5. Das Wiedersehen
"Luna! Aufwachen! Wir haben heute viel vor!"
Müde versteckte ich meinen Kopf unter dem Kissen. "Hä, was denn?", stöhnte ich.
"Mein Bruder hat heute ein Freundschaftsspiel gegen Spanien im Camp Nou. Und wir werden hingehen. Es gibt gleich Frühstück." Genervt nickte ich. Eigentlich hatte ich keine Lust aufzustehen. Es war doch noch viel zu früh...
Ich kämmte meine Haare und ging nach unten in die Küche. "Was soll ich denn für dieses Spiel nacher anziehen?", fragte ich sie während ich mir Milch in die Müslischüssel goss. "Hier, zieh das an und eine Hotpants", sagte sie und hob mir ein Original-Brasilientrikot von Neymar hoch. "Das ziehe ich definitiv nicht an!" Rafa lachte: "Ist ja gut. Wir haben hier bestimmt noch irgendwo eins ohne Schrift, lass mich suchen."
Ich bedankte mich höflich bei ihr. Dann ging ich nach oben und richtete mich. Ich schminkte mich nie und deswegen war ich relativ schnell fertig. Meine Haare band ich zu einem Zopf. Wir stiegen in Rafa's Auto und fuhren los. "Sag mal, du kannst meinen Bruder echt nicht leiden oder?", fragte sie. Ich brauchte eine Weile, um die richtigen Worte zu finden. "Ich liebe seinen Stil, die Art wie er spielt fasziniert mich. Aber seine Persönlichkeit habe ich mir immer total anders vorgestellt. Weniger eingebildet..." Sie schaute mich kurz an, bevor sie ihren Blick wieder auf die Straße warf. "Klar, du hast schon recht, in letzter Zeit ist der Ruhm meinem Bruder ein bisschen über den Kopf gestiegen, aber du hast ihn auch zu einem blöden Zeitpunkt erlebt. Normalerweise ist er nicht so. Du darfst das nicht zu persönlich nehmen. Wenn er wütend ist, sagt er Sachen, die er eigentlich gar nicht so meint." Ich schnaubte verächtlich, denn ich wusste, dass er es zu hundert Prozent ernst gemeint hatte.
Nach einer Stunde kamen wir am Stadion an und wurden direkt in die VIP-Lounge gebracht. Beinahe jeder begrüßte Rafa, aber an mir schien jeder vorbeizuschauen. Der VIP-Bereich war echt cool. Es gab eine große Bar und Sofas vor den riesigen Glasscheiben, durch welche man einen guten Überblick über das Spielfeld hatte. Für eine noch bessere Sicht konnte man weiter auf die bequeme Sessel sitzen.
Die Aufstellungen wurde gerade durchgesagt. Inzwischen saßen Rafa und ich auf diesen Sesseln. Bei dem Namen Neymar Júnior verdrehte ich die Augen, doch als dann der Name Oscar auf dem Bildschirm eingeblendet wurde, blickte ich Rafaella geschockt an, die nur breit grinste. "Rafa, das ist jetzt aber nicht Oscar dos Santos Emboaba Júnior, oder?!" "Doch, genau der!", rief sie. "Omg wie geil! Mein Cousin spielt für Brasilien!", schrie ich und konnte es nicht glauben.
Zur Halbzeit stand es 0:0. Aber Brasilien sollte unbedingt gewinnen!
Neymar schoss zwei Tore in kurzem Abstand. Doch über Neymars Torjubel konnte ich nur lachen. Wer bitte schön tanzte Samba und fühlte sich dabei wie der größte Held auf dem Planeten? Das war doch einfach albern.
Gerade hatte Hulk den Ball, der in zu Oscar spielte, und Oscar versenkte den Ball mit dem rechten Innenspann sicher im Netz. Wir schrien los. Oscar formte ein Herz und zeigte auf mich. Süß!
"Luna lass uns runter in die Kabinen gehen, da ist jetzt bestimmt voll die Party!" "Okay, ich bin dabei", sagte ich zustimmend, jedoch war ich etwas skeptisch. Wir folgten einem Gang hinunter in die Katakomben. Ich war noch nie in den Katakomben gewesen, dementsprechend aufgeregt war ich auch. Rafaella merkte das und zog mich mit. Nach unzähligen Stufen, Türen und verwirrenden Gängen kamen wir an eine große Tür. Energisch klopfte Rafaella an. Etwas später ertönte ein "Herein!" "So jetzt gehts rein. Benimm dich einfach so wie immer und tu so als wär es das normalste auf der Welt."
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und trat hinter Rafa in den Raum. Der Raum sah nett aus. Nicht übertrieben schön oder so, sondern einfach nur nett. Carlos Dunga, der Trainer, kam auf Rafaella zu und sprach mit ihr so laut, dass es wirklich jeder hören konnte. "Hallo Rafaella, schön das du auch mal wieder vorbeischaust. Wen hast du denn hier mitgebracht?" Die Spieler drehten sich um und sahen mich an. Bis jetzt hatte uns noch keiner bemerkt. "Das ist Luna Santos, eine gute Freundin von mir. Ich habe sie zwar erst kennengelernt, aber ich mag sie wirklich." Plötzlich hörte man von den Duschen hinten einen Schrei: "Luna???!!!" Die Stimme klang ziemlich überrascht, war mir aber sehr vertraut. Ich rannte in die Richtung, aus der der Schrei kam und fiel der Person überglücklich um den Hals. "Oscar! Du lebst noch! Verdammt, ich hab dich so vermisst!", rief ich total glücklich. "Ich dich auch, Kleine." Ich umarmte Oscar immer noch fest und genoss es einfach, endlich mal wieder eine Person zu sehen, die ich liebte. "Zur Feier des Tages würde ich dich heute gerne mit zu mir nehmen."
Ich lächelte und drehte mich um, um Rafa Bescheid zu sagen. Alle Spieler, inklusive Trainer und Rafaella schauten uns an. Ich erkannte alle Spieler, aber Neymar stieß heraus. Er sah genervt aus. Alle lachten, sie fanden das wohl extrem lustig. "Schon gut Luna, du kannst ruhig zu Oscar gehen. Ich habe kein Problem damit." "Danke Rafa", bedankte ich mich und machte mich auf den Weg zu den Toiletten. Auf halbem Weg begegnete mir Neymar. "Ah, du hast sogar einen Freund, sehr interessant." Ich wollte gerade antworten, dass Oscar nur mein Cousin war, da war Neymar schon weitergelaufen. Leider...
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