Wahrheit kann so weh tun
Als ich erwachte, lag ich auf dem Sofa. Irgend jemand hatte mich hochgehoben und zugedeckt. In meinen Armen lag ein kleines, atmendes, warmes Wesen: Dexter. Ich spürte sein pochendes Herz, seinen zarten Atem und musste lächeln. Auch er schien die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen. Vorsichtig nahm ich in näher in meinen Arm, als ich spürte, dass sich hinter mir etwas regte. Überrascht fuhr ich herum und schrie kurz schrill auf. Hinter mir lag jemand, etwas??? Mit einer Zombiemaske auf dem Kopf und unter einer Decke versteckt. "Buh, buh" schrie das Wesen und lachte über mein Erschrecken. Mit Dexter auf dem Arm sprang ich auf. Die Katze sah ziemlich verstört aus, was ich nicht übel nehmen konnte, denn ich war es ebenso. Aus der Küche ertönte mittlerweile ein mehrstimmiges Lachen, was mich vollkommen wütend machte. Wutentbrannt beachtete ich das Wesen auf der Couch nicht mehr, stürmte in die Küche und brüllte "Aber sonst geht es Euch noch gut, oder was?" Immer noch lachend erklärte mir Vik, dass es die Idee von Ju gewesen sei, schließlich müsse doch gerächt werden, dass ich alle zum Einschlafen finde. Verdattert fragte ich "Also ist Ju der "Zombie" auf der Couch??" Alle nickten und Chengiz konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. "Echt geil, *lach*, wie du erst einmal erschrocken aufspringst, dann wie eine Wilde herstürmst und uns alle zusammen scheißt. Aber das Beste war noch .... die ganze Zeit mit Dexter auf dem Arm *kicher*, echt der Wahnsinn!!" Grinsend schaute Viktor von mir zu Chengiz und wieder zurück, gespannt, was ich auf diese Provokation erwidern würde. Doch ich zuckte nur mit den Schultern, streichelte Dexter und verließ die Küche. Im Wohnzimmer wartete Ju mit ernster Mine auf mich. "Bevor du anfängst, fange ich an. Gibt es hier einen Ort, an dem wir allein und ungestört reden können???" Wieder zuckte ich mit den Schultern und deutete auf den Balkon. Ich war noch nicht einmal richtig dort, als Julien auch schon anfing, zu erzählen. "Eigentlich hatte ich vor, es dir gar nicht erst zu sagen, aber ich fühle mich dazu verpflichtet, weil wir uns geküsst haben. Also, vor ein paar Monaten, genau gesagt, vor drei, habe ich jemanden kennengelernt. Sie ist unglaublich attraktiv und intelligent. Was ich Dir sagen will .... also, ich ... bitte sei mir nicht böse .... ich lebe seit zwei Monaten in einer festen Beziehung." Er sah mich schuldbewusst an und senkte den Kopf. Ich hatte das Gefühl, jemand hätte den Boden unter meinen Füßen weggezogen. Ohne es zu wollen,liefen heiße Tränen über meine Wangen. "Hat Viktor das gewusst??" fragte ich ihn und als er nicht antwortete, schrie ich noch einmal "Hat er es gewusst??" Langsam nickte Julien. Was ist schlimmer, dass Gefühl, innerlich zu zerbrechen, oder von allen verraten zu werden. Es ist, als ob dich alle fallen lassen und niemand dich auffängt. Du schlägst mit Deiner zerbrechlichen Hülle im Nirgendwo auf und verschwindest in der Schwärze. Ohne weiter nachzudenken, schlug ich Ju mit der flachen Hand ins Gesicht und stürmte vom Balkon. Im Weglaufen drehte ich mich nach ihm um, er stand noch da, hielt sich die Wange und sah mir mit einem traurigen Glitzern in den Augen nach. Sollte er sich doch seine Traurigkeit sonstwohin schmieren, dieser miese Betrüger. Ich stürmte in die Küche, sah Viktor wütend und verletzt an und schrie schluchzend "Ihr könnt mich alle mal! Und Du, Vik, Du bist das Allerletzte!" Zitternd vor Wut und Enttäuschung setzte ich Dexter auf den Küchenboden, zog mir meine Schuhe an, schnappte meine Tasche und rannte aus der Wohnung.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top