Prolog
Es war schwer ihr Kind zurück zu lassen. Aber sie konnte es auch nicht ertragen, ihr Baby selbst um zu bringen. Durch ihren Mann war die Welt bei ihr einfach nicht mehr sicher. Er war kriminell und hatte genug Feinde, die alles daran setzen würden ihn leiden zu sehen oder ihn gleich umbringen würden.
Das Baby schlief. Der Kleine hatte bereits jetzt die Gesichtszüge seines Vaters, was der Frau es noch schwerer machte. Sie schluchzte leise und ihre Kehle brannte. Sie hoffte, dass der Kleine gefunden wird und dass er jemanden bekommt, den er lieben kann. Natürlich hätte sie gleich zum Jugendamt gehen können, aber sie selbst hatte keine guten Erfahrungen damit. Auch wenn es ihr schwer fiel, sie wusste, dass hier am Wegesrand viele Menschen vorbei kamen, um einen Spaziergang zu machen. Sie hatte sogar bereits ein geeignetes Pärchen beobachtet, die täglich ihre Runden hier gingen. Dennoch hatte auch sie die Gerüchte der Wölfe gehört, die sich hier eingenistet haben sollten.
Bei dem Gedanken durchfuhr ihr ein Schaudern, aber so ganz traute sie der Sache nun doch nicht. Schon viele Gerüchte wurden in die Welt gesetzt ohne dass sie der Wahrheit entsprachen.
Sie begutachtete ihr Kind, er hätte Elliot heißen sollen. Vielleicht bekommt er ja irgendwann einen anderen Namen und lernt Fußball spielen oder Baseball, überlegte sie mit Tränen in den Augen. Die blauen Augen strahlten sie an und er lächelte zufrieden, als seine Mutter ihm über den Kopf streichelte. Der Kleine lag in einer weißen Decke eingehüllt in ihre Arme. Darunter trug er einen blauen Strampler mit einem Elefanten drauf.
Es war schon lange dunkel und das einzige Licht strahlte der Mond aus, der nicht nur dir kleine Familie anstrahlte, sondern auch den riesigen Wald, der an dem Weg angrenzte.
Es wäre ein schönes Bild gewesen, hätte man den Grund für das Dasein des Kindes und der Mutter nicht gekannt. Es war sehr still rundherum, bis auf die Bäume und Pflanzen, die im leichten Wind hin und her schaukelten. Auch die Luft roch nach Natur. Mittendrin die weinende Mutter mit dem Baby im Arm.
Nun fing auch das Baby an zu schreien und wollte nicht mehr aufhören.
Für dessen Mutter bedeutete dies langsam zu gehen.
Zu Hause würde sie ihr Mann erwarten, der sobald sie kommen sollte, mit ihr abhauen wollte. Anfangs war die Frau überhaupt nicht begeistert davon, ihren Sohn allein zurück zu lassen und mit ihm abzuhauen.
Ihr Mann kam gerade aus dem Gefängnis und hatte sein Kind sowieso noch nie gesehen. Aus dem Gefängnis bedeutete für ihn, zu fliehen, so schnell er konnte. Er hatte sich einfach überall Feinde gemacht, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte.
Er bestand darauf sein Kind sowieso nicht zu sehen, bevor er seine Entscheidung noch ändern konnte. Bevor er das Kind selbst in Gefahr bringt.
Dass alles beschloss er, bevor er ins Gefängnis musste, als seine Frau noch Hochschwanger war. Er drohte damit, sie nicht mehr beschützen zu können, sie zu verlassen oder seine kriminellen Freunde auf das Kind zu hetzten.
Sie wusste, er meinte es nur gut. Vielleicht macht Liebe auch nur blind, überlegte sie sich manchmal. In den letzten Monaten hatte sie das Baby jedoch lieben gelernt und sie wünschte sich jeden Tag mehr, dass es einen anderen Weg geben würde.
Jetzt war es soweit. Wahrscheinlich sah sie ihr Kind das letzte mal.
Plötzlich klingelte ihr Handy und sie erschrack. Als sie aufs Display sah, wurde ihr noch mulmiger zu mute. Sie ging ran und ihr Mann befahl ihr, sofort zu kommen. Sie legte auf und für einen kurzen Moment war sie froh seine Stimme nicht mehr hören zu müssen.
Sie war nicht gläubig, dennoch betete sie neuerdings jeden Tag für ihren Sohn und dafür, dass alles gut wird.
Da fiel ihr ein, dass sie noch etwas von zu Hause mit hatte. Einen Schnuller und ein Kuscheltier, ein kleiner Wolf, der ihn beschützen sollte. Sie holte die zwei Sachen aus ihrer Tasche, steckte den Schnuller an seinen richtigen Platz und das Kuscheltier und das Tuch in die Arme des Jungen, sodass es nicht rausfallen konnte. Mit dem Schnuller schlief er sofort ein.
Anschließend küsste die Mutter ihn noch ein letztes mal auf den kleinen Kopf. Sie legte das Baby am Rande des Weges, betete nocheinmal und verschwand ohne sich umzudrehen.
Hätte sie sich umgedreht, hätte sie vielleicht den tierähnlichen Schatten gesehen, der um die Büsche schlich...
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