wir berühmt sind und viele Menschen und vor allem Mädchen treffen, heißt das nicht, dass wir uns an keine von ihnen erinnern können!", versuchte Liam seinen Ruf zu retten. „An dich kann ich mich vor allem erinnern, weil du uns nicht als Fan begegnet bist, und das wird Harry genauso gehen. Und natürlich hat deine Tollpatschigkeit irgendwie herausgestochen." Jetzt lachte er wieder.
„Ich habe mich gebessert, ehrlich!", antwortete ich.
Wir wurden erneut unterbrochen, diesmal von einer mir besser bekannten Stimme.
„Hi Liam, weißt du ...? Warte mal. Lena, bist du das?" Niall Horan stand plötzlich neben mir und riss seine Augen auf, was ich ihm sofort gleich tat. Oh. Mein. Gott.
„Ach du ...", gab er von sich. „Du bist ... groß geworden."
„Du nicht", gab ich zurück und wollte mich für diese dumme Antwort am liebsten schlagen. Fing das etwa schon wieder an? Er sah aber auch wirklich verboten gut aus.
Niall trug eine einfache Jeans, darüber ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren, seine Jacke hatte er wohl ausgezogen. Seine Haare, bei denen man wie auf den Fotos den braunen Ansatz sehen konnte, waren etwas unordentlich nach oben gestylt und seine Augen sahen mich einfach nur intensiv an, mit einem anderen Wort konnte ich das nicht beschreiben.
Liam lachte, was mich aus meinen Gedankengängen brachte.
„Ich lasse euch dann mal alleine, hoffentlich wolltest du nichts Wichtiges wissen, Niall." Damit war er zwischen den anderen Menschen verschwunden.
Zwischen uns baute sich eine merkwürdige Spannung auf, als niemand von uns etwas sagte und wir uns einfach nur ansahen. Das wurde mir allerdings irgendwann ziemlich peinlich, sodass ich laut ausatmete.
„Und, äh, was machst du momentan so?", fragte ich.
„Ehm, naja, wir haben noch ein paar Interviews und so", gab er von sich. „Und was geht bei dir so ab? Wieso bist du hier?"
„Lilly hat mich mitgenommen", berichtete ich. „Aber eigentlich gehe ich noch in Deutschland zur Schule."
„Oh, okay." Und schon begann wieder diese merkwürdige Stille zwischen uns. Ich betrachtete ihn erneut. Kaum zu glauben, dass ich ihn vor zwei Jahren noch meinen Bruder genannt hatte, denn jetzt waren wir uns irgendwie fremd. „Und weißt du schon, was du nach der Schule vor hast? Lange kann es ja nicht mehr dauern, oder?"
„Naja, eineinhalb Jahre sind es schon noch", antwortete ich. „Ich würde danach allerdings gern in den Tontechnik Bereich gehen."
„Dann hat sich das wohl nicht geändert", nickte er. „Wie geht es denn deiner Familie?"
„Gut", gab ich zurück. „Und deiner?" Das was wir hier betrieben war einfachster Smalltalk, aber es war auf jeden Fall besser als diese merkwürdige Stille und Spannung zwischen uns.
„Denen geht es auch gut", antwortete Niall. „Ich habe jetzt ja auch mehr Zeit, sie zu besuchen."
„Das ist schön, da freuen sie sich sicher auch. Ihr habt sicher ein anstrengendes Jahr hinter euch."
Er nickte. „Das hatten wir. Hey, hast du vielleicht Hunger?"
Jetzt wo er es ansprach, merkte ich tatsächlich, dass mein Magen ziemlich leer war.
„Absolut", antwortete ich deshalb.
„Super, dann können wir uns ja auf den Weg machen und das Buffet plündern." Auf dem Weg dahin legte er einen Arm um mich, woraufhin ich leicht zusammenzuckte. Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Allerdings fühlte es sich ganz natürlich und sicher an, so als hätte er das schon immer gemacht, sodass ich das Gefühl, das er mir damit gab, einfach genoss.
„Wie sieht's aus, essen wir einfach alles durcheinander?" Ich lächelte, da er das Wort „wir" benutzt hatte.
„Machen wir so", stimmte ich zu und half ihm, ein bisschen Fingerfood auf den Plastikteller zu packen, den er jetzt in der Hand hielt.
Es entstand ein peinlicher Moment als unsere Hände sich berührten, weil wir beide nach demselben Schokoladen Muffin greifen wollten. Er zog seine Hand weg und ich stellte es auf den Teller.
Schließlich waren wir jedoch einmal am kompletten Buffet vorbei und suchten uns eine Sitzecke, damit wir in Ruhe essen konnten. Auf dem Weg dorthin war Fee, die mir zuzwinkerte, nicht die Einzige, die dem Sänger einen Herzlichen Glückwunsch aussprach. Kein Wunder, die Jungs hatten auch wirklich viel geschuftet in den letzten Jahren, um den Platz zu erreichen, an dem sie jetzt waren.
„Hier sind so viele Leute", bemerkte ich. „Braucht es wirklich diese Menge an Menschen um eine solche Tour zu organisieren?"
„Es braucht sogar noch viel mehr Leute", gab Niall zur Antwort und setzte sich an einen Ecktisch. „Die sind nur nicht alle hier."
„Stimmt, es ist ja auch eine Welttour gewesen", rief ich mir in Erinnerung. „Wirklich unglaublich, wie viel Aufwand dahinter steckt. Das sieht man als Zuschauer schließlich überhaupt nicht."
„Oh, warst du denn bei einem unserer Konzerte?", fragte er. „Wir waren schließlich nicht in Deutschland."
„Allerdings, ich habe mir eins der Konzerte in London angeschaut", erzählte ich. „Es war super schwer da an Karten zu kommen, aber mit Lillys Hilfe habe ich es geschafft. Und ihr habt eine tolle Show hingelegt!"
„Danke, schön, dass es dir gefallen hat." Er lächelte bescheiden.
„Das hat es allerdings. Ihr habt euch auch musikalisch toll weiterentwickelt."
„Das bekommen wir in letzter Zeit immer öfter zu hören, und es freut mich, dass du das auch so siehst. Sag mal, willst du doch nichts essen?" Er biss von einem Obstspieß ab.
„Doch, natürlich." Hektisch nahm ich mir ebenfalls etwas von dem gefüllten Teller. Bei unserem Gespräch hatte ich gar nicht mehr daran gedacht.
„Wie alt bist du jetzt nochmal?", erkundigte er sich. „Siebzehn oder achtzehn?"
„Ich bin siebzehn. Achtzehn werde ich erst im nächsten Jahr."
„Dann ergibt es auch Sinn, dass du noch eineinhalb Jahre Schule vor dir hast", nickte er.
„Absolut, unter achtzehn Jahren kann ich ja nichts allein entscheiden und schon gar nicht allein wohnen. In meinem Jahrgang werden allerdings ein paar Leute mit siebzehn ihren Abschluss machen, die sind dann immer noch von ihren Eltern abhängig", berichtete ich.
„Das Problem kommt mir entfernt bekannt vor", lachte mein Gesprächspartner. „Vor über fünf Jahren war ich auch plötzlich von zuhause weg, durfte aber noch nichts allein entscheiden oder unterschreiben, mal abgesehen von den Autogrammen natürlich." Wie schon zu dem Zeitpunkt an dem wir uns kennengelernt hatten, wurde mir wieder bewusst, wie normal Niall wirklich war. Auch ihm würde die Pause von seinem Job sicherlich gut tun.
„Ich habe vorhin schon mit Liam darüber gesprochen, ihr habt es wahrlich auch nicht immer leicht."
„Nein, das haben wir nicht, aber das ist okay, schließlich können wir hier unseren Traum leben", antwortete er. „Das würde ich für nichts auf der Welt hergeben wollen, ich liebe meinen Job."
„Das ist auch wichtig. Und solange das der Fall ist, geht sicher alles gut. Auch wenn euch allen die Pause sicher neue Energie geben wird."
„Wann bist du denn so weise geworden?", wunderte der Sänger sich. „Inzwischen habe ich mich auch mit der Pause abgefunden. Anfangs war ich eigentlich dagegen, aber es wird wohl doch ganz gut. Wir brauchen auch alle ein bisschen Abstand voneinander, es gab schon ein bisschen Stress, besonders in den letzten Wochen."
„Das kann ich mir vorstellen. Wenn ich fünf Jahre lang dauernd mit denselben Leuten abhängen müsste, ginge das wahrscheinlich nicht so lange gut, Kompliment an euch alle."
„Ach, du stellst dir das bestimmt schlimmer vor, als es ist. Wir haben uns ja auch nicht jeden Tag gesehen, und außerdem sind wir eigentlich alle recht umgänglich geworden mit der Zeit. Das wird auch in Zukunft noch funktionieren, nur aktuell ist ein bisschen dicke Luft, weil wir uns nicht mehr riechen können."
„Das hast du gut ausgedrückt", musste ich lachen.
„Na, amüsiert ihr euch gut?" Das war Lilly, die sich zu uns auf die Sitzbank setzte.
„Offensichtlich." Niall deutete auf mich.
„Das ist gut. Wir müssen leider bald gehen, Lena", sagte sie bedauernd. „Du weißt schon, wenn die uns um die Uhrzeit auf der Straße sehen und merken, dass du noch nicht volljährig bist und nicht in Begleitung eines Erziehungsberechtigten kriege ich Ärger, und den kann ich momentan echt nicht gebrauchen." Lilly hatte vorhin erzählt, dass sie momentan versuchte, ein Stipendium an einer renommierten Musikschule Londons zu ergattern, und da durfte sie sich keinen einzigen Fehltritt erlauben.
„Okay, dann sollten wir besser bald los." Manchmal konnte ich mein Alter immer noch verfluchen.
„Ich gehe schon mal und sage den anderen Bescheid", sagte Lilly, stand auf und drehte sich von uns weg. „Ich stehe dann vorne am Ausgang!" Ich stand ebenfalls auf und Niall tat es mir gleich.
„Schade, dass du schon gehen musst", sagte er. „Aber da ist nichts zu machen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, wenn ich jetzt mehr Zeit habe!" Ich konnte kaum glauben, dass er das wirklich gerade gesagt hatte und begann schon wieder zu lächeln.
„Das wäre schön", gab ich zurück, und er umarmte mich. Wieder fühlte ich mich irgendwie sicher und wohl in seinen Armen. Er gab mir noch einen Kuss auf die Wange, dann drehte ich mich weg und ging in Richtung Ausgang.
„Oh, Niall!" Ich drehte mich wieder um, um zu schauen, von wem dieses schreckliche Gequietsche kam. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich sah, wie irgendsoeine blonde Tussi sich an Niall schmiss und ihn abknutschte. Aber richtig. Und es schien ihm zu gefallen. So hatte ich ihn wirklich nicht eingeschätzt. Vielleicht hatte ich ihn aber auch nie richtig gekannt.
Ihr merkt, ich finde immer mehr Gefallen an Cliffhangern. Und hier bieten sich einfach die perfekten Chancen, das auszunutzen. Was haltet ihr vom letzten Absatz?
Wie hat euch das Treffen zwischen Niall und Lena gefallen? Vermisst irgendjemand von euch Lukas schon?
Es ist durchaus möglich, dass ihr mal einen Monat auf ein Kapitel warten müsst. Ich werde jeweils unter das letzte Kapitel schreiben, wann ihr das nächste erwarten könnt. In diesem Fall ist das der Dienstag in drei Wochen, der zwanzigste Dezember.
Bis dann! Catrifa x
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