Kapitel 35
Den ganzen letzten Tag hatte ich vergeblich auf eine Nachricht oder einen Anruf von Louis gewartet. Viele widersprüchliche Gefühle tobten in meinem Inneren. Einerseits war ich besorgt um Louis, aber auch um seine Familie, da ich mir wegen der Ungewissheit zu viele mögliche Szenarien vorstellte. Auf der anderen Seite war ich traurig, weil Louis mir immer noch nicht soweit vertraute, um mir zu erzählen was ihn bedrückte. Zudem war ich wütend und enttäuscht, weil er es noch nicht einmal schaffte mir eine einzige verdammte Nachricht zu schreiben. Wir sind zusammen, da müsste man doch meinen, er wäre in der Lage mir wenigstens zu sagen, ob es ihm gut ging. Versteht er denn nicht das ich mir Sorgen machte?
Nichtsdestotrotz wartete ich gerade vor seinem Klassenzimmer, um ihn vor der Pause abzufangen. Ich hatte gerade eine Freistunde, da mein Lehrer krank war und so war es auch kein Problem, früh genug da zu sein. Ich lehnte an der Wand und wippte ungeduldig mit meinem Fuß auf und ab. Wenn nicht endlich der Schulgong klingelte, dann würde ich noch verrückt werden. Doch einige Minuten musste ich mich noch gedulden, bis mein Wunsch in Erfüllung ging.
Louis wirkte verwirrt, als er mich entdeckte und nur zögerlich kam er auf mich zu. Zur Begrüßung drückte er mir einen Kuss auf die Lippen, doch dieser fühlte sich unecht an. Man konnte unsere Anspannung beinahe greifen. Ich betrachtete ihn für einen kurzen Moment. Seine Haare waren verstrubbelt, sein Gesicht zierten dunkle Augenringe und er wirkte als hätte er vor kurzem geweint. „Wie geht es dir?“ unterbrach ich schließlich die unangenehme Stille. Eigentlich war die Frage unnötig, denn man sah auf den ersten Blick, dass es ihm alles andere als gut ging.
Ein Schulterzucken war seine Antwort. Er hatte noch kein einziges Wort mit mir gesprochen. „Was ist los, Louis?“ fragte ich vorsichtig, während ich ihm sanft über die Wange strich. „Nichts“ Seine Stimme klang dünn und seine Augen wichen bewusst meinem Blick aus. „Bitte Lou, egal was es ist, wir bekommen das hin, zusammen. Aber du musst mit mir reden.“ drängte ich, doch er blieb einfach stumm.
„Ich weiß, dass es mit diesem Anruf zusammenhängt. Es war alles gut, aber nach dem Anruf warst du wie ausgewechselt. Wer hat dich angerufen? Bitte Lou, ich liebe dich.“ flehte ich ihn schon fast an. Ich wollte für ihn da sein, aber das konnte ich nicht wenn er sich vor mir verschloss. „Ich liebe dich auch Harry, aber ich kann das nicht. Es tut mir leid.“ Er warf mir noch einen letzten gequälten Blick zu, bevor er sich einfach an mir vorbei drückte und um die Ecke verschwand.
Sprachlos sah ich ihm nach. Was konnte er nicht? Mit mir zusammensein? Nein, das wollte ich nicht glauben. Oder meinte er, mir zu vertrauen? Aber wenn er mir nicht vertraute, warum war er dann überhaupt mit mir zusammen? Mir stiegen Tränen in die Augen. Verdammt, beide Optionen waren beschissen. So gut es ging versuchte ich die Tränen zu unterdrücken. Jetzt zu weinen würde auch nichts bringen.
Völlig durch den Wind von dem eben geführten Gespräch, setzte ich mich zu Niall und Liam an den Tisch. „Da ist aber einer gut gelaunt.“ stellte Niall ironisch fest. Ich gab nur ein undefinierbares Grummeln von mir, da mir wirklich nicht nach reden war. „Wo ist Louis? Normalerweise klebt ihr beiden ja wie zwei verliebte Kletten aneinander.“ fragte Liam schmunzelnd, nicht wissend, dass er damit genau meinen wunden Punkt traf.
„Nicht hier.“ antwortete ich knapp und hoffte einfach, dass das Thema damit erledigt war. Doch natürlich war es das nicht. „Habt ihr euch gestritten?“ hackte Niall nach. Mein darauffolgendes Schulterzucken nahm er als Ja. „Was ist passiert? Vielleicht können wir irgendwie helfen.“ versuchte Liam mich zu überzeugen. Er hatte Recht. Eventuell hatten die beiden ja einen Rat für mich und da ich selbst nicht mehr weiter wusste, fing ich zögerlich an von dem unbekannten Anrufer und Louis plötzlicher Fluch zu erzählen. Bis hin zu unserem Gespräch gerade eben und meinen Zweifeln an seinem Vertrauen. Bis zum Ende hörten sie mir aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen.
„Harry, du weißt, dass Louis dich liebt. Ich war zwar am Anfang skeptisch gegenüber eurer Beziehung, aber mir ist klar geworden, dass mein Misstrauen unberechtigt war.“ sprach mir Niall gut zu. Dankbar lächelte ich ihn an. „Aber was soll ich jetzt tun?“ Auf diese Frage hatte ich immer noch keine Antwort, doch Nialls Blick nach zu urteilen wusste er auch nicht weiter.
Stattdessen ergriff Liam das Wort. „Lass ihm erst einmal seinen Freiraum. Dann kann er über alles nachdenken und es verarbeiten. Mach ihm einfach klar, dass du für ihn da bist und zwinge ihn nicht zu reden. Vertrauen braucht Zeit und die musst du ihm geben.“ Dankend nahm ich Liams guten Rat an und nahm mir vor, ihn zu befolgen.
Bis ich Louis zusammen mit Eleanor entdeckte. Sie unterhielten sich angeregt miteinander, aber sie waren zu weit weg, um zu hören was sie sagten. Doch was mehr als offensichtlich war, war das Eleanor mit ihm flirtete. Wie sie ihn mit ihren falschen Wimpern zuzwinkerte. Ich könnte kotzen. Eifersucht machte sich in mir breit. Anscheinend vertraute Louis Eleanor mehr als mir.
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