Kapitel 4
Das ganze Wochenende war ich geistig abwesend und konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit an Louis denken und die vielen Fragen, die ich mir stellte, raubten mir den Schlaf.
Als ich schließlich Montag Morgen mit großen Augenringen in der Schule ankam, sah ich mich sofort nach Louis um. Da! Er stand etwas abseits und blickte auf den Boden. Als hätte er meinen Blick gespürt, sah er auf und für einen kurzen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Fast wäre ich in dem schönen Blau versunken, jedoch hakte sich in dem Moment ein gut gelaunter Niall bei mir unter und zog mich mit sich.
Er redete die ganze Zeit auf mich ein und ab und zu nickte ich und gab zustimmende Laute von mir. Zu mehr war ich nicht fähig, da meine Gedanken schon wieder um einen bestimmten Jungen mit blauen Augen kreisten. Er hatte genau wie ich tiefe Augenringe, aber die tiefe Traurigkeit in seinem Blick war das, was mich so nachdenken ließ. Was war passiert? Wieso ging es ihm so schlecht?
„Was hältst du davon, Harry?“ schreckte mich Nialls Stimme aus meinen Gedanken. „Ähm also… kannst du das nochmal sagen. Ich war gerade in Gedanken.“ bat ich ihn. „Ich wollte wissen, ob du heute nach der Schule zu mir kommen möchtest. Liam kommt auch und du siehst wirklich so aus, als könntest du ein bisschen Ablenkung gebrauchen.“ versuchte er mich zu überreden, als er meinen wenig überzeugten Blick sah. Ich überlegte kurz stimmte aber schließlich zu, denn das mit der Ablenkung stimmte wirklich. Ich kannte Louis nicht, also warum sollte ich mich mit seinen Problemen befassen. Ich war es leid ständig über ihn nachzudenken und mich auf nichts anderes mehr konzentrieren zu können.
Einige Stunden später, als ich mich gerade auf dem Weg zu Niall befand, sah ich auf einmal eine Gestalt die mir mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze entgegen kam. Erst als sie schon an mir vorbei gelaufen war realisierte ich, dass es Louis gewesen war. Ich blieb stehen und drehte mich um, nur um zu sehen wie er gerade in die nächste Straße einbog. Bevor ich begriff was ich da gerade tat war ich ihm auch schon gefolgt. Ich musste mich beeilen um ihn noch zu erwischen, doch was ich sagen sollte sobald ich ihn erreicht hatte wusste ich noch nicht.
Als ich um die Kurve bog sah ich gerade noch wie Louis durch ein kleines unscheinbares Tor trat. Ich schluckte als ich kurz darauf ebenfalls beim Tor angelangte. Was wollte Louis auf einem Friedhof? Sollte ich ihm wirklich weiter folgen? Doch in dem Moment in dem ich mit diese Fragen stellte hörte ich ein Schluchzen. War das Louis der da weinte? Sollte ich zu ihm gehen? Was wenn er gar nicht getröstet werden möchte? Ich schob die nervigen Gedanken beiseite, gab mir einen Ruck und trat durch das Tor. Ich blickte über die vielen Grabsteine hinweg und musste schlucken. Obwohl es mitten am Tag war, war es doch etwas unheimlich sich vorzustellen, dass hier überall Tote begraben waren.
Da! Ich entdeckte Louis mit Tränen überströmten Gesicht vor einem Grab sitzen und eilte auf ihn zu. Aus einem Impuls heraus lies ich mich neben ihn fallen und schloss ihn in meine Arme. Er zuckte erst zusammen, doch dann krallte er sich an meinem Pulli fest und lies sich von mir trösten. Als Louis sich schließlich beruhigt hatte, löste er sich von mir und brachte ein paar stotternde Worte heraus „V-vor z-zwei Ja-jahren…“ Dann brach seine Stimme ab und er fing wieder an zu weinen. Ich zog ihn erneut an mich heran und versuchte ihn zu beruhigen „Alles ok. Du brauchst nichts sagen. Ich bin für dich da.“ Ich konnte nicht sagen wie lange wir da eng umschlungen auf dem Boden saßen, doch schließlich löste sich Louis von mir und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
Eine Weile saßen wir einfach nur neben einander und ich warf zum ersten mal einen Blick auf das Grab. Johannah Deakin war auf dem Grabstein eingraviert. „Meine Mutter“ erklärte Louis als er meinen Blick sah. „Es war heute vor zwei Jahren. Sie hatte einen Autounfall“gab er zögerlich preis. In seiner Stimme konnte ich trotz der Trauer auch die Liebe hören, die er für seine Mutter empfand. „Du musst mit das nicht erzählen wenn du nicht möchtest“ Ich wollte ihn auf keinen Fall unter Druck setzen es mir zu erzählen, wenn er noch nicht dazu bereit war.
„Danke“ brachte er schließlich hervor doch bevor ich etwas erwidern konnte, wurde ich von dem schrillen Klingelton meines Handys gestört. Genervt sah ich auf das Display. Warum musste Niall mich genau jetzt anrufen? Als ich denn Anruf entgegen nahm tönte mir auch schon Nialls vorwurfsvolle Stimme entgegen „Harry wo bleibst du? Du bist schon fast eine Stunde zu spät, Hast du uns etwa vergessen?“ Oh Mist, das Treffen mit Niall und Liam hatte ich total vergessen. „Nein Niall natürlich hab ich euch nicht vergessen.“ versuchte ich den Iren zu beruhigen.
Währenddessen war Louis aufgestanden und jatte sich ein paar Schritte von mir entfernt. „Ich sollte dann mal gehen.“ meinte er nur und verließ mit schnellen Schritten den Friedhof. „Warte!“ rief ich ihm noch hinterher doch da war er schon verschwunden.
Stattdessen hörte ich jetzt Nialls verwirrte Stimme aus meinem Handy „Wer soll warten? Harry wo bist du?“ „Ich bin auf dem Weg. Bis gleich.“ damit legte ich einfach auf und schlug langsam den Weg zum Haus des Iren ein, mein Kopf voller Gedanken die ich einfach nicht los wurde.
Als ich dann endlich vor Nialls Haustüre stand, wurde diese aufgerissen bevor ich überhaupt klingeln konnte. „Harry da bist du ja endlich“ plapperte Niall während er mich am Arm ins Haus und hoch in sein Zimmer zog. Dort wartete auch schon Liam auf uns, der mich lächelnd begrüßte. Die beiden versuchten aus mir heraus zu bekommen, wo und bei wem ich war, doch ich blockte ab, da ich das gerade Erlebte erst einmal selbst verarbeiten musste bevor ich darüber reden konnte. Ich war wirklich erleichtert, dass sie schließlich aufgaben als Nialls Magen knurrte und Liam vorschlug Pizza zu bestellen.
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