❥Tod der Königin

Kapitel 21: Tod der Königin

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Elijah immer noch vor mir und schien zu schlafen.

Ich zog ihn näher zu mir heran, es sollte kein Blatt Papier zwischen uns passen. Am liebsten wäre ich wieder in seinen Körper geschlüpft.

„Träum ich?", fragte er mit verschlafener Stimme.

„Nein", flüsterte ich direkt in sein Ohr. „Das hier ist besser als jeder Traum."

Er drehte sich zu mir und lächelte mich an. „Guten Morgen, Kronprinz."

„Guten Morgen", sagte ich grinsend und gab ihm einen Kuss.

„Einen guten Morgen Kuss, das wollte ich schon immer mal haben", sagte Elijah und grinste ebenfalls.

Ein Klopfen an der Tür, zerstörte diesen Moment viel zu schnell wieder.

„Kronprinz Blaine? In einer halben Stunde gibt es Frühstück", sagte Charles.

Seufzend drückte ich meinen Kopf gegen Elijahs Brust. „Schwänzen wir?"

„Nein", antwortete er lachend.

„Pscht, du musst leiser sein", tadelte ich ihn.

„Ups", murmelte er und schwang sich aus dem Bett. „Ich muss jetzt wieder... aus dem Fenster?"

„Oder du wartest, bis ich raus bin und es ruhig auf dem Gang ist", sagte ich und stand ebenfalls auf.

Er nickte und schaute etwas enttäuscht in meine Richtung.

„Hey", sagte ich und streckte meine Hand nach ihm aus. Er nahm sie und ließ sich in meine Arme ziehen.

„Sehen wir uns heute nach der Schule? Wir können irgendwas unternehmen wenn du willst."

„Heute Abend ist doch diese Party im Clubhaus", sagte Elijah. „Wenn du mich einlädst, dann darf ich vielleicht auch kommen."

„Natürlich lade ich dich ein", sagte ich grinsend.


Ich hatte das Gefühl, der Schultag war heute endlos lang. Jede Unterrichtsstunde verging überhaupt nicht und die Themen waren heute besonders langweilig.

Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich den ganzen Tag mit meinen Gedanken bei Elijah war. Ich stellte mir vor, wie er mich festhielt, wie er mich küsste und wie seine Hände meinen ganzen Körper erkundeten.

Als das Geräusch der Klingel ertönte und der Tag damit beendet war, war ich der Erste, der seine Sachen zusammengepackt hatte und den Raum verließ. Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier, bevor ich Violett begegnete.

Heute starrten mich die Leute auf den Gängen besonders komisch an. Fast schon mitleidig.

Selbst meine Freunde sagten kein Wort zu mir. Was war denn jetzt schon wieder das Problem?

Unbeirrt lief ich an ihnen vorbei, ich wollte sowieso einfach nur zurück ins Internat. Ich musste noch etwas vorbereiten und das meiner Mutter schicken.

„Kronprinz?", sagte Charles. „Ich habe gerade eine Information bekommen, Sie sollen sich ins Sekretariat begeben."

„Wieso das denn? Ich habe gerade keine Zeit."

„Es ist wichtig."

Genervt verdrehte ich die Augen und wechselte meine Richtung, dann musste ich wohl erstmal ins Sekretariat.

Dort empfingen mich auch schon meine Direktorin, die Schulpsychologin und die Sekretärin.

„Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?", fragte ich.

„Setz dich doch bitte erst einmal", sagte meine Direktorin.

„Hm", murmelte ich und setzte mich auf den weichen Sessel am Schreibtisch.

Sie wählte eine Nummer auf ihrem Telefon und reichte es mir.

„Ah, verstehe, meine Mutter hat wieder eine ach so wichtige Info für mich."

Allerdings ertönte am anderen Ende der Leitung nicht die Stimme meiner Mutter, sondern die meines Vaters.

Mit rauer Stimme erkundigte er sich, ob ich am Hörer war.

„Ja, ich bin hier. Was ist los?"

„Deine Mutter...", fing er krächzend an zu sprechen. „Sie..."

Ohne zu wissen was er sagen wollte, rutschte mir mein Herz in die Hose. Ich spürte, wie der Boden unter meinen Füßen zu bröckeln begann.

„Sie ist tot."

Das war der Moment, in dem er nicht mehr nur Risse hatte, sondern anfing, vollkommen in kleine Teile zu zerspringen und mich in den Abgrund riss.

„Sie... sie ist heute selbstständig zu ihrem Termin gefahren, sie hatte darauf bestanden... und... sie hatte einen Unfall."

Ich schaltete komplett ab. Mir fiel der Hörer aus der Hand und ich starrte in die Leere.

Ich hörte die Stimme meiner Direktorin nur noch weitem, als wäre sie Kilometer weit weg. Auch die Psychologin vernahm ich nicht mehr.

Sie kniete sich vor mich und legte ihre Hände auf meine Beine.

Ich schaute sie an, erkannte aber nicht, was sie von mir wollte.

„Elijah", murmelte ich leise.

Ich lehnte mich zurück und schaute in das Gesicht meiner Direktorin. „Elijah", wiederholte ich.

Miss Smith schaute mich besorgt an. „Schauen Sie bitte nach, ob Herr Elijah Walsh noch anwesend ist", sagte sie zu Charles.

Alle schauten mich besorgt an und versuchten irgendwie auf mich einzureden, doch weder reagierte ich, noch antwortete ich jemanden.

Erst als Charles zurück kam und Elijah dabei hatte, reagierte ich wieder auf meine Umwelt.

„Was ist denn hier los?", fragte er besorgt und schaute mich an.

„Der Kron...", fing Miss Smith an zu sprechen. Doch sie sprach es nicht aus. „Er hat nach Ihnen verlangt."

Elijah setzte sich neben mich und schaute mich eindringlich an. „Was ist los?"

Ich erwiderte seinen Blick. „Meine Mutter ist... tot."

Er riss seine Augen auf und starrte mich an. Er hatte es also noch nicht mitbekommen.

„Oh Gott Blaine... das tut mir so leid", sagte er und nahm meine Hand.

„Ich weiß nicht ob ich es schlimmer finde das sie gestorben ist oder... das... ich jetzt..."

„Sie müssen jetzt nach London reisen", sagte Charles.

Fassungslos schaute ich meinen Bodyguard an. „Ich brauche gerade jemanden, dem ich vertrauen kann."

„Ihr Vater braucht Sie, ihr Land braucht Sie."

„Du solltest nach London fahren", sagte Elijah leise zu mir.

Sollte ich das? Mir war bewusst, dass ich musste.

Ich nickte langsam und stand auf. Ich musste.


„Blaine, da bist du ja", sagte mein Vater mit verweinten Augen. Er zog mich in eine feste Umarmung und schniefte dabei.

„Es tut mir so leid", sagte ich mit zittriger Stimme. Jetzt fingen auch an, die Tränen aus meinen Augen zu rollen.

Ich hatte meine Mutter verloren.

Meine Mutter war nie wirklich für mich da gewesen, hatte mir als Kind und Teenager nie die Liebe gegeben, die ich gebraucht hätte.

Oft hatte sie mir das Gefühl gegeben, dass ich nur existierte, um die Thronfolge zu sichern.

Und wenn ich etwas anderes getan hatte, als es eigentlich für einen Royal vorgesehen war, dann hatte sie mich getadelt und verurteilt.

Trotzdem vermisste ich sie.

Trotzdem trauerte ich um sie.

Denn hin und wieder sah es so aus, als hätte sie mich tatsächlich geliebt. Als sei ich das Kind, was sie wollte.

Aber dennoch... mir fiel kein einziger Moment ein, an den ich mich gerne zurückerinnerte. Immer war es mein Vater gewesen, der bei wichtigen Ereignissen dabei war oder mich unterstützt hatte.

Vermutlich konnte ich ihren Tod schneller verarbeiten, als die Tatsache, dass England nun einen neuen König bekommen würde. Mich.

In wenigen Monaten, würde ich 18 werden. Dann wäre es offiziell.

Mein Vater schaute mich mit traurigen Augen an, ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm er sich jetzt wohl fühlte.

„Okay Blaine, ich weiß... ich weiß alles ist viel. Aber wir müssen uns jetzt zusammensetzen und planen. Ist das okay für dich?"

Ich nickte. „Ja, ja es ist okay", sagte ich schniefend.


Mein Vater, zwei unserer Sekretärinnen und ich, saßen am großen Tisch im Thronsaal.

„Für die Beerdigung, habe ich den 2.11. gedacht, das ist heut in 6 Tagen. Das Wetter dürfte passend sein", sagte mein Vater angespannt.

„Sind bis dahin alle Überprüfungen abgeschlossen?", fragte Miriam, eine der Sekretärinnen. Auch sie nahm das Ganze ziemlich mit, ihre blonden Locken hingen glanzlos auf ihren Schultern.

Mein Vater nickte. „Ja, bis dahin ist es durch."

Sie besprachen noch alle Einzelheiten, welche für die Beerdigung wichtig waren. Es war mehr eine Zeremonie, als eine Trauerveranstaltung.

An die 3 Milliarden Menschen auf dieser Erde, würden sich diese Zeremonie im Fernsehen anschauen. Die Hälfte der kompletten Menschheit.

„Gut, dann ist das erst einmal abgeschlossen", sagte mein Vater und schaute mich an. „Blaine, ist dir bewusst, was das für dich bedeutet?"

Meine Hände begannen zu zittern und es fühlte sich an, als würde mir jemand die Luft abschnüren. Ich nickte langsam. „Ich glaube schon."

Mein Vater drückte meine Hand und schaute mich aufmunternd an. „Dann holen wir den Erzbischof jetzt rein."

Miriam verstand und stand auf, sie lief zur mächtigen Tür des Thronsaals und öffnete sie.

„Bitte kommen Sie rein."

„Guten Abend", sagte der ältere Mann und verneigte sich vor uns. „Ich bin Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury."

Ich nickte stumm. Ich kannte ihn natürlich schon.

„Blaine", sagte er und nahm meine Hand. Er verbeugte sich erneut und setzte sich anschließend auf einen der Stühle.

„Ich bedauere den Tod der Königin sehr. Theresa die Zweite, war eine starke, selbstbewusste und unabhängige Frau. Das ganze Land trauert um sie und schickt Gebete in den Himmel."

Der Erzbischof verschränkte seine Hände und verstummte einen Moment.

„Amen", flüsterte er, bevor er sich wieder aufrecht hinsetzte.

„Nachdem Ihre Mutter aus dem Leben geschieden ist, rücken sie als direkter Thronfolger nach. Sie allein haben Anspruch auf den Thron, es sei denn, sie schlagen es aus."

Ich schüttelte den Kopf. Auch, wenn ich mir ein anderes Leben wünschte, war das keine Option.

„Das dachte ich mir, Sie sind so stark wie ihre Mutter. Nun ja, Sie werden erst in 5 Monaten volljährig. Bis dahin greift der Regency Act, das heißt ein Regent wird an Ihre Stelle treten, bis sie 18 sind."

„Wer wird das sein?"

„Normalerweise, ist es der nächste in der Thronfolge. Diese Person muss mindestens 21 Jahre alt sein. Da es nur 5 Monate sind, wird das anderweitig geregelt. Wenn Sie dies wünschen, springt der Erzbischof in dieser Zeit ein. Keine Entscheidung wird ohne Sie getroffen. Ich trete lediglich an Ihre Stelle, um alles rechtlich abzusichern."

„Sie sind in dieser Zeit König?", fragte ich.

Er lächelte leicht und schüttelte seinen Kopf. „Ich bin nur Regent. Sie werden schon als König angekündigt, gekrönt werden Sie erst an Ihrem 18. Geburtstag."

„Genau an meinem Geburtstag?"

„Wie Sie wünschen."

„Lieber einen Tag danach."

„Geht in Ordnung", sagte er lächelnd und notierte es sich auf dem Papier, welches vor ihm lag.

„Welchen Namen wählen Sie?"

„Als König?", fragte ich mit einem Kloß im Hals.

„Genau, Sie heißen Blaine Jonathan Michael La Rune", sagte er. „Möchten Sie König Blaine der Erste, König Jonathan der Dritte oder König Michael der Vierte genannt werden?"

„König Blaine."

Das alles fühlte sich so unglaublich... surreal an. In knapp 5 Monaten würde ich König sein.

„Wie die Krönung abläuft, welche Sonderwünsche Sie haben und was Sie sich vorstellen, besprechen wir wann anders. Jetzt ist es wichtig, dass wir Sie öffentlich als König ankündigen und verkünden werden, dass Sie diesen Platz erst mit dem Beginn Ihrer Volljährigkeit einnehmen."

„Ich möchte meinen Abschluss an der Carymount machen."

Der Erzbischof lächelte mich wieder an. „Sie können das selbst entscheiden, wenn sie erst einmal König sind. Ob es eine gute Idee ist, weiß ich nicht."

„Natürlich kannst du deinen Abschluss machen, deine Mutter hätte sich das gewünscht", sagte mein Vater mit Tränen in den Augen.

Der Erzbischof nickte. „Wie Sie wünschen."

„Es gibt so viel zu besprechen Blaine, dass machen wir die nächsten Tage und Wochen. Als Nächstes kommt die Beerdigung deiner Mutter. Wenn du danach wieder in das Internat möchtest, kannst du das gerne tun", sagte mein Vater liebevoll.

„Das möchte ich", sagte ich. „Dort sind Menschen die ich brauche."

Eher gesagt, ein Mensch.


Oh oh, was passiert hier gerade?😳
Ich musste mich zu dieser ganzen Sache erstmal ausführlich belesen, weil ich selbst nicht wusste was in so einer Situation passiert. Aber Wikipedia konnte mir helfen👀

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