17. Shock in the morning

„NIALL HORAN (19) MIT MINDERJÄHRIGER GESICHTET!", verriet die Titelseite des Klatschblatts „The Sun". Auf den Seiten 1-3 waren mehrere Bilder und einige kleine Texte zu finden, die dieses Thema behandelten.

Auch wenn man nicht hundertprozentig erkennen konnte, dass ich diejenige auf den Bildern war, so schienen diese trotzdem genug Beweismaterial zu enthalten, um die ersten Seiten der „Sun" damit zu schmücken.

Pfeifend atmete ich aus und blickte zu Lilly, die mir die Zeitschrift wortlos in die Hand gedrückt hatte, als ich an diesem Morgen in die Küche gekommen war.

"Wie konnten die Reporter Bilder von euch kriegen?", fragte sie und schien ziemlich verwundert.

„Ich habe keine Ahnung...", wollte ich sagen, dann jedoch begann ich zu überlegen, und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. „Im Starbucks!"

„Du willst mir gerade nicht erzählen, dass Niall so unvernünftig war, mit dir in eine öffentliche Starbucks Filiale zu gehen?"

„Es war ja nicht öffentlich!", verteidigte ich den Iren. „Nur Besucher der Warner Bros Studios konnten da rein."

„Das scheint öffentlich genug für Reporter der „Sun" gewesen zu sein", gab sie zurück.

„Was mache ich denn jetzt?" Tatsächlich hatte ich ein bisschen Panik, denn in den letzten Tagen hatte ich oft vergessen, dass Niall einen sehr außergewöhnlichen Job hatte, und auch nicht an die Konsequenzen für mich gedacht, falls ich zu oft mit ihm gesehen wurde. Zudem würden eventuell einige Directioner aus Eifersucht Hate gegen mich aussprechen.

„Vielleicht setzt du dich erstmal mit ihm in Verbindung?", schlug Lilly vor.

Das tat ich dann auch, und zwar über Twitter. Ich hatte Glück, denn er antwortete sofort, dass ich zum Headquarter kommen solle, und er dort ebenfalls schnellstmöglich auftauchen werde. Lilly blieb noch zuhause, da ihr Arbeitstag erst später anfing, weshalb ich allein losgehen wollte. Bevor ich das jedoch tat, klingelte mein Handy, und da ich auf dem Bildschirm das Wort „Home" las, worunter unsere Festnetznummer eingespeichert war, schien es wichtig zu sein. Warum sonst sollte meine Familie mich um diese Uhrzeit kontaktieren wollen?

„Hier ist Lena", meldete ich, und verstummte dann erst einmal, da meine Mutter, scheinbar voller Sorge, wie ein Wasserfall begann zu reden.

„Kind, mit welchen Leuten treibst du dich denn in London herum, der Typ ist doch viel älter als du! Geht es dir gut? Hat er dir etwas angetan? Magst du mir davon erzählen? Gehst du überhaupt zu deinem Praktikum? Du hast jetzt aber nicht angefangen Drogen zu nehmen und zu rauchen, oder? Wer passt denn momentan in London auf dich auf? Sollen wir dich abholen? Das ist gar kein Problem, in ein paar Stunden bin ich da ..."

„Mum", wollte ich sie unterbrechen, jedoch redete sie einfach weiter.

„...vergewaltigt? Brauchst du eine Psychotherapie...?"

„Mum."

„...wie oft wurdest du denn bisher von der Polizei aus Clubs..."

„Mum!", rief ich lauter, sodass Lilly erschrocken den Kopf aus der Küchentür in den Flur streckte. Endlich verstummte meine Mutter, sodass ich mit dem Reden beginnen konnte. „Ich habe nichts Verbotenes gemacht, wovon redest du überhaupt?"

„Na von diesem blonden Schläger, der sicher schon mal im Knast..."

„Mum, Niall Horan ist Sänger, total lieb, war noch nie im Knast, und er hat mich auch nicht vergewaltigt oder sonstwas! Er ist einfach nur wie ein großer Bruder für mich..."

„Die Jungs in dem Alter sind alle gleich..." Da ich eine sehr lange Moralpredigt erwartete, unterbrach ich sie erneut, schließlich musste ich gleich los.

„Ich kann das schon ganz gut einschätzen, und ich muss jetzt auch los, ich ruf dich später an." Auch wenn es mir leidtat, legte ich auf und zog meine Schuhe an. Sonst würde ich morgen noch mit meiner Mum über Niall diskutieren, und da hatte ich wirklich Besseres zu tun, zum Beispiel musste ich mich jetzt mit ihm treffen.

Unsicher und sehr aufgeregt erreichte ich kurze Zeit später das Gebäude des Headquarters, schnappte mir nach dem Eintreten meinen Arbeitsplan im Vorübergehen von Vickys Tresen, auf dem sie gerade einige Papierstapel sortierte, und stopfte diesen notdürftig in meine Tasche.

Mit dem Fahrstuhl fuhr ich ein Stockwerk weiter hoch als gewöhnlich, denn ich ging davon aus, dass wir dieses Malheur mit Simon besprechen würden. Schließlich klopfte ich an die Tür meines Chefs und trat auf ein „Herein" hin ein.

„Hallo Lena. Niall hat mich eben bereits telefonisch kontaktiert, dass ihr kommen würdet. Was gibt es denn?", wollte Simon wissen, und blickte mich von seinem Schreibtischstuhl aus an.

„Guck mal auf das Titelblatt der heutigen Ausgabe von The Sun", sagte ich, und setzte mich auf einen Stuhl vor seinen Bürotisch. Da ich einfach nicht still sitzen konnte, trommelte ich mit meinen Fingerkuppen aufs Knie. Simon tippte kurz etwas in seinen Computer ein und machte schließlich große Augen.

„Wie konnte das denn passieren? Modest! werden nicht gerade glücklich sein, wenn sie das dementieren müssen."

Die Tür flog auf und Niall kam hereingestürmt.

„Das ist der Horror!", rief er aus und fuhr sich aufgewühlt durch die Haare. „Diese beschissenen Paparazzi!"

„Magst du dich vielleicht setzen?", schlug Simon ruhig vor. „Dann können wir überlegen, was wir jetzt deshalb machen. Ihr könntet euch auch erstmal begrüßen."

„Hi", sagten wir synchron und er umarmte mich flüchtig, um sich dann auf einen Stuhl fallen zu lassen.

„Wie ich sehe, habt ihr euch in der Öffentlichkeit getroffen, und einige Paparazzi haben das wohl sofort mitbekommen. Lösungsvorschläge? Das Management muss schnellstmöglich eine Meldung machen, damit die Story glaubhaft ist. Bitte irgendetwas, das eine Beziehung hundertprozentig ausschließt."

„Also irgendeine Verwandtschaft oder etwas ähnliches", überlegte ich.

„Genau", bestätigte Simon. „Etwas anderes bleibt uns nicht übrig, außer dich als kranke Stalkerin hinzustellen, aber ich glaube nicht, dass du das unbedingt willst."

„Nicht wirklich", gab ich zu.

„Aber es muss auch etwas Realistisches sein", gab Niall zu bedenken. „Dass ich ihr Bruder sei würde niemand glauben."

„Das nicht, aber vielleicht etwas anderes. Lena, was würdest du dazu sagen die Tochter einer Freundin von Bobby Horan zu sein?"

„Du bist genial, Simon", fand Niall. „Das ist realistisch und schlichtweg nicht nachprüfbar. Lena?" Beide sahen nun zu mir, und ich begann, darüber nachzudenken. Wahrscheinlich war das wirklich die einzige Möglichkeit, und sie hatte zudem keine weiteren Folgen oder Nachteile.

„Ich mag die Idee", gab ich zu. „Aber ich glaube, dass das für eine Pressemeldung nicht wichtig genug ist, richtig?"

„Da hast du Recht", stimmte Simon mir zu. „Niall wird das im nächsten Interview beiläufig fallen lassen müssen. Bekommst du das hin?"

„Ist ja nicht so schwer, ich kann es auch noch ein bisschen ausschmücken", grinste der Ire.

„Super, dann haben wir das ja geklärt und können zur Arbeit zurückkehren", beschloss Simon. „Wenn du aufgrund dieser Sache belästigt wirst Lena, sei es von Fans, Fotografen oder Reportern, sag mir einfach Bescheid, ich werde schauen was ich machen kann."

„Danke." Niall und ich verließen das Büro, und er legte einen Arm um meine Schultern als wir zum Fahrstuhl gingen.

„Da haben wir beide wohl einen ganz schönen Schock bekommen heute Morgen, was?"

„Auf jeden Fall. Ich bin froh, dass es jetzt geklärt ist", sagte ich.

„Geklärt ist es erst nach dem Interview, und wenn die Fans das akzeptieren, aber wir haben jetzt einen Lösungsweg."

„Einen sehr guten obendrein. Vielleicht sollte ich meine Mum informieren, dass sie ab jetzt mit deinem Vater befreundet ist. Sie hat heute Morgen schon Terror gemacht, weil sie den Artikel wohl gesehen hat, sehr ängstliche Frau." Ich durfte heute nicht vergessen, mich nochmal in Deutschland zu melden.

„Dad wird sich auch wundern, wenn er das in der Zeitung liest, und ich ihm vorher nicht Bescheid gesagt habe. Er ist so etwas zwar schon gewohnt, aber trotzdem hat er es lieber wenn ich ihn vorher informiere."

„Was machst du heute noch so?", erkundigte ich mich bei ihm.

„Mal schauen, wir haben nachher noch einen Termin wegen unserem Film, der im Herbst rauskommt, und heute Abend geht's eventuell mit Liam in einen Club, das entscheiden wir spontan. Wie sieht's bei dir aus?"

„Ich arbeite heute und schaue dann mal, welches der WG-Mädels gerade da ist, vielleicht machen wir einen Videoabend oder so."

„Klingt spannend."

„Normal eben." Ich kramte in meiner Tasche herum und holte meinen leicht zerknitterten Arbeitsplan heraus, um zu sehen, wo ich nun hin musste.

Wir blieben vor dem Fahrstuhl stehen und während Niall auf den Knopf drückte, hielt ich meinen Blick auf den Zettel geheftet, um auch herauszufinden, was am Nachmittag anstand.

Aus dem Augenwinkel registrierte ich, dass Niall in den Fahrstuhl einstieg als die Türen sich öffneten und wollte es ihm gleichtun, jedoch spürte ich, wie ich mit dem Fuß hängen blieb, der Zettel fiel mir aus der Hand und ich ruderte mit den Armen, um mein Gleichgewicht wiederzufinden und nicht zu fallen. In letzter Sekunde merkte ich, wie Niall meine Hüfte umfasste und mich wieder auf beide Beine zog.

„Ist alles okay?" In genau diesem Moment schoss ein unbeschreiblicher Schmerz durch meinen Fuß und ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Das tat höllisch weh!

Ich hoffe doch, dass ich euch mit diesem Kapitel überraschen konnte. Erst wurden sie von Paparazzi gesichtet und jetzt hat unsere arme Lena sich auch noch den Fuß verletzt!

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