❥Taxifahrer
Kapitel 8: Taxifahrer
Obwohl ich es gewohnt war, dass mich Leute regelmäßig anstarrten oder einfach nur beobachteten, war mir das hier doch etwas unangenehm.
Um ehrlich zu sein, war es sogar extrem unprofessionell.
Ich zwang mich dazu, aus dem Fenster zu schauen und nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen dachte ich an die Aktion mit Elijah.
Wieso hatte er mich angelogen?
Hatte er wirklich Interesse an mir?
Wieso hatte ich ihn überhaupt geküsst, obwohl ich wusste, dass er schwul ist?
Das war echt dumm von mir.
„Sind Sie Prinz Blaine La Rune?", fragte mich der Taxifahrer plötzlich.
„Ja", sagte ich knapp. Ich hatte gerade keine Lust auf eine Konversation.
Er nickte. Komischer Mensch.
Und komischer... Fahrstil. Wieso fuhr er überhaupt so hektisch?
Und so schnell?
Urplötzlich bog er sehr scharf nach rechts ab und mein Kopf knallte gegen die Fensterscheibe. Danach wurde alles schwarz.
Als ich wieder zu mir kam, hämmerte mein Kopf extrem.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich realisierte was hier gerade passierte.
Ich saß auf einem Stuhl, in einem dunklen Raum und konnte weder meine Arme noch meine Beine bewegen.
Ich spürte, dass meine Hände, hinter meinem Rücken, mit Panzertape oder irgendwas dergleichen festgeklebt waren.
Meine Beine wurden ebenso an den Stuhlbeinen befestigt und zu guter Letzt, befanden sich noch einige Streifen des Tapes um meinem Oberkörper, um ihn am Stuhl zu fixieren.
Ich fing an, mich unbeholfen hin und her zu bewegen, so schwer konnte es doch nicht sein, hier freizukommen.
Oder?
Es war doch nur... Klebeband.
Doch offensichtlich hatte ich unrecht. Hier tat sich nichts, lediglich meine Kraft verschwand.
Und dann öffnete sich die Tür. Das Licht ging an und der Taxifahrer betrat den Raum.
In seiner rechten Hand hielt er ein riesiges Messer und in der Linken mein Smartphone.
„Was...?", fragte ich verwirrt.
„Ruhig", presste er hervor und stellte sich vor mich.
Er war mindestens doppelt so breit wie ich und auch etwas größer. Er war mir definitiv überlegen, hier würde sich meine Sportlichkeit auch nicht auszahlen.
Panik machte sich in mir breit. Mein Herz fing an zu rasen und schlug wie wild gegen meine Brust. Mein Atem wurde schneller und die Fixierungen machten alles nur noch schlimmer.
Ich hätte mich gerade am liebsten übergeben.
„Verdammt... was mach ich", sagte der Taxifahrer verzweifelt.
Er lief vor mir auf und ab und schien nicht ganz mit seiner Aktion einverstanden zu sein.
„Sie...", fing ich an zu sprechen.
„Sei still", schrie er mich an und holte aus. Er schlug mir den Griff seines Messers gegen die Schläfe und sofort sah ich kleine Lichtblitze.
Ich musste mich bemühen, jetzt nicht wieder ohnmächtig zu werden. Am Ende würde er mich umbringen.
Er griff mir in die Haare, zog meinen Kopf zurück und hielt mir mein Handy vor das Gesicht.
Das Geräusch verriet mir, dass es nun entsperrt war.
Ich spürte, wie mir eine warme Flüssigkeit das Gesicht herunterlief. Ich musste nicht lange überlegen um zu begreifen, dass es Blut sein musste.
„Wo posten wir es, auf dem öffentlichen oder privaten Account... öffentlich natürlich", sagte der Taxifahrer zu sich selbst.
Kurze Zeit später, hielt er das Handy in meine Richtung und schaltete das Blitzlicht ein.
Reflexartig schloss ich meine Augen, mein Kopf schmerzte so schon höllisch.
„Wenn die Königsfamilie ihren zukünftigen König wiederhaben will, dann will ich 5 Millionen Pfund in Bar. Morgen, 16 Uhr, St. Johns five."
Danach ging das Blitzlicht aus und der Mann zerstörte mein Handy. Vermutlich damit es niemand orten konnte.
„Dann wollen wir doch mal sehen, wie wichtig du deiner Familie bist." Er grinste mich dreckig an und kniff mir in die Wange.
„Bis morgen mein Junge."
Angewidert, panisch und mit Schmerzen ließ er mich wieder alleine.
Was sollte ich tun? Wieder zerrte ich wie verrückt an meinen Fesseln, versuchte dieses Panzertape irgendwie kaputt zu bekommen, doch es tat sich nichts, außer das es sich in meine Haut schnitt.
„Hilfe! Hilfe!", schrie ich so laut ich nur konnte.
Irgendjemand musste mich doch hören, ich befand mich doch mit Sicherheit nur in irgendeiner Wohnung oder in irgendeinem Haus.
„Hallo? Hallo hört mich jemand?"
Ich nahm meine komplette Kraft zusammen und rief so laut ich konnte. Zusätzlich rutschte ich hin und her, um möglichst viel Krach zu machen.
„Hallo! Hallo! Hilfe!"
In diesem Moment öffnete sich die Tür.
„Du sollst deine Klappe halten!", brüllte der Taxifahrer.
Er holte eine silberne Rolle aus seiner Tasche, riss sich ein Stück des Tapes ab und klebte es auf meinen Mund.
„Jetzt pass mal auf, wenn du noch irgendeinen Muks machst, dann bring ich dich um. Mir egal ob du tot oder lebendig bist."
Würde er mich wirklich umbringen? Ich hatte keine Ahnung.
Auf jeden Fall bekam ich Panik, mein Atem wurde schneller und das atmen fiel mir durch die Nase sowieso schon schwer.
„Ich gehe lieber auf Nummer sicher", murmelte er und verließ den Raum.
Was hatte er jetzt vor?
Ich wurde ganz still und versuchte zu lauschen, was er gerade tat.
Und dann kam er auch schon wieder. Mit... einer Waffe? Es war eine echte Pistole!
Bevor ich es wirklich realisieren konnte, holte er aus und schlug mir die Waffe ins Gesicht.
Ich wusste, nicht wie viel Zeit vergangen war, als ich wieder zu mir kam. Alles war dunkel und ich konnte nichts erkennen.
Durch meine Versuche mich zu befreien, hatte ich absolut keine Kraft mehr.
Wieso war ich nur so naiv gewesen? Wie konnte ich immer und immer wieder gegen die Regeln verstoßen?
Mit Bodyguards wäre mir das alles nicht passiert.
Würde ich jetzt sterben, weil ich immer gegen die Regeln verstieß?
Würde mir mein sturer Kopf jetzt zum Verhängnis werden?
Ich wollte doch einfach nur ein normaler Junger sein. Ein normaler Junge, mit einem normalen Leben.
Jeden Tag hatte ich mir das gewünscht.
Dabei war mein Leben nicht mal so schlecht, wenn man es mit anderen vergleichen würde.
Doch irgendwie machte mir das alles ein wenig Angst.
Vielleicht würde sich meine Ansicht ändern, wenn ich älter werde.
Falls ich älter werde.
Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich wollte nicht sterben.
Fuck fuck fuck!!! Ich wollte nicht sterben. Ich hatte Angst und konnte nichts dagegen tun.
Egal wie sehr ich mich anstrengte, es klappte nicht, ich kam nicht frei. Ich konnte nicht einmal mehr schreien.
Moment mal... war das Blaulicht?
Und... Sirenen?
Ja!
Oder bildete ich mir das nur ein? Immerhin hatte ich paar mal einen harten Schlag gegen den Kopf bekommen.
Aber... Nein es waren wirklich Sirenen. Und sie kamen näher, es wurden immer mehr.
Plötzlich öffnete sich die Tür und mein Entführer sprintete zu mir. Hecktisch löste er mit einem Messer meine Fesseln, entfernte das Tape von meinem Mund und zog mich auf die Beine.
„Aufstehen, mitkommen, sofort", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ich spürte etwas kaltes an meinem Hinterkopf. Ich wusste sofort was es war. Seine Waffe.
Er packte mich am Arm und drückte mich in Richtung der Tür. Zu laufen fiel mir deutlich schwer, alles um mich herum war verschwommen und irgendwie verzerrt.
„Ihr Haus ist umstellt, Widerstand ist zwecklos", ertönte eine Stimme durch ein Megafon.
Im nächsten Moment flog die Tür beiseite und Polizisten stürmten herein.
Mit großen Augen starrte ich die Beamten an. Sie waren schwer bewaffnet und trugen eine schwarze Schutzkleidung.
"Sofort die Waffe fallen lassen", sagte ein Polizist.
"Wenn Sie schießen, ist er tot", schrie der Taxifahrer und presste seine Waffe stärker an meinen Hinterkopf.
Fünf Polizisten standen vor uns und mindestens 5 weitere konnte ich vor der Haustür ausmachen. Und trotzdem wollte er sein Ding durchziehen.
Mir war flau im Magen und meine Beine zitterten. Ich hatte Angst, panische Angst. Wenn er mich wirklich erschießen würde... wegen meiner Dummheit.
Unaufhaltsam rollten die Tränen über meine Wangen, ich wollte nicht sterben.
"Bitte..." flehte ich.
"Halt die Fresse!", schrie mein Entführer. "Ich will das Geld, dann lass ich i..."
Ein lauter Knall unterbrach ihn. Der Druck an meinem Kopf war weg und ich spürte seinen Körper nicht mehr hinter mir.
Zitternd stand ich da, konnte mich kaum auf den Beinen halten.
Sie hatten ihn erschossen.
Etliche Polizisten stürmten in das Haus und verteilten sich in den Räumen.
"Kronprinz", hörte ich eine Stimme neben mir sagen. Einer der Polizisten stützte mich und führte mich nach draußen.
Ich konnte nichts sagen, folgte ihm einfach.
Folgte ihm durch dutzende Polizeiautos, zu einem Krankenwagen.
Von weiter hinten sah ich schon einige Paparazzi anfahren.
Wie mechanisch tat ich alles, was von mir verlangt wurde. Sanitäter und zwei Notärzte versorgten meine Wunden, untersuchten meinen Körper, gaben mir ein Schmerzmedikament und stellten mir Fragen.
"Nicht ansprechbar", lautete die Aussage einer der Ärzte.
Was sollte ich auch sagen? Ich wäre beinahe gestorben, nur weil ich zu naiv war.
Ein paar Stunden später lag ich im Krankenhaus. Zahlreiche Security standen hinter und vor meiner Zimmertür. So schnell würden sie mich vermutlich nicht mehr aus den Augen lassen.
Eine Krankenschwester kümmerte sich gerade um meine Infusion, als sich die Tür öffnete und meine Eltern das Krankenhauszimmer betraten.
Etwas unbeholfen verbeugte sich die Krankenschwester. "Eure königliche Hoheit."
Mit diesen Worten trat sie beiseite.
"Blaine, oh Gott mein Junge", sagte meine Mutter schluchzend und beugte sich zu mir herunter. Vorsichtig umarmte sie mich und drückte mich leicht an sich.
"Was machst du nur", sagte mein Vater mit Tränen in den Augen und nahm meine Hand.
"Es tut mir so leid", murmelte ich leise. Ich war gerade einfach nur froh, dass sie bei mir waren.
So viel Aufmerksamkeit hatte ich vermutlich noch nie von ihnen bekommen.
"Der Mann ist tot", sagte mein Vater. "Du musst dir also keine Gedanken machen."
"Ich mach mir aber Gedanken", sagte ich. "Es war meine Schuld und hätte noch viel schlimmer enden können. Es tut mir so leid."
"Was hast du dir nur dabei gedacht?"
Meine Mutter richtete sich auf und legte ihren tadelnden Blick auf.
"Nichts um ehrlich zu sein, das ist ja das Problem."
"Entschuldigen Sie", sagte einer der Security, nachdem er an der Tür geklopft hatte. "Ein Herr Elijah Walsh und eine Frau Violett Smith stehen im Empfangsbereich und bestehen ununterbrochen darauf, den Kronprinz sehen zu dürfen. Sollen wir sie entfernen oder..."
"Nein!", unterbrach ich ihn. "Bitte holen Sie sie her."
"Blaine? Auf keinen Fall. Wie kommen die überhaupt erst rein? Ich dachte am Eingang steht Polizei?", sagte meine Mutter empört.
"Es sind meine Freunde, bitte Mom..."
Meine Mutter schüttelte den Kopf. "Keine Widerrede."
"Theresa", sagte mein Vater. "Es würde ihm bestimmt helfen."
"Na gut, aber ich bleib hier." Meine Mutter setzte sich eingeschnappt auf einen der Stühle neben der Tür.
"Holen Sie sie rein."
"Danke Dad", sagte ich.
Mein Vater nickte und verließ den Raum.
Nur wenige Minuten später, öffnete sich die Tür erneut. Violett und Elijah standen im Türrahmen und schauten mich fassungslos an.
"Blaine", sagte Violett und stürzte auf mich zu. "Was machst du für Sachen? Gehts dir gut?"
Etwas zu unachtsam umarmte sie mich und drückte mir dabei versehentlich gegen eine schmerzende Stellen, weswegen ich scharf die Luft einzog.
"Oh Gott, tut mir leid."
"Alles gut", sagte ich. „Ich bin froh dich zu sehen."
Ich schaute zu Elijah, er stand etwas eingeschüchtert hinter Violett und spielte mit seinen Händen.
Violett trat einen Schritt beiseite und Elijah kam zu meinem Bett.
„Tut mir leid", flüsterte er und nahm meine Hand.
„Mir auch", sagte ich und drückte seine Hand.
Unaufhaltsam fing ich an zu weinen, mit war das einfach alles viel zu viel. Die ganze Last des letzten Tages fiel endlich ab.
Violett und Elijah fingen ebenfalls an zu weinen. Die beiden hatten sich Sorgen gemacht, ich war so froh das sie bei mir waren.
„Moment mal, bist du nicht der Junge, der mit meinem Sohn in der Presse war?"
Meine Mutter unterbrach unseren Moment und stand auf.
„Königin... Königin Theresa...", sagte Violett erschrocken. „Es... entschuldigen Sie, ich habe sie nicht gesehen."
Violett verbeugte sich und Elijah tat ihr gleich. Zugegebenermaßen sah das ziemlich witzig aus.
„Elijah Walsh, interessant", sagte meine Mutter und stellte sich an die andere Seite meines Bettes.
Elijah nickte, er wusste offensichtlich nicht was er sagen sollte.
„Elijah und Violett sind sehr gute Freunde von mir geworden. Sie sind die Einzigen hier, denen ich richtig vertraue."
Meine Mutter schaute mich fragend an.
„Violett Smith, die Tochter von Susan Smith, der Schauspielerin?"
„Ganz genau", sagte Violett und freute sich, dass meine Mutter sie erkannt hatte.
„Freut mich. Und Elijah Walsh... das sagt mir nichts. Wieso sind Sie auf der selben Schule wie mein Sohn?"
„Mom!", sagte ich. „Das ist doch unwichtig."
„Alles in Ordnung", sagte Elijah und zwang sich ein Lächeln auf. „Ich bin erst seit zwei Jahren auf der Schule. Die alte Schule von mir und meinen Freunden ist abgebrannt. Der Staat hat fünf Plätze an der Carymount vergeben und unsere Bewerbung wurde angenommen."
Das hatte er mir nie erzählt. Ich dachte immer, seine Eltern wollten es ihm einfach ermöglichen, auf diese Schule zu gehen."
„Bitte geht nun, Blaine braucht Ruhe."
Meine Mutter deutete auf die Tür, ohne auf Elijahs Geschichte einzugehen.
„Melde dich wenn du kannst", sagte Violett und verließ gemeinsam mit Elijah mein Zimmer.
Meine Mutter schaute den Beiden nur skeptisch hinterher.
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