Kapitel 11

Ich schlug das Essen meiner Schwester nicht aus und setzte mich zu ihr an den Küchentisch. „Ihr hattet wohl eine Menge Spaß.“ stellte Gem während des Essens fest. „Ja, die beiden sind echt tolle Freunde.“ „Ich freue mich wirklich für dich, Harry.“ fügte sie dann noch hinzu. „Danke Gem.“ Ich war echt froh, so ein gutes Verhältnis zu meiner Schwester zu haben.

„Wie war dein Tag?“ wollte ich nun von ihr wissen. „Wie immer halt. Nichts spannendes.“ doch der Ton ihrer Stimme verriet ihre Lüge. „Okay, was ist passiert?“ fragte ich nach. Als hätte sie nur auf diese Frage gewartet, fing sie an zu erzählen. „Da war dieser Junge. Er ist auf dem Flur in mich hinein gelaufen, aber dann hat er nach meiner Nummer gefragt. Er heißt Nick und sieht wirklich gut aus. Aber das Beste ist, er wollte mir heute noch schreiben!“ Ich musste lachen, als sie anfing zu quietschen.

Doch schnell wurde sie wieder ernst. „Aber jetzt zu dir mein lieber Bruder!“ „Oh nein! Nicht schon wieder.“ murmelte ich, aber sie hörte es trotzdem. „Warum schon wieder?“ „Was glaubst du, weswegen Niall und Liam hier waren?“ meinte ich nur sarkastisch. „Die beiden werden mir immer sympathischer.“ lachte Gemma.

Nach einem auffordernden Blick von meiner Schwester, fing ich an zu erklären. Zuerst stellte ich richtig, dass die Nummer von keinem Mädchen, sondern von Louis war. Sie war sich wirklich sicher gewesen mit ihrer Theorie, umso erstaunter sah sie mich jetzt an. Doch statt mich zu unterbrechen, lies sie mich einfach weiter erzählen. Ich glaube sie war froh, dieses Mal nicht jede Information einzeln aus mir herausquetschen zu müssen.

Ich machte weiter mit dem Einbruch, der Begegnung auf dem Friedhof und den weiteren Begegnungen im Park. Auch den Kuss und das Notizbuch lies ich nicht aus. „Es ist einfach alles so verwirrend. Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie.“ endete ich schließlich.

Gemma sah mich nur sprachlos an. „Bitte sag irgendwas. Ich brauche deinen Rat.“ bat ich sie, um sie aus ihrer Starre zu holen. „Warte kurz, ich muss das erst einmal verarbeiten.“ Die Stille, die daraufhin zwischen uns herrschte, war unerträglich. Ich sah nervös zu meiner Schwester, während ich unruhig auf meinem Stuhl herum rutschte.

„Okay...“ fing Gem endlich an zu sprechen, doch es folgte eine lange Pause. Ich wurde immer nervöser. Was wenn sie Louis wegen dem Einbruch anzeigen wollte? War es ein Fehler gewesen, ihr davon zu erzählen? Augenblicklich fing ich an mich über mich selbst zu ärgern. Ich wollte mir doch keine Sorgen mehr um ihn machen! Warum wollte ich ihm helfen und ihn beschützen. Er würde so etwas ja auch nicht für mich machen.

„Also, ein fremder Junge ist hier eingebrochen, aber statt die Polizei zu rufen, versuchst du ihm zu helfen?“ fasste Gemma in einem Satz meine Situation zusammen. „Wenn du das so sagst, hört es sich total lächerlich an.“ protestierte ich. „Ja, weil es auch ziemlich verrückt ist!“

„Also denkst du ich soll ihn einfach in Ruhe lassen?“ fragte ich, doch schnell widersprach mir meine Schwester. „Nein, ich denke du solltest auf dein Herz hören.“ „Das ist dumm, Gem. Das hilft mir auch nicht weiter!“ „Doch ich glaube schon.“ berichtigte sie mich. Ich wollte erneut protestieren, doch da unterbrach sie mich. „Ist er dir wichtig? Willst du ihm denn helfen?“ wollte sie wissen. „Ja, ich möchte ihm helfen, aber ich weiß noch nicht einmal, wieso ich das will.“ Langsam fing ich an zu verzweifeln. Das brachte doch alles nichts.

„Die Liebe lässt einen unerklärliche Dinge tun.“ Was sollte das denn jetzt schon wieder bedeuten? „Kannst du mir nicht einen leicht verständlichen Ratschlag geben? Es ist sowieso schon alles viel zu kompliziert.“ bat ich.

„Wenn er genauso gut singen kann, wie er Songs schreibt, dann kannst du ihm ja vorschlagen in Mums Restaurant aufzutreten. Aber du darfst nicht vergessen, dass du ihn nicht zwingen kannst deine Hilfe anzunehmen. Das muss er alleine schaffen.“

Gemma war vor gut einer viertel Stunde in ihr Zimmer gegangen, um mit Nick zu schreiben. Ich hingegen saß immer noch im Wohnzimmer, wo ich auf Mum wartete. Ich wollte sie fragen, ob sie mit der Idee, Louis auftreten zu lassen, einverstanden war.

Ich sah das gefühlt 30. Mal auf die Uhr, als ich endlich das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels hörte. Sofort sprang ich auf, als meine Mum das Zimmer betrat.

„Kann Louis im Restaurant singen?“ fiel ich sofort mit der Tür ins Haus. „Wer ist Louis und warum will er dort singen?“ fragte sie sichtlich verwirrt. „Er geht auf meine Schule und er sucht einen Job.“ flunkerte ich ein wenig. Sie schien immer noch unsicher, was sie von meiner oder eher gesagt Gemmas Idee halten sollte. „Er schreibt auch selbst Lieder und bestimmt würde Livemusik mehr Gäste anlocken.“ versuchte ich sie zu überzeugen.

Noch immer schien sie nicht ganz überzeugt, aber nach meinem überzeugendsten Hundeblick gab sie schließlich nach. „Okay, er kann ja einmal dort singen und wenn es gut ankommt, dann schauen wir weiter.“ Dankend viel ich ihr um den Hals. Das einzige was jetzt noch schief gehen konnte, war das Louis nicht einmal auftreten wollte.

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