Kapitel 18

not the last chapter :)

* * *

Wach wurde Sirius gegen halb neun Uhr morgens. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber nach der kurzen Panik, die ihn sofort ergriff, wie sie es jeden Morgen tat, fiel ihm ein, wo er wirklich war. In Sicherheit.

Remus' Bett war zu klein für sie beide, aber Sirius fand genau das schön, denn so waren sie aneinander gekuschelt, Remus' Arm von hinten um seine Taille geschlungen und Sirius' Rücken immer gegen Remus' Brust, so warm und beruhigend und Sirius dachte, er könnte ewig so weiterschlafen, nur war sein Körper anderer Meinung.

So vorsichtig er konnte, setzte sich Sirius auf und legte Remus' schlaffen Arm zur Seite. Eigentlich wollte er schnell ins Bad und wieder zurück, um sich wieder neben Remus zu kuscheln und so liegen zu bleiben, bis die Pläne des Tages sie auseinander rissen, aber er hielt inne, als er zu Remus runter sah. Remus sah so friedlich aus, die Augen geschlossen und der Mund leicht offen, die Haare vor der Stirn und die Wange lustig ins Kissen gepresst.

Er sah aus wie der schönste Mensch auf Erden, wenn man Sirius fragte. Remus schlief im Gegenteil zu Sirius nur in Pyjama Shorts und Sirius konnte nicht anders, als mit dem Zeigefinger sanft über Remus' Arm zu streicheln, über die weiche Haut und die dünnen Härchen und Sirius würde sich am liebsten so runterbeugen und Remus küssen, doch die Aufregung siegte, weswegen er versuchte Remus nicht zu berühren, während er über ihn drüber kletterte.

Sirius hatte gerade das eine Knie auf die andere Seite des Bettes gebracht, stützte sich mit den Händen auf dem Kissen neben Remus' Kopf ab und hob gerade das linke Bein, um es ebenfalls über Remus zu heben, als er plötzlich an der Hüfte gepackt und runtergedrückt wurde.

Bei der raschen Bewegung gaben Sirius' Arme nach und er fiel auf Remus drauf, der sich auf den Rücken gedreht hatte und so tat, als würde er weiterschlafen, nur erkannte Sirius das leichte Lächeln, das Remus versuchte zu verstecken.

„Bleib", murmelte er verschlafen und Sirius würde so gerne nur...

„Remus, ich muss pinkeln", meinte Sirius belustigt, doch dann fiel ihm ein, dass Remus ihn gar nicht hören konnte, weswegen er versuchte sich aufzusetzen, Remus ihn aber fest gegen sich drückte. Sirius seufzte und blieb einen Moment so liegen, denn er musste zugeben, dass es eines der schönsten Gefühle überhaupt war.

Sirius versuchte sich wieder aufzusetzen, dieses Mal durchsetzungsfähiger und Remus ließ die Arme locker liegen, weswegen sie langsam von Sirius' Rücken rutschten, als dieser aufstand. Es war zu erkennen, dass Remus die Augen ein wenig geöffnet hatte und Sirius zeigte unverblümt auf seinen Schritt und dann über die Schulter zur Tür und grinste, als Remus schmunzelnd den Arm über die Augen warf und sich drehte, um das Gesicht im Kissen zu vergaben.

Leise schlich Sirius aus dem Zimmer und dann schräg den Flur entlang, denn das Badezimmer lag fast direkt Remus' Zimmer gegenüber. Sirius mochte es bei den Lupins, sie hatten dekorative bunte Kerzen auf der Fensterbank, auf dessen Gläsern Sprüche wie Live Laugh Love standen. Es lagen rote Teppiche vor dem Waschbecken und Klo, ein Schild mit einer braunen Schnur war aufgehängt, wo Hope motivierende Sätze aufgeschrieben hatte. Es war so kitschig und schrecklich süß und Sirius liebte es absolut.

Sirius putzt sich seine Zähne, denn er wollte Remus nicht aus Versehen mit Mundgeruch ermorden, wuschelte sich etwas durch die Haare und lief dann schnell zurück zu Remus' Zimmer. Vor allem beeilte er sich, als er Lyalls Stimme in der Küche hörte und einem Gespräch entfliehen wollte.

Remus lag nach wie vor auf dem Bauch und Sirius hielt an der Tür inne und nahm sich einen Augenblick, um ihn einfach nur zu betrachten, wie die Decke runtergerutscht war und Remus' Schultern freigegeben hatte, diese lockigen, verwuschelten Haare und beim genauen Hinsehen erkannte Sirius, dass Remus die Hörgeräte wieder angezogen hatte, weswegen er auch leicht ins Kissen lächelte, als die Tür zufiel.

Sirius kletterte am Bettende auf die Matratze und ging dann auf allen Vieren hoch, bis er sich auf Remus fallen lassen konnte.

„Boah", stieß Remus aus, als die Luft aus seinen Lungen gedrückt wurde.

„Wärm mich, mir ist kalt", grummelte Sirius gegen Remus' Schulter, auf der er seinen Kopf gelehnt hatte. Seine Arme lagen schlaff neben Remus' und sein rechtes Bein hing von der Bettkante. „Du bist meine persönliche Heizung."

„Weil ich so heiß bin?"

„Unter anderem", Sirius rollte von Remus runter und plumpste auf den wenigen Platz neben ihm, wo er auf der Seite liegen blieb und sanft durch Remus' Haare strich. „Weißt du, hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, dass ich da weg sein würde, hätte ich dem den Vogel gezeigt."

„Du hättest dem nen Mittelfinger hingestreckt", murmelte Remus, doch er ließ die Augen geschlossen, ganz fokussiert auf das liebevolle Streicheln durch seine Haare. Es war angenehm und beruhigend und obwohl Remus gerne früh aufstand, dachte er, er würde jeden Moment wieder einschlafen können.

„Das auch", Sirius schmunzelte. „Aber jetzt bin ich hier bei..." bei der Liebe meines Lebens, „bei dir."

„Nicht das, was du dir von deiner Zukunft erhofft hast, oder?", meinte Remus belustigt und rutschte mit dem Kopf näher, als Sirius' Finger für einen Moment innehielten, um ihn stumm zum Weitermachen aufzufordern.

„Ich hab mir nicht viel erhofft, ehrlich gesagt. Am wenigsten, dass ich jemals aufhören kann ständig so stark zu sein."

Sirius rollte näher und vergrub das Gesicht an Remus' Hals, denn die Gefühle, die ihn plötzlich überrollten, fand er zu peinlich, um sie Remus schon zu zeigen. Er schlang einen Arm um Remus und animierte ihn näher zu rutschen, bis sie so nah aneinander gekuschelt waren, dass nichts mehr zwischen sie passte.

„Aw, cuddlebug ist back", schmunzelte Remus. Sirius widersprach ihm nicht. Sie blieben eine Weile so liegen, genossen es einfach, zusammen aufzuwachen und ihre Träume flüsternd auszutauschen, den Herzschlag des anderen zu spüren und sich keine Sorgen darum zu machen, was später kommen würde. Plötzlich setzte sich Remus auf und die Decke fiel von seinen Schultern. Sirius öffnete genervt die Augen.

„Mir ist gerade wieder warm geworden."

„Sorry, bug", meinte Remus lächelnd. „Mir fällt nur gerade ein, ich hab noch was für dich."

„Was'n? Wenn das nicht wichtig ist, Moony, dann kuschelst du mich wieder warm, du Idiot."

„Natürlich, meine Majestät", Remus verbeugte sich leicht, als er aufstand und ging rüber zu seinem Schreibtisch, wo ein aus einem Din A5 Block rausgerissenes, zusammengefaltetes Papier lag. Er schnappte es sich, sah vom Blatt zu Sirius und atmete dann tief durch. „Ich hab gestern Nacht noch was gemacht."

„Ui, was hast du da?", fragte Sirius interessiert, setzte sich auf und zog die Decke über seine Schultern, um sich in sie zu kuscheln. „Und wann bitte in der Nacht? Ich hab nichts mitbekommen."

„Das nennt sich durchschlafen", meinte Remus und lachte, als Sirius ihm die Zunge rausstreckte. Er setzte sich an die Bettkante und spielte nervös mit dem Zettel in seinen Händen. „Also, du wolltest doch eines meiner Sachen lesen..."

„Eines deiner unglaublichen, atemberaubenden und wunderschönen Meisterwerk-Gedichte, genau", Sirius grinste, als Remus die Augen verdrehte.

„Wenn du das so sagst, hab ich Sorge, dass du zu viel erwartest."

„Was immer du da hast, ich werde es lieben. Versprochen", Sirius hob schwörend beide Hände und Remus fühlte sein Herz ziehen, denn Sirius war so direkt und albern und das auf die beste Weise, die es gab und er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand jemals versuchen wollen würde, diese Art zu ändern.

„Du hast mich doch damals gefragt, wie ich dich beschreiben würde."

„Oh mein Gott!", Sirius hüpfte leicht auf dem Platz und klatschte begeistert in die Hände. „Hast du über mich geschrieben?"

„Ich hab's versucht", Remus rieb sich peinlich am Nacken. „Du glaubst gar nicht, wie nervös ich gerade bin."

„Okay, okay", Sirius nickte verständnisvoll. „Dein blödes Anxiety Gehirn immer. Welche Gedanken schmeißt es auf dich? Ich werde sie weg boxen!" Er tat so, als würde er in die Luft schlagen und sah dann aufmerksam zu Remus, als dieser belustigt den Kopf schüttelte. „Meine Ideen sind immer gut, Moony, also schieß los. Wo liegt das Problem?"

„Du klingt wie ein Therapeut."

„Ich brauch einen Therapeut."

Remus seufzte: „Ich weiß nicht, wie du mich hiernach sehen wirst. Ich meine, was, wenn du es schrecklich findest oder es irgendwie falsch aufnimmst."

„Moony", Sirius lächelte und steckte eine Hand aus, um sie auf Remus' Knie zu legen, das er hochgezogen hatte. „Du hast etwas über mich geschrieben. Was immer es ist, ich werde es lieben."

„Auch, wenn's scheiße ist?"

„Erstens ist es das nicht und zweitens, zu der ganzen Anders-Sehen-Sache", Sirius lachte leicht. „Ich hab dir meine Lebensgeschichte erzählt, Moony. Etwas, was niemand über mich weiß. Glaub mir, ich werde dich nicht verurteilen. Du hast es doch auch nicht bei mir gemacht."

„Du darfst mir schon sagen, wenn es schlecht ist."

„Falls es das ist, werde ich Bescheid sagen, aber das ist sehr unwahrscheinlich", Sirius grinste und tat, als würde er den Zettel grabschen wollen. „Jetzt her damit!"

„Okay, okay", Remus atmete tief durch und sein Griff um das karierte Papier wurde kurz stärker, dann hielt er es Sirius hin. „Für dich."

„Danke!", aufgeregt nahm Sirius an und wollte sofort aufmachen, doch bei Remus' sehr, sehr nervösem Blick beugte er sich kurz vor und küsste Remus auf die Wange, bevor er das Blatt vorsichtig auseinander faltete. „Soll ich vorlesen?"

„Um Gotteswillen nein", Remus vergrub das Gesicht in den Händen. „Am liebsten würde ich aus dem Zimmer gehen."

„Du bleibst schön hier, feiner Herr", schmunzelte Sirius und begann stumm zu lesen. Seine Augen huschten schnell über das Blatt und eigentlich wollte er immer wieder zu Remus sehen, um ihn zu necken, aber sein Blick schien wie festgeklebt.

„Ich bin ehrlich, als ich dich das erste Mal gesehen habe, habe ich gelogen.
Eine wunderbare Art, eine Freundschaft zu beginnen, findest du nicht?
Denn ich wusste schon damals, wie du warst. So selbstbezogen,
So schön, der schönste Mensch auf Erden, dein Gesicht strahlend im Abendlicht.

Sowieso, du strahlst, egal, wohin du gehst, wo du stehst, wo du lebst.
Ich dachte, vielleicht liegt es am Namen, am hellsten Stern der Nacht,
Doch damals kannte ich nicht deine Macht,
Deine Persönlichkeit, deine Witze, dieses Lächeln, das mein Herz schmelzen lässt.

Ich würde dich mit Adonis vergleichen, nur wäre das eine Untertreibung.
Jedes Wort dieser Sprache wäre zu wertlos, um sie zu benutzen für deine Beschreibung.
Wusstest du das? Wusstest du, dass selbst alle Sprachen der Welt
Sprachlos werden, wenn du lebst? So echt und ungekünstelt.

Du lässt mich fühlen, wie heißer Kakao nach einem Tag im Schnee,
Wie Regen riecht, wie Rosen durften, wie Schokolade schmeckt.
Deine Nähe fühlt sich an, wie Sonne, die meine Haut entdeckt
Und wie das Gefühl im Mund nach Pfefferminztee.

Wenn du wüsstest, wie dich kennen mich verändert hat, würdest du mich necken,
Denn dieser neue Mensch, der ich jetzt bin, ist das Beste, was ich hätte werden können.
Und du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ist das zu kitschig?
Ich sitze hier, mitten in der Nacht, schreibe und die Wolken werden dämmrig.

Aber das ist alles unwichtig, denn du, du bist ein Geschenk.
Du hast solch eine Ausstrahlung, so ein wertvolles Herz voll Liebe
Und ich danke jeden Tag den Sternen, einen Funken davon abbekommen zu dürfen.

Du darfst leben, Sirius, du darfst sein, wer du bist, du darfst Parties schmeißen
Und alleine feiern, du darfst tanzen und singen und lachen
Und das alles auch nur für dich selbst machen,
Denn niemand verdient es, deine Träume niederzureißen.

Aber jetzt liegst du hier, so nah und greifbar und ich bin wieder dankbar,
Denn wie könnte ich nicht, mit dem Menschen, der mir seine Welt geöffnet hat,
Der mich in sie gelassen hat, der mir einen Teil von sich geschenkt hat
Und die Zuneigung, die ich fühle, ist unvorstellbar."

„Es ist etwas unvollständig", meinte Remus unsicher. „Also, ich könnte noch mehr schreiben, aber ich war müde- also nicht, dass mich das gelangweilt hat! Im Gegenteil ich war so schrecklich aufgeregt, das glaubst du gar nicht."

„Moony"

„Wenn du willst, schreibe ich dir was ganz Neues, wenn du das nicht magst. Ich meine es auch nur im besten Sinne, wirklich, ich wollte dich nicht unwohl fühlen lassen oder- oh god, tut mir leid, wenn das einen wunden Punkt trifft, ich hab nicht bedacht-"

„Remus! Verdammte Scheiße, hör auf zu reden", Sirius sah vom Zettel auf und seine Augen waren mit Tränen gefüllt und eine kullerte wie aufs Stichwort seine Wange herunter, als ihre Blicke sich trafen. „Siehst du mich wirklich so?"

Remus atmete aus: „Natürlich. Warum sollte ich lügen?"

Schniefend legte Sirius das Papier zur Seite und strich sich mit den Fingern über die Wangen, um die Tränen dort wegzustreichen.

„Ist es so schlimm?", fragte Remus unsicher und kaute auf seiner Unterlippe, als Sirius durch das Weinen lachte.

„Komm her, du Vollpfosten", Sirius streckte die Hände aus und im nächsten Moment umarmte er Remus, so fest und glücklich und Remus spürte seine nasse Wange an seine Schulter lehnen, doch er umarmte zurück und legte die Arme um Sirius' Taille. Sirius schlang die Arme um Remus' Nacken und fuhr mit den Fingern der einen Hand in die braunen Locken und hielt sich, denn er brauchte diese Stütze mehr als alles andere.

Remus roch so vertraut, nach schwarzem Tee und Büchern und Seife und Sirius drückte die Nase noch näher gegen Remus' Hals, denn er wollte nicht loslassen, wollte zusammen schmelzen und eins werden und so bleiben, auch, wenn es schwierig wurde.

„Das ist das Schönste, was jemand je über mich gesagt hat", flüsterte Sirius in die aufkommende Stille. „Nicht mal ich sehe mich selbst so."

„Du siehst dich nicht von außen", meinte Remus leise und Sirius spürte, wie er anfing leichte Kreise mit den Fingern auf seinen Rücken zu malen. „Du siehst dich nicht in Momenten, in denen du über deine Interessen sprichst oder wenn du James auf der anderen Seite des Schulhofs entdeckst und losrennst oder wenn du über Dinge auf deinem Handy lachst und denkst, niemand sieht dich."

„Aber das stimmt anscheinend nicht, denn du stalkst mich", meinte Sirius belustigt und setzte sich zurück auf seinen vorherigen Platz. Er wuschelte Remus durch die Haare. „Sieht sehr danach aus, als hättest du einen Crush auf mich."

„Bitte nimm nie wieder an, dass jemand auf dich steht, nur, weil die Person dich stalkt. Meistens sind das dann Serienmörder."

Sirius schnappte dramatisch nach Luft: „Bist du etwa einer?"

„Würde ich dich dann vor anderen warnen?"

„Um mein Vertrauen zu gewinnen, ja", Sirius kniff spielerisch die Augen zusammen. „Sag mir etwas, damit ich weiß, dass du der richtige Remus bist."

„Hm", Remus hob die Augenbrauen und hielt sich den Daumen und Zeigefinger ans Kinn, während er tat, als würde er nachdenken. „Wir haben ein Pronelme, wenn ich mir jetzt nichts überlegen kann, oder?"

„Du sneaky Motherfucker", Sirius grinste und plötzlich hatte er das dringende Verlangen, Remus einfach zu packen und zu küssen und er bekam das Gefühl, dass Remus dasselbe dachte, denn er schaute auf Sirius' Lippen und Sirius' Herz schlug schneller. Langsam beugte er sich vor und Remus rutschte vorsichtig näher, bis ihre Knie zusammen stupsten.

„Willst du, ehm", Remus zeigte peinlich zwischen ihnen hin und her. „Ich bin schlimm in sowas, aber möchtest du-"

„Dich küssen?", Sirius nickte schnell. „Sowas von."

„Gut, weil ich will das auch. Also, dich küssen, nicht mich küssen, weil das wäre komisch. Kann ich das überhaupt? Aber wenn wir über dich küssen sprechen, dann bin ich dabei, aber ich hab absolut keine Ahnung, wie das geht und-"

„Hör auf zu sprechen, meine Güte", Sirius vergrub das Gesicht in den Händen. „Ja, ich bin auch aufgeregt. Ja, ich will das sehr. Ja, ich hab auch keine Ahnung, wie das geht. Können wir jetzt?" Er zeigte ebenfalls peinlich zwischen ihnen hin und her.

„Okay", Remus nickte bestimmt.

„Okay", Sirius atmete tief ein und aus. Ihre Blicke trafen sich und sie beide mussten kichern, als sie gleichzeitig auf die Lippen des anderen sahen. Zögernd setzte sich Sirius auf seinen Knien auf, um die Hände auf Remus' Schultern zu legen.

„Hey, Jungs!", Lyall klopfte gar nicht an, sondern drückte die Tür einfach auf und sah hinein. Sirius fiel vor Schock zur Seite und ins Kissen. „Hoffe, ich störe nicht. Aber wollt ihr langsam mal zum Frühstück kommen? Die Pfannkuchen werden kalt."

„Daaad!", Remus stöhnte genervt. „Wir sind gleich da, man."

„Nicht in dem Ton, junger Mann", Lyall sah Remus streng an. „Und jetzt zackig. Wir haben heute viel vor."

„Haben wir das?", fragte Sirius grummelnd, sobald Lyall die Tür hinter sich geschlossen hatte. Remus ließ sich neben ihn fallen und strich ihm vorsichtig die Haare zurück, damit sie sein Gesicht nicht mehr bedeckten.

„Du nicht, Mum und Dad schon", erklärte er sanft. „Wir zwei machen uns einen schönen, entspannten Tag."

„Ich schwöre auf alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist, dass ich verrückt werde, wenn wir noch einmal unterbrochen werden."

„Verständlich", schmunzelte Remus und küsste kurz Sirius' Schulter. „Lass uns aufstehen. Sonst kommt der gleich nochmal und dann geht er nicht wieder so schnell."

Lyall war immer noch etwas genervt, als sie zum Frühstück kamen, aber Hope begrüßte sie fröhlich und bot Sirius ihre selbstgemachte Erdbeermarmelade an, die er nur zu gerne annahm. Sonst verlief das Essen in Ordnung, Hope übernahm das meiste Sprechen, erklärte, dass sie und Lyall ihre Eltern besuchen und danach neue Gläser einkaufen wollten, weswegen Remus alleine bleiben würde.

„Oder bleibst du noch ein wenig?", fragte sie Sirius freundlich. „Ich muss dich dann nur mit ins Abendessen einplanen."

„Wenn das in Ordnung für Sie ist?", meinte Sirius unsicher und sah kurz rüber zu Lyall, der konzentriert seinen Kaffee trank. „Es ist nur etwas schwierig mit meiner Wohnsituation. Ich dachte eigentlich, dass ich bald zu James gehe, aber ich müsste das noch mit ihm abklären."

„Und was ist mit deinem Zuhause?", fragte Lyall.

„Da will ich nicht hin", Sirius sah zur Seite zu Remus und dieser lächelte ihm mitfühlend zu, hoffend, dass Sirius verstand, dass er selber entscheiden konnte, wie und was er preisgab.

„Blöde Familie?", fragte Lyall und nickte verständnisvoll, als Sirius zustimmte. „Bleib, wie lange du willst."

„Danke", murmelte Sirius und wechselte einen stolzen Blick mit Remus, als Lyall ihm zulächelte.

„Aber nur, wenn du auch mithilfst", meinte Lyall. „Die Wäsche, zum Beispiel, wäscht sich nicht von selbst."

„Oh, natürlich! Ich kann auch den Haushalt übernehmen. Ob Sie glauben oder nicht, aber ich kann das."

„Dad macht nur Spaß", erklärte Remus leise.

„Oh", Sirius zuckte mit den Schultern. „Ich kann trotzdem mithelfen. Wenn ich schon euer leckeres Essen wegfuttere."

„Hör auf zu schleimen."

„Nope"

Lyall und Hope wechselten einen belustigten Blick, bevor sie aufstanden, um sich für ihren Ausflug fertig zu machen. Hope schlug vor, dass Remus und Sirius Weintrauben in Schokolade machten, damit sie etwas zu tun hatten, anstatt nur am Handy zu sein und legte ihnen drei Tafeln verschiedener Schokolade heraus, die sie schmelzen könnten.

Aber Sirius und Remus waren gar nicht nur am Handy, denn Remus holte alle seine Malutensilien heraus und sie malten im Wohnzimmer, mit Buntstiften, Finelinern und Wasserfarben, machten Bilder, die im Grunde nach purem Chaos aussahen, doch es machte Spaß und sie lachten dabei, also war alles andere egal.

Sie unterhielten sich dabei über die zufälligsten Dinge, über Filme, über Gravity Falls, über Marvel Comics, Remus erzählte die Geschichten in seinen Lieblingsbüchern und Sirius hörte zu. Sirius erzählte von Queen und über Freddie Mercury und Remus schrieb ihren gemeinsam erfundenen Shipnamen für Freddie und Jim - Freddim - in die Ecke seines Bildes.

Manchmal kamen auch ernstere Themen dran, wie Regulus und seine ganz andere Sicht aufs Leben oder wie Barty und Evan und deren Beerdigung, die am Dienstag stattfinden würde, da Sirius schwor, sie am Montag zu verprügeln.

Sie besprachen den nächsten Tag, Sonntag, denn Sirius gab zu, sich bereit zu fühlen, James und Peter die Wahrheit zu erzählen und Remus lächelte ihn an, stolz darauf, dass er sich endlich traute.

Die weiße, dunkle und Milchschokolade, die Hope ihnen rausgelegt hatte, nutzten sie im Endeffekt, um sie im Backofen nebeneinander zu schmelzen und malten dann mit Schaschlickstäben Muster hinein, damit die Schokoladen ineinander verflossen.

„Ich hab jetzt irgendwie doch Bock auf Trauben", meinte Sirius, während er beobachtete, wie Remus die getrocknete Schokolade vorsichtig in grobe Stücke zerbrach und vom Backpapier trennte.

„Dein Ernst?", Remus sah über seine Schulter und sein Blick war eine Mischung aus Unglauben und Belustigung. „Wir sind gerade fertig geworden."

„Ja und?"

„Willst du alles nochmal schmelzen?"

„Wir können einen Teil schmelzen und die Trauben darein tunken und die anderen Stücke lassen wir so", schlug Sirius vor. „Biiitte?"

„Du bist so eine Diva."

„Ich weiß", Sirius grinste, doch Remus griff schon nach dem kleinen Topf, in dem sie das Wasserbad machen würden. Während Remus den Herd einstellte, holte Sirius sein Haargummi und band seine Haare zu einem niedrigen Zopf, bevor er die groben Schokoladenstücke noch kleiner brach und sie in das metallische Gefäß schmiss, das im langsam aufkochenden Wasser stand.

„Hier", Remus reichte ihm eine Packung Zahnstocher und stellte die gewaschenen Trauben neben sie. „Willst du zuerst?"

„Da rein tunken?"

„Nee, die Schokolade in den Müll werfen", Remus sah Sirius belustigt an. „Natürlich rein tunken. Sehe ich aus wie ein Monster, das Schokolade verschwendet?"

„Du leckst die restliche Schokolade gleich noch aus, ich weiß es."

„Wow, du kannst ja Gedanken lesen!"

Amüsiert verdrehte Sirius die Augen, drehte sich aber zum Herd und spießte eine rote Weintraube auf den Zahnstocher. Er tunkte die Traube kurz in die Schokolade, aber die Ränder blieben noch trocken.

„Warte, mach das so...", Remus stellte sich plötzlich hinter ihn und legte sanft eine Hand über Sirius' Hand und drehte den Zahnstocher leicht, um die Traube ganz mit Schokolade zu überziehen. Sirius dachte, sein Herz würde jeden Moment rausspringen, aber dann legte Remus die andere Hand an seine Hüfte und Sirius war sich sicher, es würde sofort aufhören zu schlagen.

Remus wollte gerade das Kinn an Sirius' Schulter lehnen, als Sirius sich auf einmal in seinen Armen drehte und zu ihm aufsah. Er hatte Sirius praktisch eingefangen, denn die eine Hand hielt den Zahnstocher und die andere war auf die Küchentheke gerutscht und hielt den Rand fest, denn diese Nähe machte Remus verrückt.

„Ich mach es jetzt, okay? Bevor mein Mut wieder verschwindet", Sirius wartete nicht auf Remus' Antwort, sondern stellte sich auf die Zehenspitzen und bevor er alles überdenken und sich selbst Zeit zum Zögern geben konnte, lehnte er sich hoch und küsste Remus.

Es war... peinlich. Peinlich und wunderschön, denn Remus stand unter Schock und küsste erst zurück, als Sirius schon fast aufgehört hatte und es machte ein schmatzendes Geräusch, als sie sich lösten und Sirius war sich sicher, praktisch nur mit Remus' Unterlippe rumgemacht zu haben, aber, verdammt, sie hatten es endlich getan.

Sirius öffnete die Augen und sah Remus an, der aussah, als hätte er einen Geist gesehen und das Bild war so niedlich und toll und alles passte so gut zusammen, alle Puzzleteile fielen perfekt zum richtigen Bild und dieses Mal blieb die Welt nicht stehen, sondern ging weiter und Sirius und Remus mit ihr, doch es fühlte sich nicht so an, denn ihre Herzen schlugen wie eins.

„Ich glaube, ich hab die Traube ertränkt", flüsterte Remus und im nächsten Moment prusteten sie los, so albern und hysterisch und emotional und Remus ließ endlich den Zahnstocher los und fing Sirius auf, als dieser vor Lachen gegen ihn fiel.

Da war diese Freude, die gegen seinen Brustkorb drückte und fast schon weh tat und seine Wangen schmerzten vom Lächeln, aber Remus wusste nicht, wie er sie anders zeigen sollte, denn sie hatten es getan, sie hatten es endlich getan und es hatte sich so verdammt richtig angefühlt.

„Ha! Hope und Lyall, dies mal nicht!", meine Sirius laut und streckte die Arme triumphierend von sich. „Wir haben es getan, hört ihr! Kein Cockblocking mehr, woohoo!"

Remus lachte und versuchte Sirius' Mund zuzuhalten, doch dieser wich ihm grinsend aus und bevor sie überhaupt verstanden, was sie taten, jagte Remus Sirius durch die Wohnung, während dieser „Juhuuu" rief und „We Are The Champions" sang und Remus dachte daran, dass er nirgendwo lieber wäre, als im Hier und Jetzt. Mit all den Schwierigkeiten und Macken und Problemen und Wahrheiten und Emotionen, er wollte genau dieses Leben.

Sein Leben, sein schwerhöriges, einst graues Leben, das bunter strahlte, als je zuvor.

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