❥Kronprinz
Kapitel 3: Kronprinz
Die letzten beiden Wochen, haben Elijah und ich jeden einzelnen Tag auf Instagram geschrieben. Manchmal waren es nur einzelne Nachrichten, manchmal war es die halbe Nacht. Er ist die erste Person hier, die ich besser kenne und die erste Person, mit der ich offen reden kann. Von meinem Geheimnis habe ich ihm allerdings noch nicht erzählt. Und das, obwohl morgen die Schule beginnt.
Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, vermutlich gar nichts. Ich habe einfach Hoffnung, dass er mich morgen nicht erkennt. Das ist zwar mehr als unwahrscheinlich, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ein Klopfen an der Tür meines Zimmers reißt mich aus meinen Gedanken.
„Mister La Rune? Ihre Mutter würde Sie gern sprechen."
Seufzend stehe ich auf und laufe zur Tür, hier im Internat habe ich immer zwei Bodyguards bei mir. Und wenn ich sage immer, dann meine ich immer. Sie warten vor meiner Zimmertür, sie kommen mit in die Gemeinschaftsräume, in den Speisesaal, zum Sport, zum spazieren,... sie sind einfach immer da.
Ich persönlich finde das ziemlich überzogen. Die Leute hier hingegen finden es echt cool. Sie wissen allerdings auch nicht, wie nervig das sein kann. Privatsphäre habe ich quasi nie, nur in meinem Zimmer.
Ich öffne die Tür und schaue sofort in Sindys Augen, sie ist gerade offensichtlich drauf und dran nochmal zu klopfen. Sindy ist echt total entspannt und lässt mir viel Freiraum. Ich mag sie dafür echt gerne. James hingegen ist das komplette Gegenteil von ihr. Genau deshalb mag ich ihn nicht.
„Was gibt's?", frage ich Sindy.
„Ihre Mutter möchte Sie sprechen, im Sekretariat."
„Wieso ruft sie mich nicht auf meinem Handy an?"
Genervt verdrehe ich meine Augen und laufe los.
„Weil Sie sie ignorieren", meldet sich nun auch James zu Wort.
„Weil sie mich dauernd anruft", entgegne ich trotzig.
Absichtlich langsam laufe ich zum Sekretariat. Meine Mutter ruft mich täglich an und erinnert mich an meine Pflichten. Rede hier, Interview da. Ich habe keine Lust darauf.
„Ja hallo?", frage ich gelangweilt in den Hörer des Telefons.
„Blaine, du ignorierst meine Anrufe und Nachrichten schon seit zwei Tagen. Wir haben noch keine Mail von dir bekommen, wir brauchen dein Statement zum Schulwechsel. Das ist seit einer Woche überfällig, die Presse dreht durch."
„Achso, ja ich hab's vergessen. Ich mach das noch."
„Du musst damit aufhören. Sonst hat das Konsequenzen. Das weißt du doch, für uns alle."
„Ja Mama, ich schicke es dir heute."
Ich habe gar keine Lust darauf, aber ich weiß, ich habe keine andere Wahl.
James und Sindy begleiten mich wieder bis vor mein Zimmer und bleiben an der Tür stehen.
„Ich schlafe bald, also möchte ich nicht mehr gestört werden."
„Gute Nacht, Kronprinz Blaine", sagt Sindy und nickt.
Ich schließe die Tür hinter mir ab und lehne mich an die Wand. Kronprinz Blaine. Ich wollte nie Kronprinz sein oder werden. Diese Rolle wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Man sucht sich so etwas nicht aus.
Es ist wirklich belastend. Bei jedem Schritt oder Wort in der Öffentlichkeit, muss ich aufpassen. Eine falsche Sache aus meinem Mund und es gibt eine neue Schlagzeile in der Presse.
Seufzend setze ich mich an den Schreibtisch und öffne das Dokument, welches mir die Sekretärin meiner Mutter geschickt hatte. Doch dann blinkt mein Handy auf. Eine neue Nachricht von Elijah.
Elijah
Freust du dich auf die Schule morgen? Ich persönlich habe ja gar keine Lust.
Blaine
Es geht so, irgendwie ja und irgendwie nein. Ich bin einfach gespannt wie alles so ist.
Elijah
Ich bin gespannt wie du so bist, dann bist du nicht mehr so anonym.
Was soll ich darauf schreiben? Ich habe keine Ahnung. Also lege ich mein iPhone einfach erstmal beiseite und fange an, den Text für die Presse zu tippen.
Insgesamt brauche ich zwei ganze Stunden für diese Sache, weil ich einfach zu einfallslos bin. Ich hätte es sofort machen sollen, der königliche Hof hat mir viele gute Tipps gegeben, aber irgendwie habe ich es immer nach hinten geschoben.
Mein Kopf ist im Allgemeinen gerade ganz woanders. Wie soll ich es Elijah sagen? Gar nicht? Ich habe keine Ahnung.
Ein paar Stunden später liege ich auch schon im Bett und öffne Instagram. Elijah hat mir nicht nochmal geschrieben. Bestimmt wartet er auf meine Antwort, ich habe seine Nachricht allerdings nur gelesen und nichts darauf geschrieben. Ich weiß einfach nicht, was ich schreiben soll.
Ich lege mein Handy neben mich und presse die Augen zusammen. Ich sollte schlafen, eindeutig. Immerhin ist es spät. Aber dann ist auch so schnell morgen, das ist echt ein Zwiespalt.
Viel zu früh reißt mich mein Wecker wieder aus dem Schlaf. Es ist 7:00 Uhr, in zwei Stunden würde die Schule beginnen. Immer noch viel zu müde stehe ich auf und schleppe mich ins Badezimmer, um mich dort für den Tag herzurichten.
Skeptisch betrachte ich meine Schuluniform. Warum ist das in diesem Land nochmal Pflicht? Widerwillig schlüpfe ich in die schwarze Hose, das weiße Hemd und in die gestreifte Krawatte, nur um anschließend festzustellen, dass es nicht einmal schlecht aussieht.
Das hatte ich schlimmer in Erinnerung.
Ich schnappe mir noch die weinrote Jacke und mache mich dann auf den Weg in den Speisesaal.
„Guten Morgen, Kronprinz."
„Hallo Blaine, gut geschlafen?"
„Kronprinz!"
„Guten Morgen, Blaine."
„Königliche Hoheit, heute beginnt Ihr erster Schultag bei uns."
Jeder zweite Schüler und jede Lehrkraft begrüßt mich auf den Fluren. Ich nicke nur freundlich und laufe einfach schweigend weiter. Ich bin definitiv kein Frühaufsteher und habe jetzt noch keine Lust zu sprechen.
Und obwoh ich ebenfalls keinen großen Hunger habe, zwinge ich mich dazu ein wenig Müsli zu essen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie James und Sindy den Raum betreten und somit ihre Nachtschicht ablösen.
„Na Blaine? Aufgeregt?", fragt mich Violett, ein Mädchen aus dem Internat. Lächelnd setzt sie sich neben mich und fängt sofort an zu essen.
„Nicht wirklich, eher müde", gebe ich ebenfalls lächelnd zurück.
„Und ein wenig genervt von deinen zwei Freunden da drüben?" Sie deutet auf James und Sindy.
„Sindy ist okay, aber James nervt einfach nur", flüstere ich.
Ich bin froh, dass ich vor Violett offen reden kann. In den letzten beiden Wochen habe ich gemerkt, dass man ihr vertrauen kann.
„Ach komm schon, wenn deine Mutter merkt das dir hier keine Gefahr droht, dann kommen die bestimmt nicht mehr so oft."
„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe."
Ich warte auf Violett, bevor ich aufstehe und meinen Teller beiseite stelle.
„Dann mal los", murmel ich und nehme meinen Rucksack, bevor ich den Raum verlass. Obwohl mir Violett den Weg schon einmal gezeigt hatte, habe ich ihn wieder vergessen. Also folge ich ihr einfach zu dem großen Schulgebäude.
Am Eingang des modernen Hauses, wartet schon meine neue Direktorin und ein kleines Kamerateam.
„Moment mal, davon wusste ich nichts", sage ich verwirrt und schaue zu Sindy.
Allerdings habe ich sowieso keine andere Wahl, da sie mich schon gesehen haben. Also straffe ich meine Schultern und streiche meine Krawatte nochmal gerade.
„Guten Morgen Kronprinz, wie waren Ihre Ferien?"
Miss Smith, meine Direktorin, reicht mir strahlend ihre Hand. Wir verharren in dieser Position und warten, dass der Kameramann ein paar Schnappschüsse davon macht.
„Meine Ferien waren gut, danke der Nachfrage. Ich wurde im Internat gut versorgt und mir hat es an nichts gefehlt."
Miss Smith schickt Violett schon einmal rein und stellt mir anschließend noch ein paar Fragen, welche ich an die Kamera gerichtet beantworte. Zum Glück ist das Ganze schon nach wenigen Minuten vorbei und ich kann weiter gehen.
Als ich endlich die Schule betreten kann, nehme ich mein Smartphone und öffne den Chat meiner Mutter. Hatte sie mir das gesagt?
Doch ich komme gar nicht dazu, nachzuschauen. Eine Benachrichtigung von Elijah bloppt auf.
Elijah
Wusstest du das Blaine La Rune heute auch seinen ersten Tag hier hat? Eine Freundin hat mir davon erzählt, vor der Schule sollte auch ein Kamerateam sein.
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