Mom

Wir kamen endlich an und ich stieg aus. Dylan nahm Destiny und Stella kam gleich auf uns zu. Man könnte sagen, sie hatte extra vor dem Fester gewartet, bis wir ankommen, um Dylan und mir so schnell wie möglich Destiny wegzunehmen.

Sie nahm sie auch gleich Dylan weg und hob sie in die Luft. Liz kam auf mich zu und umarmte mich. Sie war mittlerweile sechs Jahre alt und ich war richtig stolz auf meine Halbschwester, wie sie den Umzug weggesteckt hatte, denn für sie war es sicher am schwierigsten.

,,Kleo! Mom hat gesagt, dass ich nun Tante bin, aber ich bin doch noch viel zu jung dafür.", sagte sie und Dylan lachte. ,,Nein, bist du nicht. Du wirst dich sicher liebevoll um sie kümmern."

Dylan nahm aus dem Auto ein Plastiksack. Ich fragte mich, was da wohl drin war, aber ich liess es dabei ihn nicht zu fragen.

Dad kam nun auch hinaus und begrüsste zuerst Dylan. Dann mich. ,,Ich kann gar nicht glauben, dass du Mutter geworden bist. Es kommt mir so vor, als hätte ich dir noch vor kurzen die Windeln gewechselt." Ich verdrehte die Augen und Liz sah neugierig den Plastiksack an. ,,Was ist da drin?", fragte sie und Stella fand das gleich wieder tragisch. ,,Liz! Was habe ich gesagt! Man fragt nicht solche Sachen und man erwartet auch nichts."

Dylan ging in die Hocke und lächelte. ,,Ist doch nicht so schlimm. Also zumindest bei mir und Kleo. Hier." Er gab Liz eine Barbie und Liz quietschte vor Freude. Sie umarmte Dylan und dann kam sie auf mich zu.

Zusammen gingen wir ins Haus und ich wollte Destiny wieder haben, doch Stella ging einfach weiter und legte sie in ein Wiegebett. ,,Das hatte Liz gehört. Ich dachte, wenn ihr wollt könnt ihr es haben, statt neues Zeug zu kaufen und deswegen das ganze Geld auszugeben." Dylan nickte leicht und nahm meine Hand. Er wusste, dass ich nicht damit einverstanden war. ,,Wir können es schon annehmen, aber ich habe ihr schon ein Bett gekauft, dass man leicht hin und her wiegen kann. Es macht mir nichts aus Geld für Destiny auszugeben."

Stella würde diese Antwort nicht gefallen und sie musste auch gleich dagegen wirken. ,,Das Geld muss aber auch nicht aus dem Fenster geworfen werden." ,,Wir lassen schon auf Stella, es wird schon alles gut kommen.", entgegnete ich und sie sagte nichts mehr.

Sie deckte den Tisch und dann fing Destiny an zu weinen. Ich sass auf dem Sofa neben Dylan und wir hatten uns unterhalten. Gerade wollte ich aufstehen, als Stella schon da war. Sie nahm sie in die Arme. ,,Ich glaube sie muss die W-", ich unterbrach sie. ,,Nein, das hatte ich schon zu Hause. Vor zwanzig Minuten." ,,Aber sie-" ,,Nein Mom! Ich habe alles erledigt bevor ich kam!"

Alle sahen mich geschockt an und ich war selbst über mich erschrocken. Nicht weil ich laut wurde, nicht weil ich wütend war, sondern weil ich Mom gesagt hatte. Ich hatte seit acht Jahren keine mehr genannt und plötzlich sagte ich das zu Stella? Klar, sie war meine leibliche Mutter, aber ich hatte noch nie zu ihr Mom gesagt.

,,Es tut mir leid, ich muss schnell ins Bad."

Ich spürte die Blicke auf mich und schnell verschwand ich. Im Bad angekommen machte ich sofort die Tür zu und liess mich der Wand entlang gleiten.

Mom, das Wort das ich seit acht Jahren zu keiner Frau sagte, brachte ich heute mit Leichtigkeit über meine Lippen.

Ich sah Stella eigentlich immer noch nicht als meine Mutter an. Vor acht Jahren hatte ich meine Mutter in einem Autounfall verloren. Sie war meine Mom, nicht Stella. Stella war nur die, die mich auf die Welt gebracht hatte, sie hatte mich einfach abgegeben. Sie hatte es sich einfach gemacht. Ich war nur ein Klotz am Bein.

Ich stand auf und sah mich im Spiegel an. Vielleicht dachte ich das, aber mein Unterbewusstsein dachte anders.

,,Kleo?" Dylans Stimme erklang hinter der Tür. Er klopfte leicht. ,,Ist alles in Ordnung?" Ich machte die Tür auf. Dylan sah besorgt aus. ,,Ja, mir war nur übel.", log ich und er wusste, dass ich log. ,,Wir können zu Hause darüber sprechen. Atme jetzt tief ein und aus. Reg dich nicht auf, nur weil Stella helfen möchte."

Ich nickte und Dylan nahm meine Hand und zog mich mit sich. Destiny war wieder ruhig und wir setzten uns. ,,Kleo, ich hatte dich total vergessen zu fragen, wann du wieder arbeiten möchtest. Ich kann ja währenddessen auf Destiny aufpassen, wenns dir recht ist." Innerlich kochte ich vor Wut, aber ich spürte plötzlich Dylans Hand auf meinem Bein. Ich beruhigte mich. ,,Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht." Sie nickte nur und schöpfte das Essen auf den Tellern.

,,Wieso eigentlich Destiny? Ich wollte euch schon vorher fragen, aber habe es entweder vergessen oder jemand anders war bei euch.", fragte Dad und Dylan antwortete. Es war seine Idee gewesen. ,,Destiny heisst halt Schicksal. Es gab ziemlich viele zwischen Kleo und mir, also finde ich das ganz passend."

Stella brachte nun das Hauptgericht und sie hatte sich echt mühe gegeben. Liz stand auf und wollte nicht Spaghetti essen.

,,Setz dich!", forderte mein Vater und sie schüttelte den Kopf. Sie ging zu Destiny und wiegte sie leicht hin und her, als das Stella sah, bekam sie wieder den totalen ich muss das hindern Anfall. ,,Liz! Lass sie doch in Ruhe!" ,,Das macht doch nichts.", entgegnete Dylan und Stella stand auf und zerrte Liz weg. ,,Ich will doch nur, dass sie schön schläft."

Ich verdrehte die Augen. Heute werde ich noch richtig ausrasten, das spürte ich einfach.

,,Iss zuerst und dann kannst du weitermachen.", lächelte Dylan Liz an und sie nickte wütend. Ihr gefiel das gar nicht.

,,Das Essen ist echt lecker Stella.", lobte Dylan und Stella erklärte dann irgendetwas, was da drin war. Ich hörte nicht zu und dann quengelte Destiny und gerade als ich aufstehen wollte, kam mir Stella zuvor. Dylan legte wieder seine Hand auf meinem Bein und streichte leicht mit den Fingern rauf und runter. Ich atmete tief ein und aus. Beruhig dich, ermahnte ich mich selbst.

,,Ich glaube, sie will auch gefüttert werden.", entschied Stella und ich stand auf. Jetzt war es doch keine gute Idee gewesen ein Kleid anzuziehen. ,,Ich gehe kurz ins Gästezimmer.", sagte ich und nahm sie zu mir.

Nachdem Destiny genug hatte, brachte ich sie wieder in den Raum. Gerade wollte ich sie wieder in die Wiege legen, als Stella mich wieder korrigierte. ,,Bäuerchen?" Ein Wunder wenn ich dir nicht den Kopf heute abreisse, dachte ich.

Ich setzte mich wieder auf meinem Platz und niemand sagte mehr etwas.

Alle assen ruhig und niemand gab auch nur einen Ton von sich.

Nach dem Essen kam Stella noch mit einer Idee. ,,Dylan, wie wäre es, wenn du mal deine Familie zu uns einlädst? Ich würde mich freuen." Dylan nickte zustimmend. ,,Das lässt sich machen." Er schenkte ihr ein Lächeln.

Ich nahm Destiny in die Arme und Dylan nahm sie doch lieber. ,,Dann gehen wir. Wir kommen sicher bald wieder." Stella nickte und Dad sah auch irgendwie genervt aus, aber ich sagte nichts.

,,Falls du und Dylan mal Zeit für euch braucht, könnt ihr sie gerne vorbeibringen."

War das ihr ernst?

Ich wollte einfach so schnell wie möglich gehen und Dylan kam auch mit, als er sich verabschiedet hatte.

Dylan fuhr los und sah mich im Rückspiegel an. ,,Was ist dein Problem?", fragte er und sah wieder auf die Strasse. ,,Wieso kümmert sie sich so fürsorglich um Destiny?" Dylan seufzte. ,,Es ist ihre Enkelin?" Ich schüttelte den Kopf und hatte genug. ,,Ja! Wieso hatte sie sich nicht um mich so gekümmert? Aber sie schob mich einfach bei ihrer Schwester ab? So wie sie sich um Destiny kümmert, hätte sie sich um mich kümmern sollen." Dylan sah verwirrt aus. ,,Und bei Liz hatte es dich nicht gestört?"

Irgendwie wusste ich auch nicht, wieso es mir erst jetzt bei Destiny auffiel. Ich seufzte nur. ,,Keine Ahnung. Ich habe im Moment einfach keine gute Laune. Es tut mir leid, du bist der, der total daran leidet." Er sagte: ,,Nein, es macht mir nichts aus. Es wundert mich nur dass es dir bei ihr auffällt."

Am nächsten Tag hatte sich Dylan extra frei genommen und ging mit mir einkaufen. Ich ging zum Friseur. Endlich hatte ich wieder keine kaputten Spitzen mehr und war zufrieden mit der Frisur.

Leicht gestuft und nickt zu kurz.

,,Mami sieht toll aus, nicht?" Ich fand es richtig süss, wie Dylan mit ihr sprach und musste lächeln. ,,Gehen wir weiter."

Dylan legte sie wieder in den Kinderwagen, als er plötzlich angerempelt wurde.

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