77. Home again


Der Polizist, welcher meine Anzeige gegen Mako und Carlos aufgenommen hatte, schickte sofort Suchstaffeln zu dem alten Fabrikgebäude. Dann kümmerte er sich um mich. "Luna, es freut mich, Sie kennenzulernen. Wir haben weitere Informationen über Ihr Verschwinden. Sie waren ingesamt fünf Tage verschollen, übermorgen bereits findet das Finale im Maracana statt. Ihr Gegner wird Argentinien sein. Ihr Team befindet sich bereits in Rio de Janeiro. Was die Nachforschungen zu Mako und Carlos angeht, sind wir noch nicht weitergekommen. Jedoch gibt es Beweise, dass sich in der Fabrik bis vor kurze Zeit tatsächlich noch jemand aufgehalten hat." Sofort dachte ich an Damion. War ihm etwas zugestoßen? War er gefunden worden? "Konnten Ihre Männer irgendjemanden in der Fabrik finden?", fragte ich also nach. Der Polizist schüttelte den Kopf. "Nein, es waren keine Personen mehr in dem Gebäude. Wir gehen davon aus, dass sie von Ihrer Flucht mitbekommen haben und ebenfalls geflohen sind.

"Ich schlage vor, ich bringe Sie nun zu Ihrem Team." Der Beamte führte mich zu einem der Autos und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und der Beamte fuhr in einer rasenden Geschwindigkeit über meine geliebte BR-040 direkt nach Rio de Janeiro. "Sie sollten vielleicht wissen, dass Senior Dunga der einzige ist, der über Ihr Auftauchen im Bilde ist. Eine Überraschung wäre für ihre Teammitglieder doch bestimmt schön. Meines Wissens nach befinden sie sich alle an der Copacabana, auch wenn Senior Dunga es Ihnen ausdrücklich verboten hat. Das ist aber eine gute Gelegenheit für Sie, eine Überraschung zu planen." Der Polizeibeamte lächelte mich vielsagend an und ich bedankte mich mehrmals, bevor ich ausstieg. Die Sonne knallte auf den Asphalt, und ich hob meine Arme vor die Augen, so sehr blendete es mich. Vor dem Haupteingang konnte ich viele Papparazzis erkennen und ich war sehr froh, dass mich der nette Polizist vor dem Hintereingang abgesetzt hatte.

Mit zögerlichen Schritten betrat ich das zehnstöckige Gebäude und kam an eine kleinere Rezeption. Eine Frau, vermutlich Mitte 50, mit strengem blonden Dutt, starrte mich böse an, als wolle sie mich verscheuchen. "Hallo M'am, mein Name ist Luna Santos. Mein Trainer, Carlos Dunga hat mir ein Zimmer gebucht, welches ich nun gerne beziehen würde." Die Frau ließ einen kurzen Lacher los und blickte mich erneut mit ihren bösen Augen an, doch als ich ihr meinen vorrübergehenden Personalausweis zeigte, welcher mir von der Polizeistation gegeben wurde, war sie still. "823, im Stock 8. Der Aufzug befindet sich in der Lobby." Sie war immer noch ziemlich unhöflich.

Schnell huschte ich zum Fahrstuhl, denn ich hatte keine Lust, von tausenden Papparazzis fotografiert zu werden. Im Fahrstuhl wählte ich den achten Stock aus und gab die mir vorgegebene Pin-Nummer ein. Im achten Stock öffnete sich der Aufzug wieder und ich stand auf einem langen Gang. Weiß-goldene Türen so weit das Auge reichte. Ich wusste nicht, ob ich links rechts oder den Gang hinter den Fahrstühlen nehmen sollte. Zuerst ging ich hinter den Fahrstühlen entlang und sah dort einen großen Aufenthaltsraum, ein Fitnessstudio, ein kleines SPA und zwei Konferenzräume. Es gab auch eine Bar, was für die Männer ein großer Vorteil sein musste. Hier in diesem Bereich waren aber keine Zimmer. Also ging ich den Gang wieder zurück und bog nach rechts ab. Ich merkte, wie die Zimmernummern sanken und fand auch schnell mein eigenes Zimmer. Mit der Schlüsselkarte öffntete ich die Türe und fand mich in einem großen hellen Raum wieder. Rechts von mir war ein modernes Badezimmer, sogar mit Wanne, und links befand sich ein großer Schrank. Im Zentrum des Zimmers befand sich ein großes modernes Bett und auf der gegenüberliegenden Wand war ein großer Flachbildfernseher. Außerdem hatte ich einen kleinen Tisch und eine Minibar. Als ich die Vorhänge aufzog, schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich hatte einen kleinen Balkon mit milchigem Geländer und zwei Stühlen. Neben mir waren die Balkone der anderen Zimmer durch Querstreben von mir abgetrennt. Ich hatte einen grandiosen Blick über die Bucht.

Plötzlich klopfte es. Ich ging zur Türe und öffnete diese. Vor mir stand Dunga, der mich fest umarmte. "Luna, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Wir unterhielten uns noch ein bisschen, als Dunga auf die tolle Idee kam, auf der Dachterasse eine Party für die anderen Jungs zu veranstalten. Er rief an der Rezeption an und ließ sie alles aufbauen. Ich erzählte Dunga alles, was passiert war und er hörte mir sorgvoll zu. Auch dass ich weinte, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Er tröstete mich, aber dadurch, dass er es nicht weiter aufspielte, konnte ich mich leichter entspannen.

Als dann die Dachterasse fertig vorbereitet war, machten wir uns auf den Weg nach oben und überlegten, wo ich mich am besten verstecken könnte. Wir kamen zu dem Entschluss, dass ganz witzig wäre, wenn ich unter dem Tisch wäre und hin und wieder jemanden am Bein packen würde. Um sieben Uhr hörte icb dann das Geräusch der offenen Türe und nahm meine Position ein. "Dunga, was soll das hier alles?", fragte jemand, dessen Stimme ich so sehr vermisst hatte. Oscar. "Naja, ich dachte, wir würden feiern, was wir bis jetzt erreicht haben. Wir wissen ja nicht, wie das am Samstag ausgehen wird", log Dunga. Er spielte seine Rolle erstaunlich gut.

"So, da sich jetzt alle hingesetzt haben, könnten wir ja anfangen!", sagte er besonders laut, sodass ich es auch verstehen konnte, "zuerst habe ich ein Menü bestellt. Die Vorspeise ist "Bobó de camarao", dann haben wir "Galinha à Gabrielle com pure de batata-doce" und als Nachspeise "Puddim de leite". Lasst es euch schmecken." Das war mein Zeichen. Ich packte das erste Bein. "Ihh, da hat was mein Bein berührt!!", schrie dani, und ich konnte mein Lachen kaum verkneifen. Ich machte das bei einigen, doch sobald sie unter den Tisch schauten, war ich bereits einige Meter weitergekrabbelt. Beim nächsten Fuß packte ich zu, ohne zu denken. "Hey, wartet, mich hat da auch was berührt. Da muss ja jemand sein, weil solche rauen Hände habe ich noch nie gefühlt. Außer... Ich weiß wer da unter dem Tisch sitzt." Ich konnte hören, wie Oscars Grinsen immer größer wurde. "Das kann nicht sein", meinte Dani daraufhin, "wer soll denn das sein? Luna ist es nicht, sie hatte immer so weiche Hände." "Und wenn sie es doch ist?", unterstützte Marcelo ihn nun, "sie ist die einzige die auf dem Boden rumkriechen würde." "Ich habe es euch doch gesagt", sagte Oscar, als er mich packte und hervorzog.

Als mich die Jungs sahen, verwandelten sich ihre freudigen Mienen in erschrockene Gesichter. "Heilige Scheiße, wie siehst du denn aus?!", rutschte es Dani heraus. Neymar konnte ich in der Gruppe nirgendwo erkennen. Oscar machte ein paar Schritte auf mich zu und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen. Er fuhr über jede Narbe, über jeden Kratzer, über alles, was einfach nicht in mein Gesicht gehörte. Dann umarmte er mich so fest, sodass ich Angst hatte, zu ersticken. Doch anstatt loszulassen, drückte ich ihn genauso eng an mich, wie er mich. Oscar fing an zu weinen, und ich mit ihm. Wir würden uns nicht mehr aus den Augen lassen. Wir waren einfach nur so glücklich, uns wiederzuhaben...

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Was denkt ihr, wo Ney ist? Und wie findet ihr die Reunion?

Das nächste Kapitel kommt am Samstag.

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