Kapitel 12
„Schalte deinen Kopf ein. Wer könnte es gewesen sein, wenn ich es nicht war?", raunt Aurelia und beginnt bitter aufzulachen.
Ihr Lachen macht mich wahnsinnig und ich funkle sie wütend an. Ihre Worte gehen mir aber nicht mehr aus dem Kopf.
Würde Tara wirklich zu so etwas im Stande sein? Wir sind doch Freunde.
„Du bist so naiv", streut Aurelia Salz in die gerade erst entstandene Wunde.
Ich habe genug und stehe von meinem Platz auf.
„Warte!", hält mich Aurelia auf. Ich schaue auf sie hinunter und sie zu mir hinauf. Ihre Blick ist wieder kühl und leer. Doch plötzlich ändert sich etwas an ihren Augen, sie füllen sich mit Wut und Verachtung. Sie sieht auf den Tisch und schüttelt ihren Kopf, währenddessen sie näher zu mir rückt.
Aurelia steht nicht auf und schaut auch nicht in meine Augen und doch spüre ich ihre Wut und ihre Verachtung an meinem Körper, als wären es meine Gefühle.
„Sag der Königin, dass sie zur Hölle fahren soll!", ihre Stimme wird mit jedem Wort lauter. Ihr Blick flitzt zu mir und dann schreit sie.
Sie schreit mich an. Doch ihre Worte sind nicht mir bestimmt, sondern der Königin. „SIE SOLL IN DER HÖLLE VERROTTEN!"
Ich erschrecke so sehr, dass ich zurücktaumle. Aurelia schlägt auf den Tisch und steht auf. In ihren Augen brennt das Feuer, als sie zwei Polizisten an den Armen fassen und sie versuchen wegzuziehen.
„Wartet!", sage ich.
Irgendetwas in Aurelias Blick sagt mir, dass sie noch etwas sagen möchte, etwas, was für mich von hoher Wichtigkeit ist.
„Was meinst du damit?", frage ich. Ich sehe, wie die Polizisten nicht wirklich wissen, was sie tun sollen.
„Diese verdammte", beginnt Aurelia und beschimpft die Königin. Die Polizisten halten Aurelia fester. Doch Aurelia scheint dies egal zu sein.
„Sie versprach mir Geld und Reichtum, dafür, dass ich dich und diesen Sammy umbringe! Ich habe ihr gedient! Ich habe fast alles gemacht! Aber sie lässt mich im Gefängnis verrotten. Sag ihr, dass ihre Tage gezählt sind!"
Diese Worte scheinen den Polizisten zu reichen, denn sie führen Aurelia weg. Und auch ich habe genug gehört. Meine Gedanken beginnen zu kreisen. Und ich weiss nicht, ob ich den Worten von Aurelia Glauben schenken soll. Aber ihre Wut schien so echt, dass ich versteinert an der Stelle stehen bleibe.
Fassungslos. Verraten.
Ich weiss nicht, wie viel Zeit vorbei geht, als mich eine Polizistin aus der Wolke der dunklen Gedanken reisst.
„Sind Sie okay? Nehmen Sie das, was sie sagte, nicht zu ernst. Das Gefängnis macht einige nicht zu sich selbst."
Ich blinzle. Ich bin überzeugt davon, dass diese Wut nicht nur vom Gefängnis kommt. „Ja, danke", sage ich zu der Frau.
„Soll ich Sie nach draussen begleiten?", fragt sie mich. Ich nicke langsam.
Mit der Hilfe von der Polizistin verlasse ich das Gefängnis und atme einige Minuten später die kühle Luft ein.
Der Winter scheint bevor zu stehen.
Ich sehe mich kurz um und erkenne Viktor, der an sein Auto gelehnt dort steht.
Meine Gedanken wenden sich zu dem, was er mir erzählt hat. Die Königin hat seine Familie aus der Stadt verwiesen und habe versucht, Clauder töten zu lassen.
Aurelia erzählte mir, dass die Königin ihr aufgetragen hat, Samuel und mich zu töten.
Ich erschrecke, als ich Viktors Stimme neben mir vernehme. „Was hat sie gesagt?"
Ich schaue in seine Augen. Kurz fühlen seine braune Augen sich an, als wären sie ein Stützpunkt für mich, etwas, das ich kenne und mich oberhalb von den Tiefen des Meeresgrund hält.
„Warum bist du wieder hier?", frage ich leise.
Viktor schweigt lange. „Clauder hat euch gesehen. Dich und Samuel. Er hat ein schreckliches Gefühl. Auch wenn er in gewisser Weise ein Verbrecher ist, hat er ein gutes Gespür. Er und Adam dürfen die Grenze nicht mehr überschreiten. Ich aber schon. Er sagt, dass ich auf euch aufpassen soll und als Adam angerufen hat, dass du bei ihm seist, wusste ich, dass ich euch auch helfen will. Ich hatte in der Schule nie viel mit euch zu tun, aber ich mochte euch trotzdem... irgendwie."
Ich bleibe eine lange Zeit stehen. Denke über seine Worte nach und beschliesse dann, dass ich mit der Königin sprechen muss. Ob ich will oder nicht.
„Viktor... Ich muss zurück ins Schloss, ich fordere deine Hilfe nicht an, aber ich wäre froh, wenn du bis zum Schloss an meiner Seite bleibst."
Viktor nickt entschlossen. „Ich bringe dich hin. Ich will dir und Sam helfen, nicht nur für Clauder, sondern auch für euch!"
——
747 Wörter
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