Kapitel 24 - Keanen - ✔️
„Da seid ihr ja wieder!"
Lio kommt mit einem breiten Grinsen auf uns zu und umarmt zuerst Serena, dann mich und Jona. Zia begrüsst er mit einem freundlichen Nicken, welches sie stumm erwidert. Der Flug verlief soweit gut, und ich bin froh, wieder in Seattle zu sein. Ich mag New York, aber das eigene Zuhause ist doch besser.
„Wie war die Reise?" Serena rümpft die Nase, denn ihr hat der Flug nicht gepasst. „Die Leute an Bord waren unglaublich unfreundlich und das Essen hat auch nicht geschmeckt. Und direkt hinter uns sass ein schreiendes Kind." Lio sieht seine beste Freundin belustigt an, während ich ihr grinsend einen Arm um die Schultern lege und etwas an mich ziehe.
Lio blickt mich daraufhin vielsagend an, und als ich fast unmerklich nicke, fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf. „Seid ihr zusammen?", fragt er dann direkt, und seine Stimme überschlägt sich fast vor Freude. Ich nicke lachend, und Serena wird etwas rot, doch sie lächelt ebenfalls breit. „Oh mein Gott. Das muss ich sofort den anderen erzählen, die werden total aus dem Häuschen sein! Das ist grossartig, wirklich. Ich wünsche euch so viel Glück. Wieso erfahre ich das erst jetzt?"
Serena legt ihrem besten Freund eine Hand auf den Mund um seinen Redeschwall zu unterbrechen, und lächelt noch etwas breiter.
„Weil wir keine grosse Sache daraus machen wollen. Ausserdem steht es erst seit gestern so wirklich fest, und da wir fast den ganzen Tag ohne Empfang und Internet in einem Museum standen, habe ich dich nicht angerufen können. Ausserdem ist es eh viel besser, alles live zu erzählen. Und jetzt kommt, ich habe keine Lust noch länger als nötig an diesem Flughafen zu sein."
Lio nickt und dreht sich um, nimmt mir Serenas Koffer ab und läuft dann zum Ausgang.
--
„Ihr seid was?!"
Elia und Luca schauen uns mit weit aufgerissenen Augen an, während sie fast den Balken fallen lassen, den sie gerade quer durchs Haus transportieren. „Zusammen", wiederholt Serena mit einem Achselzucken, und Luca pustet all die angehaltene Luft aus. „Okay... okay. Wow. Das ging schnell." Elia fängt an zu grinsen, und auch Luca lässt nicht lange auf sich warten. Vorsichtig legen sie den Balken auf den Boden, dann kommen sie auf uns zu und umarmen zuerst Serena, dann mich. „Glückwunsch Bruderherz", witzelt Elia mit einem schiefen Grinsen, und ich boxe ihn in die Seite.
„Was wollt ihr eigentlich damit?" Ich nicke mit dem Kinn in Richtung des Balkens, und Elia verdreht die Augen. „Mom möchte ihr Büro wieder umgestalten und hat sich für die Idee begeistert, in einer Ecke einen Balken zu haben." Ich lache und klopfe meinem Bruder auf die Schulter. „Ich glaube, sie sollte wirklich aufhören sich diese Immobilienserien und Möbelkataloge anzusehen." Elia und Luca nicken heftig, und im gleichen Moment höre ich, wie jemand die Treppe runterkommt.
„Das war jetzt aber gar nicht höflich. Oh, Serena! Wie schön, dass du hier bist. Wie geht's dir?" Mom schliesst Serena herzlich in die Arme, womit Serena etwas überfordert scheint. Sie klopft meiner Mutter etwas verloren auf den Rücken, lächelt aber breit. „Hallo Gioia, es freut mich auch dich wieder zu sehen. Mir geht's gut, und dir?" Mom lächelt warm und lässt meine Freundin los. „Mir geht's auch gut, danke der Nachfrage. Meine Jungs helfen mir ja gerade, mein Büro umzuräumen, stimmt's? Vor allem du machst doch so toll mit, Keanen. Du löst Luca bestimmt gerne ab."
Serena schmunzelt und schaut mich frech an, und auch Luca grinst breit.
„Aber natürlich, Mom", säusle ich, ziehe meine dünne Jacke ab und lege meine Tasche auf den Boden. Dann schnappe ich mir das eine Ende des Balkens und hieve diesen auf drei mit Elia zusammen hoch. „Und das Ding muss die Treppe hoch?", frage ich skeptisch, und Elia nickt gequält. „Ja, muss es. Das schaffen wir schon." Ich seufze und beginne, langsam rückwärts auf die Treppe zuzulaufen. Mom zieht Serena in die Küche, und ich lächle ihr hinterher.
„Wie lange läuft da schon was zwischen euch, hm?"
Elia sieht mich mit einer angehobenen Augenbraue an, und ich verdrehe lachend die Augen. „Ich habe schon eine gewisse Zeit das Gefühl, dass da mehr ist als nur Freundschaft. Das erste Mal geküsst habe ich sie dann, als wir in New York angekommen sind, und so richtig zusammen sind wir seit gestern." Elia hört mir zu und lächelt breit, während wir gekonnt die Kurve der Wendeltreppe bewältigen.
„Bitte lass dieses Mädchen nicht fallen, okay?"
Ich nicke und lächle. „Ich könnte sie nie einfach so fallen lassen. Ich würde einen Teil von mir selbst ebenfalls fallen lassen, so komisch das auch klingen mag. Ich habe das Gefühl sie ist die einzige, die mich mit einem kleinen verdammten Lächeln schon beruhigen kann." Elia nickt grinsend, dann stellen wir den Balken auf.
„Wir müssen das Teil jetzt nur noch befestigen", stellt Elia fest, als ich vorsichtig von dem schweren Holz Teil wegtreten, und ich nicke, während ich mir die Hände an meiner Jeans abwische. „Jep. Hat Mom sonst noch irgendwelche Wünsche?" Elia schüttelt grinsend und erleichtert den Kopf. „Nein, zum Glück nicht."
Ich seufze und lehne mich gegen den Schreibtisch, der aus Massivholz hergestellt wurde. „Gut, dann lass uns das schnell machen."
--
Etwa zwei Stunden später steht der Balken einwandfrei befestigt in der Ecke von Moms Büro, und sie läuft breit lächelnd auf uns zu. „Das habt ihr toll gemacht! Auch du, Luca. Vielen Dank!" Ich lächle meine Mutter, die gerade völlig aus dem Häuschen auf den Balken zuläuft, müde an, ehe ich einen kleinen, warmen Körper an meiner Brust spüre. Ich lege etwas breiter lächelnd meine Arme um Serena, die ihren Kopf auf meiner Brust abgelegt hat, und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich habe nicht damit gerechnet, dass du noch da bist", murmle ich in ihr Haar, und Serena lacht leise. „Was denkst du denn? Ich gehe doch nicht einfach, ohne mich von meinem Freund zu verabschieden." Gerade will ich etwas sagen, als Mom lauft aufkreischt und in die Hände klatscht.
„Hast du gerade Freund gesagt?"
Sie schaut Serena mit leuchtenden Augen an, und als diese nickt, strahlt Mom breit. „Das ist ja absolut wundervoll! Oh es freut mich so sehr, dass ihr euch gefunden habt. Ihr seid ein wundervolles Paar." Mom redet noch einige Minuten begeistert vor sich hin, während ich Serena wieder an mich drücke und leicht die Augen verdrehe. Mom hat immer mit der Angst gelebt, dass ich nie eine feste Beziehung haben würde, sondern immer nur kurze, unbedeutende Betthäschen. Als sogar das aufgehört hat, hat sie die Hoffnung endgültig aufgegeben, aber kurz darauf habe ich ja dann Serena kennengelernt.
„Du klebst", murrt diese plötzlich, und schaut meinen Oberkörper an. Ich habe irgendwann mein Shirt ausgezogen, weil es zu warm war, doch das scheint keinen hier zu stören. „Ich habe auch gearbeitet", erwidere ich schmunzelnd, und Serena legt ihre Stirn wieder gegen meine Brust. „Ich gehe also duschen?", sage ich und sehe meine Freundin fragend an, und sie nickt. „Das wirst du jetzt tun, ja."
Ich nicke und küsse Serena nochmal, dann verschwinde ich in meinem eigenen Zimmer. Ich schnappe mir aus meinem Kleiderschrank frische Kleider, dann verschwinde ich im Bad, wo ich mir noch den Rest meiner Kleider ausziehe und direkt unter die Dusche trete. Ich möchte ehrlich gesagt nur noch so schnell wie möglich wieder sauber werden und dann etwas essen, man hört meinen Magen sicher trotz der Dusche bis in mein Zimmer.
Ich greife nach meinem Shampoo und will mir gerade meine Haare waschen, als sich die Türe meines Badezimmers öffnet. „Hallo?", frage ich etwas unsicher, und vernehme ein leises Lachen. „Keine Angst, ich bin kein Einbrecher."
Serena.
Ich schlucke und versuche, meine Gedanken nicht direkt zu dem einen Abend fliessen zu lassen. „Äh, okay, und... was wird das hier?" frage ich, und Serena schiebt den Duschvorhang beiseite – nackt. „Ich komme duschen", erklärt sie und zuckt mit den Schultern, was ich mit einem überrumpelten Nicken kommentiere.
Duschen also.
Ich mache ihr Platz, und sobald ich das unsichere Lächeln auf ihren Lippen sehe, muss ich ebenfalls lächeln. Fest ziehe ich sie an ihrer Taille an mich ran, verbinde unsere Lippen, und spüre dabei Serenas kleinen Hände an meiner Brust. „Aber wir können nicht viel machen", murmle ich, und deute mit einem Blick runter zu meinem Penis. „Ich habe hier kein Kondom", erkläre ich, und Serena grinst breit. „Aber ich", sagt sie dann, und mir klappt der Mund auf.
„Du bist unglaublich", stelle ich leise lachend fest, dann küsse ich Serena wieder.
--
„Ich habe aber Hunger."
Serena sitzt mit einem Schmollmund auf dem Beifahrersitz und schaut aus dem Fenster, während wir an Burger King vorbeifahren. „Ich auch, aber Mom hat gekocht." Sofort hellt Serenas Miene sich auf, und ich lache leise. „Du bist unmöglich", sage ich dann, und Serena nickt grinsend. „Ich weiss", grinst sie nur, was mich wieder mal schmunzeln lässt.
Es ist schon recht spät abends, und seit der Gala sind mittlerweile sicher zwei Wochen vergangen. Zwei Wochen, in denen mein Leben nicht hätte besser sein können. Serena und ich unternehmen viel miteinander, wobei die Hälfte davon im Bett stattfindet.
Mein Vater hat mich etwas von der Arbeit abgezogen, damit ich quasi Ferien habe, und dafür Emilio und Elia mehr gegeben, damit sie noch etwas vertrauter werden mit unseren Geschäften, da sie mich später unterstützen werden. Meine Mutter arbeitet tatsächlich nicht mehr so viel, und auch auf der Arbeit läuft es gut. Rainhard, oder besser gesagt Jack, hütet sich etwas vor mir, weil er meinem Vater immer noch unterlegen ist.
Lucía und Emilio sehen sich auch verdächtigerweise oft dafür, dass sie nur Freunde sind, und Lio scheint auch irgendwo ein Mädchen aufgegabelt zu haben.
„Was grinst du so?"
Ich schaue Seri kurz aus dem Augenwinkel an und lächle. „Ich freue mich bloss darüber, dass du schon seit zwei Wochen meins bist", sage ich dann gelassen, und sehe, wie sich auf den Lippen meiner Freundin ein Lächeln ausbreitet. Dann ist es wieder eine Weile ruhig, bis ein verlangendes Knurren die Stille zerreisst. Erstaunt blicke ich zu Serena hinüber, die sich schief lächelnd den Bauch hält.
„Ich hoffe, Gioia kocht was Gutes. Ich sterbe bald."
Ich lache und Serena stimmt mit ein, während ich in die Tiefgarage unseres Wohnkomplexes fahre.
--
„Keanen, du musst jetzt kommen." Elia steht fast vorwurfsvoll in der Türe meines Zimmers und sagt mir zum dritten Mal, dass er was mit mir besprechen muss.
„Okay, ich komme." Ich stehe auf und laufe meinem Bruder nach, der vor Mamas Büro anhält. „Dad ist da", murmelt er nur, und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Es ist eher selten der Fall, dass Dad sich zu Hause im Büro aufhält, normalerweise ist er immer in seinem kleinen Studio hier in der Nähe.
„Okay", erwidere ich also erneut nur, ehe ich anklopfe und die Türe öffne. Mein Vater steht am Fenster und dreht sich nicht um, bis ich die Türe wieder geschlossen habe. In der Ecke stehen Emilio und Luca, welche beide ernste Mienen ziehen.
Irgendwas ist passiert.
Mein Unterbewusstsein schreit, doch ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Als Dad sich umdreht sehe ich ihm die Sorge an, und ich versteife mich sofort. „Dad, was gibt's?", frage ich, und er kommt langsam auf mich zu.
„Jack hat wieder jemanden verschwinden lassen", erklärt er, und mein Magen dreht sich fast um. „Wann?", frage ich kühl nach, und schaue meinem Vater fest in die Augen. „Vor zwei Stunden."
Ich nicke langsam und denke daran, dass ich Serena vor gut zwei Stunden nach Hause gebracht habe.
„Es geht ihr gut", beruhigt Luca mich in dem Moment, und räuspert sich. „Wir haben Jona informiert. Sie sollte sich in nächster Zeit aber von der Arbeit fernhalten, wenn Jack wirklich euer Chef ist."
Ich nicke langsam und seufze innerlich erleichtert auf, da es wenigstens Serena gut geht. Aber wie lange werde ich das alles noch vor ihr verstecken können?
--
Ja... wie lange?
Macht euch in den nächsten paar Kapitel auf Drama gefasst ;)
- Xo, Zebisthoughts
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top