25

Kurz nachdem Jimin wieder angefangen hatte zu weinen, hörte er, dass das Schloss seiner Tür betätigt wurde.

Die Wohnungstür ging auf und wurde direkt danach wieder zugemacht, bevor ein abgehetzter Yoongi durch die Wohnung lief und nach Jimin rief.

Als er im Bad ankam und Jimin in der Badewanne mit dem ganzen Blut entdeckt hatte, blieb er erstmal geschockt im Türrahmen stehen.

Doch der schwarz Haarige fing sich schnell wieder und stürzte auf Jimin zu. Er kniete sich neben die Badewanne.

Pures Entsetzen stand in seinem Gesicht geschrieben.

"Jimin?", flüsterte er.

Der Jüngere drehte langsam seinen Kopf zu Yoongi, während einzelne Tränen seine Wangen herunter liefen.

Er schien erst jetzt zu bemerken, dass Yoongi da war. Und als er Yoongi erblickte, war es, als würde seine Welt nur noch mehr zusammenbrechen und sich gleichzeitig auch wieder zusammensetzen. Dass Yoongi hier war, fühlte sich für Jimin an, als würden winzige Sonnenstrahlen sich den Weg durch die Trümmer einer Ruine bahnen.

In seinen geschwollenen Augen war nun ein Ausdruck von Schreck zu erkennen.

"Yoongi, sieh mich nicht an!", sagte Jimin mit brüchige Stimme und sein Gesichtsausdruck wurde ängstlich.

"Bitte, dreh dich weg", flüsterte der Orange Haarige unter Tränen.

Jimin wollte nicht, dass Yoongi das zu Gesicht bekam. Er hatte nach wie vor Angst, dass Yoongi dann überhaupt nichts mehr von ihm wissen wollte.

Doch in Yoongis Augen war Unverständnis getreten.

"Ich werde mich nicht weg drehen", sagte Yoongi leise und sah Jimin in die panischen Augen.

"Ich will aber nicht, dass du das siehst", flüsterte Jimin und wandte seinen Kopf ab.

Yoongi legte eine Hand auf Jimins Kopf und strich dann beruhigend darüber.

"Jimin, es wird alles gut", sagte Yoongi mit ruhiger Stimme.

Er konnte spüren, dass Jimin leicht zitterte.

Yoongi wandte kurz den Blick von Jimins Gesicht ab und betrachtete dessen blutverschmierten Arm. Schon bei dem Anblick tat alles in Yoongis Herz weh.

Die Wunden hatten immernoch nicht aufgehört zu bluten. Wer weiss, wie oft der Jüngere die Klinge, die jetzt blutig neben Jimin in der Wanne lag, verwendet hatte.

"Jimin, sag mir wo du Verbandszeug hast", sagte Yoongi mit drängender Stimme.

Jimin deutete nur leicht auf einen Schrank, der auf der anderen Badseite stand.

Sofort erhob sich Yoongi und holte alles was nötig war.

Als er sich wieder zu Jimin an die Badewanne gesetzt hatte, nahm er das Gesicht des Jüngeren in beide Hände und drehte es zu sich.

Jimin sah Yoongi mit verweinten Augen an.

Währenddessen strich der Ältere mit seinen Daumen die restlichen Tränen von Jimins Wangen.

"Es ist alles gut, ich bin da", flüsterte Yoongi.

Nachdem er Jimin noch eine Weile betrachtet hatte, nahm er vorsichtig dessen Handgelenk und legte behutsam den verletzten Arm auf den Rand der Badewanne.

Dann begann Yoongi vorsichtig den Arm zu verbinden.

Als er fertig war, legte er seinen Blick wieder auf Jimin, der den Älteren mit Angst in den Augen ansah.

"Komm erstmal aus dieser Badewanne raus", sagte Yoongi leise und Jimin nickte nur.

Als Jimin versuchte aufzustehen, gaben jedoch seine Beine nach.
Yoongi hatte es bemerkt und half dem Jüngeren wortlos aus der Wanne.

"Deine Tshirt ist voller Blut", bemerkte Yoongi und Jimin nickte erneut.

Während Jimin sich ein neues Tshirt anzog, wartete Yoongi im Wohnzimmer.

Als der Jüngere dann wieder kam, sah er schon etwas besser aus. Und er hatte einen neuen Pullover an.

"Trägst du deswegen nur Pullover?", fragte Yoongi vorsichtig und deutete damit auf die Narben an Jimins Armen an.

Jimin nickte langsam.

"Und jetzt, wo du das alles gesehen hast, findest du mich bestimmt krank oder du ekelst dich vor mir", sagte Jimin mit einem traurigen Lächeln und sah auf den Boden.

Als Jimin keine Antwort bekam, hob er seinen Blick um Yoongi anzusehen, der entsetzt zurück starrte.

"Denkst du das wirklich, Jimin?"

Jimin konnte Yoongi nicht ins Gesicht schauen und sah deshalb wieder auf den Boden, bevor er nickte.

Und eher er es sich versah, spürte er zwei Arme, die sich um seinen Körper schlangen.

"Du bist so ein Idiot Jimin", sagte Yoongi leise.

"Das, was du da mit deinen Armen gemacht hast, wird einen Grund gehabt haben. Der Grund geht mich auch nichts an, aber du machst sowas nicht einfach so", Yoongi machte eine kurze Pause.

"Als ich dich vorhin dort in der Badewanne gesehen habe, mit deinen blutenden Armen... da hab ich gemerkt, dass ich es hasse, wenn du dir selbst weh tust. Du sollst dich nicht selbst verletzen. Aber dennoch ist das nunmal ein Teil von dir. Es gehört dazu und nur deswegen mag ich dich doch nicht weniger. Du bist du Jimin."

Yoongi merkte, wie Jimins Körper zitterte und kurz darauf hörte er ein Schluchzen.

Jimin weinte.

"Hey Chimchim, was ist denn los?"
Yoongi wusste nicht, warum Jimin erneut weinte.

"Hyung, du magst mich also immernoch?"

"Natürlich"

"Und du verlässt mich auch nicht?"

"Jimin, ich werde dich niemals verlassen"

"Verspricht du es mir?"

"Ich verspreche es dir. Ich schwöre auf die Mochis in meinem Kühlschrank."

Yoongi konnte ein leises Lachen vernehmen.

"Ich verstehe immernoch nicht, warum du sie im Kühlschrank aufbewahrst", sagte Jimin während er sich von Yoongi löste.

Der schwarz Haarige zuckte nur mit den Schultern und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Jimin räusperte sich.

"Woher wusstest du eigentlich...?", fragte Jimin vorsichtig und sah Yoongi von der Seite an.

"Jin hat mir geschrieben und mich gebeten, nach dir zu sehen, weil er es selbst nicht machen konnte, weil er arbeiten war. Ich hab einfach den Schlüssel geholt und bin so schnell hergekommen wie ich konnte."

Yoongi fuhr sich durch seine schwarzen Haare und sah Jimin dann in die Augen.

"Ich hatte wirklich Angst, dass ich zu spät kommen würde", gab Yoongi leise zu und Jimin wandte erneut seinen Blick ab.

"Es tut mir leid, ich wollte dir keine Sorgen bereiten", sagte der Jüngere leise.

Yoongi stand auf und kam auf Jimin zu.

"Mir Sorgen bereiten? Ich hatte höllische Angst um dich. Wenn ich dich tot gefunden hätte, hätte ich mir das nie verziehen", sagte Yoongi aufgebracht.

Als Jimin nichts erwiderte, redete der Ältere einfach weiter.

"Warum hast du nicht einfach geschrieben oder was auch immer? Hast du so wenig Vertrauen in mich? Denkst du ich hätte dich hängen gelassen?"

An Yoongis Stimme konnte man erkennen, dass er aufgewühlt war. Durch die Angst um Jimin und den Stress, war er durcheinander und wusste nicht, was er jetzt machen sollte.

"Das ist es nicht", gab Jimin leise zu und konnte Yoongi nach wie vor nicht anschauen.

"Was ist es dann? Rede endlich mit mir! Du hättest dich beinahe umgebracht, findest du nicht, dass du mir endlich sagen solltest, wie es dir wirklich geht und warum du beinahe den Löffel abgegeben hättest?", Yoongis Stimme war lauter als beabsichtigt.

Endlich sah Jimin ihm in die Augen.

"Ich kann es dir nicht sagen, akzeptiere das einfach!", sagte Jimin nun auch lauter als beabsichtigt.

Yoongi blinzelte ihn verwirrt und ungläubig an. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet.

Jimin währenddessen fühlte sich mehr als schlecht. Er wollte Yoongi so gerne erzählen, was los war, aber er konnte nicht, denn immerhin ging es ja um Yoongi. Außerdem war dort nach wie vor die Angst, dass Yoongi es abstoßend finden würde, wenn er wüsste, dass Jimin Männer mag.

Yoongi seufzte, bevor er Jimin entschuldigend ansah.

"Chimchim, wenn du es mir nicht erzählen kannst, dann erzähle es bitte jemand anderen. Erzähle es irgendwem, denn ich möchte dich nie wieder in dieser Verfassung sehen. Als ich dich so verloren in der Badewanne gefunden habe, tat alles in mir weh. Verstehst du das? Du darfst sowas nie wieder machen, ich flehe dich an", sagte Yoongi und Jimin konnte Trauer und Schmerz in den Augen des Älteren lesen.

Was war denn mit Yoongi los? Er zeigte sonst nie so offen seine Gefühle.

Der traurige Ausdruck in Yoongis Augen jagte einen Schmerz durch Jimins Herz.

Yoongi kam auf Jimin zu und nahm den Jüngeren erneut in den Arm.

"Bitte finde eine Person, mit der du darüber reden kannst. Reden ist wichtig. Und selbst wenn nicht ich diese Person bin, dann rede trotzdem mit jemanden darüber. Und auch, wenn ich nicht weiss, warum es dir heute so schlecht ging, werde ich darauf achten, dass soetwas nie wieder passiert.
Selbst wenn du nicht mit mir darüber reden kannst, bin ich immer für dich da, Chimchim."

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