Kapitel 2
Kapitel 2
Eine riesige Menschenmenge wartete auf die ankommenden Passagiere. Mein Blick schweifte suchend über die Leute, doch Mia war nirgends zu sehen. Langsam schlenderte ich zum Gepäckband und nahm meinen schwarzen Koffer, der wunderlicher Weise genau in dem Augenblick, als ich kam, vorbeifuhr. Mit dem Koffer in der Hand fühlte ich mich gleich viel wohler. Die vielen Menschen verunsicherten mich. Nach all den Jahren in der Einzimmerwohnung und dem kahlen Büro. Ich war das alles nicht mehr gewohnt. Doch ich hatte beschlossen zurück zu kommen. Jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen! Ein Mann mittleren Alters schob sich im Gedränge an mir vorbei. Ich erkannte ihn sofort, als er mir einen Augenblick in die Augen sah. "Nikolas?", fragte ich halb verdutzt, halb erfreut. Nikolas blieb stehen und drehte sich um. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er mich endlich erkannte. "Maya! Du bist wieder da!", rief er aus. Mit großen Schritten kam er zu mir und nahm mich in den Arm. "Was machst du hier?", wollte er wissen, als er sich von mir löste. "Studieren", antwortete ich. Er lächelte. "Holt dich jemand ab?", fragte er dann. "Ja, sie müsste gleich hier sein", erklärte ich ihm. "Wusste ich es doch! Mia." "Was ist mit Mia?", wollte ich sofort wissen, doch in diesem Moment erblickte ich sie. Sie stand in mitten der Masse aus Menschen und sah mich einfach nur an. Ich starrte zurück. Sie hatte sich seit all den Jahren kein bisschen verändert. Ihre blonden Locken fielen ihr ins Gesicht und die blauen Augen funkelten entschlossen. Mit ihrem hellblauen T-Shirt und der kurzen Hose sah sie fantastisch aus! "Was ist?", fragte Nikolas noch, dann lief ich los. Ich rempelte Leute an und manche beschimpften mich, doch so egal war mir das, wie in diesem Augenblick, noch nie gewesen. Es war, als ob ich fliegen würde. Wir stürmten aufeinander zu, wie zwei Kleinkinder, und fielen uns in die Arme. Menschen tuschelten und sahen uns an. Es musste aber auch ein lustiger Anblick sein. Zwei erwachsene, junge Frauen, die sich umklammerten, als ob ihr Leben davon abhinge. Mia roch nach Blumen, Strand und Meer. Auf einen Schlag waren alle Zweifel verschwunden. Alles war egal, solange wir zusammen bleiben durften. "Ich habe dich vermisst", lachte Mia mit Tränen in den Augen. "Ich dich auch!", antwortete ich.
Ein Taxi fuhr Mia und mich zu meinem alten zu Hause. Als ich an der Tür klopfte, vergaß ich fast zu atmen, so aufgeregt war ich. Meine Eltern hatte ich zwar vor einem halben Jahr an Weihnachten gesehen, doch unser Haus hatte ich seit Ewigkeiten nicht zu Gesicht bekommen. Als keiner öffnete, drehte ich mich um. Mia stand an den Gartenzaun gelehnt und zuckte mit den Schultern. "Sie melden sich sicher später bei dir. Wollen wir jetzt zu mir?" Ich nickte und wir stiegen wieder ins Taxi. Nach einer halben Stunde, in der ich ununterbrochen geredet hatte, hielten wir vor einem Mehrfamilienhaus mit gelber Fassade und blauen Fensterläden. Zielstrebig steuerte meine beste Freundin auf die mittlere Tür zu und winkte mir, ihr zu folgen. Im Flur war es dunkel, doch schnell hatte ich den Lichtschalter gefunden und folgte Mia nach hinten. An den Wänden des Flurs hingen zahlreiche Fotos von Mia und mir. Einige zeigten uns noch als Kleinkinder im Sandkasten, andere hatten wir mit 19 Jahren auf dem Abiball geschossen. Im hinteren Teil der Wohnung blieb Mia stehen und sah mich an: "Hier ist es. Dein neues Zimmer!" Sie öffnete die Tür und ich trat ein. Sie hatte nicht zu viel versprochen. Ein großes Fenster zum Garten hin spendete warmes Licht. Darunter stand ein weißer Schreibtisch und in der Ecke befand sich ein wunderschönes, gusseisernes Bett. Daneben prangte ein großer imposanter Kleiderschrank. Mia nahm mich erneut in den Arm und lächelte.
"Willkommen zu Hause!"
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