24. Despicable Me

Den Freitag verbrachte ich damit, im Praktikantenbüro zu sitzen und den armen Peter herumzukommandieren. Es wurde mir von Simon untersagt, viel zu laufen, also musste Peter nun dem Chef seinen Kaffee bringen und einige andere kleine Arbeiten übernehmen. Ich dagegen hockte den ganzen Tag nur am Computer und bearbeitete verschiedene Dinge. Entgegen meiner Erwartungen fand ich das aber wirklich spannend, denn ich bekam wieder einmal einen ganz anderen Einblick in die Arbeit Sonys. Schließlich machte Peter mich mit einem Programm bekannt, mit welchem ich ein Konzert planen konnte, von dem Verkauf der Tickets bis zum endgültigen Auftritt. Das fand ich super und machte mich sofort daran, die erste Konzertsimulation zu beginnen.

Am Samstag schließlich wurde ich gegen Nachmittag von Niall abgeholt, der mich zur Begrüßung auf die Wange küsste.

„Wie geht es deinem Fuß?", erkundigte er sich sofort, nachdem ich, von Beginn an auf der richtigen Seite, worauf ich wirklich stolz war, in seinen Range Rover gestiegen war.

„Ziemlich gut eigentlich, Simon hat mich gestern kaum laufen lassen", berichtete ich.

„Sehr schön." Niall schien beruhigt. „Du wirst heute auch nicht laufen müssen, bloß ein bisschen stehen, aber ich denke du belastest den anderen Fuß dann einfach mehr."

„Was machen wir denn?", fragte ich neugierig.

„Das wirst du gleich sehen. Am Ende hast du davor auch noch Angst, das will ich eigentlich vermeiden." Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Du bist gemein!", stellte ich fest. „Ich bin gar nicht so ängstlich wie du denkst. Naja, vielleicht schon ein bisschen", fügte ich dann nach kurzem Nachdenken hinzu.

„Es ist ja nicht schlimm Angst zu haben, das hat schließlich jeder." Er schwieg eine Weile während er fuhr, bis er schließlich in ein Parkhaus abbog. „So, da sind wir." Er half mir wieder, aus dem Wagen auszusteigen, und wir fuhren mit einem Fahrstuhl nach unten. Als wir aus diesem traten legte er einen Arm um mich und führte mich in eine Bar zu einem recht großen Tisch. An diesem saßen bereits Liam und Zayn, Harry und Louis schienen noch zu fehlen.

Liam stand sofort auf und umarmte mich zur Begrüßung, genau wie Zayn, der sich mir vorstellte, obwohl er sicher wusste, dass sein Name mir bekannt war.

„Hi, ich bin Zayn, du musst Lena sein." Ich konnte zunächst nichts anderes tun als zu nicken und zu grinsen. Es war super, dass er seine Berühmtheit nicht als selbstverständlich bei allen Menschen ansah.

„Sie beruhigt sich gleich wieder", bemerkte Niall. „Scheint ein kleiner innerer Anfall zu sein." Auf diesen Kommentar hin grinste Liam.

Das fand ich nun so peinlich, dass ich Niall zunächst einmal einen „Du hast mich gerade lächerlich gemacht, großer Bruder"-Blick zuwarf, meine Augen verdrehte und mich Zayn zuwandte: „Schön, dich kennenzulernen. Ich hoffe, er hat noch nicht zu viele peinliche Details über mich enthüllt."

„Bisher noch nicht", entgegnete Zayn grinsend und wir setzten uns. „Er kann aber noch gar nicht so viele peinliche Dinge über dich wissen, oder? Ihr kennt euch schließlich erst seit einigen Wochen."

„Leider schon", musste ich zugeben.

„Lena ist unglaublich begabt darin, peinliche Situationen zu kreieren", grinste Niall. „Zum Beispiel ..."

„Ich warne dich!", unterbrach ich ihn. Boah, er konnte ja echt ein fieser großer Bruder sein!

Bevor er jedoch etwas entgegnen konnte, betraten Harry und Louis gemeinsam die Bar und dummerweise war der einzige Gedanke, der meinen Kopf beherrschte: LARRY STYLINSON LARRY STYLINSON LARRY STYLINSON

Das war aber wirklich nicht meine Schuld sondern die meiner Freundin Tascha, die definitiv ein Problem hatte was das Einmischen in fremde Beziehungen betraf.

LARRY STYLINSON LARRY STYLINSON LARRY STYLINSON LARRY STYLINSON

„Halt die Klappe!", befahl ich meiner Gedankenstimme. Sofort lagen fünf Augenpaare auf mir. Verdammter Mist, hatte ich das gerade etwa wirklich laut gesagt? Damit hatte ich Zayn und Liam ja gleich ein Beispiel für meine peinlichen Situationen auf dem Silbertablett serviert.

„Uhm, sorry, ich meinte nicht euch ..." ... sondern meine Gedankenstimme, weil das auch so viel besser war. Da hatte ich natürlich auch gleich einen super Eindruck bei Louis und Harry hinterlassen. Immerhin hatte ich Larry Stylinson nicht laut gesagt, das wäre noch viel peinlicher gewesen. Vor allem weil ich diesen ganzen Ship-Kram eigentlich gar nicht unterstützte.

„Sieht so aus als hätte nicht nur ihr Fuß etwas abbekommen", machte Niall sich erneut über mich lustig, rettete damit aber zum Glück die Situation.

Louis und Harry begrüßten mich freundlich, wenn auch mit leicht verwirrten Gesichtsausdrücken, die sich aber bald ändern sollten.

„Und du hast wirklich noch nie Billard gespielt?" Niall konnte es nicht glauben.

„Nein", musste ich zugeben. Das schloss nun zwar meine Angst vor diesem Billardstock aus, jedoch nicht die Gefahr, sich zu verletzen.

Mein großer Bruder schien das jedoch verhindern zu wollen. „Ich gehe mit Lena in ein Team", verkündete er. „Sonst hat sie überhaupt keine Chance zu gewinnen."

„Niall ist der absolute Billard-Profi", verriet Zayn mir. „Da kann überhaupt nichts passieren."

„Na wenn du das sagst." Ich hob meine Augenbrauen.

Wir bildeten schließlich zwei Teams mit je drei Leuten, Liam schloss sich Niall und mir an, während Louis die erste Runde Getränke orderte.

Niall versuchte, mir die groben Spielregeln zu erklären und mir den Fachbegriff für den Stock mit dem man die Kugeln stieß näher zu bringen (wer kam bitte auf die Idee, den Stab „Kö" zu nennen und es dann Queue zu schreiben?). Beides blieb letztendlich jedoch erfolglos und ich war genauso schlau wie vorher, aber das würde ich schon irgendwie hinkriegen.

Der Ire begann nun, mir die richtige Haltung zu erklären. Dabei musste ich den „Kö" mit meiner Hand auf dem grünen Filz stabilisieren und mit der anderen irgendwie schieben, sodass er die Kugel traf – am besten aus dem richtigen Winkel, damit (...). An dieser Stelle schaltete mein Gehirn die Hörfunktion aus, denn sobald etwas mit Mathe zu tun hatte, hatte ich plötzlich keinen Plan mehr von irgendetwas.

Unsere Mannschaft durfte anfangen, weil wir schließlich mich hatten. Ich nahm mir nun vor, sie wenigstens in diesem Falle zu beeindrucken, so schwer konnte das Ganze schließlich nicht sein. Ich hatte mich bisher wirklich recht blöd angestellt und diesen Eindruck wollte ich nun revidieren. Von diesen Gedanken beflügelt ging schließlich meine gesamte Energie in meinen ersten Stoß – wider Erwarten landeten jedoch nicht alle Kugeln in den dafür vorgesehenen Löchern, sondern machten einen Abgang von der Platte.

Sofort lief ich knallrot an: „Tut mir echt leid, das wollte ich nicht." Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass die anderen sich vor Lachen nicht mehr einkriegten.

„Du bist so genial, Lena!", kiekste Harry. „Mit dir kann man wirklich Spaß haben, Niall hat nicht untertrieben."

Gut, ich würde dann mal im Boden versinken.

Die Zeit bis zum Donnerstag verging rasend schnell. Plötzlich war es Mittwochabend und ich musste meine Reisetasche für das Wochenende in Amerika packen. Ich realisierte zudem, dass meine Tage in London gezählt waren. Die Zeit war wie im Flug vergangen!

Am morgigen Tag würde ich nach der Arbeit mit der Bahn zum Flughafen Heathrow fahren. Simon hatte mir einen Fahrer von Sony andrehen wollen, aber darauf hatte ich dankend verzichtet. Am Ende würde man mir noch den Hintern pudern wollen! Gegen so ein bisschen Sonderbehandlung und Verwöhnung hatte ich nichts einzuwenden, aber man konnte es auch wirklich übertreiben. Zudem hatte mein Fuß sich inzwischen fast komplett wieder regenerieren können.

Immer noch wusste ich allerdings nicht, mit wem ich fliegen würde, nur, dass es ein Privatjet sein würde, und dass ein Bodyguard namens Philip Reeds mich am Flughafen in Empfang zu nehmen gedachte.

In der Mittagspause am Donnerstag ging ich mit Peter in die Kantine, wo wir uns ausgiebig über Amerika unterhielten. Allerdings hatte ich in dieser Hinsicht entscheidende Vorteile, denn er war bisher noch nie auf dem Kontinent gewesen, was er aber unbedingt vorhatte, sobald er ein festes Einkommen vorzuweisen hatte.

„Vielleicht stellt dich Sony ja an, wenn du Glück hast. Dann kannst du dir Amerika auf jeden Fall leisten, und vielleicht darfst du sogar einmal dienstlich dorthin."

„Das wäre natürlich super", stimmte er mir zu. „Immerhin habe ich durch dieses Praktikum mehr Chancen als meine Mitbewerber. Sony bevorzugen Leute, die sie nicht komplett neu einarbeiten müssen, das hat mein Vorgesetzter mir gesteckt."

„Siehst du, es gibt also Hoffnung!" Ich sah auf meine Uhr, wie ich es auch schon die ganzen letzten fünf Minuten lang getan hatte.

„Du musst los, oder?" Peter grinste. „Du guckst schon die ganze Zeit so nervös umher."

„Ehm, ja, ich glaube schon. Ich werde gleich das erste Mal mit einem Privatjet fliegen!", verkündete ich dann.

Er lachte. „Dann wünsche ich dir viel Erfolg und einen guten Flug. Kommst du am Montag oder am Dienstag wieder?"

„Montagabend, also werde ich Dienstag wieder im Headquarter erscheinen, um mich von allen verabschieden zu können. Und Mittwochmittag geht schon mein Flug nach Hannover!"

„Aber du kommst wieder, nicht wahr?" Er schien ein bisschen traurig, dass ich schon wieder gehen würde.

„Ich werde es versuchen", versprach ich.

„Das klingt nach einem Plan. Bis Dienstag also!" Er umarmte mich zum Abschied und ich brachte meinen Teller weg, um dann meine Tasche aus dem Büro zu holen.

Viel Gepäck hatte ich nicht dabei, schließlich waren es nur ein paar Tage und ich fand es übertrieben, mich in meinem Alter extrem für eine Party zurechtzumachen. Allgemein hielt ich Make-Up eher für Zeitverschwendung. Und da es eine Party unter Promis war, brauchte ich mir auch keine Gedanken um mein Outfit zu machen. Vielleicht würde ich mir von Demi etwas leihen, die hatte einen ganzen Schrank voll mit dieser Art von Klamotten.

Zum Glück war ich in den vergangenen fünf Wochen so selbstständig geworden, dass ich keine Probleme mehr mit dem Londoner Nahverkehrssystem hatte. Meine Oyster-Card, mit der ich relativ günstig das gesamte Nahverkehrsnetz Londons nutzen konnte, hatte ich sowieso immer dabei und aufgeladen war sie ebenfalls noch, dafür hatte Sony gesorgt.

Ohne größere Probleme (ich hatte nur einmal einen kleinen Hund fast umgerannt und war in die falsche Bahn gestiegen) kam ich am stadtnähsten Flughafen an. Am Eingang des vereinbarten Terminals konnte ich auch sofort den mir zugewiesenen Bodyguard ausmachen, der mich ohne großen Wortwechsel ins Innere des Flughafengebäudes führte. Mein Gepäck würde ich einfach ins Innere des Flugzeugs nehmen, bei einem Privatjet funktionierte das problemlos.

Gespannt, mit wem ich denn nun fliegen würde, hatte ich kaum Probleme, dem doch recht schnellen Schritt des Bodyguards zu folgen.

Wir traten durch eine Glastür auf das Rollfeld und ich bekam von irgendjemandem eine Reflektorjacke übergestreift. Wussten die etwa schon, dass ich anfällig für Missgeschicke war?

Der Privatjet sah irgendwie tatsächlich ziemlich klein aus neben all den riesigen und teilweise zweistöckigen Überseeflugzeugen. Süß. Es standen nur zwei Männer neben der ausgefahrenen Treppe, die in das Innere führte, und die sahen so gar nicht aus, als könnten sie meine Begleitung sein. War derjenige vielleicht noch gar nicht da? Aber eigentlich konnte ich mir das nicht vorstellen. Tatsächlich war ich nämlich ein bisschen später als verabredet am Flughafen angekommen. Vielleicht wollte Mr Reeds deshalb nicht mit mir reden, er hielt mich für ein kleines verwöhntes Mädchen neureicher Eltern. Damit konnte ich natürlich auch Unrecht haben. Vielleicht guckte er immer so grimmig und lächelte momentan sogar für seine Verhältnisse? Ich versuchte, ihm unauffällig ins Gesicht zu gucken, um Anzeichen dafür herauszufinden, konnte aber nichts erkennen. Stattdessen hob er bedrohlich seine Augenbrauen, ich war wohl doch nicht so unauffällig gewesen. Schnell drehte ich meinen Kopf weg und blickte stattdessen zur Treppe, an dessen oberen Ende soeben jemand erschien, den ich niemals hier erwartet hätte.

Wie war Demi denn auf den gekommen? Nicht, dass ich das nicht gut fand, es wunderte mich nur ziemlich, weil ich eigentlich schon fest damit gerechnet hatte, Niall hier anzutreffen. Der Ire war jedoch nicht in Sichtweite.

Jetzt kapierte ich aber wirklich gar nichts mehr!

Eins stand fest: Das würde definitiv ein interessanter Flug werden. Ob das jetzt gut für mich war oder nicht, das stand in den Sternen. Mein Partner würde aber in jedem Fall seinen Spaß haben.

Endlich hat sie auch den Rest von One Direction getroffen!
Was glaubt ihr, mit wem wird sie wohl nach Amerika fliegen?

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