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F̲̅e̲̅l̲̅i̲̅x̲̅ P̲̅o̲̅v̲̅:
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen bewundere ich die wunderschönen, weißen Schneeflocken, welche langsam vom Himmel auf die Terrasse und in den Pool tanzen. Ich liebe dieses euphorische Gefühl des Dankes, denn meine aktuellen Freunde würde ich unter keinen Umständen eintauschen wollen.
„Könnt ihr eigentlich alle bei mir übernachten?", unterbricht Seungmin die angenehme Stille, jene sich versehentlich ausbreitete, neugierig. „Jup, denke schon", erwidert der Größte zustimmend, weswegen die restlichen sechs, mich eingeschlossen, ebenfalls nicken. „Wurde Chan bereits deinen Eltern präsentiert?", wechselt der Jüngste abwechslungsreich das Thema. „So richtig noch nicht. Wenn es euch nichts ausmacht, würden die beiden mit uns zu Abend essen, da sie Chan, Min, Bin und Lix kennenlernen möchten", informiert der Schwarzhaarige jeden, wobei niemand etwas dagegen hat, schließlich scheinen mir seine Eltern sehr sympathisch zu sein.
„Ich gehe mir eine Limo holen, soll ich jemandem was mitbringen?", setzt sich mein Körper in Bewegung, um das Wasser zu verlassen, damit ich mir so schnell wie möglich den Bademantel holen kann, der an einem Kleiderhaken schlapp hängt. Mittlerweile hocken wir seit drei Stunden in dem geheizten Whirlpool, deshalb grenzt es an einem Wunder, dass niemandem bis jetzt Schwimmhäute und Kiemen gewachsen sind. „Lass mich nachdenken. Deine Brownies sind leider leer, da haben wir ja Hyejun und Sunjo, also Seungmins Eltern, ein paar gegeben", überlegt Hyunjin nachdenklich und laut, weswegen Jeongin diesen possessiv am Hals packt, einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückt. „Der Typ braucht zu lange. Da kann man eine Weltreise machen, bis er fertig ist. Könntest du ein Glas Sprite mit zwei Strohhalmen besorgen?", wendet sich der jüngere Braunhaarige lächelnd an mich. „Alles klar!" „Danke, Lixie", wirft mir der Jugendliche dankbar einen Luftkuss zu, bevor sein Freund ihn dieses Mal sanft zu sich zieht und innig küsst.
„Warum tue ich mir das an? Warte, ich helfe dir, Felix!", verlässt Changbin vorgetäuscht genervt den Pool, um sich seinen Bademantel überzuwerfen und sich rasch in meine Richtung zu bewegen. Sobald der Ältere allerdings neben mir zum Stoppen kommt, berühren sich unsere Oberarme unabsichtlich, weshalb ein aufregendes Kribbeln dort entsteht, ich die Schmetterlinge in der Zwischenzeit viel zu präsent spüre. Kann man das Liebe nennen? Bei niemand anderes löst mein Körper diese Art von Glückshormonen frei. Ist der Kleinere jedoch zu 100 Prozent vertrauenswürdig? Wird er mich ebenfalls verraten?
„Jetzt beende dein pessimistisches Denken! Das führt zu rein gar nichts, außer schlechter Laune. Changbin war in vielen Punkten um einiges ehrlicher als Jongnim", beschimpfe ich gedanklich meine Reaktionen angepisst. Das ist unbeschreiblich verwirrend. In dem einen Moment bin ich dankbar, neue Freunde gefunden zu haben und kurze Zeit darauf schleichen sich die Erinnerungen hoch, welche augenblicklich das Overthinking mit sich ziehen. Lästig ist sowas.
„Brr, da draußen wird es zunehmend winterlicher", tapst der Dunkelbraunhaarige nach mir lächelnd in die Küche, welche ich, ohne zu denken, betreten habe. Heute bin ich eindeutig neben der Spur...
Während seine Hände den Bademantel enger an seinen Körper ziehen, damit dieser vor der Kälte beschützt ist, bereite ich geistesabwesend die zwei Gläser vor. „Stimmt, aber Weihnachten ist auch eine besondere Zeit", nehme ich ein falsches, schmerzunterdrückendes Kichern neben mir wahr, da sich der Ältere nachdenklich gegen die Küchenfläche lehnt, in Richtung des Pools blickt, den man von unserer Position sehr gut sehen kann, schließlich sind die Küche und das Wohnzimmer nicht getrennt, plus die ganze Front besteht aus Glas, weswegen man eine fantastische Aussicht auf die Terrasse und den, leicht mit Schnee bedeckten, Garten hat.
„Ist alles in Ordnung?", frage ich besorgt. Da ist es wieder. Das Stechen in der Brust, wenn es ihm schlecht geht. Diese Gefühle können doch unmöglich freundschaftlich sein. Vergiss es. Du bist zu aufwändig, das hat ja die Sache mit deinem ehemaligen besten Freund bewiesen.
„Ja, bei dir? Du wirkst so in Gedanken", bemerkt mein Gegenüber wissend, bevor er seine Hände auf dem Rand der Küchenfläche abstützt, sich frech weiter zu mir vorlehnt, während ich nervös und ertappt meinen Blick von ihm abwende. „Also, es beschäftigt dich etwas?", bohrt der Kleinere neugierig nach. Automatisch schüttle ich meinen Kopf, da dies meine erste Reaktion auf solche Fragen ist. „Es ist nichts", winke ich das Thema ab, um die „Bestellung" zu liefern, da die Gläser bereits angerichtet auf der Fläche stehen, jedoch scheint er andere Vorstellungen zu haben. „Hier geblieben, Freundchen", packt mich der Ältere blitzschnell am Oberarm, damit ich mich zu ihm drehe. „Ich bin für dich da, falls dich etwas belasten sollte. Du musst das keinesfalls allein durchstehen, außerdem bin ich nicht Jongnim", spricht mein Gegenüber einfühlsam, weshalb ich wieder auf Wolke sieben schweben könnte, da von Herzrasen bis Schmetterlinge im Bauch und der bekannten Errötung auf den Wangen das volle Programm dabei ist. „Danke, Changbin", erwidere ich lächelnd, während mein Gesichtsausdruck wie der von dem größten Idioten auf Erden aussieht. „Du kannst mich ruhig Binnie nennen", schlägt der Teenager grinsend vor, was eindeutig kein Pluspunkt für das Normalisieren meines Pulses darstellt. Jedoch verstecke ich diese Anzeichen erfolgreich nach außen hin. „Und du mich Lix oder Lixie", antworte ich verlegen.
Er soll von dem noch nichts erfahren, schließlich sind wir uns das erste Mal vor drei Monaten begegnet und die Freundschaft, welche uns verbindet, scheint momentan mehr als glatt zu laufen. Ich bin sehr erleichtert, dass das pausenlose Ablehnen in Kombination mit dem kalten Provozieren ein Ende gefunden hat, wie sich nämlich herausstellte, ist der 17-jährige ein liebenswerter, netter, fürsorglicher, hilfsbereiter, bemühter, freundlicher, sympathischer und wundervoller Mensch, für den mein Herz viel zu schnell schlägt und ich keine Ahnung habe, was das heißt. Neues Umfeld mit neuen Gefühlen vielleicht?
Sogar meine Mutter fragt meistens nach der Schule, wann sie Binnie endlich kennenlernen darf, wobei ich ihr daraufhin gestehen muss, dass unglücklicherweise meine Schüchternheit jedes Mal gewinnt. Gelogen ist es keineswegs, denn ich war bereits sein Gast, aber der umgekehrte Fall ist noch nicht eingetreten. Was ist, wenn ihm mein zu Hause nicht gefällt, ich zu „arm" bin oder meine Eomma gegen Homosexualität und so weiter ist?
„Seungmin wohnt hier echt schön. Ich bin gespannt, wie dein Haus oder deine Wohnung aussieht", wandert sein Blick neugierig umher, bevor sich ein Kloß in meinem Hals bildet, der das Unwohlsein hochdrückt, weswegen ich hastig etwas von der Limonade trinke, von jener ein Glas ohnehin für mich ist, um diese Wahrnehmung loszuwerden. Ich hasse es...Es macht mich fertig, was Jongnim mir damals angetan hat und der Fakt, ich könnte ihn jederzeit in der Stadt treffen, macht es kein bisschen besser...Als er damals bei mir war, verhielt der verräterische Junge zwar nett und freundlich, jedoch erzählte dieser in der Schule danach rum, wie dreckig die Wohnung war und dass angeblich Mäuse mit Kakerlaken Fangen spielten. Kompletter Unsinn.
„Lix, was beschäftigt dich? Du hältst seit zehn Minuten zwei Gläser in den Händen und starrst gerade aus, während du immer wieder dein Gesicht verziehst, um deine Emotionen zu verstecken", ertappt mich der Ältere durchdringend auf frischer Tat. Scheiße! Was mache ich jetzt? „Ähm, nein, kein Thema. Ich gehe wieder in den Pool. Man sieht sich", flüchte ich verschreckt, wobei der Dunkelbraunhaarige verdutzt in der Küche stehen bleibt. Ich brauche Abstand.
——
„Hey, hier ist euer Getränk", halte ich es dem Maknae unter die Nase, weswegen er sich strahlend bedankt, ich ein falsches Lächeln aufsetze. „Seungmin, wo ist das Badezimmer?", frage ich gespannt, ehe der Jüngere locker: „Gerade aus durch das Wohnzimmer und dann rechts den Gang entlang. Übrigens gibt es Essen um acht", navigiert und uns alle, außer Changbin, in Kenntnis setzt.
Um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen, beschleunige ich mein Tempo nicht. Überfordert lasse ich mich endlich an der geschlossenen Tür zu Boden sinken. Reizüberflutet. Das sind meine Gefühle aktuell. Zu viele Gedanken, um sie in Worte fassen zu können, umkreisen meinen Kopf, pressen einen immensen Druck auf diesen.
Stehe ich auf Changbin? Das kann doch nicht sein. Allerdings, was habe ich zu verlieren? Er ist nun mal nicht mein ehemaliger bester Freund, also auch kein Verräter. Ich sollte wirklich an meinem Mindset arbeiten, so kann das nicht weitergehen, beziehungsweise langfristig keineswegs funktionieren.
„Lix, bist du da drinnen?", nehme ich aus dem Nichts eine fürsorgliche Stimme hinter der verschlossenen Türe wahr, nachdem lautstark geklopft wurde. Wer spielt denn hier auf Retter in der Not? „Ja, ich bin hier. Eine Minute!", rufe ich erschrocken wie in Reh in der Nacht zurück, ehe ich aufspringe, mir kurz den Kopf halte, die Spülung drücke und das Wasser aufdrehe, um einerseits mein Gesicht zu waschen, andererseits es so wirken zu lassen, als hätte ich tatsächlich die Toilette benutzt.
Einige Minuten später öffne ich vorsichtig das Schloss und siehe da, davor steht ein besorgter Changbin. Wer hätte es gedacht?
„Bist du dir sicher, dir geht es gut?", starrt mir mein Gegenüber durchdringend in die Augen, welche ich sofort schließe. „Ja, Mutter", gebe ich gespielt genervt von mir. „Wenn du die Wahrheit sagst, kannst du deine Augen wieder öffnen. Ich habe es verstanden, niemand zwingt dich, es zu erzählen. Ich mache mir nur Sorgen", dreht sich der Ältere aufgebend, beleidigt weg, ehe ich etwas mache, womit wahrscheinlich keine Menschenseele damit gerechnet hätte. „Ich werde es dir anvertrauen, sobald ich die Überwindung dafür habe", gebe ich dem Kleineren nachgiebig Bescheid, nachdem sich meine Arme von hinten um seinen Oberkörper schlingen, eine Art „Lock-hug" formen, ich meinen Kopf überzeugt von meiner überraschenden Aktion auf seiner rechten Schulter ablege, während mein Herz so schnell schlägt, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Der Teenager hingegen steht wie angewurzelt da, muss seine Gedanken erstmal sortieren. Verständlich, denn diese Geste geht rein von meiner Seite aus, noch dazu haben wir uns davor noch nie umarmt.
„Was hast du vor?", kommt Binnie langsam in der Realität an, fragt zaghaft nach. „Ich umarme dich. Das sieht man doch", lehnt sich mein Körper ein Stückchen mehr nach vorne und ab diesem Zeitpunkt ist es mir bewusst.
Ich bin in Seo Changbin verliebt.
„Deine Love Language scheint physical touch zu sein", witzelt er Dunkelbraunhaarige neckend, weswegen ich mich mehr an ihn schmiege, versuche ein gewissen Komfort zu finden, den er mir nur allzu gerne gibt. „Ich weiß, ich bin kein einfacher Mensch. Unsere Freundschaft war nicht immer die beste und der Start war holprig wie eine Querfeldein Tour, aber bitte gib mir eine Chance, an mir zu arbeiten, mich zu bessern und vor allem meine Einstellung ins Positive zu verändern", nuschle ich in den Stoff des Pullis, da es alles andere als einfach war, dies jetzt loszuwerden. Ganz im Gegenteil, es hat einen Haufen an Überwindung gebraucht, jedoch fühle ich mich sehr erleichtert. „Für dich würde ich unendlich lange warten. Danke, dass du es versuchst", umfasst der Jugendliche mit seinen weichen Händen meine, weshalb sich meine Wangen erhitzen, meine Lippen ein breites Lächeln formen und ich meine Stirn an seinem Schulterblatt reibe. Weißt du eigentlich, in welchen Wahnsinn du mich treibst?
„Ich will ja niemanden stören, aber wir könnten eure Hilfe gebrauchen", platzt plötzlich Jisung um die Ecke, welcher irgendetwas an seinem Handy nachschaut. Als dieser sein Gerät jedoch senken lies, fiel ihm seine Kinnlade mit dem Handy herunter, das schmerzhaft auf seinen Fuß fliegt. „Ich glaube, das Chlor hat mein Hirn aufgeweicht. Das kann niemals echt sein", starrt der Koreaner uns an, als wären wir eine seltene Dino oder Axolotl Art. „Was ist denn jetzt schon wieder, Schatz?", bewegt Min belustigt seinen Allerwertesten zu seinem Freund, bevor der Blondhaarige ebenso geschockt seine Handykamera zückt. „Ich glaube, ich habe Visionen", blendet der Blitz in meine Augen, ehe der Zweitälteste aus der Gruppe seinen Partner an der Hand nimmt und einen Freudentanz im Flur aufführt.
„Wir sind Freunde, nichts weiter", zieht Binnie einen Schlussstrich, der mir zwar keinesfalls in den Kram passt, beschweren möchte ich mich dennoch nicht. Schließlich wüsste er dann von der Sache, obwohl der Zeitpunkt noch nicht der Richtige ist. Keine gute Idee.
„Ist doch egal! Ihr habt euch umarmt, obwohl ich schwören hätte können, dass bei der Übernachtung die Fetzen fliegen. HYUNJIN, WO IST MEIN GELD?", sprintet das Eichhörnchen zu dem braunhaarigen Künstler.
Ein leises Kichern verlässt meine Lippen, ehe ich freudig zu den anderen spaziere.
Ich werde mein Bestes geben und an mir arbeiten. Irgendwann schaffe ich das alles schon und kann die Sachen verarbeiten, welche mich belasten.
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Ich lasse Felix eindeutig zu sehr leiden 😭
Sorry, but he needs to suffer a bit more
Btw, ein Kapitel wird noch zur Übernachtung kommen
Findet ihr gut in die Charaktere rein? Ist die Story leserlich? XD
Have a nice one! :)
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