Kapitel 20
Dicker Nebel hängt einen tristen, grauen Schleier über die Stadt, lässt die Konturen verwischen und Details einfach verschwinden. Kaum ein Sonnenstrahl schafft es, sich durch seine dicke Decke zu kämpfen. Alles erscheint so ruhig und melancholisch. Verträumt und trostlos zugleich.
„Hörst du mir eigentlich zu?"
Collins tiefe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken verlorenen Tagtraum.
„Äh... Ja, natürlich", stottere ich verlegen, doch um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, von was er gerade gesprochen hat.
„Wenn Dominik Martino hier seine neuesten Gemälde ausstellen soll, muss auch diese Versegage absolut reibungslos ablaufen. Als Kurator solltest du dich schnell entscheiden, ob wir dieses Bild noch mit in den Ausstellungsraum nehmen wollen."
Unbeirrt redet Collin weiter, während er mit seiner Liste in der einen und einer Tasse schwarzen Kaffee in der anderen Hand durch den Raum geht.
Im Prinzip ist für die Vernissage heute Abend alles bestens organisiert und vorbereitet. Das war es zumindest, bis Ray in letzter Minute noch einige Änderungen wollte.
„Sag mal", setzt Collin erneut an, wobei er abrupt stehen bleibt und seinen Blick die Decke entlang wandern lässt, „es wäre zu überdenken, die Sicherheit zu verschärfen, wenn Martino hier überall hängt. Wie ist das mit der Alarmanlage bei euch? Wo genau sind denn die Überwachungskameras installiert?"
Allen Anschein nach liegt ihm wirklich viel am Erfolg der Zusammenarbeit mit unserer Galerie. Collin ist so kurz vor der Ausstellung seines Freundes und der bevorstehenden Partnerschaft mit Dominik Martino um einiges weniger souverän als sonst. Er ist fast schon verkrampft und droht seinen Perfektionismus auf die Spitze zu treiben. Allerdings kam ich seine Gefühle nur zu gut nachvollziehen, da es mir ähnlich geht. Wenn sich aus unserer Zusammenarbeit tatsächlich ein exklusiver Deal mit Martino ergeben sollte, wäre das nicht nur ein Erfolg für die Galerie, sondern auch ein gewaltiger Karrieresprung für mich. Das ist meine Chance zu beweisen, was in mir steckt.
Also sammle ich meine Gedanken, fokussiere mich auf das Wichtige und führe Collin durch die Räume, um ihn von unserer modernen Sicherheitstechnik zu überzeugen.
Und so kommt Rays großer Abend ungebremst auf uns zu.
Leider muss ich zugeben, dass sich selbst nach Einlass der Gäste, meine verkrampften Schultern nicht lockern wollen. Es ist die zweite Ausstellung, in deren Organisation ich führend eingebunden bin, es hängt jede Menge von ihrem Erfolg ab und Ray Orderer hat sich nun mal nicht als unkomplizierte Persönlichkeit einen Namen gemacht.
Möglichst unauffällig versuche ich mit leichten Fingerdruck meinen Nacken zu massieren, während ich dabei zusehen, wie sich die hoffentlich potentielle Kundschaft auf ihren Plätzen einfinden.
Immer wieder streiche ich mit schwitzigen Händen mögliche Falten aus meinem cremefarbenen Stiftrock. Dann tritt Ray auf die kleine Bühne, um alle willkommen zu heißen und eine kurze Ansprache zu halten. Dabei gibt er sich erstaunlich locker und souverän, beweist sich sogar als durchaus charmant, auf seine ganz eigene Art und Weise. Applaus ertönt und alle Aufregung fällt endlich von mir ab. Ehrlich gesagt hätte ich Ray durchaus zugetraut in letzter Sekunde alles umzuwerfen und auf ein neues Konzept zu bestehen.
„Das hat ja überraschend gut funktioniert", ertönt Collins Stimme dicht hinter mir.
Mit einem erleichterten Lächeln stimme ich ihm zu.
Bei so exzentrischen Künstlern muss man auf alles gefasst sein.
„Ich glaube, den haben wir uns jetzt verdient."
Erst jetzt bemerke ich die die Flasche Champagner in seiner Hand.
„Wir dürfen doch nicht im Verkaufsraum trinken", erinnere ich Collin wehmütig.
Doch das scheint ihm wenig zu beeindrucken.
„Ja, ihr dürft nicht im Verkaufsraum trinken," plötzlich legt er mir eine Hand in den Rücken und schiebt mich ein Stück weiter, „Gegen ein Glas Champus im Büro ist nichts einzuwenden. Das beruhigt die Nerven."
Mit einem bubenhaften Grinsen geleitet er mich zum Flur. In diesem Augenblick erinnert er mich an den jungen Collin aus der High School, der nur Flausen im Kopf hat.
Und er hat ja Recht, nach all der Arbeit, dem Stress und der Nervosität, haben wir es uns verdient mit einem Gläschen anzustoßen. Oder?
Mit einem letzten verstohlenen Blick zurück lasse ich die Bürotür hinter mir zufallen.
Kurz kommt mir in den, welch Ärger mir blühen würde, wenn Mister Roland von dieser heimlichen Auszeit erfahren würde, verdränge. Diesen Gedanken allerdings schnell wieder.
Collin hingegen lehnt absolut entspannt an der Kante meines Schreibtischs und lässt den Korken knallen. Da wir hier keine geeigneten Gläser zur Hand haben, müssen zwei Kaffeetassen den Zweck erfüllen.
„Auf eine gelungene Zusammenarbeit", säuselt Collin, wobei er mir eine Tasse reicht, „Auf uns"
„Auf uns"
Genüsslich nippe ich einige Male von prickelnden Schaumwein. Erst hier, abseits vom Trubel, kann ich spüren, wie sich meine Schultern endlich so richtig entspannen.
„Ich hatte schon Angst, Ray erscheint nackt", scherzt Collin, was mich zum Lachen bringt.
„Ich habe auch schon mit dem Schlimmsten gerechnet."
Ausgelassen machen wir Witze, albern herum und leeren unsere Becher, bis das Gespräch schlagartig erlischt.
Es ist aber keine unangenehme Stille.
Collin und ich stehen uns schweigend gegenüber. Es ist so ruhig, dass man die Spannung, dieses gewisse Knistern, das da plötzlich im Raum herrscht, geradezu hören kann.
Collins Blick trifft meinen und sofort habe ich das Gefühl, mich in seinen Augen zu verlieren.
Langsam beugt er sich nach vorne, bis uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennen.
„Weißt du eigentlich, wie schön du bist?", raunt Collin mit heißerer Stimme.
Verlegen möchte ich den Blick abwenden, doch er stoppt meine Bewegung, indem er sanft mein Kinn umfasst.
„Du bist so verdammt sexy", flüstert er, kurz bevor sich unsere Lippen sanft berühren.
Sofort schlägt mein Herz schneller. Diese kurze Berührung lässt meinen kompletten Körper erschaudern.
Langsam fahren Collins Finger von meinem Kinn über meinen Hals, umspielen den Saum meiner Bluse.
Mir stockt der Atem. Alles an ihm zieht mich an wie ein Magnet, egal wie sehr ich dagegen ankämpfe.
„Ich... ich kann nicht. Ich habe einen Fr... „
Doch weiter komme ich nicht.
Ruckartig hat mich Collin an sich herangezogen. Sein Körper drängt sich fest gegen meinen. Seine Hände umfassen fast schon grob meine Taille.
„Ich kann nicht anders."
Hart treffen unsere Lippen erneut aufeinander. Dieses Mal liegt eine fordernde Leidenschaft in seinem Kuss, die mir die Knie weich werden lässt.
„Ich muss dich haben", knurrt Collin in meinen Mund, bevor er meine Lippe zwischen seine Zähne zieht und mir damit ein leises Seufzen entlockt.
Seine Augen werden dunkler. Sein Blick glüht so, dass sich meine Atmung unwillkürlich beschleunigt. Als würde er diese unsichtbare Veränderung bemerken, zuckten seine Mundwinkel selbstgefällig, was mich irgendwie richtig anmacht.
Meine Finger vergraben sich in seinen Haaren, als er seine langsam über meinen Körper gleiten lässt. Voller Verlangen drängt er sich so fest zwischen meine Beine, dass ich seine Erektion durch den Stoff hindurch spüren kann. Heiße Lust durchströmt jede Faser meines Körpers. Da packen seine Händen fest meinen Hintern, heben mich hoch und mein enger Rock rutscht bis zur Hüfte nach oben, als ich meine Beine um ihn schlinge.
Ohne unsere wilde Knutscherei zu unterbrechen, hebt er mich hinüber zum Schreibtisch. Gierig übersät er meinen Hals mit Küssen und leichten Bissen. Dann greift seine Hand fest in meine Haare und zerrt mich wieder an ihn. Mein Unterleib zieht sich zusammen, als er langsam mein nacktes Bein entlangfährt. Seine Fingerkuppen fühlen sich überraschen kalt auf meiner erhitzten Haut an.
Spielerisch streicht er immer wieder meinen Slip entlang, bis ich ihm auffordernd mein Becken etwas entgegen hebe. Ich spüre sein Lachen an meinem Hals.
Da wird es ja sehr heiß. Glaubt ihr, es ist ein Fehler sich auf etwas mit Collin einzulassen?
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