14. Cooking adventures
„Was wollen wir überhaupt kochen?" Niall parkte sein Auto, stieg aus und antwortete während er mir seine Hand reichte, damit ich unfallfrei das Auto verlassen konnte.
„Ich dachte an Nudeln, damit wir das mit der Überschwemmung in den Griff bekommen?", lachte er. „Ich kenne auch eine ziemlich einfache Tomatensauce, die du hinbekommen könntest."
„Pass auf, dass du nicht zu viel Vertrauen in mich setzt, Mr Horan!", grinste ich.
„Mache ich schon nicht, Miss Smith", gab er zurück.
„Woher kennst du meinen Nachnamen?", wunderte ich mich.
„Der steht auf dem Klingelschild eurer WG, meine liebe Lenadora."
„Du bist gemein, ich hasse den Namen!" Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
„Dachte ich mir schon", grinste er vergnügt. „Du bist echt niedlich, wenn du böse schauen willst." Wenn Blicke töten könnten, würde ein gewisser irischer Sänger nun mausetot auf dem Bürgersteig liegen. Stattdessen schloss dieser die Haustür zu dem Wohngebäude auf, in dem sich sein Apartment befand.
„Hereinspaziert, Prinzessin." Er tat als würde er sich vor mir verbeugen, und ich konnte nicht mehr sauer sein. Wie machte der das, mich ständig zum Grinsen zu bringen? So einen Bruder hätte ich in Deutschland auch gern!
Mit dem Fahrstuhl fuhren wir nach oben, wo Niall seine Tür aufschloss und eine Zahlenkombination eingab.
Als wir schließlich eintraten, musste ich mich erst einmal umsehen. Wir standen in einem Flur mit einer Garderobe und einem Cupboard, sowie einem kleinen Schrank. Auf der rechten Seite befand sich eine geschlossene Tür, und geradeaus konnte ich direkt in den Wohnraum sehen.
„Schau dich ruhig um, ich gucke kurz nach, ob ich alles da habe, was wir zum Kochen brauchen", sagte Niall und verschwand um eine Ecke des Wohnraums.
Etwas schüchtern betrat ich diesen ebenfalls und wurde vom Luxus praktisch erschlagen. Ich hatte noch nie einen so riesigen Flatscreen gesehen, und Nialls Gitarrensammlung beeindruckte mich immens.
Erst auf den zweiten Blick konnte ich mich genauer umsehen. Die offene Küche war durch eine Ablage vom Wohnzimmer abgegrenzt und ich konnte von hier aus Niall sehen, der in den Schränken herumkramte.
„Ich glaube ich habe alles da", verkündete er und kam zu mir hinüber.
„Super!" Ich freute mich schon auf das Kochen, mit Niall konnte es ja nur witzig werden.
Wir betraten die Küche, und Niall versuchte, mich über das erste Hindernis beim Nudeln kochen zu führen - dem Öffnen der Packung. Er drückte mir also Nudelpackung und Schere in die Hand, mit einem Blick der mir sagte, dass ich da wohl nichts falsch machen könne.
Vorsichtig schnitt ich die Nudelpackung mit der Schere auf, zumindest versuchte ich es.
Irgendwie hatte ich es letztendlich aber geschafft, dass die Hälfte der Nudeln in einem leeren Topf landete. Die andere Hälfte wurde leider auf dem Boden verteilt, weil ich die Packung umgedreht hatte, als sie bereits aufgeschnitten war.
Niall füllte währenddessen Wasser in einen anderen Topf und stellte diesen auf die Herdplatte.
„Sobald das Wasser kocht, kommen die Nudeln hier rein", gab er Anweisungen.
„Wann kocht das Wasser noch gleich?" Sicherheitshalber fragte ich noch einmal nach, da ich mich nicht genau erinnerte.
„Sobald es anfängt zu brodeln", erklärte der Ire mir.
„Alles klar."
Während wir darauf warteten, die Nudeln ins Wasser zu tun, drückte Niall mir eine Fertigsoßenpackung in die Hand, mit dem Tipp: „Durchlesen und Ausführen." Das würde ich hinbekommen, so schwer konnte es schließlich nicht sein.
Ich war gerade dabei, das in der Packung enthaltene Pulver in einem Topf auszuleeren, als Niall plötzlich das Salz nahm und mehr als genug davon ins erhitzte Nudelwasser schüttete. Was war denn jetzt los? Wollte er das Essen versalzen?
Damit das nicht geschehen konnte, nahm ich ihm vorsichtshalber den Salzstreuer ab. Nun ja, ich wollte ihm den Salzstreuer abnehmen, aber tatsächlich schleuderte ich ihn durch die halbe Küche. Sofort lief ich rot an und stammelte eine Entschuldigung.
„Ich wollte verhindern, dass du das Essen versalzst!", rechtfertigte ich mich zusätzlich, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. Daraufhin begann er zu lachen.
„Haha, Lena, das macht man so! Salz kommt ins Nudelwasser, damit die Nudeln ein wenig mehr Geschmack bekommen", grinste er. „Außerdem verringert es den Siedepunkt."
„Warum weißt du so viel?" Ich hob den Salzstreuer auf und gab ihn an den Iren zurück.
„Das weiß man einfach", antwortete dieser schulterzuckend. „Allgemeinwissen."
„Wenn du das sagst, wird es wohl stimmen. Soll ich jetzt das Wasser zum Soßenpulver kippen?"
„Mach es einfach wie es in der Anweisung steht", gab er zurück. Entweder war er faul, oder er wollte mir helfen, allein kochen zu lernen. Ich tippte eher auf Letzteres.
„In Ordnung." Ich kippte also Wasser auf das Pulver und stellte kurze Zeit später fest, dass sich viel zu viel Wasser im Topf befand.
Nun wurde ich allerdings abgelenkt, da das Nudelwasser zu brodeln begann, und ich wandte mich von dem Soßenproblem ab.
Die Nudeln, die ich in einem Topf zwischengelagert hatte, sollte ich laut Niall jetzt ins heiße Wasser schmeißen. Das klappte anfangs auch ganz gut, nur wurde mir der Dampf schließlich zu heiß, und ich überschwemmte die Herdplatte, da ich die restlichen Nudeln alle in den Topf schmiss, ohne weiter darüber nachzudenken.
„Du willst ja echt eine Überschwemmung starten!", lachte Niall und holte ein Handtuch aus einem Küchenschrank, um die Herdplatte wieder trocken zu bekommen.
„Tut mir leid", entschuldigte ich mich. „Ich bin einfach zu blöd um zu kochen!"
„Ach was, wir kriegen das hin. Du musst nur gleich mal den Deckel auf den Nudeltopf legen, und dich dann um die Soße kümmern, damit sie nicht anbrennt."
„Das ist ja richtig kompliziert!", beschwerte ich mich.
„Nicht meckern, kochen", kam es zurück. Also rührte ich die Soße um, und versuchte irgendwie, sie aus diesem wässrigen Zeug zu etwas Festem umzuformen, was nicht wirklich einfach war.
Schließlich kam es mir so vor, als wäre sie etwas fester geworden, aber trotzdem war es noch eine sehr wässrige Tomatensauce. Niall stellte mir schließlich eine Packung neben die Herdplatte, auf der ich „Corn Flour" entziffern konnte.
„Was ist das?" Diese Zusammensetzung hatte ich noch nie gehört. Direkt übersetzt würde es Kornmehl heißen, aber darunter konnte ich mir nichts vorstellen.
„Soßenbinder", erklärte er mir. „Damit nimmt die Soße an Konsistenz zu und bleibt nicht so wässrig."
„Danke! Wie viel muss denn da rein?" Ich nahm das Corn Flour in die Hand und versuchte, auf der Rückseite herauszulesen, wie man es anwandte.
„Die Angaben auf der Packung stimmen nicht, du musst es also nach Gefühl machen", bemerkte Niall.
„Okay." Um nicht zu viel davon zu verwenden, ließ ich vorerst nur kleine Prisen des Mehls in die Soße fallen.
„Das ist viel zu wenig, du kannst ruhig ein bisschen mehr nehmen", forderte der Ire mich auf, um gleich darauf ein lautes „Stopp!" zu rufen und mir die Packung zu entwenden. „Nicht so viel!"
„Sorry." Schuldbewusst blickte ich zum Nudeltopf, dessen Deckel sich langsam anhob. „Niall? Ist es normal, dass der Topfdeckel sich bewegt?" Noch während ich fragte, wurde mir klar, dass das wohl nicht normal war. Unter dem Deckel quoll nämlich das kochende Wasser heraus, und verteilte sich auf der Herdplatte. Niall nahm jedoch nur gelassen den Deckel ab, woraufhin das Wasser sich wieder senkte, und drückte mir das Handtuch in die Hand, mit dem ich versuchte, die Herdplatte wieder zu trocknen.
„Au!" Aus Unachtsamkeit war ich mit der Hand an den Soßentopf gestoßen, der natürlich furchtbar heiß war. Sofort ließ ich das Handtuch fallen und begann, die Hand zu schütteln, damit es nicht so sehr wehtat.
„Hast du dich verbrannt?", fragte Niall erschrocken und setzte den Deckel, den er noch in der Hand hielt, wieder auf den Nudeltopf. Ich nickte nur mit dem Kopf und biss die Zähne zusammen, denn es tat schrecklich weh. „Dann musst du das unter kaltes Wasser halten!" Das tat ich dann auch an der Spüle, nachdem Niall mir den Wasserhahn aufgedreht hatte. Sofort wurde es besser, aber ich traute mich nicht, meine Hand wieder von dem kühlen Nass wegzuziehen. Niall rettete währenddessen die Soße für mich, innerhalb kürzester Zeit hatte sie die gewünschte Konsistenz angenommen, was mir mal wieder bewies, wie unfähig ich war.
Beim Wasserabgießen der Nudeln schließlich, das ich wieder übernahm, verbrannte ich meine Finger erneut, und wenn Niall nicht eingegriffen hätte, wäre trotz Sieb über die Hälfte der Nudeln im Ausguss gelandet.
Gemeinsam deckten wir den Tisch und begannen dann zu essen. Es schmeckte gar nicht so schlecht, dadurch, dass Niall die Soße noch gerettet hatte, und die Nudeln waren auch nur leicht verkocht, was ich ebenfalls Niall zu verdanken hatte, der das Zeitmanagement übernommen hatte. Solche Dinge, wie die Dauer der Kochzeit für Nudeln, konnte ich mir einfach nie merken.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass Niall richtig satt geworden war (durch meine exzellenten Kochkünste waren letztendlich nicht alle Nudeln auf den Tellern gelandet), aber er sagte nichts dazu, als er mich zur WG zurückbrachte. Stattdessen begleitete er mich noch hinein, um sicherzugehen, dass ich nicht vor verschlossener Tür stehen würde.
„Sorry nochmal für die Sache mit dem Riesenrad", entschuldigte er sich zum gefühlt tausendsten Mal bei mir.
„Sorry dafür, dass ich dir auf die Nerven gegangen bin und deine Küche ins Chaos gestürzt habe." Wir mussten nach dem Essen sehr viel aufräumen und auch den Boden noch einmal wischen, da es in der Küche aussah, als hätte eine Katze versucht, Nudeln zu kochen - nun, die Katze hätte es sicher besser hinbekommen.
„Du bist mir nicht auf die Nerven gegangen!", protestierte er. „Es war ganz unterhaltsam." Er versuchte sein Grinsen zu verstecken, jedoch gelang ihm das nicht.
„Dass es für dich unterhaltsam war, glaube ich", grummelte ich gespielt eingeschnappt.
„Können wir gern mal wiederholen. Und ich werde mir noch etwas ausdenken, um den Fauxpas mit den London Eye wieder gut zu machen."
„Niall...!" Ich wurde in meinem Protest von dem Sänger unterbrochen, der einfach weiter redete.
„Dann schreibe ich dir eine Nachricht auf Twitter, sobald ich etwas gefunden habe."
Ich wunderte mich ein wenig, ob er denn keine Handynummer hatte, aber dann fiel mir ein, dass er die Nummer wahrscheinlich nicht so schnell an die Leute weitergab, was ich durchaus verstand.
„Alles klar." Er umarmte mich zum Abschied und verließ anschließend die Wohnung.
Erst jetzt merkte ich, wie müde ich war, zog mich um und legte mich sofort schlafen. Da morgen Sonntag war, würde ich auch nicht früh aufstehen müssen.
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