2. Home sweet Home
Plötzlich wurde es hell. Ich öffnete langsam meine Augen. Vor mir stand ein hübsches, braunhaariges Mädchen. Sie fuchtelte mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum.
"Was ist los", fragte ich sie.
Ich bemühte mich, Spanisch zu sprechen, aber ich konnte nur wenige Wörter.
"Schön das du aufwachst. Ich bin Rafaella, aber du kannst mich auch Rafa nennen", stellte sie sich höflich vor. Zum Glück war Spanisch sehr ähnlich zum Portugiesischen und ich konnte erahnen, was die Bedeutung ihrer Sätze war.
Jaaa! Sie hat einen brasilianischen Dialekt! Zum Glück!
Deshalb fragte ich auf portugiesisch:"Bist du Brasilianerin?"
"Ja bin ich. Ich wohne normalerweise in Santos, geboren bin ich aber in Mogi das Cruzes, falls du weißt wo das ist."
"Klaro, ich wohne eigentlich in Rio de Janeiro aber aus ... familiären Gründen bin ich hier. Mein Cousin hat mir die Stadt mal gezeigt, ein Freund von ihm ist da aufgewachsen. Er hat mir viel gezeigt, bevor er nach England gegangen ist. Dort ist er Fußballer geworden."
"Hast du noch Kontakt zu ihm?", wollte Rafa wissen.
"Nein, leider nicht. Der Kontakt ist völlig abgebrochen seit er bei Chelsea spielt."
Rafa begann zu grinsen. Ich fragte mich warum. Sie war sehr interessiert.
"Hast du noch Verwandte? Sie könnten sich Sorgen machen. Vielleicht sollten wir sie kontaktieren."
Schweren Herzens antwortete ich, während ich mich bemühte, nicht loszuweinen: "Ich habe nur noch meinen Vater, und der kämpft gerade selbst um sein Leben."
"Oh tut mir Leid", sagte sie und hob mir die Hand hin.
Dankbar ergriff ich sie und Rafa zog mich hoch.
"Willst du vielleicht was trinken? Einen Kakao oder so? Du bist immer noch so kalt."
Ich nickte und Rafa führte mich in eine Küche. Rafa kam mir bekannt vor. Irgendwoher kannte ich sie! Nur woher?! Als sie mir den Kakao brachte, musterte ich sie genauer, worauf sie mich fragend ansah.
"Ich frage mich gerade, ob wir uns schon mal gesehen haben, ich kenne dich irgendwoher."
Rafa lachte laut auf. Was war jetzt daran bitte schön so witzig? Irritiert schaute ich sie an.
"Es ist nur... Ach egal. Hast du Hunger? Marcela hat Kuchen gebacken." Ich nickte.
Wie ich Kuchen liebe!
Rafa kam mit einer Platte an den Tisch und bot mir an, mir später das Haus zu zeigen. Lächelnd bedankte ich mich. Wir fanden viel über uns heraus, wir sind gleichalt und uns ziemlich ähnlich.
Rafa wollte unbedingt ein Selfie mit mir machen, doch als ich an mir herunterblickte, schüttelte ich den Kopf. Ich trug immer noch den weißen Bademantel, in welchem ich aufgewacht war.
"Okay, wir müssen dir dringend neue Sachen besorgen, du kannst nicht ewig in dem Bademantel rumlaufen", sagte sie, "ich gebe dir kurz was von mir, ich hoffe es ist nicht all zu groß."
"Das wäre echt nett", bedankte ich mich bei ihr.
Etwas später saßen wir gemeinsam in einem Range Rover. "Ist das deiner?", wollte ich wissen.
"Ach was", lachte sie, "der gehört meinem Bruder. Der wäre mir viel zu groß. Ich hab einen blauen Minicooper."
"Du hast einen Bruder?", fragte ich sie erstaunt.
"Ja aber der ist grade in Brasilien."
Sie schaltete das Radio ein, indem spanischer Rap lief. Rafa stieg sofort mit ein, aber ich kannte das Lied nicht.
"Du Rafa? Wie soll ich dir das Geld zurückgeben? Kennst du hier irgendjemanden, der einen Job anbietet?"
"Was redest du Luna? Du musst für gar nichts arbeiten, du wohnst ja schließlich bei uns. Und bezahlen werde ich die Shoppingtour mit der Kreditkarte von meinem Bruder, der merkt das sicher nicht mal, wenn da ein paar hundert Euro fehlen...", sagte sie.
Ich hatte ja keine Ahnung, wie reich ihre Familie sein musste, dass ein paar hundert Euro nicht auffielen, aber wenn das für ihren Bruder okay war, dann sollte ich das auch ausnutzen.
Nach vier Stunden kamen wir vollgepackt am Auto an. "Wir hatten heute echt viel Glück", meinte ich.
"Ja es gab echt viele tolle Sachen."
Sie grinste mich an und fuhr los. Rafaella hatte heute bestimmt 1000€ ausgegeben. Ich fühlte mich schuldig, denn es war ja nicht mein Geld, sondern um genau zu sein, das Geld ihres Bruders, dass er sich bestimmt hart erarbeitet hatte.
'Daheim' ging ich sofort duschen und zog meine neuen Sachen an. Unten saß Rafa mit einer fremden Frau am Küchentisch.
"Das ist Marcela, unsere Köchin. Marcela, das ist Luna Santos, unser Neuankömmling."
"Hallo. Ich habe schon viel von dir gehört", sagt sie sympatisch.
Ich begrüße sie höflich.
"Rafa, wann kommt denn der Rest wieder?", fragte Marcela.
Ich war irritiert. Welcher Rest denn?
"Mae und Pai kommen erst nächsten Monat wieder", berichtete Rafaella, "am Haus ist mehr zu tun als gedacht."
Sie hatten noch ein Haus?!
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