❥Filmabend

Kapitel 12: Filmabend

Die Leute um mich herum waren plötzlich so anders, als Arthur da war. Jeder machte das, was er sagte und jeder lobte ihn in den Himmel.

Arthur war sowas wie der Chef hier. Auf sowas hatte ich keine Lust.

„Steve hat mir erzählt, du hast die Sozialleistungsbezieher eingeladen. Für heute Abend."

Arthur schaute mich aus den Augenwinkeln an, während er sich eine Gabel in den Mund schob.

„Was?", fragte ich verwirrt. Ich wusste nicht was er da sprach.

„Die Sozis. Die drei von außerhalb."

„Sozis?"

„Na sag mal, hat unseren Kronprinz hier niemand eingeweiht?", fragte Arthur laut in den Speisesaal.

Alle schüttelten den Kopf oder ignorierten Arthur.

„John", sagte Arthur.

„Natürlich", antwortete der Rothaarige und drehte sich zu mir. „Schüler, die nicht im Internat untergebracht sind, nennen wir Sozis. Sie haben kein Geld für eine Unterbringung und haben den Platz an der Schule meist nur durch Glück bekommen."

Ich kniff meine Augen zusammen. „Das ist doch Schwachsinn."

„Oh nein, mein Lieber", sagte Arthur. „Erfahrung."

„Mhm", murmelte ich nur und stellte meinen Teller beiseite.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging ich zurück auf mein Zimmer und nahm mir das Handy, welches meine Mutter mir gegeben hatte. Ich wählte ihre Nummer.

„Hallo Blaine, ich habe gerade wenig Zeit."

„Arthur ist wieder zurück", sagte ich direkt. „Und er geht mir auf die Nerven."

„Er meint es nur gut und ist ein echt Lieber. Sei nett zu ihm."

Ich seufzte und schaute zum Fenster.

„Sag mal Mama, hier im Internat stehen doch Security an jedem Eingang und im Treppenhaus sind Kameras. Ist es dann wirklich notwendig, dass mich die Leibwächter überall hin begleiten?"

„Es ist nur zu deiner Sicherheit."

„Ich weiß", sagte ich. Das wusste ich mittlerweile wirklich. „Aber hier drin kann mir nichts mehr passieren. Reicht es nicht, wenn sie vor einfach vor meiner Tür warten und nicht überall mitkommen, also innerhalb des Internats."

Sie sagte nichts.

„Ich möchte wenigstens ein kleines bisschen für mich sein."

„Nur innerhalb des Internats und sie werden Sicherheitskontrollen machen. Ich gebe die Anweisung sofort durch."

„Danke!", sagte ich grinsend.

Ein wenig Privatsphäre, ich konnte es kaum fassen.


Am Abend wartete ich vor dem Internat, um Elijah und seine Freunde zu empfangen. Ansonsten würde es vielleicht Probleme mit der Security geben.

„Hey ihr Drei", sagte ich grinsend.

„Hey Blaine", sagte Elijah und grinste mich ebenfalls an. Er fiel mir regelrecht in die Arme und drückte sich an mich.

„Schön dich zu sehen", flüsterte ich und erwiderte seine Umarmung.

„Alles klar, gehts dir besser?", fragte mich Aleyna mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

„Mir gehts es schon besser, ja. Aber ein wenig geschockt bin ich noch."

„Verständlich", sagte sie und umarmte mich ebenfalls.

Finn hingegen nickte mir nur kurz zu und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Okay dann... gehen wir rein. Und lasst euch vor den ganzen Leuten hier nicht irritieren, die passen quasi nur auf", sagte ich und versuchte die Situation etwas herunterzuspielen.

Ich wollte nicht das Aleyna oder Finn Angst hatten oder sich Sorgen machten.


Eine halbe Stunde und ein paar unangebrachte Kommentare von Arthur, später, saßen wir alle im Gemeinschaftsraum und schauten zum Fernseher.

Ein paar Mädchen hatten einen Film ausgesucht und den würden wir jetzt anschauen. Ich kannte weder den Namen des Filmes, noch wusste ich um was es ging.

Allerdings war mir das sowieso egal, denn im Moment konnte ich mich absolut nicht auf den Film konzentrieren.

Elijah saß neben mir und das verdächtig nahe. Der Geruch seines Parfüms stieg die ganze Zeit in meine Nase. Hatte er schon immer so gut gerochen?

Ich hatte das Gefühl, dass er immer und immer wieder ein Stück näher an mich heranrückte. Kaum merklich.

Das ich richtig lag wusste ich dann, als sein Bein meins berührte.

Es fühlte sich für einen Moment so an, als würde ein kleiner Stromschlag meinen Körper durchzucken.

„Hilfe, Hilfe! Hört mich jemand?"

Ich schaute zum Fernseher und versuchte zu verstehen, worum der Film handelte und was gerade passierte.

Doch was ich dort sah, löste irgendwas in mir aus. Irgendetwas Negatives.

Eine Frau saß gefesselt an einem Stuhl und hatte ein Stück Stoff im Mund, damit sie nicht sprechen konnte.

In mir zog sich alles zusammen, diese Situation erinnerte mich an meine letzte Woche.

Ich musste hier raus.

Ohne etwas zu sagen stand ich auf und schlängelte mich durch die anderen. Ich musste aufpassen, dass ich niemanden anrempelte oder versehentlich verletzte.

Würde ich jetzt nach rechts laufen, würde ich zu den Schlafzimmern kommen. Und dort wären Charles und Andrew.

Also lief ich zügig in die andere Richtung und fand mich schließlich in der Bibliothek wieder.

Das Licht hier drinnen war gedimmt und wirkte irgendwie beruhigend auf mich. Ich lehnte mich an eines der vielen Bücherregale und schloss meine Augen.

Meine rechte Hand lag auf meiner Brust und fühlte nach meinem Herzschlag. Alles war in Ordnung.

Mein Atem ging allerdings schnell und unregelmäßig. Verdammt.

Ich stellte mich an eines der großen Fenster und öffnete es. Die frische Luft würde mir mit Sicherheit gut tun.

Und das tat sie wirklich. Mein Atem beruhigte sich allmählich wieder und ich konnte einen klaren Gedanken fassen.

„Ach hier bist du", hörte ich eine Stimme hinter mir sagen. „Alles okay?"

Es war Elijah. Er stellte sich zu mir und schaute mich besorgt an.

„Ja, alles in Ordnung. Mir war nur total warm dort drin."

Elijah schien nicht ganz einverstanden zu sein, nickte aber leicht.

Er schaute mich mit seinen großen, dunklen Augen an und sagte nichts.

Ein paar vereinzelte Locken fielen ihm auf die Stirn, was ihn irgendwie verspielt wirken ließ.

„Kann ich etwas versuchen?", fragte er mich etwas schüchtern.

Auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte, wusste ich, was er damit meinte.

Ich schluckte und zögerte einen Moment. Es könnte sich so vieles ändern. Es könnte so vieles kaputt machen. Meine Zukunft...

„Ja", flüsterte ich.

Elijah trat noch einen Schritt an mich heran und schaute mich mit leicht geöffneten Lippen an. Für einen Moment schauten wir uns einfach in die Augen, sagten nichts und genossen den Moment der Stille.

Er atmete tief ein und ich sah, wie er seinen ganzen Mut zusammennahm. Schnell, ohne weitere Vorwarnung, lehnte er sich nach vorn und legte seine Lippen für den Bruchteil einer Sekunde auf meine.

Erschrocken von sich selbst, ging er einen Schritt zurück und schaute mich mit großen Augen an.

Ich wusste nicht was er dachte, aber ich hätte es zu gern gewusst. Denn nur kurze Zeit später, küsste er mich erneut. Dieses Mal ein wenig länger als vorher.

Ich verkrampfte mich ein wenig und drehte meinen Kopf zur Seite.

„Ich... also ich... ich bin nicht... ich stehe nicht auf...", stammelte ich.

Elijah presste seine Augen zusammen und drehte sich um. „Sorry", sagte er noch, bevor er los laufen wollte.

„Nein, warte bitte", sagte ich und griff nach seinem Arm. „Warte."

Er wich meinem Blick aus und schaute auf den Boden.

„Elijah ich... das darf nicht sein... ich bin... und... das geht nicht."

Jetzt schaute er mich wieder an. Als sein Blick meinen traf, hatte ich das Gefühl, irgendetwas in meinem Bauch explodierte gleich.

Hunderte, nein tausende, kleine Schmetterlinge flogen gegen meine Bauchdecke und hinterließen ein angenehmes Kribbeln.

Plötzlich vergaß ich alles, was ich gerade irgendwie versucht hatte zu sagen. Alles was ich jetzt noch wusste war; ich wollte ihn nochmal küssen.

Ich näherte mich seinem Gesicht, ganz langsam und zögerlich kam ich ihm Zentimeter für Zentimeter immer näher.

Ich spürte seinen süßen Atem in meiner Nase. Gemischt mit seinem Parfüm und seinem eigenen Körpergeruch, raubte er mir gerade den Verstand.

Ich schloss meine Augen und legte meine Lippen endlich auf seine. Es war unglaublich, sie waren so weich und schmeckten so himmlisch.

Elijah erwiderte meinen Kuss fast sofort und lehnte seinen Körper an meinen.

Wir bewegten unsere Lippen gegeneinander und jedes Mal aufs Neue zog sich alles in mir zusammen und schickte dutzende kleine Stromstöße durch meine Adern. Alles kribbelte und fühlte sich einfach atemberaubend an.

„Blaine? Elijah?", rief eine weibliche Stimme.

Erschrocken riss ich meinen Kopf nach oben und trat einen Schritt beiseite.

Ich räusperte mich und schaute Elijah entschuldigend an. Er grinste allerdings nur und hielt sich eine Hand vor den Mund.

„Ja? Aleyna? Wir sind hier hinten", sagte ich.

„Ach, hier! Was macht ihr zwei denn hier?"

„Mir war etwas heiß und ich brauchte Luft", sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf.

„Achso, alles gut. Brauchst du noch Zeit?"

„Nein nein, wir kommen wieder mit rein. Mir geht es schon viel besser."

Ich schloss das Fenster und folgte Aleyna und Elijah anschließend wieder zurück in den Gemeinschaftsraum.

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