Kapitel 7

Unsicher drehe ich mich um. Die Frau, welcher ich zuvor das Gewehr gegen den Hals gerammt habe, lehnt sich hustend vor über. Ein Mann sieht hilflos zu ihr und eine andere Frau zieht eine Pistole und richtet sie langsam gegen mich. Schnell greife ich das Gewehr und erhebe es ebenfalls.

Samuel, der in den Fängen der Frau ist, greift gekonnt nach der Pistole und schlägt sie aus den Händen der Frau. Ebenfalls befreit er sich und schlägt gegen den Rücken eines Mannes, welcher Tara hält und unbewaffnet scheint. Im nächsten Moment bricht das Chaos aus.
Der Mann dreht sich zu Samuel um, welcher ihm sogleich ins Gesicht schlägt. Tara befreit sich und zieht schnell ihre Pistole.
Alice, welche zuvor alles gründlich beobachtet hat, greift den Arm, der Frau, die sie festhält und dreht diesen in eine unangenehme Position. Diese schreit vor Schmerzen auf und torkelt rückwärts auf Viktor und einen anderen Mann zu. Der Mann erschreckt sich und lässt Viktor los, welcher sich schnell von den beiden entfernt.

Innerhalb kurzer Zeit sind wir alle wieder frei. „Wir müssen Alexander finden", schreit Samuel.
Tara nickt. „Richtig. Viktor du untersuchst die unteren Räume zusammen mit Alice. Ich, Mila und Samuel sehen oben nach", befiehlt Tara sogleich.
Ich nicke und renne Tara gefolgt von Sam die Treppenstufen nach oben hinterher.
Die Mithelfer von Aurelia streitet sich währenddessen im unteren Stockwerk. Niemand schien mehr wirkliches Interesse an uns zu haben.

Die Holzdielen knarzen, als wir zu dritt über sie gehen.

Tara zeigt auf eine Tür und deutet uns an, leise zu sein. „Ich glaube, ich habe etwas gehört", flüstert sie.
Samuel und ich bleiben stehen und sehen auf die alte Holztüre. Ist dort Alexander? Haben wir ihn gefunden?

Tara springt vor und öffnet die Türe ohne weiteres. Alexander dreht sich erschrocken zu der sich öffnenden Tür. Er sieht gesund aus und als er Sam und mich zu erkennen scheint, lächelt er sichtlich erfreut.
„Mila, Sam!", sagt Alex.

Aurelia tritt vor, sodass sie in unser Blickfeld gelangt. Mit einem abschätzenden Blick betrachtet sie uns.
„Gratuliere, ihr habt Alexander gefunden und nun werdet ihr beide sterben", zischt Aurelia.
Verwirrt schaue ich zu Samuel und dann zu Tara. Vielleicht ist Aurelia doch nicht so ein Psychopath, dass sie ihre eigene Schwester umbringen würde. Oder wen meint sie mit beide?

„Wovon redest du da, Aurelia?", fragt Alexander schockiert. Aurelia beginnt schief zu grinsen und dreht ihren Kopf zu Alexander. „Tu nicht so, als würde es dich plötzlich interessieren."
Alex öffnet den Mund um etwas einzuwerfen, bevor er aber überhaupt ein Wort herausbringt, unterbricht Aurelia ihn. „Du hast beide einfach so vor deinen Augen wegführen lassen. Würdest du deinen Freunden trauen und dich für sie wirklich interessieren, hättest du mich aufgehalten."

Ich wollte Aurelia unter keinem Umstand zustimmen, musste es aber irgendwie. Alexanders verhalten hatte mich enttäuscht. Nun ist aber nicht die Zeit, über so etwas nachzudenken, weshalb ich den Gedanken schnell wieder verwerfe.

„Wie sagt man? Ladys first!", sagt Aurelia und zieht sogleich eine Pistole hervor, welche sie sofort auf mich richtet. Sam reagiert zeitgleich und erhebt auch seine Pistole, nur schaut sein Lauf nicht auf mich, sondern auf Aurelia. Ich erhebe langsam meine Hände. Alexander betrachtet das ganze Szenario mit weit aufgerissenen Augen. Die Angst ist ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wage es nicht zu schiessen!", zischt Samuel, der im selben Moment seine Pistole entriegelt.
Aurelia schielt zu ihm herüber. „Schiesst du, schiesse ich auch."
„Ich ebenfalls", entgegnet Sam.
Tara steht hilflos neben uns. Sie scheint nicht wirklich zu wissen, ob sie auf ihre Schwester zielen soll. Doch dann zieht Tara ebenfalls eine Waffe und richtet jene auf ihre Schwester.
„Du hättest dir besser überlegen sollen, auf welcher Seite du stehst", vernehmen wir alle Taras zaghafte Stimme.

Ein lautes Poltern ist plötzlich neben uns zu hören, wodurch alle abgelenkt werden. Auch ich wende meinen Blick von Aurelia ab und starre auf Viktor, der eine Vase von einem Tisch umgestossen hat.

Und dann ist ein lauter ohrenbetäubender Knall zu hören. Jemand hat geschossen. Ich werde von irgendetwas auf die Seite geschleudert und ein weiterer Knall ist zu vernehmen. Ich bleibe eine Weile am Boden liegen und halte mir die Augen und Ohren zu.

Erst nach einer ganzen Weile traue ich mich, meine Augen wieder zu öffnen und mir die Umgebung genauer anzuschauen.

Schutt rieselt von der Decke. Jemand scheint eine Kugel dorthin geschossen zu haben. Sam liegt neben mir auf dem Boden. Sofort richte ich mich auf und krieche auf ihn zu. „Bist du in Ordnung?"
Sam öffnet ebenfalls seine Augen und schaut in meine. „Ja, und du?"
Erleichtert atme ich aus.
Ich nicke.
Mein Blick fällt auf Aurelia, welche von Viktor zurückgehalten wird.

„Was ist gerade passiert?", frage ich leise, da ich die ganze Situation nur schwer einschätzen kann.
„Aurelia hat in die Decke geschossen", erklärt mir Tara.
„Sam hat sich auf dich gestürzt", erklärt Alex weiter, der plötzlich näher bei uns ist als zuvor. Ich schaue zu Sam, welcher sich ebenfalls aufgerappelt hat. „Entschuldige mich Mila, ich habe überstürzt gehandelt und...", versucht sich Sam zu erklären.
Ein warmes Gefühl löst sich in meiner Brust aus. Sam hat versucht mich zu retten.

Plötzlich erklingt ein Knacksen und ein Aufschrei. Ich zucke zusammen und sehe schockiert zu Viktor, welcher flucht und seinen Zeigefinger in die andere Hand legt.
„Du Verdammte...", flucht er Aurelia an, welche ihn schief anlächelt. „Viel Spass beim Einrenken, Fremder."

Wie Sand sickert die Information in mein Gehirn hinein. Hatte Aurelia Viktor gerade etwa einen Finger...? Bei der Vorstellung wird mir schlecht.

„Du spinnst doch!", rufe ich ihr entgegen. Mein „doch" geht aber in plötzlichem Sirenenklang unter.

Die Polizei?

——
933 Wörter

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