Kapitel 14

Seit Schulschluss lag ich auf meinem Bett und starrte wieder einmal Löcher in die Luft. Noch immer hallten die vier Worte in meinem Kopf. Ich bin ihm egal. Ich bin ihm egal. Ich bin ihm egal. Immer und immer wieder und es wollte nicht aufhören. Irgendwann war ich dazu übergegangen, mir vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn Louis mich so küssen würde, wie er sie geküsst hatte. Das trug aber auch nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte. Eher im Gegenteil.

Genervt stöhnte ich auf. Es brachte überhaupt nichts, darüber nachzudenken. Doch das sollte mal jemand meinem Kopf sagen. Ich schaffte es einfach nicht, die Gedanken an Louis abzustellen. Ich stand auf. Irgendwas musste ich tun um mich abzulenken. Da fiel mir meine Ausrede wieder ein. Im Restaurant helfen, das war eine gute Ablenkung. Dabei muss ich mit niemanden reden, der mich ständig fragen würde was los sei und gleichzeitig könnte ich meiner Mum ein wenig Arbeit abnehmen.

Ich machte mich also auf den Weg und schon kurze Zeit später konnte ich das Restaurant sehen. Es befand sich in einem roten Backsteinhaus, das schon etwas älter aber trotzdem gut instand war. Als ich durch die Eingangstür trat, roch ich sofort den Geruch nach leckerem Essen. Ich sah mich kurz um. Es waren noch nicht viele Gäste da, die an den Tischen saßen. Meist wurde es erst gegen Abend voller.

Schnell durchquerte ich den Raum, um zu einer unscheinbaren Tür mit der Aufschrift „Nur für Personal" zu gelangen. Ich drückte die Türklinke herunter. Es war nicht abgeschlossen und ich betrat den Raum. In der Mitte des Zimmers stand ein großer Schreibtisch, an dem meine Mum arbeitete. Sie war so vertieft in einen Haufen Unterlagen der vor ihr lag, dass sie mich erst bemerkte, als die Tür hinter mir laut ins Schloss fiel.

Erschrocken sah sie auf, doch als sie mich erblickte wirkte sie verwirrt. „Harry? Was machst du denn hier?" Grinsend antwortete ich „Darf ich nicht herkommen, um dir zu helfen?" „Du und helfen? Was willst du wirklich?" Gespielt empört sah ich sie an „Darf ich nicht helfen?" Meine Mum lachte daraufhin nur und schob mir einen Stapel Papier zu. „Du darfst gerne meine Unterlagen sortieren, dann kann ich endlich die Lieferung von heute Morgen einräumen." Mit diesen Worten stand sie auf und flüchtete aus dem Raum.

Papierkram war noch nie ihr Ding gewesen, viel lieber kreierte sie neue Rezepte, stellte Speisekarten zusammen oder kochte für die Gäste. Aber das gehörte nun einmal zu einem eigenen Restaurant dazu. Etwa zwei Stunden verbrachte ich damit, Akten und Dokumente zu ordnen und abzuheften. Es erforderte meine gesamte Konzentration, worüber ich auch wirklich froh war. So kam ich wenigstens nicht in Versuchung über Louis nachzudenken.

Auch die nächsten Tage hatte ich viel im Restaurant geholfen. Manchmal machte ich Papierkram und ab und zu kellnerte ich auch. Dadurch hatte ich wenig Zeit für Niall und Liam. Wir sahen uns nur noch in den Pausen, aber da war die Stimmung zwischen uns auch sehr angespannt.

Deshalb befand ich mich gerade auf dem Weg zu Liams Haus, da ich mich dort mit den beiden treffen wollte, um mich bei ihnen zu entschuldigen. Nervös drückte ich auf die Klingel. Wer wusste, ob sie überhaupt weiter mit mir befreundet sein wollten. Wir kannten uns ja schließlich erst seit kurzem. Ich konnte mich nicht einfach entschuldigen und dann erwarten, dass sie einfach vergaßen, wie sehr ich unsere Freundschaft vernachlässigt hatte.

Liam öffnete mir die Tür und ich betrat das Haus. Als ich sein Zimmer betrat, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Niall saß auf Liams Bett, mit der Hand in einer großen Chipstüte. Ich begrüßte ihn kurz, dann setzten wir uns neben ihn. Ich sah beide einen Moment an und begann dann zu reden. „Es tut mir wirklich leid, dass ich die letzten Tage so abweisend war und so wenig Zeit für euch hatte. Ich hab einfach ein bisschen Zeit gebraucht, um meine Gedanken zu sortieren." „Wegen Louis?" kam es wie aus der Pistole geschossen von dem Iren. „Niall, sei doch ein wenig einfühlsamer!" tadelte Liam ihn und fügte dann noch hinzu „Ist okay, Harry. Wir nehmen dir das nicht übel, jeder brauch mal Zeit für sich." Ich war wirklich erleichtert, dass sie nicht sauer auf mich waren. Die beiden waren echt tolle Freunde und ich konnte mich glücklich schätzen sie zu haben.

Plötzlich schrie Niall „Gruppenkuscheln!" und zog Liam und mich in eine Umarmung. Etwas überfordert erwiderte ich die Umarmung, doch fühlte ich mich in diesem Moment befreit. Es tat gut mal wieder Zeit mit Freunden zu verbringen.

Ich wusste nicht warum es mir so viel ausmachte, über Louis zu sprechen. Es war einfach kompliziert und ich wusste nicht einmal was ich selbst dachte oder fühlte. Da fiel es mir eben schwer mit anderen darüber zu sprechen.

Aber mir war klar, dass ich Niall und Liam irgendwann erzählen musste was passiert war. Der Ire war viel zu neugierig, als das er lange warten würde, mich erneut zu fragen. Aber zumindest musste ich es nicht sofort machen, sondern konnte den Rest des Tages entspannt mit ihnen verbringen.

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