Die Zeit heilt alle Wunden...
Kapitel 23:
Die Zeit heilt alle Wunden...
Beinahe sieben Jahre waren nach dem traumatischen Erlebnis von Vegeta vergangen. Sein Weg hatte ihn zurück zur Erde geführt. Natürlich. Wohin auch sonst? Er war ein gebrochener, geschändeter Mann, voller Scham, Selbstzweifel, ohne den kleinsten Funken Stolz und es gab keinen anderen Ort, an den er hätte gehen können. Zu dem kam aber auch, dass die Erde der einzige Ort war, der ihm so etwas wie Sicherheit und Beständigkeit vermittelte. Dort würde Broly ihn nicht finden. Wie sollte er auch hierher kommen? Er hatte kein Raumschiff. Er war ganz allein. Er würde auf diesem Drecksplaneten versauern und trotz seiner großen Macht in Einsamkeit verrecken. Ein tröstlicher Gedanke, bei dem, was dieser Widerling ihm angetan hatte. Wobei Vegeta alles daran setzte, nicht an dieses perverse Arschloch und diese Vergewaltigung zu denken.
Das gelang ihm mal besser und mal schlechter. In den ersten Wochen war es am schlimmsten gewesen. Die Vergewaltigung hatte sich immer wieder vor seinem inneren Auge abgespielt, ohne, dass er es hätte kontrollieren können. Aus dem Nichts heraus waren die Erinnerungsfetzen in sein Bewusstsein gesprungen, als würde ihm Broly wieder und wieder mit voller Wucht ins Gesicht schlagen. Nach dem Motto: Hier – komm damit klar!
Vegeta hatte kaum eine ruhige Minute gehabt. Selbst das Training hatte ihn nicht ablenken können. Seine Nächte waren geplagt von Albträumen und seine Tage von quälenden Flashbacks.
Das Einzige, was ihm wirklich geholfen hatte, war die Tatsache, dass Bulma sehr rücksichtsvoll reagiert hatte. Irgendwie hatte es den Anschein, dass sie spürte, dass mit ihm etwas nicht stimmte, auch wenn er ihr natürlich nichts von all dem erzählt hatte und er immer wieder versucht hatte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber die clevere Dame von der Erde kannte den störrischen Prinzen mittlerweile recht gut und er hatte nach seiner Rückkehr einen noch schlechteren Eindruck auf sie gemacht als nach dem Tod von Goku. Und da war er schon so schrecklich durch den Wind gewesen. Diesmal schien wirklich etwas Schlimmes bei seinem Ausflug passiert zu sein. Das spürte sie und auch, wenn er nicht darüber reden wollte, wollte sie für ihn da sein und seinen Rücken stärken.
Mit der Zeit wurde es etwas besser und Vegeta konnte sich zumindest phasenweise auf sein Training oder auf seine Beziehung zu Bulma und seinem kleinen Sohn konzentrieren. Und diese Beziehungen hatte er zu schätzen gelernt. Denn... Etwas vergleichbar Traumatisches würde ihm in einer Beziehung mit einem Menschen niemals widerfahren. Hier wäre immer er der Stärkere. Mit deutlichem Abstand.
Bulma verstand ihn. Sie tat ihm gut. Er kam bei ihr zur Ruhe und wurde nicht von intensiven, unkontrollierbaren Gefühlen übermannt. Was wollte er mehr?
Aber sein Trauma war nicht das Einzige, was ihn belastete. Es gab mittlerweile so einige Gedanken und Gefühle, die er mit aller Macht unterdrückte oder sich schlichtweg verbot. Alles, was mit Kakarott zusammenhing, stand ebenfalls auf der Liste. Und das gestaltete sich über die vielen Jahre durchaus schwierig.
In der Anfangszeit war es noch recht einfach gewesen. Vegeta hatte Bulma nur erzählt, dass er die nervige Furie, die sich Kakarotts Weib schimpfte, nicht ausstehen konnte. Eine Aussage, bei der er nicht mal lügen musste. So entschied sich Bulma dafür, sich nur allein mit der schwangeren Chichi zu treffen, damit der Haussegen nicht schief hing und um Rücksicht auf Vegeta zu nehmen.
Sie war froh, dass er wenigstens dieses Gefühl benennen konnte. Alles andere blockte er entschieden ab. Also tat Bulma alles, um ihm eine gute Frau zu sein; um ihm das Gefühl von Liebe und Geborgenheit zu vermitteln, was er dankbar annahm. Er zeigte es nicht, doch in Bulmas Nähe konnte er sich fallenlassen und fand ein klein wenig Ruhe.
Was Vegeta jedoch nicht bedacht hatte, war, dass Chichi einen weiteren Sohn gebar. Dieser Sohn – Son Goten – war nur ein knappes Jahr jünger als sein eigener Spross und ihnen beiden sprudelte Saiyajinblut durch die Adern. Es war eigentlich vorherzusehen gewesen, dass die beiden Kinder irgendwann Freunde wurden. Sogar beste Freunde. Und so kam es, dass Son Goten, der zu Vegetas Leidwesen aussah wie eine exakte Kopie von Kakarott, beinahe täglich mit Trunks durch die Capsule Corporation flitzte, mit diesem spielte und trainierte.
Vegeta setzte alles daran, dem kleinen Bastard aus dem Weg zu gehen, trainierte außerhalb oder schloss sich für viele, viele Stunden im Gravitationsraum ein, aber manchmal ließ es sich nicht vermeiden. Jedes Aufeinandertreffen mit Goten war wie ein Stich ins Herz. Und jedes Mal flammten Erinnerungen und Gefühle in ihm auf, die er sonst so hartnäckig zu unterdrücken versuchte.
Der einzige Vorteil: Wenn er an Kakarott dachte, dachte er wenigstens nicht an Broly und die Vergewaltigung.
Nur war ihm in all den sieben Jahren nicht klar geworden, welche Gedanken er als lästiger empfand. Denn egal, an wen er dachte, es war gleichermaßen unangenehm. Beides waren Erinnerungen, die er mit aller Macht zu verdrängen versuchte.
Und mittlerweile – im Laufe von sieben langen und harten Jahren – war ihm das weitestgehend gelungen. Vegeta hatte es geschafft, sich seine Selbstbeherrschung, seinen Stolz und seine Fassade mühsam wieder aufzubauen. Sein Training wurde wieder verbissener und zielführender. Und irgendwann störte ihn selbst Gotens Anwesenheit kaum noch.
Er hatte es geschafft, eine fragile Hülle um seine Seele zu legen, die ihn vor den alltäglichen Strapazen zu schützen vermochte. Nur war nicht klar, welchen Belastungen diese Hülle wirklich gewachsen war...
~
Auch im Jenseits waren sieben Jahre vergangen.
Sieben Jahre... Für einen Toten war dieser Zeitraum ein Katzensprung. Ein Wimpernschlag im Vergleich zur Ewigkeit. Und so hatte Son Goku die letzten Jahre beinahe ausschließlich mit intensiven Training verbracht. Nach dem Gespräch mit seinem Bruder Radditz war ein großer Teil der Last von seinen Schultern gefallen und er hatte sich wieder mehr auf sich selbst und seine persönlichen Fortschritte konzentrieren können. Selbst die Erinnerungen an seine Erlebnisse mit Vegeta und die Schuldgefühle gegenüber seiner Familie waren immer mehr in den Hintergrund gerückt. Sie waren immer noch da, aber sie belasteten nicht mehr seinen Alltag, solange er sich mit Training ablenkte. In ruhigen Momenten, besonders nachts, wurde Goku oft von düsteren Gedanken und Albträumen geplagt, aber auch die Intensität und die Quantität dieser ließen mit der Zeit immer mehr nach.
Die Zeit schien tatsächlich alle Wunden zu heilen.
Der gutherzige Saiyajin war gerade bei seinem täglichen Training. Mit tonnenschweren Gewichten an Hand- und Fußgelenken sprang er über den winzigen Planeten von Meister Kaio, verteilte Tritte und Schläge in der Luft.
Der pummelige Kaio verließ gerade sein abgerundetes Haus und betrachtete seinen Schüler mit einem zufriedenen Lächeln. »Er hat sich in letzter Zeit wirklich wieder gefangen. Anfangs habe ich mir große Sorgen gemacht, aber die Fortschritte, die er sich in den letzten Jahren erarbeitet hat, sind wahrlich beachtlich«. Statt seinen Protegé weiter zu beobachten, räusperte sich der Kaio des Nordens und rief dem Saiyajin zu, dass das Essen fertig sei.
Sofort sauste Goku zu seinem Lehrmeister, landete vor dem kleinen Haus und entfernte mit einem hocherfreuten Grinsen die Gewichte von seinen Gelenken. „Super! Darauf habe ich schon gewartet! Ich sterbe fast vor Hunger!"
Die Gewichte fielen krachend zu Boden und drückten sich automatisch tief in den Rasen. Doch das störte den Kaio nicht besonders. Immerhin war das der alltägliche Wahnsinn, dem er ausgesetzt war, seitdem der Saiyajin bei ihm lebte. Und so konnte er seine Zeit damit verbringen, die Schäden im Garten wieder auszubessern. Auch der unlogische Satz seines Schülers, vor Hunger zu sterben, ließ ihn nur noch schmunzeln. Immerhin wusste er um den monströsen Appetit dieses Saiyajin und er kannte es schließlich auch ganz anders. Wenn es Goku schlecht ging, aß er nichts. Ein gesunder Appetit war also immer ein sehr gutes Zeichen.
Meister Kaio setzte sich mit Goku und dem Affen Bananas an einen kleinen Holztisch, der neben seinem Haus stand. Hier war vor kurzem durch ein spontanes Bauprojekt eine kleine Terrasse entstanden, sodass das ungewöhnliche Gespann auch draußen essen konnte.
Mit sichtlich großem Appetit begann der Saiyajin zuzugreifen. Die ersten zwei Schüsseln mit gebratenem Reis und Fleisch hatte er innerhalb nur weniger Sekunden inhaliert.
Auch der Kaio des Nordens bediente sich, allerdings mit deutlich mehr Zurückhaltung. Während er seinen Schüler beim Speisen beobachtete, kam ihm plötzlich ein Gedanke. „Was hast du heute noch vor, Goku?"
Verwundert über diese banale Frage stoppte der Angesprochene und schluckte den gewaltigen Bissen in seinem Mund herunter. „Was ich vorhabe? Na, trainieren. Was sonst?"
„Wolltest du nicht eigentlich noch mal deinen Bruder besuchen und endlich deine Eltern kennenlernen?"
Unbehagen machte sich in dem Saiyajin breit. Das Gespräch mit seinem Bruder war sehr gut gelaufen und er hätte sich gern noch mal mit ihm getroffen, aber irgendwie hatte er Angst davor, seine Eltern kennenzulernen. Er war doch selbst schon Vater und er hatte keinerlei Erinnerung an seine Eltern. Was, wenn er sie nicht mochte? Was, wenn sie ihn nicht leiden konnten? Er konnte die Situation nicht einschätzen und hatte sie deswegen bislang vor sich hergeschoben.
Leicht beschämt senkte er seinen Blick in seine Reisschüssel, in der er mit den Essstäbchen herumrührte, um die letzten Stücke Fleisch aus dieser herauszufischen. „Ach, das drängt doch nicht. Ich habe schließlich alle Zeit der Welt".
„Dein letztes Treffen mit Radditz ist aber schon eine ganze Weile her, Goku...".
„So lange nun auch wieder nicht".
„Goku, was glaubst du eigentlich, wie lange du schon hier im Jenseits bist?"
„Keine Ahnung. So ein oder zwei Jahre?"
„Es sind mittlerweile sieben Jahre...".
„Was?! Sieben Jahre?" Erst jetzt hob Goku seinen Kopf und blickte in das ernste Gesicht seines Meisters. Ein peinlich berührtes Lachen entfuhr seiner Kehle. „Hier oben verliert man ja echt jegliches Zeitgefühl".
„Also? Wirst du das mal in Angriff nehmen? Wäre doch eine prima Abwechslung zu deinem Training".
„Na gut. Es wird ja nicht schaden", entgegnete der Saiyajin schulterzuckend. Wenn er tatsächlich schon sieben Jahre hier war, war es wirklich an der Zeit, sein Versprechen bei Radditz einzulösen.
Die Zeit war ihm gar nicht so lang vorgekommen. Es schien so, als würde einem jegliches Zeitgefühl entgleiten, wenn man erst mal die Ewigkeit vor sich hatte.
Zumindest hatte er hier, ganz losgelöst von täglichen Verpflichtungen und dem Druck des Alterns, massive Fortschritte bei seinem Training gemacht. Fokussierter und zielführender war es lange nicht gewesen. Selbst die Kraft des zweifachen Supersaiyajin, die Son Gohan beim Kampf gegen Cell gezeigt hatte, hatte Goku mittlerweile bei Weitem übertroffen.
~
Nachdem Goku sein ausgiebiges Mahl beendet hatte, machte er sich auf den Weg zu Enma Daio. Am liebsten hätte er diesen einfach umgangen, aber es gehörte sich nicht, einfach so in die Hölle zu gehen. Dann würde er so leicht nicht wieder herauskommen. Da war es unkomplizierter den offiziellen Weg über Enma Daio zu gehen und ihn um Erlaubnis für einen Besuch zu bitten. Das würde kein Problem darstellen, immerhin hatte Goku ein gutes Verhältnis zu dem Richter von Gut und Böse.
Diesmal verwendete der gutherzige Saiyajin aber seine momentane Teleportation, um keine Zeit zu verlieren und fand sich am Eingang des Jenseits vor dem Tisch des riesigen Wesens wieder, der darüber entschied, wer die Ewigkeit im Paradies verbringen durfte und wer sein unendliches Dasein in der Hölle fristen musste. Doch er war nicht allein. Vor dem monströsen Schreibtisch schwebte eine kleine, alte Frau, gekleidet in einen schwarzen Umhang, die auf einer schwebenden Kristallkugel saß und angeregt mit dem Herrn der Unterwelt diskutierte.
»Hm? Die Alte kenne ich doch...«, überlegte Goku, bis ihm ein Licht aufging und ihm der Name seiner alten Bekannten wieder einfiel. „Uranai Baba! Was treibt dich denn hierher?"
Die Dame, an der die Zeichen der Zeit sichtlich genagt hatten, unterbrach ihr Gespräch und musterte den fröhlichen Krieger argwöhnisch. „Son Goku... Immer noch so ein unhöflicher Rüpel! Ich unterhalte mich gerade!"
Der Saiyajin hob verwundert seine Augenbrauen. Er hatte nicht bedacht, dass er hier einfach in ein Gespräch geplatzt war und die beiden unsanft gestört hatte. Sein Blick glitt zu Enma Daio hinauf, der resigniert den Kopf schüttelte und schnaufte: „Jetzt ist's auch egal. Was willst du, Son Goku?"
„Ich...ähm...". Verunsichert sah der Kämpfer zwischen der Schwester seines alten Meisters und Enma Daio hin und her, nachdem ihn aber beide ungeduldig ansahen, fuhr er fort: „Ich würde mich gerne noch mal mit Radditz treffen. Oder besser gesagt, würde ich gerne meine gesamte Familie besuchen. Du musst auch keinen Extraraum dafür vorbereiten, ich kann auch einfach runter in die Hölle, wenn das okay ist".
„Radditz... Radditz...". Der Herr der Unterwelt holte einen gigantischen Ordner hervor und ließ diesen auf seinen Tisch krachen. „Das war dein Bruder, richtig?"
„Ja, genau".
„Und wen willst du noch treffen?"
„Meine Eltern".
„Und die heißen...?"
„Ähm...".
Der Kopf des Herrn der Unterwelt schnellte von seinen Akten, die er gerade durchblätterte zu dem winzigen Saiyajin vor ihm und blickte ihn durchdringend an. „Du weißt nicht, wie deine Eltern heißen?"
„Ich... Nein". Verlegen lachend kratzte sich Goku am Hinterkopf. „Ich kenne sie doch gar nicht. Ich weiß nur, dass ich meinem Vater ziemlich ähnlich sehen soll".
Ein langes Seufzen verließ die Kehle des rothäutigen Richters. „Weißt du, was du mir damit antust? Wenn ich ihre Namen nicht hab, muss ich in dem dicken Seelenverzeichnis nach ihnen suchen, um sie in der Hölle finden zu können".
„Ich kann doch selbst nach ihnen suchen".
„Nichts da! Du hast keine Ahnung wie groß die Hölle ist und wie viele Seelen dort herumlungern. Außerdem gibt es dort einige, die es auf dich abgesehen haben. Will kein Chaos da unten. Der alltägliche Wahnsinn reicht schon". Kopfschüttelnd widmete sich Enma Daio seinen Unterlagen und blätterte in dem Ordner. „Wenigstens den Namen von deinem Bruder hab' ich. Dann kann ich deine Eltern auch finden. Du wirst warten müssen".
„Na gut. Ich hoffe nur, es dauert nicht allzu lange".
Ein kurzer, strafender Seitenblick fiel auf Goku, der ihn zusammenzucken ließ, dann stürzte sich der Herr der Unterwelt wieder in die unzähligen Seiten.
Uranai Baba schüttelte ebenso ihren Kopf. „Ich dachte wirklich, du hättest dir in den vielen Jahren endlich mal ein paar Manieren angeeignet".
„Hehe". Goku lachte etwas beschämt. „Tut mir echt leid, dass ich euch unterbrochen habe. Worum ging es denn?"
„Nicht, dass es dich etwas anginge, aber wir haben über das Abendessen diskutiert".
„Über... Über das Abendessen?"
„Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Lust habe, heute Abend zu kochen, aber der werte Herr will ja nicht mal selbst das Kochen übernehmen...". Diesmal war es Uranai Baba, die dem Herrn der Unterwelt einen strafenden Blick zuwarf. „Also muss ich schon wieder ran".
Ohne den Blick von seinen Unterlagen zu heben, versuchte sich der Größere zur Wehr zur setzen. „Ich habe dir nur gesagt, dass ich im Vergleich zu dir einfach nicht kochen kann. Dein Essen schmeckt mir einfach viel zu gut, mein Schatz".
»Schatz...?« Gokus Augen weiteten sich und er musterte das ungleiche Paar eingehender. »Ich wusste gar nicht, dass die beiden... Oh weh, ich will gar nicht darüber nachdenken...«
„Das ist ja eine tolle Ausrede. Ich habe einfach keine Lust jeden Tag aufs Neue für uns zu kochen. Weißt du, wie viel Arbeit es ist, dich satt zu bekommen? Ich habe auch noch andere Sachen zu tun!"
„Aber Engelchen, wenn ich koche, hängen wir heute Abend beide über der Schüssel. Das kann auch nicht in deinem Sinne sein", erwiderte Enma Daio.
Während sich Goku immer noch über das ungewöhnliche Paar wunderte, fiel ihm eine einfache Lösung für ihr Problem ein. „Warum geht ihr nicht einfach essen, oder bestellt etwas? Wenn meine Frau keine Lust hatte, für mich zu kochen, sind wir öfters mal bei Bulma essen gegangen oder sie hat mir ein paar Pizzen bestellt".
Der gehörnte Herr der Unterwelt hob seinen Blick und sah zu seiner Partnerin herüber, lächelte ihr zu. „Wär das in Ordnung für dich?"
„Lieferdienste gibt's hier im Jenseits zwar nicht, aber die Schlangenkönigin hat doch vor kurzem ein Restaurant eröffnet. Da können wir gern mal hingehen".
Zufrieden mit sich und seinem Rat grinste auch Goku und freute sich darüber, das streitende Paar wieder versöhnt zu haben und vielleicht damit auch seine Wartezeit verkürzt zu haben. Immerhin konnte sich der Herr der Unterwelt nun wirklich auf die Suche nach den Namen und den Seelen von Gokus Eltern konzentrieren, statt seine halbe Aufmerksamkeit dem Streit zu widmen. Genau das tat er nun auch.
Auch Uranai Baba schenkte Goku ein dankbares Lächeln. „Da fällt mir ein, Goku, ich habe vor ein paar Tagen noch mit meinem Bruder gesprochen".
„Ach ja? Was sagt er denn?"
„Anscheinend soll auf der Erde seit langem mal wieder ein Kampfsportturnier stattfinden. Dein Sohn und einige deiner alten Freunde werden wohl daran teilnehmen".
„Was?!" Goku weitete erstaunt seine Augen, nur um sie dann vor Frust nach hinten zu verdrehen. „Oh, verdammt! Wie gerne würde ich dabei sein... Das gibt's doch nicht!"
Die Schwester des Herrn der Schildkröten grinste verschmitzt. „Goku, erinnerst du dich noch an das kleine Turnier, welches ich damals abgehalten habe?"
„Ja, wieso?"
„Erinnerst du dich noch daran, gegen wen ich dich habe kämpfen lassen?"
„Du meinst...?" Der Saiyajin kam ins Grübeln. Sie konnte eigentlich nur von seinem Großvater Son Gohan sprechen, gegen den er bei diesem Turnier hatte kämpfen dürfen. Uranai Baba hatte ihn für einen Tag aus dem Jenseits geholt. Das Gesicht Gokus erhellte sich sofort. „Meinst du, du könntest mich auch für einen Tag zur Erde bringen?"
Uranai Baba nickte sanft. „Wenn es dieser Tag sein soll, gewähre ich ihn dir mit dem größten Vergnügen".
„Ich wüsste nicht, welcher Tag besser in Frage käme". Goku strahlte über das ganze Gesicht. „Oh, Wahnsinn! Das wäre ja superklasse! Wann ist das Turnier denn?"
„In zwei Tagen schon".
„Sehr gut! Dann bleibt noch genug Zeit, mich darauf vorzubereiten. Meister Kaio wird mir bestimmt helfen, meiner Familie Bescheid zu geben". Vor Vorfreude ballte der Saiyajin seine Fäuste. Ein echtes, richtiges Turnier. Das war der perfekte Anlass, um seine Familie zu treffen und einen Tag im Diesseits zu verbringen. Das war die optimale Abwechslung. Und vielleicht konnte er ja sogar seinen Bruder mitnehmen. Da würden aber alle dumm aus der Wäsche gucken. Ob Enma Daio das wohl zulassen würde? Na, warum eigentlich nicht? Goku würde schließlich die Verantwortung für Radditz übernehmen und auf ihn aufpassen.
»Das wird ein Fest! Oh, Junge! Ich freu mich, wie ein Schneekönig!«, dachte Goku aufgeregt und ging im Kopf schon mögliche Kampfpaarungen im Turnier durch und fragte sich, welcher seiner Freunde noch teilnehmen würde.
„Son Goku?"
Die tiefe Stimme des Herrn der Unterwelt riss den Saiyajin aus seinen euphorischen Gedanken. Er sah auf und blickte Enma Daio an, in der Erwartung, dass dieser die Seelen seines Bruders und seiner Eltern hatte ausfindig machen können.
Doch das Gesicht des Gehörnten sah alles andere als vielversprechend aus. „Ich... Ich hätte diese ganzen Unterlagen schon viel früher kontrollieren müssen...".
„Wieso? Was... Was ist denn los?", wollte Goku sofort wissen, den die Aussage des Größeren stutzen ließ.
„Na, irgendein Wichtigtuer hat sich wohl mal wieder mit den Dragonballs einen Spaß erlaubt".
Ein fragender Blick von Goku folgte, der nicht verstand, worauf der Herr der Unterwelt hinauswollte.
Seufzend blickte Enma Daio erneut auf seinen dicken Ordner, den er nun schlussendlich zuschlug. „Von deinem Volk ist keine einzige Seele mehr in der Hölle".
„Was?! Ich verstehe nicht ganz...".
„Ganz einfach. Irgendjemand hat alle Saiyajin wieder lebendig gemacht... Und das schon vor gut zwei Jahren".
Gokus Mund blieb offen stehen. Was? Wer? Wie? Warum? Er verstand das alles nicht. „Aber... Mein Bruder...?"
„Radditz und deine Eltern, die im übrigen Bardock und Gine heißen, sind ebenfalls wiederbelebt worden".
Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in dem Saiyajin breit. Sein Herz schlug auf einmal viel schneller, ihm wurde heiß und er begann zu schwitzen.
Seine Familie lebte...? Aber wer hatte sie wiederbelebt? War das etwa...? Hatte Vegeta sie wieder ins Leben geholt? Nein. Das konnte er sich nicht vorstellen. Vegeta hatte niemals diesen Wunsch geäußert. Er hatte sich doch nie offenkundig um seine Artgenossen geschert. Und wenn er überhaupt mal über andere Saiyajin gesprochen hatte, dann eher abfällig.
Das konnte er sich nicht vorstellen! Aber wer konnte das schon so genau sagen? Immerhin hatte er sich selbst auch ziemlich verändert, seitdem sein Affenschwanz nachgewachsen war. Vielleicht hatte Vegeta auf einmal Gelüste entwickelt, die nur ein Saiyajin...
Verdammt, darüber wollte er doch gar nicht nachdenken!
Das alles ergab überhaupt keinen Sinn! Warum sollte er dann das gesamte Volk wiederbeleben? Wollte er etwa wieder ein richtiger Prinz sein? Wollte er herrschen...?
Goku schüttelte seinen Kopf. Er würde allein keine Antwort auf diese Fragen finden. Er musste sofort zurück zu Meister Kaio! Das war der einzige Weg, um auf die Schnelle an Antworten zu kommen.
Perplex und völlig überfordert mit dieser Information, die sein Herz so unkontrolliert schlagen ließ, bedankte er sich noch bei Enma Daio und machte ein Treffen mit Uranai Baba aus, um rechtzeitig für das Turnier auf der Erde zu sein. Spätestens dann würde er Antworten bekommen.
Anschließend teleportierte er sich sofort zurück zu dem Kaio des Nordens, bei dem er die letzten sieben Jahre verweilt hatte.
~
Zurück bei seinem Meister berichtete Goku aufgeregt von seinen Erkenntnissen und seinen vielen Fragen. Alles sprudelte aus ihm heraus. So hibbelig hatte der rundliche Kaio seinen Protegé noch nie erlebt. Da ihm bewusst war, wie wichtig es dem Saiyajin war, jetzt sofort Antworten zu bekommen, reckte Meister Kaio seine Antennen nach vorn und versuchte den Aufenthaltsort der Saiyajin zu lokalisieren.
Die vielen Minuten, die das göttliche Wesen brauchte, vergingen für Gokus Empfinden viel zu langsam. Er war kaum in der Lage stillzustehen, rieb seine Hände nervös gegeneinander und konnte es nicht abwarten, endlich eine Antwort zu erhalten. Wo konnten sich die Saiyajin nur aufhalten? Warum waren sie wiedererweckt worden? Und von wem? Und warum hatte ihm niemand vorher Bescheid gegeben?
Endlich reagierte der Kaio mit einem deutlichen Zucken.
„Und? Na, sag schon! Wo sind sie?!", wollte der Saiyajin aufgeregt wissen.
„Natürlich dort, wo ich zuletzt nachgesehen habe...".
„Und das wäre?"
„Auf eurem alten Heimatplaneten".
Goku verengte irritiert seine Augen. Hatte Vegeta ihm nicht mal erzählt, dass... „Hä? Aber der Planet...".
„...dürfte eigentlich gar nicht existieren", setzte Meister Kaio den Satz seines Schülers fort. „Da hat sich wohl jemand sehr große Mühe gegeben, das Volk der Saiyajin zurückzubringen...".
„Du meinst, jemand hat sich mithilfe der Dragonballs den Planeten der Saiyajin zurückgewünscht?"
„Sieht ganz so aus...".
„Aber wer könnte das gewesen sein?"
„Ist dein Artgenosse Vegeta nicht sogar der Prinz eures Volkes? Ist es nicht möglich, dass er diese Wünsche geäußert hat?"
Darüber hatte Goku auch schon nachgedacht, aber irgendwie ergab das in seinem Kopf keinen Sinn. So, wie er Vegeta kannte, war ihm das nicht zuzutrauen. Aber wer sonst hätte einen Vorteil davon?
Das grübelnde Gesicht seines Schülers bewegte den Kaio dazu, noch einmal expliziter nachzufragen: „Willst du ihn nicht fragen? Du kannst durch mich doch mit ihm sprechen".
Das war dem gutherzigen Saiyajin nur allzu bewusst. Er hatte sowieso vorgehabt, Kontakt mit der Erde aufzunehmen, aufgrund des Turniers. Aber eigentlich wollte er mit seinem Sohn sprechen...nicht mit Vegeta. Ein Gespräch mit Vegeta... Das würde nur im Chaos enden und der stolze Prinz würde sicherlich nicht besonders positiv auf ihn reagieren. Nach all dem, was zwischen ihnen geschehen war, was noch zwischen ihnen stand und wie viel Zeit vergangen war...
Goku wurde bei dem Gedanken daran ganz flau im Magen. Nein – Vegeta würde er sicher nicht kontaktieren. Zwar freute er sich auch darüber, ihn wiederzusehen, aber ein vorsichtiges Anschmachten aus der Ferne während des Kampfsportturniers war wohl sicherer als ein Gespräch über diese Distanz hinweg, bei dem sie sich nicht einmal sehen konnten. Das barg zu viele Risiken. Vegeta war ohnehin nicht leicht zu lesen. Wenn er seine Mimik nicht sehen konnte, war es nur umso schwieriger.
„Son Goku?", fragte Meister Kaio erneut, seinen nachdenklichen Schüler skeptisch musternd. So in Gedanken versunken war er doch sonst nicht.
Der Angesprochene schüttelte sich kurz und lächelte seinen Lehrmeister verschämt an. „Ach, weißt du... Vegeta ist immer so launisch und genervt, wenn ich mit ihm rede. Ich glaube, ich frage lieber Son Gohan. Mit ihm wollte ich sowieso noch sprechen. Uranai Baba hat mir von einem Turnier auf der Erde erzählt und, dass ich für einen Tag ins Diesseits zurückkehren könnte".
„Oh, das sind ja erfreuliche Aussichten. Ja dann...". Der Kaio des Nordens drehte seinem Protegé den Rücken zu und bereitete sich darauf vor, ein Gespräch mit Son Gohan einzuleiten.
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