Kapitel 19

Ein lautes Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Warum klingelte mein Wecker? Es war doch Wochenende. Schlaftrunken tastete ich nach meinem Wecker, doch das laute Geräusch wollte nicht aufhören. Mit Mühe schlug ich die Augen auf. Es war nicht mein Wecker, der mich geweckt hatte, sondern der Klingelton meines Handys. Wer rief den so früh schon an? Mein Blick fiel auf das Stück Stoff, das neben mir lag. Louis Jacke. Mit einem Schlag war ich wach und griff nach meinem Handy. Ich war enttäuscht, als ich nicht Louis Namen auf dem Display sah, sondern Nialls. Dennoch nahm ich den Anruf entgegen und sofort ertönte Nialls Stimme.

„Hey, Harry. Wie geht's dir? Wann wollen wir uns denn heute treffen?" Mit einem Stöhnen ließ ich mich zurück auf mein Bett fallen. Deswegen rief er so früh an? „Harry? Bist du noch dran?" Zu mehr als einem müden „Mhm..." war ich nicht in der Lage. „Kannst du mir mal antworten?" nörgelte der Ire. „Bin noch nicht wach." murrte ich in mein Handy. „Es ist 12 Uhr Mittags und du bist müde?" Man konnte Niall seine Belustigung anhören. Dann realisierte ich erst seine Worte. „Was schon 12?" Schnell sah ich auf die Uhr. Tatsächlich. „Kommst du in einer Stunde zum Beachwood Cafe? Ich hab mit Liam ausgemacht, dass wir uns dort treffen." Ich nickte, bis mir einfiel, dass Niall das ja gar nicht sehen konnte. Ich war echt noch nicht wach genug. Schnell antwortete ich „Klar, bis dann." und legte auf.

Ich griff nach Louis Jacke und musste an gestern Abend denken. Sofort breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Er hatte mich geküsst! Ich seufzte. Es war so schön gewesen mit ihm. Ich hoffte wirklich, dass er sich nicht mehr wie ein Arsch benehmen würde. Das könnte ich wahrscheinlich nicht verkraften, zu sehr war ich ihm schon verfallen. Ich konnte nichts dagegen tun. Er hatte etwas an sich, dem ich nicht widerstehen konnte.

Meine Gedanken an Louis lenkten mich ab und als ich auf die Uhr sah, erschrak ich. Noch eine halbe Stunde bis ich im Cafe sein musste. Schnell sprang ich auf und lief ins Badezimmer. Ich duschte in Rekordgeschwindigkeit und griff dann wahllos eine Jeans und ein T-shirt aus meinem Schrank. Während ich schon dabei war, das Haus zu verlassen, rief ich Gemma noch zu, dass ich mich mit Niall und Liam traf.

Obwohl ich mich so beeilt hatte, kam ich doch 10 Minuten zu spät. Ich betrat das Beachwood Cafe und sah mich suchend um. Schließlich entdeckte ich meine beiden Freunde an einem Tisch am Fenster. Ich lief auf sie zu und ließ mich auf den freien Stuhl neben Liam fallen.

„Da bist du ja endlich." begrüßte mich Niall. „Wenn du mich aufweckst, bist du selbst schuld." entgegnete ich nur. Warum mussten wir uns auch so früh treffen? Nachmittag hätte meiner Meinung nach völlig gereicht. „Wie geht's dir so? Irgendwas Neues?" sprach der Ire weiter. „Warum immer ich? Erzählt ihr doch mal was." beschwerte ich mich. Doch konnte ich nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich. Schon wieder musste ich an gestern denken.

Bevor Niall weiter fragen konnte, kam die Bedienung. Ich bestellte mir einen extra großen Kaffee, während die anderen beiden um Milchshakes baten. Wir mussten nicht lange auf unsere Bestellung warten und als mein Kaffee vor mir abgestellt wurde, nahm ich einen großen Schluck. Was würde ich nur ohne dieses tolle Getränk machen?

Doch natürlich hatte Niall seine Frage nicht vergessen. „Warum hast du gerade so gegrinst?" „Wie war der Tag mit deinem Onkel?" stellte ich eine Gegenfrage, in der Hoffnung er würde sich ablenken lassen. Ich wollte nicht immer der einzige sein, der etwas erzählte. Niall und Liam berichteten mir nie, was in ihrem Leben so passierte. „Harry, glaubst du wirklich ich lasse mich so leicht vom Thema ablenken?" Ich stöhnte genervt auf. „Warum erzählt ihr beiden nie etwas?" Grinsend sah Liam mich an. „Weil dein Leben viel spannender ist."

Ich gab mich geschlagen. Sie würden mich so lange nerven, bis ich es ihnen erzählte. Ich fing mit dem Streit am Freitag an und wie wir uns versöhnt hatten. Dann machte ich weiter mit seinem Gesang am Samstag Abend und ich konnte es mir nicht verkneifen, von seiner tollen Stimme zu schwärmen. Von unserem gemeinsamen Nachhauseweg gab ich aber keine Details preis. Doch die grobe Zusammenfassung schien den beiden schon zu reichen, da sie nicht weiter nachfragten.

Als ich meine Erzählung beendete, hatte ich ein breites Lächeln im Gesicht. Doch dann bemerkte ich Nialls aufgebrachten Blick. „Du darfst dich nicht so von Louis täuschen lassen, Harry!" Warte, war das gerade sein Ernst? Jedoch fuhr er fort, bevor ich etwas sagen konnte. „Er hat dir überhaupt keine Antworten gegeben. Er wird dich wieder enttäuschen." Ich war empört. „Ich dachte ihr würdet euch für mich freuen?" Niall setzte zu einer Antwort an, doch Liam unterbrach ihn. „Natürlich freuen wir uns für dich, aber was Niall meint ist, dass du vorsichtig sein sollst. Wir wollen nur nicht, dass du verletzt wirst."

„Er wird mich aber nicht verletzten! Er war so aufmerksam und lieb, einfach so anders als sonst." verteidigte ich Louis, doch Nialls Worte hatten Zweifel in mir geweckt. „Ich glaub einfach nicht, dass er das tun würde." Zum Ende hin wurde ich immer leiser. Was wenn es doch stimmte und er mich in der Schule einfach wieder ignorieren würde? Das hatte er bisher immer. Was wenn ich für ihn einfach nur das Mittel zum Zweck war, damit er den Job bekam?

Niall hatte bemerkt, was seine Worte in mir ausgelöst hatten. „Tut mir leid, Harry. Das war nicht fair und natürlich freue ich mich, aber ich mache mir halt Sorgen." „Schon okay." meinte ich bloß, doch meine Laune blieb getrübt. Einerseits war alles so perfekt gewesen, dass ich nicht glauben konnte, dass er mich verletzen würde. Aber andererseits bekam ich Nialls Worte nicht mehr aus dem Kopf. Es tat weh, mir vorzustellen, dass das alles einmalig war und er mich wieder ignorieren würde.

Niall hatte irgendwann angefangen von der Zeit mit seinem Onkel zu erzählen. Ich war froh darüber, da das Thema Louis so erst einmal beendet war. Meine Gedanken konnte ich aber nicht davon abhalten, weiter darüber nachzudenken.

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