Kapitel 12 - Keanen - ✔️
„Also, das mit dem möglichst nicht komisch verhalten hast du ja super hinbekommen. Wenn Seri jetzt keine Fragen stellt, dann weiss ich auch nicht." Elia stützt vorwurfsvoll seine Hände in die Seite und schaut mich wie meine Mutter, wenn sie mir eine Standpauke hält, an.
Ich verdrehe die Augen und seufze genervt. „Das weiss ich auch du Superhirn. Und was rät mir der Herr jetzt? Alles kurz rückgängig machen? Elia, sie würde sich sowieso fragen, weshalb wir plötzlich gegangen sind."
Elia schaut mich noch kurz eindringlich an, dann stellt sich Luca zwischen uns. „Jungs, es ist jetzt nun mal so. Und irgendwie hat Kea recht – Seri würde sich sowieso mit der Zeit fragen, wieso wir immer so plötzlich einen Abgang machen, und das immer erst nach einem Anruf, der unsere Laune zerstört. Sie ist nicht dumm, das hat uns Jona oft genug gesagt. Sogar er hatte Mühe sich immer vor ihr wegzuschleichen, wenn er kommen musste. Und ihr kennt Jona – er hat sonst nie Mühe damit."
Ich nicke zustimmend, und Elia lässt ergeben die Arme sinken. „Ich will doch nur nicht, dass die Kleine in die Sache mit reingezogen wird. Jona und Lio sind genug Leute." Ich nicke und lächle. „Ihr wird schon nichts passieren, vorher bringt uns Jona um." Elia lacht leise und auch Luca schmunzelt. „Da ist was dran", sagt er dann, und ich grinse.
Jona würde alles für Serena tun, das hat er in den letzten Jahren oft genug bewiesen. Sie ist ihm heilig, und ich glaube das beruht auf Gegenseitigkeit. Sollte Jona von uns aus also irgendeine Gefahr für seine Schwester wittern, würde er ohne zu zögern mit allen Mitteln versuchen, uns aufzuhalten.
„Kommt, euren Dad lässt man nur ungerne warten."
Luca setzt sich in Bewegung, und wir gehen ihm nach. „Wieso will er in letzter Zeit eigentlich so viel von uns?" Elia hat die Augenbrauen zusammengezogen, und ich klopfe ihm auf die Schulter. „Elia, momentan läuft es mit den Organisationen um uns rum nicht so gut, was für uns auch ein gewisses Risiko sein kann. Deshalb müssen wir uns auf allen möglichen Ebenen absichern, und das bedeutet nun mal Arbeit."
Elia nickt, Luca sagt nichts dazu. Er steht hinter uns im Lift und schaut angespannt auf sein Handy, dann schaut er zu mir. „Kea, Serena hat Emilio abgeholt. Hält er dicht?"
Ich hebe erstaunt die Augenbrauen, dann nicke ich. „Ja, tut er. Er weiss, dass Seri nichts von dem hier wissen darf." Luca nickt, und wir steigen aus dem Lift.
„Sie gehen gerade essen."
Hä?
Seit wann geht Emilio mit einem Mädchen essen?
Verwirrt betrete ich das Büro meines Vaters, und der Anblick dort drin verwirrt mich noch viel mehr.
„Lio? Was machst du denn hier?"
Luca erscheint neben mir und schaut den jungen Mann verwirrt an, der vor dem Schreibtisch meines Vaters steht und uns missmutig aus seinen dunklen Augen mustert. „Ich wurde von euren Männern hierhergeschleppt, was denn sonst?"
Lio fährt sich durch seine schwarzen Haare und seufzt. „Ihr hättet mir das ruhig sagen dürfen, ich hab' den Schreck meines Lebens gekriegt. Meine Mutter denkt, das Footballteam braucht mich dringend."
Ich schaue Lio verständnislos an, dann huscht mein Blick zu meinem Vater der tatsächlich schmunzelnd zwischen Lio und uns hin und her schaut. „Dad, das war deine Idee oder?" Er nickt, und ich seufze. „Danke für dein Vertrauen an der Stelle. Lio wäre morgen früh in Seattle angekommen. Das sollte Elia dir gesagt haben."
Dad nickt erneut, dann zuckt er mit den Schultern. „Du warst so aufgebracht, dass ich glaubte, du würdest mich vielleicht sogar anlügen. Manchmal gehen deine Emotionen noch mit dir durch, das weißt du." Ich verdrehe die Augen, dann gehe ich auf Lio zu und umarme ihn kurz. „Ich hoffe du hattest trotzdem eine einigermassen angenehme Reise?" Lio nickt und grinst.
„Ich bin hart im Nehmen, das weißt du. Ausserdem war mir sofort klar, wer die Männer sind, also haben sie Handschellen und all den Scheiss weggelassen. Ich habe sogar etwas Alkohol im Flieger bekommen, also der Service ist wirklich gut."
Ich schaue ihn mit grossen Augen an, und Dad lacht leise – etwas äusserst Seltenes. „Ja, Kea, er ist mit unserem Privatjet gekommen schliesslich ist er ja einer von uns."
Ich nicke langsam und grinse wieder. „Nun gut, dann... schön, dass du wieder da bist." Luca und Elia umarmen Lio auch kurz, dann drehe ich mich zu Dad um. „Mussten wir deswegen kommen?" Dad schüttelt den Kopf und gewinnt so seine übliche, kalte Miene wieder zurück.
„Nein, ich habe den Tipp bekommen, dass einer von Jacks Leuten einen Anschlag auf Emilio plant. Zwar denke ich nicht, dass es für ihn ein Problem ist, aber bitte gebt etwas auf ihn Acht. Wir wissen nicht, was genau die Leute vorhaben."
Ich nicke mechanisch und registriere den Auftrag, bis mir plötzlich etwas einfällt.
„Serena", flüstert Elia gleichzeitig, und er ist kreidebleich. Dad schaut ihn verwirrt an, und auch Lio scheint etwas verwundert über diese Reaktion zu sein. „Fuck, Serena ist bei Emilio", entfährt es mir.
Lio's Augenbrauen wandern nach oben, und seine Augen weiten sich. „Welche Serena genau?", fragt er, und atmet etwas zu hektisch dafür, dass es eine normale Frage ist. „Jonas Schwester, kennst du sie etwa?"
Lio wird nun ebenfalls kreidebleich, und so erhalte ich eigentlich die Antwort auf meine Frage. „Sí, maldita sea! Sie ist meine beste Freundin, was macht sie bitte bei Emilio? Woher kennt ihr sie überhaupt so gut?"
Wir fahren alle zu Lio herum, sogar Dad.
„Du meinst, die Kleine von Marino ist da jetzt auch mit drin?" Dad schaut jeden von uns fragend an, und ich nicke unmerklich. „Ja, das glaube ich. Wir müssen ihn finden, und zwar schnell. Sie darf nichts hiervon erfahren, auf keinen Fall."
Luca, Elia und Lio nicken synchron, dann verlassen wir das Büro von Dad.
„Luca und Elia, ihr warnt Emilio vor. Ich muss hier noch was klären, und Jona sollten wir auch mal aus seinem Dornröschenschlaf holen." Elia und Luca nicken, steigen in ein Auto und fahren los.
„Was ist denn mit Jona?" Lio läuft neben mir zu meinem Audi, und ich lächle leicht. „Gestern war eine kleine Party bei Serena zu Hause, und Jona hat zu viel getrunken. So, wie wir ihn kennen eben." Lio grinst und steigt ein. „Was hast du mit Serena zu tun?"
Seine Frage ist kühler als sonst, und ich seufze.
„Ich weiss es nicht, Lio. Wir haben sie vor Smith gerettet, und irgendwie glaube ich, wir könnten gute Freunde werden. Ich mag die Kleine, irgendwie. Ich fühle mich wohl bei ihr und kann abschalten." Lio nickt nur. „Wenn du sie verletzt bist du einen Kopf kürzer", sagt er dann, und ich lache leise, auch wenn ich weiss, dass diese Drohung ernst gemeint war.
„Keine Angst", erwidere ich, und Lio grinst wieder.
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„Jona du Faultier steh auf." Ich reisse die Decke von Jonas Körper, und er kugelt sich zusammen.
„Was ist denn?", murrt er, und öffnet ein Auge. Als er Lio entdeckt, springt er jedoch fast aus dem Bett. „Lio, du... was machst du denn hier? Du solltest doch in Spanien sein?" Lio grinst und streckt die Arme von sich. „Ist das hier denn Spanien?"
Jona schüttelt den Kopf, dann umarmt er Lio. „Serena wird sich unglaublich freuen", sagt er, und Lio's Miene verfinstert sich. „Wenn sie hier noch lebend rauskommt, dann ja." Sofort weicht Jona zurück und schaut mich erschrocken an. „Leute, was ist los?", fragt er, und sollte er einen Kater haben, versteckt er ihn gerade wirklich gut.
„Sie hat Emilio aus dem Krankenhaus abgeholt, und jetzt planen Jacks Leute einen Angriff auf Emilio. Kurz gesagt: Seri ist immer noch bei ihm und wir haben keine Ahnung, wann die Leute zugreifen. Luca und Elia sind auf dem Weg zu Emilio und Serena."
Jona schaut mich und Lio an, und ich kann ihn schlucken hören.
„Merda", zischt er dann und fährt sich durch seine Haare. „Ich bin in zwei Minuten fertig", murmelt er, und wir verschwinden aus seinem Zimmer.
„Denkst du, es wird was passieren?" Lio zuckt mit den Schultern, und ich knirsche mit den Zähnen. „Ich hätte Shane oder so beauftragen sollen, Emilio holen zu gehen. Es war klar, dass Seri das tun würde und es war klar, dass Emilio sie bei sich behalten würde, damit sie nicht alleine ist." Lio schlägt mir leicht auf den Oberarm und schüttelt den Kopf. „Du kannst nichts dafür."
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„Er ist nicht mehr hier."
Wir stehen vor einem Restaurant, in dem Emilio eben mit Serena war, doch von den beiden ist weit und breit keine Spur.
„Und beide gehen nicht an ihr Handy."
Ich schaue frustriert zu Elia, der immer wieder etwas abseits von uns versucht, Emilio und Serena zu erreichen.
„Gut, wir gehen zu Emilio nach Hause." Bevor jemand etwas einwenden kann, gehe ich zu meinem Auto, und die Jungs folgen mir. Elia, Jona und Luca gehen zu Lucas Wagen, Lio steigt bei mir ein, und ich gebe sofort Emilios Adresse in mein Navi ein. Ich war noch fast nie bei ihm zu Hause, weshalb ich den Weg nicht auswendig kenne.
„Und du glaubst wirklich, dass sie bei ihm zu Hause sind?" Lio blickt mich aus dem Augenwinkel heraus kritisch an. Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiss es nicht. Wenn nicht dort, dann im Krankenhaus. Da wären sie immerhin sicher." Ich wüsste nicht, wo Emilio und Serena sich sonst aufhalten könnten.
Ich höre wie Lio ausatmet und schluckt, dann nickt er. „Okay, ich hoffe mal du hast Recht." Ich schnaube leise.
„Das hoffe ich auch."
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Der Verkehr ist nervtötend, doch als wir uns Emilios Wohnviertel nähern, lässt er zum Glück etwas nach. Luca ist dicht hinter mir, und das Navi behauptet, dass wir in wenigen Minuten ankommen werden.
„Was, wenn die Person schon da ist?"
Ich lächle Lio kurz schief an und ziehe eine Augenbraue nach oben. „Dann kommen wir doch gerade richtig, nicht?"
Lio schaut mich an, dann schüttelt er grinsend den Kopf. „Du bist immer bereit zu kämpfen, stimmt's?" Ich nicke immer noch schief lächelnd, während ich auf einem Kiesplatz meinen Wagen abstelle. Tatsächlich entdecke ich Serenas und Emilios Autos, was nur heissen kann, dass sie da sind.
„Das ist Serenas Auto."
Erleichtert rennt Lio auf den Wagen zu und schaut durch die Scheiben, dann streckt er beide Daumen in die Luft. Ich nicke lächelnd und laufe auf den Eingang zu, der jedoch noch vor mir geöffnet wird.
„Was macht ihr hier?"
Emilio steht sichtlich verwirrt im Flur und schaut uns alle an.
„Okay, ich korrigiere: was macht ihr mit Lionel hier?"
Lio grinst frech und hebt zum Gruss eine Hand. „Freut mich auch, dich wieder mal zu sehen, Emilio." Emilio schüttelt lächelnd den Kopf und nimmt Lio dann in den Arm. Die Beiden kennen sich zwar nicht so gut, aber trotzdem haben sie irgendwie diese spezielle Verbindung zueinander, die jeder hat, der mit mir und Dad zusammenarbeitet. Wir sind sowas wie Brüder.
„Lio?" Serenas Stimme lässt alle herumfahren, und mit grossen Augen sieht sie ihren besten Freund an. „Oye, Seri." Lio verzieht seinen Mund zu dem gleichen spöttischen Lächeln wie eben, während er sich endgültig von Emilio löst.
Serenas Augen füllen sich mit Tränen, und sie rennt wie eine Verrückte auf Lionel zu, der sie gerade noch auffangen kann. Lachend dreht er sich mit ihr zusammen im Kreis, während ich ein leises Schluchzen von Serena vernehme. „Ich habe dich vermisst du Idiot", heult sie dann, und Lio drückt sie fest an sich. „Ich dich auch, Kleine. Du weißt gar nicht, wie sehr."
Emilio schaut mich fragend an, und ich grinse. „Die beiden sind beste Freunde", kläre ich ihn auf, und mein Cousin nickt erstaunt.
„Wie geht's Lucía?"
Emilio lächelt leicht, womit er mich automatisch ansteckt. „Besser, in den nächsten Tagen kann sie wohl nach Hause." Ich nicke erfreut, und Lio löst sich von Serena, die komplett verheult dasteht.
„Lasst uns reingehen", schlägt Jona vor und will gerade vorausgehen, als zwei schwarze Vans auf den Kiesplatz einbiegen.
„Verdammte Scheisse!"
Elia flucht laut, schnappt sich dann Serenas Arm und zieht sie mit Emilio rein. „Ihr bleibt hier, wehe einer von euch kommt raus." Serena schaut uns alle erschrocken an, und als ihr Blick auf meinen trifft, beisse ich die Zähne zusammen. „Emilio, bring sie weg", befehle ich, und schaue noch ein letztes Mal zu Serena, bevor sich die Türe schliesst.
Gleichzeitig greife ich nach meiner Waffe und drehe mich zu den Autos, aus denen einige Männer aussteigen. „Dass ich so schnell Arbeiten muss hätte ich nicht gedacht", murmelt Lio mit zusammengekniffenen Augen, während er seine Glock in der Hand hält. „Manchmal kommt es anders als gedacht", sage ich nur, dann setze ich meine kühle Miene auf.
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Lio ist zurück :3
Und gleichzeitig müssen die Jungs jetzt Emilio und Serena verteidigen, obwohl sie doch wollten, dass Serena nichts davon mitbekommt...
Wie denkt ihr, dass es weitergehen wird? Und wie denkt ihr, dass Serena auf die Situation reagieren wird?
- Xo, Zebisthoughts
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