Kapitel 17

Es war Samstag und eigentlich könnte ich ausschlafen, doch dazu war ich viel zu aufgeregt. Ich lag im Bett, jedoch war ich hellwach. Heute Abend würde ich Louis zum ersten Mal singen hören. Ich zweifelte nicht daran, dass es sich schön anhören würde, doch trotzdem war ich etwas nervös. Kurz ertappte ich mich dabei, daran zu denken, wie es wäre ihn noch einmal zu küssen. Doch diesen Gedanken schob ich schnell beiseite. Ich konnte darauf verzichten, dass alles wieder kompliziert wurde und das würde es durch einen Kuss definitiv.

Stattdessen entschied ich mich dazu, schon einmal Frühstück für meine Mum und Gemma zu machen. Am Wochenende frühstückten wir immer gemeinsam, da Mum erst Nachmittags zur Arbeit musste. Ich summte gut gelaunt vor mich hin, während ich den Tisch deckte. Gerade als ich dabei war Kaffee zu kochen, betrat meine Schwester die Küche. Sie warf mir einen überraschten Blick zu, da es ungewöhnlich für mich war, um diese Uhrzeit schon wach zu sein. Ich war eigentlich Langschläfer und vor 11 Uhr bekam mich niemand aus dem Bett.

Ungefähr eine Viertelstunde später, setzte sich auch Mum zu uns. Ich hoffte einfach, dass sie nicht nach Louis fragen würde. Nachdem er gestern gegangen war, hatte sie eine Ewigkeit versucht herauszubekommen, weswegen wir uns gestritten hatten. Ich wollte sie nicht anlügen, aber ihr die Wahrheit zu erzählen, kam auch nicht in Frage. Also hatte ich mich so schnell wie möglich verabschiedet, um mich irgendwie aus der Situation herauszuwinden. Doch sie blieb skeptisch.

Ich war gerade dabei meine Semmel zu bestreichen, da kam das unerwünschte Thema erneut auf. „Warum haben du und Louis euch gestern so angeschrien?" fragte meine Mum. Ich erstarrte. Erst jetzt kam es mir in den Sinn, dass sie vielleicht Teile des Gesprächs mitbekommen hatte. Wir hatten beide ja nicht gerade leise diskutiert. „Ich habe nicht gehört worum es ging, aber ihr habt sehr laut gestritten." Ich atmete erleichtert auf. Anscheinend hatte sie den Inhalt unseres Streits nicht belauschen können. Doch stattdessen war jetzt auch Gemmas Interesse geweckt.

„Was war denn mit Louis?" fragte sie scheinheilig. Sie wusste wie ungern ich darüber sprach. Um also nicht antworten zu müssen, biss ich schnell von meiner Semmel ab. Doch an meiner Stelle beantwortete nun Mum ihre Frage. „Louis war gestern im Restaurant wegen dem Job. Dann haben er und Harry sich gestritten, aber sie konnten anscheinend alles klären." Gemma wirkte erstaunt. „Du und Louis habt es geschafft alles zu klären? Dass ihr das schafft, hätte ich nicht gedacht, so wie ihr euch anstellt." Ich sah sie nur warnend an. Ich wollte nicht, dass gleich noch mehr Fragen gestellt wurden.

„Können wir bitte aufhören darüber zu sprechen, das ist eine Sache zwischen Louis und mir." bat ich schließlich. Ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich aufhören würden, doch tatsächlich akzeptierten es beide. Meine Schwester konnte es sich aber nicht verkneifen, mir noch einen anzüglichen Blick zuzuwerfen.

Seit einer halben Stunde hatte das Restaurant geöffnet. Eigentlich hatte meine Mum gesagt, ich sollte auch mal wieder etwas anderes machen, als im Restaurant zu arbeiten, doch ich wollte unbedingt Louis singen hören. Ich konnte mich allerdings überhaupt nicht auf das Arbeiten konzentrieren. Immer wieder vertauschte ich Bestellungen, weil ich von meinen Gedanken an Louis abgelenkt wurde. Das ging schließlich so weit, dass ich nicht mehr helfen durfte. Stattdessen wartete ich vor der Türe auf Louis. Eigentlich war es unnötig, da er sowieso wusste, wo er hin musste, doch ich hatte nichts besseres zu tun. Alle paar Sekunden sah ich auf die Uhr. In weniger als zehn Minuten wollte er hier sein. Würde es komisch zwischen uns sein? Wie würde er sich mir gegenüber verhalten? Es war lächerlich sich so viele Gedanken zu machen, doch ich konnte es nicht abschalten.

Einige Minuten später konnte ich endlich Louis sehen, der auf mich zu kam. Zur Begrüßung schenkte er mir ein ehrliches Lächeln, welches ich erwiderte. Zusammen gingen wir ins Restaurant und schlugen den Weg zum Büro ein. Er hatte eine Gitarre dabei, die er vorsichtig aus der Tasche nahm. Ich beobachtete, wie er anfing sie zu stimmen. Er sah aus, als wäre er in seiner eigenen Welt, wie er immer wieder an den Seiten zupfte. Ich musste lächeln, bei diesem friedlichen Anblick.

Auf einmal räusperte sich Louis. Schnell wand ich meinen Blick von ihm ab und ich konnte spüren wie ich ein wenig rot wurde. Es war mir peinlich, dass er mich beim Starren erwischt hatte. „Fertig?" fragte ich schnell, um davon abzulenken. Als er nickte, wollte ich schon das Büro verlassen, doch er hielt mich zurück. „Harry, ..." fing er an, doch er unterbrach sich selbst mit einem Kopfschütteln und statt weiterzusprechen, drückte er sich an mir vorbei.

Was war das denn? Was er wohl gerade sagen wollte? Ich schob meine Gedanken beiseite und folgte ihm schnell in die Gaststube. Als ich diese betrat, nahm er gerade auf einer kleinen Erhöhung Platz. Einige Gäste sahen ihn neugierig an, doch noch hatten ihn nicht alle bemerkt. Louis sah etwas unsicher aus, als er seinen Blick über die Menschen schweifen ließ. Einen Moment sammelte er sich, dann fing er an zu spielen.

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