Kapitel 1 - Serena - ✔️
„Merda, merda, merda!"
Fluchend hebe ich den Topf an und nehme ihn von der Herdplatte, während ich die Sauerei anschaue, die ich hinterlassen habe. Jona kommt in die Küche geeilt, und bleibt dann neben mir stehen. Eine Weile lang schaut er die Sauerei auf der Herdplatte an, ehe er anfängt zu grinsen.
„Es tut mir leid, mia bella, aber du kannst nicht kochen", sagt er mit einem spöttischen Unterton, und ich verdrehe die Augen. Als wüsste ich das nicht schon selber hebe ich erstaunt über diese Information meine Augenbrauen.
„Ach, wirklich? Darauf wäre ich ja jetzt nicht gekommen. Dann kannst du, Bruderherz, ja jetzt getrost übernehmen oder deiner tollen Schwester helfen."
Genervt lasse ich Wasser in den Topf laufen und versuche, das leise Lachen meines Zwillingsbruders zu ignorieren.
„Ist ja schon gut. Wir bestellen uns was."
Augenblicklich hebt sich meine Laune wieder etwas, und ich grinse breit. „Einmal Lasagne bitte", erwidere ich, und Jona nickt, ehe er sein Handy hervorholt und unseren Lieblingsitaliener anruft. Er verschwindet aus der Küche, und ich nehme mir ebenfalls mein Handy, welches auf der Küchentheke liegt.
Jona und ich wohnen zusammen mit meiner besten Freundin Alessia in einem Penthouse in Seattle, das ursprünglich Alessias Eltern gehört hat. Sie haben es ihrer Tochter vermacht, als sie nach Italien zurückgezogen sind, und wir durften sofort einziehen. Es ist nicht sehr gross, aber bietet dennoch genug Platz für drei Personen.
Da vor kurzem auch noch Alessias Freund Bale eingezogen ist, wird es doch langsam etwas eng, aber wir verstehen uns alle gut genug, um das auszuhalten. Jetzt gerade haben Jona und ich die Wohnung für uns, weil Alessia und Bale für ein Wochenende nach Portland gefahren sind, um Bales Familie zu besuchen.
„Essen kommt gleich!", ruft Jona aus dem Wohnzimmer, und bringt mich dazu, von dem Barhocker zu hüpfen, auf dem ich eben noch sass.
„Willst du einen Film oder so schauen?", fragt mich Jona als ich das Wohnzimmer betrete, und hält die Fernbedienung in der Hand. Ich überlege kurz, dann nicke ich. „Ja, warum eigentlich nicht." Grinsend lässt Jona sich aufs Sofa fallen, und ich setze mich neben ihn.
„Wie läuft's eigentlich mit Zia?" Jona schaut eine Weile starr auf den Fernseher, während er sich einen Film aussucht, dann zuckt er mit den Schultern. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ihre Eifersucht macht mich krank."
Ich nicke verständnisvoll, beschliesse es bei der Antwort bleiben zu lassen, und widme mich wieder dem Fernseher.
Jona und Zia sind seit einem halben Jahr zusammen, und mittlerweile ist Zia sogar ab und zu auf Alessia eifersüchtig, obwohl sie schon lange einen Freund hat, der ja jetzt sogar bei uns wohnt.
Trotzdem ist sie der Meinung, dass jedes Mädchen, welches nicht mit Jona verwandt ist, automatisch etwas von ihm will. Und diese Meinung muss sie auch immer lautstark vertreten, weshalb Zia und Jona kaum noch rausgehen, sondern sich bei einem der beiden zu Hause treffen, damit Zia sich keine Gedanken machen muss, und Jona einfach ein paar schöne Stunden mit seiner Freundin verbringen kann.
Er tut mir etwas leid, ich würde das an seiner Stelle nicht so lange aushalten, doch ich sage nichts davon zu Jona. Immerhin hat er sich irgendwie auch selbst dafür entschieden, so weiterzumachen.
Der Film beginnt und reisst mich aus meinen Gedanken über Jona und Zia, und ich lehne mich gegen meinen Bruder. Irgendwann klingelt es, und Jona steht auf, um dem Lieferanten die Türe zu öffnen. In der Zeit öffne ich kurz WhatsApp, und schreibe meinem besten Freund eine kurze Nachricht.
Serena: Hey Lio : ) Ich vermisse dich hier : ( Komm bitte schnell wieder ja? Wie geht's dir so in Spanien, und wie lange bleibt ihr noch weg?
Ich lege mein Handy wieder weg, denke jedoch trotzdem weiter an meinen besten Freund Lionel, der für einen Grossteil des Sommers mit seiner Familie nach Spanien geflogen ist, um die Zeit in seiner Heimat zu verbringen. Es ist das erste Mal seit der Grundschule, dass wir so lange voneinander getrennt sind, und ich vermisse meinen besten Freund wirklich.
„Was machst du denn da für ein Gesicht!"
Jona kommt mit zwei Aluschalen wieder zurück, und eine davon hält er mir grinsend hin. „Ach, ich habe nur gerade Lio eine Nachricht geschrieben. Ich vermisse ihn schon etwas." Jona steigt über die Sofalehne und setzt sich wieder neben mich, während ich meine Lasagne öffne, und Jona eine der zwei Gabeln aus der Hand nehme.
„Ich weiss, aber er wird sicher bald wieder zurückkommen."
Ich nicke kauend, und Jona startet den Film wieder. Ich esse grinsend mein Lieblingsgericht und spüre Jonas Blick auf mir, doch das kümmert mich nicht. Ich bin nun mal verfressen, und dafür geniere ich mich auch überhaupt nicht.
Es vergeht sicher eine Stunde, in der wir gebannt auf den Fernseher schauen, bis ein Klingeln uns aufschrecken lässt. Jona fischt nach seinem Handy und verschwindet mit einer flüchtigen Entschuldigung im Flur, um den Anruf anzunehmen.
Seufzend pausiere ich den Film und zucke etwas zusammen, als ich Jonas aufgebrachte Stimme höre. „Ich habe euch gesagt, dass ich wenigstens dieses Wochenende meine Ruhe will!", zischt er, und ich horche auf.
„Kea, bitte. Ist es wirklich so dringend?"
Verwirrt ziehe ich die Augen zusammen. Soweit ich weiss ist dieser Kea keiner von Jonas Freunden, oder jedenfalls habe ich noch nie was von ihm gehört. Ein genervtes Seufzen ertönt von Jona, und ich kann mir seinen Gesichtsausdruck gut vorstellen.
„Okay, dann... bin ich gleich da. Bis später."
Jona kommt mit einer ernsten Miene wieder zurück und ich beschliesse, ihn nicht nach Kea zu fragen. Überhaupt, ist Kea ein voller Name? Oder ist das eine Art Spitzname?
„Kleine, ich muss nochmal los. Ein paar Freunde brauchen jemanden, der sie von einer Party abholt. Ich bin bald wieder zurück, okay?" Ich nicke nur und höre, wie Jona sich seine Autoschlüssel schnappt. „Bringst du mir ein Eis mit?" frage ich, und Jona lächelt. „Natürlich. Vanille?" Ich nicke glücklich, und Jona beugt sich von hinten über meinen Kopf, um mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu geben.
„Tut mir wirklich leid, Serena. Vielleicht kannst du ja mit Lio skypen oder so?" Ich lächle meinen Bruder an und nicke erneut. „Ich finde schon was. Jetzt geh, bevor deine Freunde sich alleine auf den Weg machen." Jona seufzt, und bald darauf höre ich, wie die Haustüre wieder ins Schloss fällt. Mein Lächeln erstirbt, und ich mache mich leise motzend daran, die Aluschalen wegzuräumen. Auf den Film habe ich jetzt sowieso keine Lust mehr, also schalte ich den Fernseher aus.
Und jetzt?
Ich schaue wieder auf mein Handy und sehe, dass Lio mir geantwortet hat. Mit einem Lächeln öffne ich die Nachricht und lese sie.
Lionel: Hey, hey : ) Mir geht's gut, aber es ist verdammt langweilig hier. Ich weiss leider noch nicht, wann genau ich wieder da bin, aber es dauert wohl noch eine Weile. Ich vermisse dich auch : ( Hast du Lust zu skypen oder so?
Ich schmunzle als ich die Frage lese, und frage mich wieder mal, ob Lio eigentlich Gedankenlesen auf Distanz gelernt hat. Es ist nicht das erste Mal dass er meine Gedanken errät, ohne überhaupt in meiner Nähe zu sein.
Serena: Ich ruf dich in fünf Minuten an!
Lächelnd schiebe ich mein Handy in meine Hosentasche und laufe schnell in mein Zimmer. Dort setze ich mich aufs Bett und ziehe meinen Laptop vom Ladekabel, ehe ich ihn starte. Ich öffne Skype und warte darauf, dass Lionels Status auf „online" wechselt, während ich mir von meinem Nachttisch eine offene Tüte Chips schnappe. Gerade als ich meine Hand hineinstecke, wechselt Lionels Status auf online, und ich rufe ihn an. Wenige Sekunden später erscheint Lio's breites Grinsen auf dem Bildschirm, und ich lächle ebenfalls sofort.
„Hey Kleine", begrüsst mich mein bester Freund, und ich strecke die Zunge raus. „Hey du Riese", antworte ich schmunzelnd, und Lionel fasst sich gespielt gekränkt ans Herz. „Aua", keucht er, und ich lache.
„Na, was treibst du so?", frage ich, und Lionel sieht lustlos um sich. „Nichts", erwidert er dann ehrlich, und ich ziehe eine Augenbraue hoch. „So langweilig?", hacke ich nach, und mein bester Freund nickt. „Und wie", seufzt er noch, und ich verziehe das Gesicht.
„Dann kannst du dich ja richtig darauf freuen, wieder herzukommen." Lio lächelt nun doch, und ich sehe, wie er sich vor der Kamera auf den Bauch legt. „Das tue ich sowieso, Serena. Spanien ist schön und gut, aber ich mag Seattle viel lieber, schon nur, weil meine beste Freundin dort wohnt."
Ich lege gerührt eine Hand auf meine Brust und verziehe eine Miene. „Das war jetzt aber süß", flöte ich, und Lio verdreht die Augen. „Gewöhn dich nicht dran", murrt er, und ich lache. Eigentlich nerven wir uns die ganze Zeit nur, wenn er hier ist, aber ich glaube die Distanz verändert unser Verhalten etwas.
„Und was treibst du so?" Ich zucke mit den Schultern und schiebe die Chipstüte weg, weil ich keine Lust mehr habe. „Auch nicht viel. Alessia ist mit Bale nach Portland, du bist in Spanien und Jona trifft sich mit irgendwelchen komischen Freunden. Kennst du einen „Kea"?"
Lionel runzelt die Stirn als ich den Namen erwähne, und für kurze Zeit scheint er zu überlegen.
„Kann es sein, dass Kea nur ein Spitzname ist?", fragt er schlussendlich, und ich hebe die Arme. „Keine Ahnung, gut möglich. Aber für welchen Namen denn?" Lionel schaut mich nachdenklich an, dann zuckt er mit den Schultern. „Ich glaube er meint Keanen damit."
Keanen? Wer ist Keanen?
Lionel scheint das fette Fragezeichen in meinem Gesicht zu sehen, denn er seufzt. „Keanen ist ein Bekannter von Jona, ich habe ihn auch schon einige Male gesehen. Weißt du, was er wollte?" Lio's Fragerei verwirrt mich etwas, doch ich gebe weiterhin brav Antwort. „Laut Jona muss er ein paar Freunde von einer Party holen", erwidere ich, und Lionel nickt. „Okay, gut."
Ich mustere meinen besten Freund, der irgendwas hinter dem Laptop raschelt.
„Wer ist dieser Keanen?", frage ich Lio schlussendlich einfach, und sein Blick huscht wieder zu mir. „Ich weiss es nicht genau, ich kenne ihn nur flüchtig. Aber es gehen Gerüchte wegen seinem Nachnamen und kleinen Bruder rum."
Ich hebe fragend die Augenbrauen, und Lio räuspert sich.
„Kennst du Elia Salvatore?", fragt er dann, und ich nicke zaghaft. Kennen ist übertrieben, ich höre nur ab und zu etwas von ihm. „Keanen ist sein grosser Bruder."
Elia hat einen Bruder?
„Okay, und wo ist jetzt das Gerücht?" Lio lacht.
„Na, sein Nachname. Salvatore, verstehst du? Die Menschen glauben, dass sich hinter diesem Namen eine Mafiafamilie versteckt, aber ich glaube nicht daran. Elia ist ein normaler Typ mit einer zu grossen Fresse, und Keanen erscheint mir auch nicht als eine Bedrohung." Ich nicke nur und beschliesse, später mal etwas zu recherchieren, immerhin habe ich sonst auch nichts zu tun. Jedoch glaube ich auch nicht an das Gerücht, jedenfalls nicht sofort.
„Und du bist jetzt ganz alleine?", wechselt Lio das Thema, und ich nicke. „Sieht so aus. Aber Jona hat gesagt, dass er bald wieder da ist, und ausserdem bringt er mir noch ein Eis. Es wird also sicherlich nicht mehr lange dauern." Lionel nickt und grinst. „Richte ihm dann einen Gruss von mir aus", sagt er, und ich grinse. „Mache ich", erwidere ich, dann höre ich, wie jemand im Hintergrund etwas auf Spanisch schreit. Lio seufzt genervt und legt seinen Kopf auf seinem Bett ab, ehe er entschuldigend zu mir aufsieht.
„Es tut mir leid, aber ich muss runter. Das Mittagessen ist fertig." Ich schaue meinen besten Freund traurig an, dann nicke ich. „Geht klar. Bis irgendwann, Lio." Lio lächelt.
„Yo te quiero", sagt er auf Spanisch, und ich grinse. „Ti amo anch'io", gebe ich auf Italienisch zurück, und Lio verdreht grinsend die Augen. Dann winkt er mir nochmal, ehe sein Gesicht von meinem Bildschirm verschwindet.
Kurz sitze ich still auf meinem Bett und lausche dem nächtlichen Verkehr von draussen, dann rapple ich mich auf. Ich werfe einen Blick auf die Bilder von Lio und mir, die ich als Polaroidfotos an meine Wand geklebt habe, und freue mich darauf, ihn hoffentlich bald wieder sehen zu dürfen. Dann verlasse ich mein Zimmer, und im gleichen Moment sehe ich, wie sich am Ende des Flurs die Haustüre öffnet.
Jona kommt herein, und als er mich entdeckt, lächelt er.
„Hey, da bin ich wieder", sagt er grinsend, und hält mir mein versprochenes Eis hin. Ich nehme es lächelnd entgegen und will mich abwenden, doch Jona entgeht meine etwas entgleiste Miene natürlich nicht.
„Seri? Was ist los?"
Ich zucke die Schultern als sich Tränen in meinen Augen sammeln, und ich kann mir selbst nicht erklären, wieso ich so emotional reagiere. „Ich habe eben mit Lio geskypt, und festgestellt, dass er schon viel zu lange weg ist. Ich vermisse meinen besten Freund einfach."
Jona schaut mich einen Moment schweigend an, dann kommt er auf mich zu, nimmt mir das Eis ab, stellt es auf den Boden und zieht mich in seine Arme.
—
Soo meine Lieben, hiermit möchte ich euch meine neue Geschichte "Don't run from me" vorstellen :) In diesem Kapitel habt ihr Serena, Jona, Lionel und einen mysteriösen Keanen kennengelernt. Was denkt ihr, was es mit ihm auf sich hat?
- Xo, Zebisthoughts
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