Kapitel 37
Ich spürte Gemmas sorgenvollen Blick auf mir, während wir auf dem Weg in die Schule waren. Die letzten Tage war ich nicht aus meinem Zimmer gekommen. Ich lag eingekuschelt in einer Decke in meinem Bett und versank in Selbstmitleid und Liebeskummer. Immer wieder war ich in Tränen ausgebrochen oder hatte verzweifelt auf mein Handy gestarrt, in der Hoffnung Louis würde mir schreiben. Ich vermisste ihn so sehr und es tat weh zu wissen, dass er seine Zeit sehr wahrscheinlich mit Eleanor verbrachte. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, damit wirklich jedes Risiko Louis zu begegnen ausgeschlossen war, doch Gemma zwang mich dazu in die Schule zu gehen. Sie war der festen Überzeugung, dass es mich von meinem Liebeskummer ablenken würde.
So blieb mir also nichts anders übrig, als müde und unmotiviert in den Unterricht zu schlurfen. Ich hörte der Stimme des Lehrers zu, ohne den Inhalt des Gesagten zu verstehen. Es war schon anstrengend genug überhaupt wach zu bleiben. Ich hatte die letzten Tage zwar viel geschlafen, doch es war die Sorte Schlaf, nach der man sich noch ausgelaugter fühlte.
Ich war froh, als ich den Unterricht bis zur Pause überstanden hatte. Nicht weil ich mich freute Niall und Liam zu sehen, sondern schlicht aus dem Grund, dass ich so schnell wie möglich wieder nach Hause wollte. Auf Gesellschaft und Menschen um mich herum konnte ich im Moment gut verzichten. Mit gesenktem Kopf drängte ich mich zwischen den Schülern hindurch, in der Hoffnung einen Ort zu finden, an dem ich alleine sein konnte. Da jedoch drinnen zu viele Menschen waren, entschied ich mich dazu nach draußen zu gehen. Ich ließ mich auf einer kleinen Bank nieder und zog meine Jacke enger um mich. Bei diesen Temperaturen würde mich hier niemand stören.
Das dachte ich zumindest, bis ich das Klackern von Absätzen auf dem Boden hörte. „Da sieh mal einer an, wer hier sitzt.“ ertönte die nervige Stimme von Eleanor, doch ich ignorierte sie einfach. „Warum so unhöflich, Harry?“ fragte sie unschuldig. „Liegt es vielleicht an deiner Trennung von Louis?“ Damit ging sie zu weit. Sie wusste mit Sicherheit, wie sehr die Trennung schmerzte und dann darauf herumzureiten war das Letzte. Wütend fuhr ich sie an „Was willst du eigentlich, Eleanor? Kommst du nur her, um mir unter die Nase zu reiben, dass du die viel bessere Wahl für Louis bist? Oder genießt du es einfach, den Schmerz von anderen zu sehen?“
„Jetzt fühlst du wie es mir ging, als du mir Louis einfach weggeschnappt hast. Wir waren so gut wie zusammen und dann kamst du und er hatte nur noch Augen für dich. Aber jetzt hab ich den Spieß umgedreht.“ fauchte Eleanor mich an. Ich erstarrte. Ihre Worte hatten mein Misstrauen geweckt. „Den Spieß umgedreht? Was hast du getan?“
Verunsicherung huschte über ihr Gesicht, doch schnell hatte sie sich wieder unter Kontrolle und setzte einen arroganten Gesichtsausdruck auf. „Ich? Ich musste nichts tun. Er ist ganz freiwillig zu mir gekommen.“ Ich trat einen großen Schritt auf sie zu, sodass ich nun dicht vor ihr stand. „Du sagst mir jetzt sofort was du getan hast.“ drohte ich mit leiser aber bedrohlicher Stimme. Eleanor zuckte kurz zusammen und sah mich eingeschüchtert von unten an. Das ich mehr als einen Kopf größer war als sie, verstärkte ihre Unsicherheit zusätzlich.
Der Schulgong läutete und Eleanor trat einen Schritt zurück. Doch sofort hielt ich sie auf. „Du gehst erst, wenn du mir alles gesagt hast. Du kannst dich also gerne setzen.“ Ich deutete mit einer Geste, die keinen Widerspruch zuließ, auf die Bank neben uns. Sie sah mich abschätzig an, doch immerhin setzte sie sich. „Wirds bald?“ schnauzte ich ungeduldig. Mir war es total egal, dass ich gerade ziemlich unfreundlich war. Ich wollte nur endlich Klarheit über die ganze Sache.
„Er hat ein Problem und er hat mich lediglich um Hilfe gebeten.“ versuchte sie mir klarzumachen, doch so schnell würde ich mich nicht zufrieden geben. Ich wusste, dass da deutlich mehr dahinter war, als Eleanor vorgab. „Welches Problem?“ „Glaubst du nicht es hat einen Grund, warum Louis es dir nicht gesagt hat?“ Sie reizte meine Geduld wirklich aufs Äußerste aus. „Spiel nicht mit mir, Eleanor. Ich meine es ernst!“ „Oh Harry, glaub mir, ich auch.“ Jegliche Unsicherheit von ihr war verschwunden und ihrer üblichen Arroganz gewichen.
Sie machte deutlich klar, dass ich aus ihr nichts weiteres herausbekommen würde. Es blieb also nur noch eine einzige Möglichkeit herauszufinden, was eigentlich los war. Oder besser gesagt eine einzige Person.
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