21. Company by day

In dem Paket befanden sich gefühlte Tonnen von deutschen Süßigkeiten! Diese bekam ich in London nur zu horrenden Preisen, oder sogar gar nicht, weshalb ich mich jetzt umso mehr freute.

„Du teilst sicher mit mir, oder?", grinste Niall schelmisch.

„Hm, das muss ich mir noch überlegen", gab ich von mir. Wer schickte mir deutsche Süßigkeiten? Ich hatte eine Ahnung, die sich bestätigte, als ich unter dem Papierhaufen die Adresse des Absenders entdeckte. Meine verrückte Mutter hatte mir offensichtlich eine Freude machen wollen. Davon hatte sie also in der Skype Session vorhin gesprochen! Sofort schnappte ich mein Handy und schrieb ihr eine Nachricht, in der ich mich überschwänglich bedankte.

„Ich weiß doch, dass du ohne das Zeug nicht leben könntest", las ich ihre Antwort, und musste prompt lachen. Sie kannte mich einfach zu gut. Kein Wunder, schließlich war sie meine Mutter.

„Ach ja, wenn Papa mir nur auch Süßigkeitenpakete nach London schicken würde", seufzte Niall gespielt, was ich an seinem Grinsen erkannte.

„Nicht traurig sein." Ich tätschelte ihm mit der Hand auf den Rücken. „Sicher hat er dich trotzdem lieb." Ich musste gähnen, und hielt mir die Hand vor den Mund.

„Vielleicht solltest du mal schlafen gehen", schlug Niall vor, und ich nickte.

„Auch wenn ich morgen nicht zum Headquarter muss, wäre es wohl besser, wenn ich mich jetzt ausruhe."

Der Ire blieb noch da bis ich schlussendlich im Bett lag, und schlug dann vor, noch ein Gute Nacht-Lied zu singen, wovon ich total begeistert war. Er schien sich wirklich um mich zu kümmern wie um eine kleine Schwester, und das machte mich glücklich.

Als ich am nächsten Vormittag aufwachte, fiel mir als erstes ein grüner Zettel ins Auge, der auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett lag. Noch etwas verschlafen richtete ich mich auf, und nahm diesen genauer in Augenschein.

„Guten Morgen, Lena!

Hoffentlich geht es deinem Fuß inzwischen wieder besser. Leider konnte keine von uns kurzfristig freibekommen, sodass du gerade alleine in der Wohnung bist. Jedoch haben wir dir für heute einen hoffentlich würdigen Ersatz besorgt, der sich gegen Mittag bei dir meldet, um den restlichen Tag mit dir zu verbringen. Ruhe dich aus, wir sehen uns heute Abend!

Sandy, Fee und Lilly"

Etwas verwirrt schwang ich meine Beine über die Bettkannte, und stütze mich am Bett ab, um den verletzten Fuß nicht zu sehr zu belasten.

Zunächst humpelte ich etwas unbeholfen zum Badezimmer, und stütze mich an der Wand ab. Als ich den verstauchten Fuß trotzdem einmal zu sehr belastete, fuhr ein höllischer Schmerz durch diesen.

„Oh Scheiße!", fluchte ich, und biss dann auf meine Unterlippe, um nicht laut aufzuschreien. Langsam ebbte der Schmerz wieder ab, und ich setzte meinen Weg nun noch vorsichtiger fort.

Schließlich stand ich in der Küche, weil mein Magen die leere Wohnung mit einem Knurren erfüllte. Während ich im Kühlschrank nach der Milch für mein Müsli suchte, hörte ich plötzlich den Klingelton meines Handys, der aus meinem Zimmer kam. Seufzend schloss ich die Kühlschranktür und humpelte zu meinem Zimmer. Als ich jedoch dort ankam, hatte das Klingeln längst gestoppt, und ich nahm mein Handy in die Hand, um herauszufinden wer angerufen hatte. Es war eine Handynummer mit britischer Vorwahl, die ich nicht eingespeichert hatte. Kurzerhand drückte ich den Call-Button um zurückzurufen. Vielleicht war das ja die Person gewesen, die den heutigen Tag mit mir verbringen sollte.

„Hi, hier ist Lena", meldete ich mich, als mein Gesprächspartner den Anruf entgegen nahm.

„Hi Lena, ich bin's, Ed", kam es aus der Leitung, und ich grinste.

„Weshalb hast du mich denn angerufen?", erkundigte ich mich.

„Nun ja, mir wurde mitgeteilt, dass du krank in der Wohnung liegst, und keiner sich um dich kümmert, also dachte ich, dass ich meinen freien Tag mit dir verbringen könnte."

„Wirklich? Das wäre super!" Ich grinste von einem Ohr zum anderen.

„Na klar, wenn es dir Recht ist bin ich in zwanzig Minuten da. Soll ich etwas Essbares mitbringen?"

„Wenn du es schon anbietest sage ich nicht Nein", grinste ich. „Dann muss ich jetzt auch nicht in die Küche zurück humpeln."

„Perfekt, ich habe nämlich auch noch nichts zum Mittag gegessen", lachte er.

„Mittag? Das ist mein Frühstück!", teilte ich ihm mit.

„Auch gut, dann gibt es eben Frühstück. Bis gleich!"

„Bis gleich", verabschiedete ich mich ebenfalls.

Ich fand es klasse, dass Ed Sheeran den Tag mit mir verbringen würde, denn ich hatte ihn in letzter Zeit eher weniger gesehen, und wenn doch hatten wir uns kaum unterhalten können. Er hatte viel zu tun, schließlich wurde er immer bekannter und beliebter, und vor allem seine Künste als Songwriter waren nicht zu verachten, weshalb sie auch von einigen anderen Künstlern in Anspruch genommen wurden.

Ich hatte mich in der Zeit, in der ich auf Ed wartete, noch einmal auf mein Bett gelegt um meinen Fuß zu entlasten. Als es schließlich an der Tür klingelte, brauchte ich etwas länger, bis ich im Flur stand, um diese öffnen zu können.

„Hey", er schloss mich in seine Arme. „Du bist schon ein kleiner Tollpatsch", kam gleich hinterher.

„Hi, das weiß ich schon", antwortete ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

„Vielleicht solltest du mal etwas dagegen tun. Gleichgewichtsübungen wären ein Anfang. Ich kenne da einige Leute, ..."

„Ed!"

„Was denn, ich meine das vollkommen ernst!", versicherte er mir schelmisch grinsend.

„Ich kann sehr gut das Gleichgewicht halten!", verteidigte ich mich. „Meine Füße haben nur gelegentlich Koordinationsprobleme."

„So kann man es natürlich auch nennen."

„Wo ist denn das Essen?", wollte ich dann wissen.

„Hier." Er hielt mir eine Papiertüte die nach frischen Brötchen roch direkt vor das Gesicht, und ich trat einen Schritt zurück, überhaupt nicht an meinen verletzten Fuß denkend, den ich natürlich überbelastete. Shit. Wieder schoss dieser höllische Schmerz durch ihn, und ich schmeckte Blut an meiner Lippe.

„Alles okay?" Erschrocken hielt Ed mich an den Schultern, weil er wohl Angst hatte ich könnte umfallen.

„Mh, ja", brachte ich hervor und kniff kurz die Augen zusammen. „Hab nur den Fuß zu sehr belastet eben."

„Wir sollten uns lieber hinsetzen", schlug er vor, und ich nickte. Er zog seine Schuhe und seine Jacke aus, um mir dann in die Küche zu folgen. „Setz dich einfach hin, ich finde mich schon irgendwie zurecht hier", befahl er, und ich gehorchte ohne Widerrede. Mein Fuß konnte wirklich ein bisschen Ruhe gebrauchen, nachdem ich heute schon wieder relativ viel herumgelaufen war. Gestern wurde ich schließlich nur von Niall getragen.

Belustigt sah ich nun dem Rothaarigen zu, der leicht verzweifelt die gesamte Küche nach einem Brotmesser durchsuchte.

„Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Schau mal in der Schublade unter dem Ofen nach", verriet ich ihm schließlich. Man erkannte diese nicht sofort als Schubfach, denn erstens war der Herd genau darüber, und zweitens war dieser auch noch tiefer gebaut. Wenn man es nicht wusste, konnte man sich in dieser Küche wirklich halb tot suchen, das hatte ich in den ersten Tagen ebenfalls geschafft, bis ich schließlich Hilfe von Lilly erhalten hatte.

„Danke." Der Sänger wurde fündig, und deckte nun den Tisch. „Welchen Aufstrich magst du gerne?", wollte er wissen, und ich nannte ihm unter anderem Nutella und ein paar Marmeladensorten, von denen ich wusste, dass sie hier in der Küche standen.

Beim Essen erzählte ich Ed genauestens wie ich es geschafft hatte mir den Fuß zu verstauchen, und im Gegenzug bekam ich Stories von kranken Stalker-Fans präsentiert, die wirklich gruselig klangen. Das Leben eines Superstars hatte eben auch Schattenseiten.

Schließlich sprach Ed mich auf die Schlagzeilen an, die Niall mit mir gemacht hatte.

„Hast wohl ein Auge auf ihn geworfen, was? Glaub mir, der sieht nur so niedlich aus, eigentlich hat er es faustdick hinter den Ohren", teilte der Brite mir mit.

„Ein Auge auf ihn geworfen? Ganz sicher nicht, das wäre so ekelhaft!", sprach ich meine Gedanken aus. „Ich könnte nie etwas mit ihm anfangen! Er ist eher wie eine Art Bruder für mich."

„Nun, man soll nie nie sagen." Ed zwinkerte, und ich verdrehte die Augen.

„Er ist fünf Jahre älter als ich, ich komme ganz sicher nicht mit ihm zusammen, da muss schon ein Wunder geschehen", blieb ich bei meiner Meinung. „Allein wenn ich mir vorstelle, ihn zu küssen... Iieh." Ich schüttelte mich. „Ich frage mich, wie andere Mädchen in meinem Alter Sexfantasien mit ihm haben können, mich widert das einfach nur an."

„Gut zu wissen", lachte Ed. „Ich glaube er sieht das ähnlich wie du, mal abgesehen davon, dass er es nicht ganz so ekelhaft findet."

„Glück gehabt", atmete ich gespielt auf. „Dann bin ich ja vor einer Vergewaltigung sicher, und die Sorgen meiner Mum sind vollkommen unbegründet." Ed wollte nun genauer erfahren, was es mit den Sorgen meiner Mum auf sich hatte, und ich erzählte es ihm bereitwillig.

„Niall ist also der Sänger einer Hard Rock Band auf Abwegen?" Ed bekam sich vor Lachen nicht mehr ein. „Er ist zwar nicht ganz so ein Unschuldslamm wie in der Presse dargestellt, aber das ist ja nun wirklich das komplette Gegenteil zum Bild der meisten Fans."

„Eben", stimmte ich zu. „Meine Mum übertreibt total, obwohl ich verstehen kann, dass sie sich Sorgen macht."

„Das verstehe ich auch, schließlich ist sie vollkommen hilflos, falls dir hier in London doch mal etwas passiert. Und da wir in einer Großstadt leben, und du außerdem zwei linke Füße hast, ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass du an schräge Typen gerätst."

„Bin ich ja zum Glück nicht. Also schräg seid ihr allemal, aber zum Glück eher positiv gesehen."

„Alle Berühmten sind doch in irgendeiner Weise schräg", lachte Ed. „Ich kenne nicht eine einzige populäre Person, die keine verrückte Sammlung bei sich zu Hause hat. Hast du Nialls Gitarrensammlung an seiner Wand schon einmal gesehen? Die ist wirklich krass. Und ich weiß, dass Louis Tomlinson Eintrittskarten vom Kino sammelt, warum auch immer."

„Ich kenne Nialls Gitarrensammlung", erzählte ich. „Die war wirklich beeindruckend."

„Das ist sie wirklich. Ich stand damals eine halbe Minute lang bewegungsunfähig davor und habe die Wand angestarrt, weil ich es so cool fand, aber auch so krank", berichtete Ed.

„Wir haben schon alle unsere Macken", stellte ich fest. „Ich habe mal bunte Papiertaschentücher gesammelt."

„Dann passt du ja perfekt in unsere Sippe von verrückten Stars", lachte Ed. „Wie kommt man denn darauf, Taschentücher zu sammeln?"

„Nun ja, eigentlich hatte eine Freundin von mir zunächst angefangen, verschiedenfarbige Servietten zu sammeln, und irgendwie wollte ich dann ebenfalls damit beginnen zu sammeln, und habe mir dazu, unkreativ wie ich war, Taschentücher ausgesucht. Die sind ja auch nicht so teuer."

„Das stimmt allerdings, wenn man es so sieht, eignen sie sich perfekt zum Sammeln. Außerdem kannst du sie zur Not ja noch benutzen."

„Das habe ich mit denen gemacht, die ich doppelt hatte", gab ich zu. „Ich kannte ja niemandem, mit dem ich hätte tauschen können."

„Es kommt ja auch sonst keiner darauf, bunte Taschentücher zu sammeln, da muss man sich nicht wundern, wenn niemand tauschen kann."

„Das stimmt wohl."

Wir hatten längst aufgegessen, saßen aber immer noch im Gespräch versunken am Küchentisch, als Eds Handy klingelte, und er nach einem Blick auf den Bildschirm seufzend abnahm.

„Ja?"

Ich konnte nicht hören, was die Person am anderen Ende sagte, jedoch sehr wohl den Gesichtsausdruck meines Gegenübers betrachten, der sich mit jedem gesagten Wort verdunkelte.

„Natürlich, ich mache das", sagte er schließlich. „Bye." Er steckte sein Handy wieder in die Hosentasche, und wandte sich dann an mich: „Wir haben folgendes Problem: Ich wurde soeben kurzfristig zum Studio beordert, und das kann leider nicht warten. Ich mag dich aber auch nicht alleine hier lassen. Kennst du außer den WG-Mädels noch jemanden in London gut genug, dass er herkommen könnte, um den Tag mit dir zu verbringen?"

„Nicht wirklich", musste ich zugeben. „Peter von Syco muss heute bestimmt arbeiten, und ansonsten kenne ich nur noch Niall gut genug, der sich aber gestern schon um mich gekümmert, und heute bestimmt keine Zeit hat."

„Ich rufe einfach mal ein paar Leute an, die in Frage kommen", beschloss der Rothaarige, und holte sein Handy erneut heraus, um verschiedene Leute anzurufen. Von den Gesprächen bekam ich nicht so viel mit, denn ich konnte ja immer nur Eds Part hören, der kurz angebunden antwortete, nachdem er die Situation erklärt hatte.

„Ich habe jemanden gefunden", erklärte er mir schließlich, und ich blickte ihn gespannt an.

„Wen denn?"

„Das wird eine Überraschung! Da derjenige nicht herkommen kann, werde ich dich hinfahren, ich hoffe das stört dich nicht."

„Du setzt mich jetzt aber nicht bei irgendeinem Pädophilen ab, oder?", versicherte ich mich.

„Natürlich nicht, was denkst du denn von mir?"

„Kann ja sein", zuckte ich mit den Schultern.

Ed setzte mich wenig später vor einer Wohnung ab, und teilte mir mit, dass ich auf das zweite Klingelschild von oben drücken musste.

„Ich kann leider nicht mehr mit hoch, bin sowieso ein bisschen spät dran", entschuldigte er sich. „Viel Spaß!"

„Danke?" Ich stieg aus dem Auto und ging mit langsamen Schritten auf das Gebäude zu. Irgendwie kam mir das Haus bekannt vor, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wer hier wohnte.

Na, könnt ihr euch denken, wer dort wohnt?

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