Kapitel 2 - Kabbeleien

Der Flug dauerte keine zwei Stunden. Er dauerte fast vier.
Und als Hicks schließlich völlig fertig von der plötzlichen Anstrengung nach Hause kam, allerdings auch genauso glücklich, wartete bereits eine sehr wütende Astrid und ein sehr besorgter Haudrauf auf ihn.
Hicks landete mit einem Lächeln auf dem Gesicht, obwohl er jetzt genau wusste, was ihn erwartete. Doch diesen Ritt mit Ohnezahn hatte er jetzt einfach gebraucht.
Und wie hatten die beiden das genossen!
Sie konnten niemals genug zusammen unternehmen. Ohnezahn und er waren so lange voneinander getrennt gewesen, und jetzt als Hicks das erste mal seit über zwei Wochen wieder auf dem Rücken seines besten Freundes saß, konnten sich beide nicht bremsen und hatten 'ausversehen' die Zeit vergessen.
,,...sag mal hörst du mir überhaupt zu Hicks?"
Dieser schreckte aus seinen Gedanken.
Astrid hatte die ganze Zeit mit ihm geschimpft und er war in Erinnerungen abgeschwelgt.
Doch jetzt war Astrid richtig sauer. Sie hasste es, wenn man sie ignorierte.
,,Ohhh du bist so verantwortungslos! Kannst du dich wenigstens ein mal in deinem Leben an eine Absprache halten? Ich habe mir schon wieder Sorgen gemacht, weshalb du nicht wieder kommst. Du hättest vom Drachen fallen können oder wer weiß was. Oder du hättest dich erkälten können!"
,,Astrid, Ohnezahn passt auf mich auf! Das ich von seinem Rücken kippe ist ungefähr so wahrscheinlich, wie das Grobian jemals ein guter Heiler wird. Und selbst wenn ich krank werde, ich habe Viggo überlebt, dann werde ich eine Erkältung auch überleben." Hicks wollte zu seiner Hütte gehen, doch gerade als er sich abwenden wollte, hielt ihn Astrids Stimme zurück.
,,Hicks Haddock du bleibst sofort stehen."
'Oh oh jetzt tust du besser was sie sagt', dachte Hicks.
'Wenn sie dich beim Nachnamen nennt ist sie wirklich sauer.'
Augenblicklich blieb er stehen und drehte sich langsam um. Direkt vor ihm stand Astrid, die Hände in die Hüften gestemmt und kniff die Augen zusammen.
,,Das ist dieselbe Geschichte, wie mit deinem Fluganzug Hicks. Das nimmt keine gutes Ende. Du merkst gar nicht wie egoistisch das von dir ist. Glaubst du wirklich mir wäre das egal, wenn du noch kränker werden würdest. Weißt du, wie schlecht ich mich dann fühlen würde?"
Astrid baute auf die Ich-als-deine-Freundin-fühle-mich-dann-schuldig-Nummer und es klappte vorzüglich. Hicks war wie heiße Yakbutter in ihren Händen.
Er entschuldigte sich augenblicklich: ,,Tut mir leid Astrid. Ich weiß es war nicht sonderlich einfach vergangene Woche mit mir, aber ich habe es in meiner Hütte einfach nicht mehr ausgehalten."
,,Warum nicht?"
Gerade als Hicks antworten wollte sah er auf einmal, dass seine ganzen Freunde, inklusive des halben Dorfes ankamen.
Deswegen sagte er nur kurz entschuldigend: ,,Erzähl ich dir später." Zwinkernd fügte er jedoch noch hinzu: ,,Und über diese Schuldgefühlsnummer, die du da eben abgezogen hast, reden wir auch noch mal."
Er hatte sie also doch durchschaut. Kein Wunder, er war schließlich auch der intelligenteste Mensch, den sie kannte.
Selbst Händler Johann hatte gesagt, er kenne keinen so schlauen Menschen wie Hicks und das hieß schon etwas, so viel wie er herumkam.
Doch Astrid war schließlich auch clever. Und bevor Hicks weiter lachen konnte, zog sie ihn an sich und küsste ihn. Vor dem ganzen Dorf und vor allen ihren Freunden. Richtig und nicht nur mal kurz. Erneut zerfloss Hicks wie Butter in ihren Händen.
Die meisten hatten sich bereits gedacht, dass da was läuft zwischen den beiden, doch da Hicks bis heute anscheinend das Bett gehütet hatte und man Astrid auf solche Sachen lieber nicht ansprach, außer man wollte eine ausgekugelte Schulter in Kauf nehmen, waren alle Berkianer doch leicht überrumpelt.
Vor allem das Astrid, die sonst was private Dinge anging, komplett verschlossen war, hier jetzt öffentlich das zukünftige Oberhaupt küsste, war für alle überraschend.
Als sich die beiden wieder voneinander lösten, fingen jedoch viele Berkianer an, wie wild zu klatschen.
Währenddessen die beiden überrascht und gerührt lächelten, flüsterte Hicks: ,,Du überraschst mich immer wieder." 
Astrid raunte zurück: ,,Das ist meine Spezialität. Dann sieh mal zu, wie du mit der Meute fertig wirst. Wir sehen uns heute Abend. Wenn der Mond aufgeht, an der kleinen Bucht."
Damit drehte sie sich schnurstracks um und ging in den Wald. Sofort wurde Hicks von seinem Vater umarmt. Etwas, was ebenfalls nicht allzu oft vorkam.
,,Das hast du ganz toll gemacht mein Sohn. Jetzt ist es offiziell. Astrid wird eine wundervolle Schwiegertochter sein. Uhh und ich werde bald Großvater."
,,Vater! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über das zu reden." Und ja damit meinte Hicks ganz deutlich die Großvaterangelegenheit.
Zeit zum Antworten blieb dem glücklichen Haudrauf aber nicht, weil Rotzbakke seinen Sohn fast umgerannt hätte, da er diesen mit einer Blitzumarmung überrascht hatte.
,,Hicks na endlich biste wieder auf dem Bein. Wir dachten schon du hättest auch noch das andere verloren und könntest jetzt gar nicht mehr laufen, da du dich ja nicht mehr hast blicken lassen."
Obwohl diese Aussage so typisch Rotzbakke war, hörte er doch einen erleichterten Unterton in der Stimme seines Freundes mitschwingen.
,,Ich freu mich auch dich wiederzusehen Rotzbakke",sagte Hicks fröhlich.
,,Ja Hicks, Fleischklöpschen und ich sind auch froh, dass es dir wieder besser geht."
Fischbein kam auf Hicks zu und umarmte ihn ebenfalls. Auch Heidrun kam zu ihn und schubste ihn freundschaftlich.
,,Ich denke wir sind alle froh, dass du es überlebt hast. Ganz besonders erleichtert ist natürlich Astrid." Wissend sah sie ihn mit einem Zwinkern in den Augen an. Astrid hatte ihr anscheinend alles erzählt. Das konnte Hicks nachvollziehen. Die beiden waren halt Mädchen und erzählten einander wahrscheinlich sowieso alles. Doch bevor Hicks antwortete, wurde er plötzlich auf den Boden geworfen und unter den Körpern von Raff und Taff begraben.
,,Hicks!",schrie Taff.
,,Man wir haben dich vermisst!'',rief Raff, während Taff Hicks umarmte.
,,Ja genau, keiner der uns mehr rumkommandieren konnte, das war ja sterbenslangweilig!",fügte Taff hinzu.
,,Leute, das glaub ich euch auch alles, aber könntet ihr vielleicht von mir runtergehen? Die Verletzungen schmerzen dadurch ziemlich."
,,Natürlich verehrter Kollege",lachte Taff und haute ihm einmal fest gegen die gesunde Schulter.
,,Au!"
'Wieso machen das eigentlich immer alle?', fragte sich Hicks im Stillen. Er rappelte sich auf und wurde sofort vom restlichen Dorf eingekreist und mit allerhand Fragen bombardiert.

Es wurde bereits dunkel, als sich Hicks vom letzten Berkianer loseisen konnte. Er hatte sich für morgen mit seinen Freunden zum Drachentraining verabredet. Eigentlich wollte er ihnen aber erzählen, was wirklich während seiner Gefangenschaft passiert war. Dem Dorf hatte er heute nur eine ungefähre Version der Ereignisse erzählt, aber die Schatulle und sein Erlebnis in der Zwischenwelt hatte er ausgelassen.
Jetzt war er jedoch auf dem Weg zur Hütte seines Vaters, um Abendbrot zu essen. Und danach hatte er heute abend schließlich noch eine Verabredung.

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