Kapitel 15
27.09.
04:21 Uhr
Ben saß schwer atmend mitten im Flur. Die hölzerne Wand hinter ihm war rau und kalt, aber das spürte er in diesem Moment nicht. Das schmerzhafte Pochen in seinem Oberschenkel war mittlerweile Taubheit gewichen. Er wusste nicht, was die Kugel auf ihrem Weg alles zerstört hatte. Muskeln, Knochen, Nervenbahnen? Sein Bein konnte er vermutlich vergessen. Sollte er diese Nacht wider Erwarten überleben, würde er sich mit dem Gedanken an eine Prothese anfreunden müssen.
„Ben?" Liam Payne kniete vor ihm. Er blickte zu ihm auf. Nur am Rande nahm er war, dass Malik und Styles die Situation unschlüssig verfolgten. „Du siehst nicht so gut aus."„Hatte schon mal bessere Tage." Die Worte waren nur noch ein leises Nuscheln. Er hatte zu viel Blut verloren. „Was tust du hier? Wieso haben die dich mitgenommen?", fragte Payne mit einer viel zu ruhigen Stimme. Der Mann schien so gar nicht in diese Welt zu passen. Er war so... nett? Beinahe hatte Ben das Gefühl, alles würde wieder gut werden.„Du wirst lachen, aber ich wollte genau hierher."„Hier?" Kurz sah Liam sich zu seinen Kollegen um.„Malik."
Bens Blick wanderte zu dem schwarzhaarigen Mann, der wenige Meter entfernt vor ihm stand und ihn jetzt fragend musterte. Endlich. Er war so weit gekommen. Er musste nur noch reden. Doch die Worte schienen so weit weg zu sein. Seine Zunge fühlte sich zu schwer an, um auch nur ein hilfreiches Wort zu formen.
„Ich muss..." Ben holte einen tiefen Atemzug, versuchte Klarheit in seine nebligen Gedanken zu bringen. „Bitte. Hör mir zu. Ich flehe dich an."
„Das hat noch kein Bulle zu mir gesagt", antwortete Zayn mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Du kennst ihn?", fragte Harry leicht verblüfft.
„Nicht persönlich. Ich habe sein Gesicht in einer der Akten gesehen, die Louis mitgebracht hat. Aber erst als er gerade seinen Namen gesagt hat, hat es Klick gemacht. Ben Stevenson. Kommissar im hiesigen Polizeipräsidium, steile Karriere und immer auf eine humane Lösung bedacht. Im weitesten Sinne verdanken ihm ein paar unserer Männer ihr Leben."
Bens Lippen zuckten zu einem schwachen Lächeln und er nahm einen weiteren rasselnden Atemzug „Ex-Kommissar. Ansonsten top."
„Bist du auf die dunkle Seite übergelaufen?", grinste Harry zurück und verschränkte die Arme locker vor seiner Brust.
„Das hört sich viel cooler an als es ist. Ich habe schon lange versucht..." Er stockte. Ihm wurde wieder schwindelig, seine Sicht verschwamm zunehmend. Nicht jetzt. Nicht, wo er so kurz vorm Ziel war. Er kniff seine Augen zusammen, holte noch einmal Luft und versuchte sich wieder zu sammeln. Außer Atem sprach er weiter. „Ich wollte euch warnen. Die Police Departements wollen alles zerstören, jeden noch so kleinen Dieb hinter Gitter bringen und die großen am besten gleich in die Luft sprengen."
„Da bist du ein wenig zu spät, Kollege", unterbrach ihn Harry. „Das haben wir selber bemerkt."
„Ich weiß." Ben schüttelte kurz seinen Kopf, beinahe enttäuscht von sich selbst. „Aber ich bitte euch. Kommt zurück. Sobald sich der Staub gelegt hat, kommt zurück. Diese Stadt kann nicht ohne euch überleben. Eure Geschäfte sind es, die alles am Laufen halten. Nur das will keiner einsehen."
„Jetzt verstehe ich auch das ‚Ex'-Kommissar", schalt sich Liam dazwischen.
„Mir wollte keiner glauben. Ich bin als Verrückter hingestellt worden."
„Und du glaubst, wir stellen dich nicht als Verrückten hin? Wieso denkst du auch, du könntest uns davon überzeugen, hierher zurück zu kommen? In eine Stadt, die uns am liebsten in Fetzen reißen möchte? Nein, danke." Zayn schüttelte irritiert den Kopf. Wieso er ihm eigentlich so genau zuhörte, wusste er selbst nicht. Vielleicht wollte er dem Polizisten – Ex-Polizisten – in seinen letzten Minuten zumindest ein wenig seiner Verzweiflung nehmen. Und wieso er das tat? Vielleicht hatte in seinem Inneren doch ein wenig Menschlichkeit überlebt. Und die kämpfte sich jetzt ihren Weg nach draußen.
„Bitte. Ihr müsst. Ohne euch hat diese Stadt keine Chance."„Was kümmert uns die Stadt?"„Sicher nicht viel. Und das verstehe ich..." Ein Hustenanfall bebte durch Bens Körper. Er krümmte sich vor Schmerzen, rutschte ungehalten an der Wand entlang und lag schließlich seitlich auf den kalten Holzdielen. So hatte er Zayn Malik nicht gegenübertreten wollen.
Gepeinigt öffnete er wieder seine Augen, suchte nach dieser einen Person. Seiner letzten Hoffnung. Alles schien zu verschwimmen. Farben, Geräusche, Emotionen.„Aber mir bedeutet diese Stadt alles", presste er hervor. „Sie ist alles, was mir von meinen Kollegen noch bleibt. Sie waren meine Familie. Ich habe versagt, sie alle enttäuscht."
Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Nur ich bin übrig geblieben. Derjenige, der es am Wenigsten verdient hatte. Diese Stadt ist der einzige Grund, wieso sie noch nicht in Vergessenheit geraten sind. Und ich kann sie nicht mehr beschützen. Deswegen lege ich sie in eure Hände. Ich flehe euch an. Helft ihr."
Zayn sah unschlüssig zu seinen Kollegen. Harry und Liam blickten nicht weniger irritiert zurück. Wie verrückt das hier doch war. Noch vor vierundzwanzig Stunden hätte er einem Polizisten keine Sekunde seiner wertvollen Zeit geschenkt. Und jetzt stand er hier mit rasenden Gedanken und versuchte... ja, was versuchte er überhaupt? Wollte er wirklich ein Versprechen geben, das er nicht halten konnte, nur um die letzten qualvollen Momente eines Mannes zu lindern, der Minuten vom Tod entfernt war? Was war mit ihm passiert? Seine eigenen Worte hallten anklagend in seinen Kopf wider. ...für den kehren wir nicht um. Und erst recht nicht für einen Kommissar.
Oder?
Zayn hatte seine Entscheidung getroffen.
„Ben? Wir..." Sein Blick blieb an dem Mann hängen. Dieser lag immer noch auf dem Boden, die Augen geschlossen. Regungslos. Liam berührte ihn an der Schulter. „Ben?"
Keine Reaktion. Er schüttelte ihn. „He. Aufwachen!"
Doch Ben bewegte sich nicht mehr. Liams Finger fuhren seinen Hals entlang, tasteten nach einem Puls. Vergeblich.
***
27.09.
04:30 Uhr
„Ni, komm schon. Wir müssen weiter."Louis hatte es tatsächlich geschafft, Niall soweit zurück ins Bewusstsein zu schütteln, dass dieser nun halb auf ihn gestützt in Richtung Ausgang stolperte. Sie konnten gerade so aufrecht gehen, aber der Gang war so eng, dass sie mit jedem Schritt an den Wänden links und rechts von ihnen entlangschrammten. Sollte jemand im Inneren des Gebäudes an der anderen Seite besagter Wand stehen, würde er sie sicher hören.
Wie Niall in seiner derzeitigen Verfassung überhaupt noch laufen konnte, war auch eine Frage, die Louis brennend interessierte, mit der er sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht beschäftigen konnte.
Es grenzte an ein Wunder, dass keine der umherfliegenden Kugeln die Schranktür durchlöchert und sie ins Jenseits befördert hatte, bevor sie um den Sprengsatz herum geklettert und hinter der nächsten schützenden Abzweigung verschwunden waren. Und an das 'wie' verschwendete Louis auch keinen Gedanken. Wichtig war jetzt nur, hier lebend herauszukommen. Wenn Zayn erfuhr, dass Niall unter seiner Aufsicht etwas zugestoßen war oder er so kurz vor dem Ziel noch abkratzte, würde dieser ihn eigenhändig erwürgen. Und dagegen würde selbst Harry nichts ausrichten können.
„Ich wusste gar nicht, dass du dich so um Leute sorgen kannst", murmelte Niall. Er schien all seine Konzentration darauf verwenden zu müssen, nicht zusammen zu klappen.
„Ist nur temporär", grinste Louis ihn an. „Du kennst mich doch. Am Ende bin ich nur auf meinen eigenen Vorteil aus."
Aber irgendwo in seinem Inneren erkannte er die Lüge in dieser Aussage. Und er verfluchte sich dafür.
„Ich kann's gar nicht erwarten, das den anderen zu erzählen." In Nialls Stimme schwebte ein amüsierter Unterton mit und ein Grinsen schlich sich für einen kurzen Moment auf seine Lippen. „Louis Tomlinson, der eiskalte Killer, ist in Wahrheit ein richtige Softie."
Louis blieb abrupt stehen, als seine Gedanken einen ebenso abrupten Halt machten. Dann verdrehte er nur kurz die Augen und versuchte, seine Stimme so drohend wie möglich klingen zu lassen.
„Untersteh dich." Aus irgendeinem undefinierbaren Grund waren das aber die einzigen zwei Wörter, die seinen Mund verließen.
Niall fing an zu lachen, krümmte sich im nächsten Moment aber vor Schmerzen und sackte in sich zusammen. Louis, der nicht mit dieser Bewegung gerechnet hatte, verlor das Gleichgewicht und in einem Haufen aus verworrenen Gliedmaßen gingen die beiden im engen Gang zu Boden.
„Verdammt nochmal, Niall", stieß Louis hervor, als er versuchte, seine Arme und Beine aus ihren Verknotungen zu lösen, ohne dabei Niall einen Tritt gegen den Kopf zu verpassen. Aber als einzige Antwort bekam er nur ein gequältes Stöhnen. „Niall! Was ist passiert?" Die Frage danach, ob er okay war, sparte Louis sich. Er musste den Mann neben sich nur kurz ansehen, um zu erkennen, dass definitiv nichts okay war.„Ich hab das Gefühl, ich hab mir Sachen gebrochen, die man sich gar nicht brechen kann", presste Niall hervor. „Lass mich doch einfach hier. Ohne mich bist du..."„Bist du des Wahnsinns? Ich lass dich nicht hier. Zayn köpft mich! Ohne dich bin ich tot."„Gut zu wissen, dass das deine einzige Motivation ist", nuschelte Niall und ließ es über sich ergehen, als Louis ihn wieder auf die Beine zog. Jede Zelle in seinem Körper schmerzte und seine Gedanken waren ein heilloses Chaos. Aber dieser eine Name war mit einem Mal wie ein Mantra. Zayn. Zayn. Und plötzlich brachen Erinnerungen über ihn herein. Zayns Plan, unterzutauchen. Zayn, der mit ihm verschwinden wollte. Nur mit ihm allein. Zayn, der gleichzeitig an seinem Kodex festhielt. Zayn, der für niemanden umkehren wollte. Zayn, der doch zurückgekommen war. Für ihn.
Ein bekanntes flattriges Gefühl gesellte sich zu den brennenden Schmerzen in seiner Brust. Es machte den nächsten Schritt ein klein wenig leichter. Louis sagte etwas zu ihm, aber der Sinn hinter seinen Worten kam nicht bei ihm an. Er hörte die Worte, blickte in Louis' besorgtes Gesicht und ließ sich einfach weiterziehen. Er merkte sofort als der Rand seines Bewusstsein anfing zu verschwimmen, konnte aber nichts dagegen tun. Es war wie die Welle eines Tsunamis, die man am Horizont sah. Bei der man wusste, dass man ihr nicht entkommen konnte. Er bekam gerade noch so mit, dass sie das Ende des Geheimganges erreichten. Dann versagte sein Wille, bei Bewusstsein zu bleiben. Dass er Louis ein zweites Mal mit sich zu Boden riss und dieser daraufhin mit Flüchen um sich warf, bekam er gar nicht mehr mit.
***
27.09.
04:31 Uhr
"Was machen wir mit ihm?", fragte Liam, der immer noch neben Bens leblosen Körper kniete. Harry drehte sich kurz zu den beiden toten Schlägern hinter ihnen um. "Ich meine... es ist jetzt nicht so, dass er groß auffallen würde."Zayn presste sich seine Finger gegen die Schläfen und schüttelte innerlich den Kopf über Harrys Wortwahl. "Louis färbt viel zu viel auf dich ab", murmelte er. "Keine Zeit für Diskussionen. Wir lassen ihn hier. Er ist tot."Gerade als Liam aufstehen wollte, lenkte ein leises Vibrieren seine Aufmerksamkeit zurück auf den Toten. Er sah an Ben hinunter.„Leute, hört ihr das?", fragte er in die Runde.„Das wird sein Handy sein. Lass es einfach", meinte Harry, als er sich schon in Richtung Ausgang drehte. „Er hat es nicht einmal leise gestellt."„Wartet doch. Vielleicht können wir irgendwelche Informationen aus dem Menschen am anderen Ende der Leitung bekommen."„Du und deine Schachtelsätze...", begann Harry, aber da hatte Liam das Handy schon ausfindig gemacht und tippte auf das grüne Symbol, um den Anruf entgegenzunehmen. Nur unverständliches Rauschen erreichte ihre Ohren, bis Liam den Lautsprecher betätigte und eine metallen klingende Stimme die Stille in ihrem ehemaligen Hauptquartier durchdrang.
„...Ben! Gott sei Dank! Wir dachten, du bis tot." Die Stimme eines Mannes am anderen Ende der Leitung klang etwas außer Atem, aber ehrlich erleichtert. Liam öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde von der Stimme aber gleich wieder abgeschnitten. „Ich weiß, ich weiß, du hast gesagt, nur im allergrößten Notfall auf deinem Handy anrufen. Aber es ging nicht anders. Du bist auf deinem Walkie-Talkie nicht mehr erreichbar. Wir stehen in der Parallelstraße vom Präsidium. Und wir konnten das nächste Ziel ausfindig machen. Die haben herausgefunden, wo Malik sein Hauptquartier hat. Das ist als nächstes dran. Konntest du sie warnen? Egal. Nicht so wichtig. Wo bist du? Wir kommen dich holen."
Liam tauschte einen alarmierten Blick mit Harry und Zayn aus. „Hier?" Seine Stimme war beinahe nur ein Flüstern. „Wann?"„Das wissen wir nicht genau, aber ich vermute noch vor Sonnenaufgang. Wir..." Die Stimme stockte. „Ben? Ben, bist du das?"„Es tut mir aufrichtig leid", antwortete Liam, jetzt mit fester Stimme. „Ben Stevenson ist tot. Er konnte uns noch seine Nachricht überbringen. Vielleicht ist das wenigstens ein kleiner Trost. Ihr findet ihn im Malik Hauptquartier, wenn es noch nicht zu spät ist. Er hat ein anständiges Begräbnis verdient."„Aber ich... Ben. Nein. Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist." Die Stimme an anderen Ende der Leitung war plötzlich ganz leise aber tonnenschwer mit Emotionen. Zayn konnte die Tränen beinahe durch das Telefon hindurch hören.„Vielen Dank für die Informationen", fügte Liam noch kurz an. Dann legte er auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Für ein paar Sekunden herrschte Stille, in der Harry und Zayn Liam anstarrten und versuchten das einzuordnen, was sich gerade abgespielt hatte. Dann setzte Zayn sich ohne ein Wort in Bewegung und kehrte der Szene hinter sich den Rücken.
Liam stand auf, seine Gitarrentasche fest in der linken Hand. Er fing Harrys unidentifizierbaren Blick auf.
„Was ist?"
„Du klingst wie ein Bestatter", bemerkte Harry trocken.
„Sind wir das nicht alle irgendwie?"
„Ja schon, aber - so genau hab ich mir das noch gar nicht überlegt - aber du weißt, was ich meine. Der professionelle Tonfall und alles."
„Vielleicht bin ich das nebenberuflich ja", meinte Liam noch und wandte sich dann zum Gehen. Er wollte nicht länger als nötig hier sein. Wenn man Bens Kontakt Glauben schenkte, würde das Gebäude um sie herum nicht mehr lange stehen.
„Das wäre ziemlich perfide", bemerkte Harry und folgte ihm.
„Das sagt ausgerechnet derjenige, der in einem Kindergarten arbeitet." Mit einem vielsagenden Blick, sah Liam zu seinem Kollegen, der kurz seinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, ihn aber gleich darauf wieder schloss. Dagegen hatte er kein Argument.
„Moment, stopp." Plötzlich blieb Harry wie angewurzelt stehen. Er tastete seine Taschen ab, suchte etwas. Sein Ausruf hatte auch Zayn innehalten lassen. „Ich muss nochmal zurück. Ich glaube, ich habe etwas verloren."
„Etwas verloren? Deinen Verstand vielleicht?", rief Zayn ihm von der Tür aus zu, die er mittlerweile erreicht hatte. „Der Laden hier fliegt uns gleich um die Ohren. Bist du sicher, dass es so wichtig ist?" Und nicht zum ersten Mal diese Nacht wunderte sich Zayn, wieso er sich überhaupt kümmerte. Was wurde aus seinem Kodex, aus den Masken, die jede Emotion schluckten?
Der Blick, mit dem Harry ihn ansah, verriet nicht viel. Nur, dass es ihm ziemlich wichtig sein musste.
„Geht ohne mich. Ich bin gleich da."
„Ich hatte tatsächlich auch nicht vor, zu warten", meinte Liam mit einer nach oben gezogenen Augenbraue und ließ ihn mitten im Gang stehen.
Wenigstens einer, der in den letzten Stunden nicht komplett weich und emotional geworden war, dachte Zayn. Soldaten konnten ersetzt werden. So auch die Mitglieder seiner Gang. Ein Teil von ihm hoffte das zumindest. Mit einem letzten Blick auf Harry, der gerade in der Küche verschwand, drehte Zayn sich zur Tür um und trat nach draußen in die nicht mehr ganz so dunkle Nacht. Kalte Luft empfing ihn. Er fröstelte, widerstand aber dem Drang, seine Arme um sich zu schlingen und beschleunigte stattdessen seine Schritte. Je schneller sie von diesem vermaledeiten Ort wegkamen, desto besser.
Liam tauchte neben ihm auf. „Dritter Ausgang. Ich hab Ann dort hin beordert."„Gut." Mehr traute Zayn sich nicht zu sagen. Wer wusste schon, was über seine Lippen kommen würde. Nach allem, was er in der vergangenen Nacht erlebt hatte, würde er definitiv an seinen Emotionen arbeiten müssen. Vor allem an denen, die mit dieser einen Person verflochten zu sein schienen. Niall. Wenn er und Louis schnell genug gewesen waren, müsste er die beiden schon hinter der nächsten Ecke sehen.
Als seine Beine ihn über den immer noch nassen Asphalt trugen, bemerkte er, dass sich ein beängstigend großer Teil in seinem Inneren zu Wort meldete. Diese Emotionen, die jetzt wie Wellen an einen Strand schwappten, flehten ihn beinahe an, sie nicht wieder zu vergraben, sondern sich ihnen hinzugeben. Und auch wenn er damit zu prahlten gepflegt hatte, vor nichts Angst zu haben, wurde ihm bei dem Gedanken daran schlecht. Er hatte fast sein ganzes Leben damit verbracht, Gefühle in Schach zu halten, nichts an die Oberfläche kommen zu lassen, immer kalt und kalkulierend zu sein. Und jetzt sollte er all das aufgeben?
Und gleichzeitig stieg ein warmes Gefühl in ihm auf, als er sich erlaubte, sich für wenige Sekunden diesem Wunsch hinzugeben.
Niall.
Wie ging es ihm?
In diesem Moment umrundeten er und Liam die letzte Ecke, die sie zu einem der versteckten Ausgänge führte und das erste, was seine Augen erblickten, waren die blonden Haare eines am Boden liegenden jungen Mannes. Sein Herz setzte einen Schlag aus und seine Brust fühlte sich an wie im freien Fall. Als würde er mitsamt seinen Gefühlen in eine unendliche Tiefe stürzen.
***
Hallo! Ich geh jetzt mal nicht darauf ein wie lange das letzte Update schon her ist. Das ignorieren wir an dieser Stelle einfach.
Aber ich freue mich, wenn es doch noch Leute gibt, die zu diesem Kapitel gefunden haben. Hii. Ihr habt meinen größten Respekt :))
Liebe Grüße aus meiner Schreibwerkstatt und hoffentlich bis bald im nächsten Kapitel.
xxx
~moontosun~
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