11. Beim Training des Fc Barcelona

Gestern Abend, nachdem Neymar, Leo und Dani die Jungen vertrieben hatten, war ich relativ schnell schlafen gegangen. Rafaella und Marcela blieben noch unten und redeten mit den Anderen. Ich war nach oben gegangen. Ich fühlte mich immer so fehlt am Platz, wenn irgendwer von Neymars Freunden da war. Ich passte nicht in diese Clique und würde das auch nie tun. Lange dachte ich noch über seine Reaktion am Abend nach, kam aber zu keiner logischen Begründung, warum er nicht nur seine Schwester und seine Cousine sondern auch mich verteidigt hatte.

Gegen 9 Uhr klingelte mein Wecker. Wer ihn wohl gestellt hatte? Jedenfalls zog ich mir Top und Hotpants an und ging nah unten zum Frühstückstisch. Neymar war schon da. "Guten Morgen Luna",sagte er, "gut geschlafen?" Erst wunderte mich dieser Satz, dann antwortete ich:"Nicht so gut und du?" "Oh, wieso?", hakte er nach. "Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht..." Rafa kam herein und begrüßte uns gutgelaunt:"Morgen Luna, morgen Juninho, gut geschlafen?" Neymar bejahte, ich deutete an, dass ich noch müde war. Wir aßen gemeinsam und gerade wollte ich in mein Nutellabrot beißen, als Neymar anfing:" Ich soll dich heute mit ins Training nehmen!" "Omg wie geil ist das denn?!" "Boah kreisch nicht so rum, du dumme Kuh!", schnautze mich Neymar an. Was hatte er bitte schön für Stimmungsschwankungen?! "Wenn du noch mit willst, solltest du dich beeilen!", meckerte er rum. "Jaja, gib mir fünf Minuten!", sagte ich und rannte ins Bad. Ich zog mir Sportklamotten an und trabte nach unten. Neymar hetzte mich in seinen weißen Audi (nicht der R8) und fuhr los. Dabei schaltete er laut Musik ein. Eigentlich hörte ich ja gerne Musik, aber als Neymar anfing zu singen, war meine ganze gute Laune verdorben. Digital klang das schon blöd, aber live... Er sang die höheren Töne immer total schief und kratzend. Aber so schlimm war es eigentlich gar nicht...

"Du singst richtig scheiße!", sagte ich also zu ihm. Ich musste richtig schreien, dass er mich verstand. "Wenns dir nicht gefällt dann hör halt nicht zu!", entgegnete er mir schnippisch. Jetzt platzte mir der Kragen. "Kannst du dich verdammt nochmal nicht einfach entscheiden?!", schrie ich ihn an. "Entweder du bist nett zu mir oder du hasst mich, klar?!" Er sah mich schockiert an. "Ich versuche hier nett zu sein, und du? Du meckerst nur rum!!! Denkst du das hier war meine Idee? Nein, verdammt. Rafa hat mich dazu gezwungen, dich mitzunehmen!", schrie er. Ich zuckte zusammen, er hatte mich noch nie angeschrien und es tat mir im Herzen weh.

Zum Glück waren wir bald am Stadion, denn die Stille war nicht mehr auszuhalten. Neymar packte mich grob am Arm und zog mich in die Umkleide. "Hey Leute, ich hab hier jemanden mitgebracht. Das ist Luna, Rafas neue BFF." "Hi", stotterte ich. Vor mir standen Stars; Weltfußballer, Nationalmannschaftsspieler, Talente... Dani Alves kam auf mich zu. Ich starrte wohl zu lange seinen nackten Oberkörper an, denn er sagte:"Mach ein Foto, hält länger."  Hups, das war jetzt peinlich... Das Team begann zu gröhlen, sogar Neymar lachte mit. Das ganze Gelache brachte mich dazu, mitzulachen. "Also, Luna wir müssen uns umziehen, würdest du bitte rausgehen?" "Ähm ja klar, kann ich... Sorry", stotterte ich.

"Hey", sagte ein Braunhaariger,"wir kochen auch nur mit Wasser. Ich gehe mit dir, dass du dich nicht verläufst." Der Typ war nicht häßlich. Natürlich kannte ich ihn. Sein Name war Marc Bartra. Aber ich hatte gelesen, dass berühmte Leute es cooler fanden, wenn man sie nicht erkannte. Deshalb tat ich ahnungslos. Wir liefen erst stumm einige Gänge entlang, dann fragte Marc:"Du bist also die berühmte Luna?" "Ja die bin ich, aber wieso berühmt?", fragte ich nach. "Neymar hat schon von dir erzählt und Rafaella hört gar nicht mehr auf zu schwärmen." "Aha. Sehr interessant. Aber du? Wer bist du?", fragte ich schüchtern und versuchte in seine giftgrünen Augen zu blicken. Nach einer Weile betraten wir den Rasen des umzäunten Trainingsplatzes. Marc sah mich grinsend an. "Marc Bartra. Ich bin Marc Bartra."

Inzwischen waren auch andere Spieler auf den Platz gekommen. Eine laute, barsche Stimme schrie: "Alle mal herkommen, und zwar plötzlich!" Ich konnte ein wenig Spanisch und deswegen verstand ich ein paar Bruchstücke. Marc und ich joggten flott zu ihm. "Jungs wir haben heute einen Gast, Luna Santos. Sie wird heute, auf Wunsch Rafaella Beckrans hin, bei uns mittrainieren." Luis Enrique zeigte auf mich. "H-hallo ich bin Luna. Nur Luna", sagte ich nervös. Alle lächelten mich freundlich an. "Hop, hop, 15 Runden warmlaufen!", schrie Luis Enrique. Die Jungs rannten los und ich gleich hinterher. Nach zehn Runden war ich echt platt. Zum Glück wurde ich erlöst: "Luna, du kannst aufhören, wir wollen schnell weitermachen."

Danach machten wir Dehnübungen und gegen Schluss spielten wir ein Trainingsspiel. "Luna du bist mit Leo und Gerard in Team eins, okay?" Das Spiel begann und nach ein paar Minuten bekam unser Team den Ball. Gerard Piqué passte zu Messi, der in Richtung gegnerischen Tor rannte. Er kam nicht mehr weiter und hatte keine andere Möglichkeit, als mir den Ball zu spielen. Er schickte mich mit einem Steilpass los und ich dribbelte zwei Abwehrspieler aus und zog ab. Der Ball landete im Lattenkreuz. Claudio Bravo hatte nicht den Hauch einer Chanche an den Ball zu kommen. Ich jubelte und wurde von Messi umarmt. "Cooles Tor Luna."

Luis Enrique sah mich begeistert an. Ich schoss noch ein weiteres Tor, aber kein so ein spektakuläres. Die Jungs schenkten mir nach Spielende ihre Hochachtung. "He Luna, du bist echt gut!", gratulierte mir Iniesta. "D-danke", stotterte ich. Von einem Topspieler gesagt bekommen, dass man gut war, war echt das Größte. Ich zog mich um, während die Spieler auf dem Platz einer Ansprache des Trainers lauschten. Als ich fertig umgezogen war - eine Hotpants und ein bordeauxfarbenes Top - wartete ich am Auto auf Neymar. Ich stand mit meinem Billighandy, einem Samsung Galaxy Pocket da und wartete. Ich schrieb gerade mit Paolo, einem alten Freund von mir aus Brasilien. Manchmal war ich mir ziemlich sicher, dass er mehr von mir wollte als Freundschaft. Er schrieb mir ein rotes Herz und ich sendete eine Reihe fliegender pinker Herzen zurück. "Luna!", ertönte es direkt an meinem Ohr. Vor Schreck viel mein Handy runter. "Wer ist Paolo!?", fragte Neymar dicht an meinem Ohr. Er war wütend. Wie lange er da wohl schon gestanden war? "Neymar! Erschreck mich nicht so! Wegen dir ist mein Handy am Arsch!", schrie ich während ich mein Handy aufhob. Ein fetter Riss zog sich durch das ganze Display und Plastik war abgebrochen. Man konnte nichts mehr erkennen. "Wer ist Paolo!?", fragte Neymar nocheinmal, jedoch wesentlich wütender. Ohne einen Ton zu sagen stieg ich ins Auto. Neymar saß ebenfalls ins Auto hinein und fuhr los. "Neymar! Du fährst in die falsche Richtung!", rief ich. "Ja ich weiß, ich muss noch was erledigen. Bleib ja sitzen!", meinte er, stieg aus und schloss das Auto ab. Ich weiß nicht... Ich bin irgendwie total sauer auf Neymar! Er hat mein Handy geschrottet, dass einzigste aus Brasilien, was mir wirklich gehört... Gefühlte Stunden überlegte ich, in Wirklichkeit war es nur eine. Zum Glück hatte er das Radio laufen lassen, sodass ich mitsingen konnte. Ich unterbrach meine Gedanken und mein Gesinge, als Neymar die Autotür öffnete und sich hineinsetzte. Er trug ein rotes Geschenk.

"Hey ich bin wieder da. Hier, für dich", sagte er.

Vorsichtig öffnete ich das Paket. Darin lag ein weißes IPhone6+ mit allem drum und dran, Vertrag, ITunes-Gutschein und Hülle. Auf der Hülle war eine Brasilienflagge zu sehen, die nach rechts hin immer mehr verblasste und mein Gesicht zu sehen war. Darauf stand: Luna Santos, Brasil. Ich begann zu strahlen, dann fiel ich Neymar um den Hals. "Dankeeeeeeee, das ist sooo toll! Aber warum eine neue Nummer?" "Bitte, bitte. Ich will nicht, dass du noch Kontakt zu deinen Freunden in Brasilien hast, insbesondere zu Paolo. Und es tut mir Leid mit deinem Handy. Aber jetzt hast du ja ein neues!" "Omg, ich liebe es jetzt schon! Und diese Hülle! So geil!" Ich lächelte ihn dankbar an und wir fuhren nach Hause.


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