10

C̲̅h̲̅a̲̅n̲̅g̲̅b̲̅i̲̅n̲̅ P̲̅o̲̅v̲̅:

Meine besten Freunde Chan und Minho sind solche Glückspilze. Warum kann Biologie nicht einfach ausfallen? Dann hätte ich keinen Grund nervös darüber sein, vielleicht mit einem gewissen Lee Felix zur gemeinsamen Arbeit gezwungen zu werden. Meine Nervosität lässt sich gut erklären, denn ich kann Streitereien bis aufs Blut nicht ausstehen. Sie verbreiten nur schlechte Stimmung und meistens stehen sie in Kombination mit Anschweigen, weshalb Hyunjin, Chan, Minho und ich sowas noch nie hatten. Die Freundschaft, welche uns verbindet, bedeutet uns allen unbeschreiblich viel. Hätte ich die drei nicht, will mein Kopf sich auf keinen Fall ausmalen, wie das letzte Semester für mich geendet wäre. Wir sollten irgendwann mal ein offenes Gespräch über all das führen, nur will ich damit keine Last sein. Meine Freunde sind momentan so voll Freude... 

Chan ist erst letztens über seinen eigenen Schatten gesprungen, bezüglich der Zusage des Dates, weswegen der Älteste aus unserer Gruppe mit seinem Strahlen der Sonne gleicht. Man bemerkt deutlich, wie glücklich es ihn macht, Seungmin in seinem Leben zu haben. Zu einem persönlichen Treffen fehlte uns bis jetzt beiden die Gelegenheit, aber lange werden wir es nicht mehr aufschieben. Ich, als einer der besten Freunde des Größeren, will unbedingt seinen Liebhaber kennenlernen. Von dem, was meine Ohren über den Jüngeren hörten, werden wir sicherlich Freunde. 

Minho ist seit einem dreiviertel Jahr in einer Beziehung mit einer extrem süßen, wundervollen und knuffigen Person. Er, ebenso wie die anderen, verdient das Beste vom Besten. Der Größere war da, wann immer ich ihn als Stütze brauchte und umgekehrt. Als der Blondhaarige seine erste Auseinandersetzung mit seinem Partner, namens Jisung, hatte, kam er in der Nacht in Tränen aufgelöst zu mir. Han Jisung bedeutet ihm wirklich die Welt, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn man die beiden beobachtet, erkennt man das Funkelt und die Liebe in ihren Augen mehr als deutlich. Sie sind einfach frei von Mängeln füreinander geschaffen. 

Hyunjin und Jeongin hatten zwar einen holprigen Start, was womöglich an der Unsicherheit des Älteren der zwei lag, sie konnten es aber klären und der Größere weiß mittlerweile, dass es vollkommen in Ordnung ist, bisexuell zu sein. Ihre Verbindung zueinander ist dabei stärker und fester geworden. Ich bin mir sicher, sie können ohne den jeweils anderen nicht mehr. Einmal gefunden und nie wieder losgelassen sind meine Worte dazu. 

„Changbin, es wäre mehr als höflich, wenn du endlich mal geistig in Mathematik hier bist. Der Vogel, den du draußen beobachtest, wird dir nicht bei den Wahrscheinlichkeitsberechnungen helfen", witzelt der Lehrer, als die anderen an dem Arbeitsauftrag arbeiten und der Erwachsene sich zu mir gesellt. Herr Choi ist wirklich einer der Entspanntesten, weswegen wir unsere Aufgaben oft im Flur oder woanders machen dürfen. Hauptsache man ist pünktlich wieder da und hat die Lösungen dabei. „Tut mir leid, ich bin in meine Gedanken versunken", verbeuge ich mich leicht im Sitzen, wobei mein Gegenüber nur lachend den Kopf schüttelt. „Es sind sowieso sehr wenige hier im Klassenzimmer, also kein Problem. Ich war genauso in deinem Alter und ich weiß, du beherrscht den Stoff", unterhält sich der Lehrende weiter mit mir, während meinen Augen das Starren einer Person nicht entgeht. Rein zufällig ist es das, meines Platznachbars Felix. Was will der denn jetzt? „Du solltest trotzdem öfters im Hier und Jetzt sein, Changbin. Du bist echt gut in Mathe, im Vergleich zum letzten Jahr, aber Tagträumen wirkt sich trotzdem eher weniger gut auf deine mündliche Note aus", bekomme ich erklärt. „Ich werde es versuchen. Danke, dass Sie mir kein Urteil deswegen aufdrücken", erwidere ich leicht lächelnd und verlegen. „Ach, alles gut. Verurteilen hilft schließlich nie etwas."

——

Aufgeregt lasse ich die letzte Stunde des Tages über mich ergehen. Chan und Minho haben bereits Schulschluss. Hyunjin wird leider den Nachmittag über gequält, da der Jüngere heute lange hat. Sobald ich den ersten Fuß in mein zu Hause setze, werde ich mir ein Eis holen, das ist klar. Das Wetter verliert zwar an Wärme, aber der Winter, jener in baldiger Zeit eintrifft, besitzt ebenso seinen Reiz. 

Um das erneute Abdriften zu verhindern, beschließt mein Körper, ein sehr ungutes Gefühl in meinen Bauchraum zu setzen. Es ist keine Empfindung des Übels, viel mehr versucht es mir zu vermitteln, dass der momentane Zustand der Ruhe nach dem Sturm gleicht. 

„Wir werden heute die Partner und Termine für die Präsentationen einteilen. Da es so gut wie immer dieselben Duos sein werden, teile ich euch ein", informiert der Biolehrer, was viele in dem Saal genervt aufstöhnen oder seufzen lässt. Jedoch scheint sich niemand zu beschweren, denn es würde ohnehin nichts bringen.

Als der Erwachsene immer zwei Personen und ein biologiebezogenes Thema bestimmt, schenke ich dem ganzen keine Aufmerksamkeit, bis plötzlich mein Name in den Raum geworfen wird. „Changbin arbeitet mit...", er scheint zu überlegen, während sein Blick zwischen der Liste mit den Aufgaben und Schülern huscht. „Du arbeitest mit Felix. Eure Recherche wird über die Genetik des Menschen und die Gefühle gehen. Ich erwarte eure Präsentation heute in einer Woche und sie soll mindestens drei Minuten pro Person gehen", gibt die Lehrperson preis. Fast in derselben Sekunde schießt die Hand einer Person, nahe mir, in die Luft, um Aufmerksamkeit zu bekommen. „Ja, Felix?" „Kann ich es alleine machen oder die Person tauschen?", fragt der Dunkelbraunhaarige mit abwertendem Ton. „Nein, die Gruppen stehen fest. Ihr müsst beide die Sachen wissen. Wer meint, er oder sie tauscht, bekommt ein fettes Minus", stellt der Ausgebildete fest. „Noch dazu bitte ich euch alle jetzt schnell die Nummern auszutauschen, falls ihr das noch nicht getan habt, denn ihr werdet die Vorbereitungen privat machen, damit in den Unterrichtsstunden mehr an Stoff weitergeht", sagt uns der Biolehrer an. 

So ein Mist. Ausgerechnet mit dem Jüngeren werde ich eingeteilt. Ich kann jetzt schon voraussehen, dass ein erneutes Donnerwetter zwischen uns einschlägt. Dabei haben wir den ersten Streit noch nicht mal geklärt. Aber es nützt ja in keiner Weise was, denn die Deadline ist in exakt einer Woche. 

Widerwillig speichern wir den jeweils anderen flott ein, ehe der Unterricht weitergeht. Die Anspannung zwischen Felix und mir gleicht einem Gummiband, das auf beiden Seiten gedehnt wird, jede Sekunde zu reißen droht.

——

Nach dem Ende des Unterrichts stürmen alle hinunter zu den Spinden, jedoch kommt meinem Gehirn in den Sinn, es wäre schlau, die Sache mit Felix zu klären. Es verbreitet nur negative Stimmung, außerdem ist da diese optimistische Seite an mir, die Hoffnung an einer Freundschaft mit ihm hat. 

Gerade hat der 16-Jährige vor, sich aus dem Staub zu machen, jedoch sind meine Pläne anders. „Hey, ich weiß, zwischen uns ist keinesfalls alles gut, aber wir müssen das gemeinsam machen und noch dazu außerhalb der Schule. Hast du am Samstag Zeit, dann können wir zu mir und es dort machen?", schlage ich schneller vor, als mein Kopf überhaupt checkt, was mein Mund da quasselt, während ich den Größeren mit meinen Worten aufhalte. Ein lautes, genervtes Aufseufzen ertönt, ehe Felix sich zu mir dreht und mir mit seinem kalten Blick in die Augen sieht. Wenn man einen Eisblock neben den stellt, sieht keiner mehr den Unterschied. Ein leises, nervöses Schlucken entweicht mir. 

Der Größere mustert mich von Kopf bis Fuß, was definitiv unkomfortabel ist. „Nur weil es sein muss", spricht er abweisend und unbeeindruckt. „Immerhin siehst du heute gut aus, also kann ich dich auch länger als 15 Sekunden anschauen", fügt mein Gegenüber wispernd hinzu. Wie versteinert starren wir uns beide gegenseitig in die Augen. Komplimentiert er mich gerade? Was ist jetzt los?

„Wie bitte?", frage ich nochmal nach. Träume ich? „Nichts. Nur deine verrückte Einbildung", weicht er meinem Blick aus, nachdem sein Gesicht leicht rötlich erscheint. „Naw, wirst du etwa rot?", nerve ich ihn mit einem fetten Grinsen und provokanter Stimme. Der Jugendliche hingegen starrt zur Seite, um auf gar keinen Fall mich anschauen zu müssen. „Du wirst ja ganz rot auf den Wangen", lasse ich seine Reaktion nicht unkommentiert. Endlich bekomme ich mein Karma. „Quatsch, mein Gesicht hat eine normale Farbe. Du träumst einfach zu viel", kontert der Typ. „Belüge dich nur selbst, Süßer. Du wirst schon sehen, was du davon hast", treibe ich es extra hoch mit der Provokation, da ich eigentlich nichts zu verlieren habe. Klar, mit ihm befreundet zu sein, ist mein Ziel, aber ich strebe sehr nach Erfolg, um den ich mich mehr als bemühen werde. 

Bevor Felix mir ordentlich eine verpassen kann, renne ich buchstäblich um mein Leben. Bei den Spinden angekommen, sperre ich schnell auf, hole meine Schuhe heraus, ziehe sie in Lichtgeschwindigkeit an und gehe entspannt aus der Schule. „Seo Changbin, wenn ich dich in die Finger kriege, wirst du den nächsten Morgen nicht mehr erleben! Nenne mich noch einmal Süßer und ich drehe dir den Hals um! Mache dich auf was gefasst!", brüllt mir eine aufgebrachte Person nach. „Samstag, 14 Uhr! Wir sehen uns bei mir", rufe ich nur lachend zurück. Dabei fällt mein Blick auf meine Converse. Ich habe mich damals für die Chuck Taylor All Star, wo das Markendesign am Knöchel mit der Regenbogenflagge verziert ist, entschieden und das aus gutem Grund. Ein Lachen verlässt meine Lippen.

Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wird der Samstag doch erträglich. Vielleicht sehe ich ein kleines Stückchen des richtigen Felix unter der Maske an kalten, ablehnenden Emotionen, welche er die meiste Zeit trägt. Von heute müssen meine besten Freunde erfahren, denn das Referat mit dem Größeren wird womöglich interessanter, als vorerst erwartet.

—————

Wie findet ihr es? Ist der Wechsel zwischen den Emotionen zu schnell, zu viele Klischees oder ist es unverständlich?

Btw, ich freue mich immer über Feedback, also schreckt nicht davor zurück, mir welches zu geben. Ich reiße niemandem den Kopf ab xD

Have a lovely day or night!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top